Regie und Drehbuch: Shane Black und Anthony Bagarozzi,
Musik: John Ottman und David Buckley
Darsteller: Russell Crowe, Ryan Gosling, Angourie Rice, Matt
Bomer, Kim Basinger, Margaret Qualley, Keith David, Beau Knapp, Yaya DaCosta,
Lois Smith, Daisy Tahan, Jack Kilmer, Ty Simpkins, Murielle Telio
FSK: 16, Dauer: 116 Minuten.
Los Angeles, 1977: Holland March (Ryan Gosling,
"Drive") und Jackson Healy (Russell Crowe, "Das Versprechen eines Lebens") sind zwei private Ermittler, wie sie kaum unterschiedlicher
sein könnten. Während der großspurige, aber ziemlich schusselige March für Geld
so ziemlich jeden Auftrag annimmt, hat der ruppige Healy – der kein
lizenzierter Privatdetektiv ist und somit eher inoffizielle Jobs ausführt – ein
starkes Moralempfinden und nimmt sich am liebsten Stalker und ähnliche finstere
Gesellen handfest zur Brust. So kommt es, daß sie sich ausgerechnet durch
Healys Faust kennenlernen, denn die hübsche Amelia (Margaret Qualley,
"Palo Alto") fühlt sich von March verfolgt und beauftragt deshalb
Healy, ihn von ihr fernzuhalten. Tatsächlich führte jedoch auch March ein Job
auf Amelias Spur und als die spurlos verschwindet, tun sich
March und Healy notgedrungen zusammen, um das Mädchen aufzuspüren – dabei tatkräftig unterstützt
von Marchs halbwüchsiger, sehr gewitzter Tochter Holly (Angourie Rice,
"These Final Hours"). Die ganze Angelegenheit erweist sich jedoch als
deutlich komplizierter denn gedacht, denn in den Fall sind auch das
tödlich verunglückte Porno-Starlet Misty Mountains (Murielle Telio), der
Auftragskiller John Boy (Matt Bomer, "Magic Mike") und das
hochrangige Mitglied des Justizministeriums Judith Kuttner (Kim Basinger,
"L.A. Confidential") verwickelt …
Kritik:
Der 54-jährige Shane Black ist wahrscheinlich dem
durchschnittlichen Kinogänger kein großer Begriff. Dabei ist er einer
der vielseitigsten und erfolgreichsten Filmschaffenden in Hollywood, der seit
Jahrzehnten im Geschäft ist. Anfangs noch als Schauspieler unterwegs –
bekannteste Rolle: der US-Elitesoldat Hawkins, erstes Opfer der Titelfigur in
John McTiernans "Predator" –, machte er kurze Zeit später
dank seines Manuskripts zu Richard Donners "Lethal Weapon" Karriere
als Drehbuch-Autor. Es folgten in den 1990er Jahren weitere actionreiche
Drehbücher zu "Last Boy Scout", "Last Action Hero" und
"Tödliche Weihnachten", für die er Rekordgagen einstrich. Die
fertigen Filme reichten allerdings an den Kinokassen bei weitem nicht an den
großen "Lethal Weapon"-Erfolg heran. Vermutlich war das der Grund
dafür, daß Black nach der Jahrtausendwende erst wieder 2005 mit seinem günstig
realisierten Regiedebüt "Kiss Kiss Bang Bang" in Erscheinung trat.
Der kommerzielle Erfolg blieb zwar auch hier aus, doch die Kritiker feierten
die haarsträubende schwarzhumorige Actionkomödie, die dem bis dahin nach
diversen Drogenexzessen schon fast abgeschriebenen Hauptdarsteller Robert
Downey Jr. zu einem fulminanten Comeback verhalf, ohne das er wahrscheinlich
nicht drei Jahre später die Rolle als Tony "Iron Man" Stark erhalten
hätte. Zu Blacks Glück zeigte sich Downey dankbar und verhalf Black 2013 zu dem
Job als Regisseur und Autor von "Iron Man 3" – der Film wurde zwar
von den Fans nicht uneingeschränkt positiv aufgenommen, erwies sich aber als
Megahit und brachte Black somit endgültig zurück ins Spiel. Womit wir bei
"The Nice Guys" wären, in den Shane Black wieder einmal alle seine
Stärken und Markenzeichen einbringt: Zwei sich beständig kabbelnde
Protagonisten, gewitzte Dialoge, tiefschwarzer Humor und nicht zu wenig Action. Und
dieses Rezept funktioniert noch immer einwandfrei!
Dabei hält "The Nice Guys" nicht unbedingt,
was der Trailer verspricht. Denn es handelt sich nicht wirklich um die suggerierte
rasante Actionkomödie, eigentlich ist es eher ein klassischer 1970er
Jahre-Krimi mit Film noir-Anleihen á la "Chinatown", "Ein Fall für Harper" (auch wenn der von 1966 ist), "Die heiße
Spur" oder auch
"Shaft" – bloß daß es anstelle eines "Einsamer Wolf"-Helden
wie Jack Nicholson, Paul Newman, Gene Hackman und Richard Roundtree in den
genannten Filmen hier zwei ungleiche Partner gibt (zuzüglich vorlautem, aber
gewitzten Teenager-Anhang), wodurch der für Black typische gute Schuß
Buddy-Komödie hinzukommt. Nur ist dieses Element entgegen dem Trailer eben
nicht ganz so stark ausgeprägt wie in den Genreklassikern der 1980er Jahre in der
Art von "Nur 48 Stunden" oder Shane Blacks "Lethal Weapon" (wobei die Reihe ja eigentlich auch erst ab dem zweiten Teil so richtig in die Comedy-Richtung ging).
Stattdessen steht der Kriminalfall stärker im Zentrum, der sich immer weiter
auswächst und damit sogar an einen weiteren für die 1970er Jahre typischen
Filmtyp gemahnt: den Paranoiathriller á la "Klute", "Die drei
Tage des Condor" oder "Die Unbestechlichen" – nicht umsonst hat
einer der besten Dialoge des Films mit dem früheren, über die Watergate-Affäre
gestürzten US-Präsidenten Richard Nixon zu tun …
"The Nice Guys" erinnert also eher an Paul Thomas
Andersons 1970er Jahre-Krimikomödie "Inherent Vice" als an Blacks
"Kiss Kiss Bang Bang", wenngleich die Handlung hier bei weitem nicht
so durchgeknallt und skurril ist. Dafür setzt Black stärker auf
Situationskomik, wobei vor allem Gosling ungeahnte Comedy-Fähigkeiten und ein
hervorragendes Timing beweisen darf. Das soll nicht heißen, daß Crowe für
weniger Lacher sorgt, aber er ist eher der Typ, der mit Onelinern oder
reduziert, aber effektiv eingesetzter Mimik glänzt, wogegen Gosling
ausgiebig seine extrovertierte Seite ausleben darf. In der Kombination ergibt das
ein wunderbar lässiges, glänzend miteinander harmonierendes Hauptdarsteller-Duo,
dem das große Talent Angourie Rice – die mich schon in dem australischen
Endzeitfilm "These Final Hours" begeisterte – als absolut auf
Augenhöhe mit Crowe und ihrem Filmvater Gosling agierende Holly das
i-Tüpfelchen verpaßt. Was ein bißchen fehlt, ist ein furchteinflößender Bösewicht, der der ausgeklügelten Verschwörungsgeschichte ein Gesicht
verleiht. Matt Bomer gibt als John Boy zwar einen
sehr ordentlichen, wenn auch etwas comichaft wirkenden Fiesling ab, da aber von Beginn an klar ist, daß auch er nur Befehlsempfänger ist (wenn auch einer mit eigenen Untergebenen), fehlt die
ganz große Bedrohung. Und Kim Basinger erinnert als undurchsichtige
Staatsbedienstete zwar ein wenig an ihre OSCAR-prämierte Glanzrolle als Femme
fatale in "L.A. Confidential", hat aber zu wenig Szenen, um
nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Vermutlich ist dies Manko auch der
Grund dafür, daß der fast zweistündige Film sich im Mittelteil etwas zieht –
wofür aber das Finale furioso mehr als entschädigt, das mit ebenso
actionreichen wie (schwarz)humorigen Szenen und auch der ein oder anderen
unerwarteten Wendung glänzt. Wenngleich also das Drehbuch nicht perfekt ist, der
Soundtrack ruhig noch mehr 1970er Jahre-Hits umfassen dürfte und auch die
Figurenzeichnung gerne etwas mehr Feinschliff hätte vertragen können,
macht die $50 Mio.-Produktion als Hommage an das
im Vergleich zu heute deutlich storygetriebenere Actionkino der 1970er Jahre großen Spaß –
weshalb es umso bedauerlicher ist, daß die am Ende angedeutete Fortsetzung
(nicht in Form eines Cliffhangers, keine Sorge) angesichts eher mittelmäßiger
Einspielergebnisse wohl nicht (so schnell) zustandekommen wird. Dabei sind
Gosling und Crowe vor und hinter der Kamera ein echtes Traumpaar – wie jeder
bestätigen kann, der die beiden bei ihrem Interview-Marathon beim Filmfestival in Cannes erlebt hat.
Fazit: "The Nice Guys" ist ein sehr unterhaltsamer Mix aus Actionkomödie, Oldschool-Krimi und
Verschwörungsthriller, der mit cleverer Handlung, spritzigen Dialogen und
den drei prächtig harmonierenden Hauptdarstellern Russell Crowe, Ryan Gosling und Newcomerin Angourie Rice glänzt.
Wertung: 8 Punkte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger amazon.de-Bestellungen über einen der Links in den Rezensionen oder das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen.
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