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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 27. September 2018

ELIZABETH HARVEST (2018)

Regie und Drehbuch: Sebastian Gutierrez, Musik: Rachel Zeffira
Darsteller: Abbey Lee, Ciarán Hinds, Carla Gugino, Matthew Beard, Dylan Baker
Elizabeth Harvest (2018) on IMDb Rotten Tomatoes: 52% (5,9); weltweites Einspielergebnis: $0,005 Mio.
FSK: 16, Dauer: 109 Minuten.
Die junge und schöne Elizabeth (Abbey Lee, "Der dunkle Turm") hat gerade erst den deutlich älteren Henry (Ciáran Hinds, "Die Frau in Schwarz") – genialer, mit dem Nobelpreis geehrter Wissenschaftler – geheiratet und kommt nun mit ihm in seinem abgelegenen, hochmodernen Anwesen in den Bergen an. Empfangen werden die Frischvermählten von zwei Bediensteten, der Haushälterin Claire (Carla Gugino, "Sin City") und dem jungen Oliver (Matthew Beard, "The Imitation Game"), der sich als blind herausstellt. Elizabeth ist ein wenig eingeschüchtert von dem großen Haus, dessen Türen per Fingerabdruck-Scan geöffnet werden, außerdem fragt sie sich insgeheim, was ein brillanter Mann wie Henry eigentlich mit einer so einfachen Person wie ihr anfangen will. Als Henry ihr bei seiner Führung durchs Haus einschärft, einen bestimmten Raum keinesfalls zu öffnen, weckt das wenig überraschend ihre Neugier. Und weil Henry am folgenden Tag beruflich unterwegs ist, kann sie der Versuchung nicht widerstehen …

Kritik:
Alex Garlands "Ex Machina" war einer der besten, intelligentesten und originellsten Filme des Kinojahres 2015: ein in einem hypermodernen, abgelegenen Anwesen eines wissenschaftlichen Genies angesiedeltes Kammerspiel, das einerseits wunderbar als Thriller mit SciFi-Elementen funktioniert, sich andererseits aber auch clever, sogar philosophisch Themen wie menschlicher Identität widmet. Angesichts der Prämisse von "Elizabeth Harvest" möchte man vermuten, daß es sich um ein typisches Nachahmer-Produkt handelt, jedoch hatte der venezolanische Autor und Regisseur Sebastian Gutierrez ("Rise: Blood Hunter") die Idee zu "Elizabeth Harvest" Jahre vor dem Erscheinen von "Ex Machina", als eine Inspirationsquelle nennt er das französische Volksmärchen "Blaubart". Dennoch war Garlands Film entscheidend für die Realisierung von "Elizabeth Harvest", dessen Finanzierung Gutierrez nämlich erst im Zuge des Erfolgs von "Ex Machina" sichern konnte. Ob das nun positiv zu bewerten ist, darüber kann man streiten, denn "Elizabeth Harvest" überzeugt zwar in vielen Elementen, fällt inhaltlich aber nach einem starken Auftakt mindestens ebenso stark ab.

Zu Beginn ist man als Zuschauer noch beeindruckt von der verträumt-mysteriösen, zugleich rätselhaften und dezent erotischen Atmosphäre, die vor allem über die elegante Kameraarbeit von Cale Finot ("Elektra Luxx") vermittelt wird, aber ebenso über die mal dramatische und mal verspielte, stets sehr melodische Musik von Rachel Zeffira ("The Duke of Burgundy") immer wieder unterstützt durch klassische Musik etwa von Erik Satie, die Henry an seinem Klavier spielt. Obwohl in dem in Kolumbien gedrehten "Elizabeth Harvest" also alles traumhaft schön aussieht und klingt, kann man sich von Anfang an nicht des Eindrucks erwehren, daß hier irgendetwas nicht stimmt. Claires distanziertes Verhalten Elizabeth gegenüber, aber auch die latent bedrohliche Aura des gerne in Bösewicht-Rollen besetzten Ciáran Hinds lassen einen nur darauf warten, daß etwas Schlimmes passiert. Das geschieht dann auch, nachdem Elizabeth das verbotene Zimmer öffnet; allerdings nicht so, wie man denkt. Diese erste Überraschung gelingt Sebastian Gutierrez richtig gut, sie kommt in der Tat unerwartet und ist effektiv in Szene gesetzt. Bedauerlicherweise stellt sich jedoch heraus, daß es lediglich die erste von mehreren vermeintlich spektakulären Wendungen ist, deren Qualität und Glaubwürdigkeit relativ konstant abnehmen, bis sie irgendwann eher unfreiwillig komisch wirken als schockierend.

Dazu kommt, daß "Elizabeth Harvest" bald der berühmt-berüchtigten Erkläreritis anheimfällt. Zieht der erste Akt seine Stärke aus seiner dialogarmen Rätselhaftigkeit, wird mit zunehmender Spieldauer immer mehr Zeit darauf verschwendet, auch mittels diverser Rückblicke haarklein zu erklären, was genau zu Beginn passiert ist und wie und warum es passiert ist. Natürlich gibt es Zuschauer, die möglichst jedes Rätsel aufgelöst bekommen wollen, selbst die dürfte Gutierrez' langatmiges Vorgehen aber irgendwann langweilen. Wann das geschieht, hängt sicher davon ab, wie schnell man das große Kern-Mysterium der Story durchschaut. Mir war das (leider) ziemlich früh klar, weshalb die Langeweile ziemlich schnell einsetzte. Klar, im Detail gibt es trotzdem noch ein paar überraschende Enthüllungen, aber insgesamt kam mir das meiste arg vorhersehbar vor. Wenig hilfreich ist auch, daß sich Logik und Glaubwürdigkeit zunehmend verabschieden und dem Film im Gegensatz zu "Ex Machina" wenig bis gar nichts an einer tiefschürfenden Analyse seiner Themen gelegen ist. Das ist deshalb besonders schade, weil "Elizabeth Harvest" abseits des Inhaltlichen richtig gut gemacht ist und auch schauspielerisch zu überzeugen weiß. Der irische Haudegen Ciáran Hinds interpretiert seine undurchschaubare Genie-Rolle mit gewohnter Souveränität, auch an den Leistungen von Carla Gugino, Matthew Beard und Dylan Baker ("Selma") – der Henrys einzigen Freund, einen Polizisten, spielt – gibt es wenig zu bemängeln. Und die australische Hauptdarstellerin Abbey Lee, ein Ex-Model, das mit ihrem Kinodebüt in einer Nebenrolle in George Millers "Mad Max: Fury Road" gleich ihren Durchbruch als Schauspielerin schaffte, zeigt sich ihrer ersten Hauptrolle gewachsen, die ihr emotional einiges abfordert. Zu blöd, daß Sebastian Gutierrez' Drehbuch in der zweiten Hälfte den Leistungen der übrigen Beteiligten einfach nicht mehr gerecht wird.

Fazit: "Elizabeth Harvest" ist ein stimmungsvoller, gut besetzter Mystery-Thriller, der spannend beginnt, aber recht stark nachlässt und dann in seiner nicht immer schlüssigen Mitteilsamkeit tendentiell langweilt.

Wertung: 6 Punkte.

"Elizabeth Harvest" ist im Verleih von capelight pictures im Rahmen des Fantasy Filmfests in Deutschland zu sehen, einen Termin für die Heimkino-Veröffentlichung gibt es noch nicht.

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