Regie: Baz Luhrmann, Drehbuch: Stuart Beattie, Ronald
Harwood, Richard Flanagan und Baz Luhrmann, Musik: David Hirschfelder
Darsteller: Nicole Kidman, Hugh Jackman, David Wenham, Bryan
Brown, Brandon Walters, Jack Thompson, David Gulpilil, David Ngoombujarra,
Barry Otto, Ben Mendelsohn, Essie Davis, Yuen Wah, Jacek Koman, Bruce Spence
Wir schreiben das Jahr 1939: Die britische Aristokratin Lady Sarah Ashley
(Nicole Kidman, "Stoker") reist nach Australien, um auf der dort von
ihrem Mann bewirtschafteten Farm nach dem Rechten zu sehen. Doch als sie
ankommt, ist ihr Mann ermordet und Lady Ashley findet schnell heraus, daß der
Vorarbeiter der Farm, Neil Fletcher (David Wenham, "Der Herr der
Ringe"), in Wirklichkeit für den Rinderbaron Carney (Bryan Brown,
"Gorillas im Nebel") arbeitet und heimlich die besten Rinder der Farm
zu Carneys Herden bringt. Lady Ashley feuert Fletcher kurzerhand und entschließt
sich, gemeinsam mit dem raubeinigen Viehtreiber Drover (Hugh Jackman, "Les Misérables") und den verbliebenen Farmarbeitern – ein Säufer, ein
chinesischer Koch und einige Aborigines – die Viehherde nach Darwin zu treiben,
wo sie an die Armee verkauft werden soll. Carney, der unbedingt das
Rindermonopol in Australien will, ist von diesem Vorhaben alles andere als
begeistert ...
Kritik:
Kritik:
Baz Luhrmanns "Moulin Rouge!" aus dem Jahr 2001 ist einer meiner
absoluten Lieblingsfilme. Ich liebe das schwelgerische Musical mit der ebenso komödiantischen
wie melodramatischen Story und der Einbettung von innovativ neuarrangierten
Popsongs von Elton John, Nirvana und anderen in das dekadente Pariser
Vergnügungsviertel um das Jahr 1900 herum einfach. Entsprechend sehnsüchtig
erwartete ich 2008 "Australia", Luhrmanns erstes Werk nach
"Moulin Rouge!". Tatsächlich ist "Australia" ein
klassisches Leinwandepos, wie man es heutzutage kaum noch zu Gesicht bekommt
(höchstens Spielbergs "Gefährten" ist zumindest in dessen erstem Akt
vergleichbar). Und eigentlich bietet "Australia" fast alles, was man
sich von einem Luhrmann-Epos erhofft: Phantastische Breitwandbilder von
Kamerafrau Mandy Walker, einen opulenten Soundtrack von David
Hirschfelder ("Elizabeth"), gute Schauspieler, eine dramatische
Story, ganz große Gefühle á la "Vom Winde verweht" – und das alles
eingebettet in historische Ereignisse wie den japanischen Angriff auf Darwin
1941 und den allgegenwärtigen Rassismus gegenüber Aborigines und
Mischlingskindern. An die Qualität von "Moulin Rouge!" reicht
"Australia" dennoch deutlich nicht heran.
Luhrmanns Film hat mir zwar mehr als zweieinhalb Stunden lang reichlich Freude bereitet, ein Meisterwerk ist er aber nicht geworden. Die Schwächen erinnern ein wenig an die von James Camerons "Avatar", denn die Grundstory ist gerade für diese beträchtliche Filmlänge recht dünn und unoriginell, schlicht zu sehr im typischen Schwarz-Weiß-Schema verhaftet, zudem sind manche Filmfiguren arg oberflächlich gehalten. Mit Abstand am meisten nervt der von David Wenham (überzeugend) verkörperte Ober-Bösewicht des Films. Die Rolle dieses Neil Fletcher ist zwar fast eine Kopie des damals von Richard Roxburgh gespielten Duke in "Moulin Rouge!" – doch wo dessen Boshaftigkeit dort erstens noch einigermaßen nachvollziehbar war und vor allem zweitens wunderbar in diese Extravaganz von einem Film hineinpaßte, wirkt die Figur des Fletcher im stärker in der historischen Realität verhafteten "Australia" merkwürdig fehl am Platz.
Luhrmanns Film hat mir zwar mehr als zweieinhalb Stunden lang reichlich Freude bereitet, ein Meisterwerk ist er aber nicht geworden. Die Schwächen erinnern ein wenig an die von James Camerons "Avatar", denn die Grundstory ist gerade für diese beträchtliche Filmlänge recht dünn und unoriginell, schlicht zu sehr im typischen Schwarz-Weiß-Schema verhaftet, zudem sind manche Filmfiguren arg oberflächlich gehalten. Mit Abstand am meisten nervt der von David Wenham (überzeugend) verkörperte Ober-Bösewicht des Films. Die Rolle dieses Neil Fletcher ist zwar fast eine Kopie des damals von Richard Roxburgh gespielten Duke in "Moulin Rouge!" – doch wo dessen Boshaftigkeit dort erstens noch einigermaßen nachvollziehbar war und vor allem zweitens wunderbar in diese Extravaganz von einem Film hineinpaßte, wirkt die Figur des Fletcher im stärker in der historischen Realität verhafteten "Australia" merkwürdig fehl am Platz.
Fletcher ist so unfaßbar böse und frei von jeglichen
positiven menschlichen Charakterzügen, daß er kaum mehr menschlich wirkt,
sondern eher wie die Karikatur eines Menschen. Ein klassischer
Klischee-Oberschurke also, wie er wunderbar in eine bunte Comic-Verfilmung
passen würde, nicht aber in ein episches Melodram. Zudem ist im historischen
Rahmen der Handlung, in dem es Ungerechtigkeiten und Tragödien zu Genüge gibt (die Luhrmann sehr wohl thematisiert),
eine solche Figur dramaturgisch sowieso überflüssig. Da hätte der auch nicht
gerade sympathische Rinderbaron Carney als authentischer Hauptschurke des Films
vollauf genügt, doch im Vergleich zu Fletcher ist Carney ein echter Engel.
Glücklicherweise gibt es lange Passagen von "Australia", in denen
Fletcher überhaupt nicht vorkommt, dennoch nervt diese Rolle wirklich und
kostet den Film in meiner Bewertung einen vollen Punkt.
Erfreulich ist dagegen, daß Baz Luhrmann die lange Laufzeit des Films ansonsten sinnvoll nutzt, um geschickt glaubwürdige und (soweit vorgesehen) sympathische Nebencharaktere zu etablieren, die man in den meisten stark hauptrollenzentrierten Hollywood-Blockbustern der heutigen Zeit lange suchen kann, ohne Erfolg zu haben (in einer dieser Nebenrollen ist übrigens Jacek Koman, der "narkoleptische Argentinier" aus "Moulin Rouge!", zu sehen). Während Jackman als Macho-Viehtreiber mit dem Herz am rechten Fleck und Kidman als steife, aber mutige Adlige die unvermeidlich aufkeimende Romanze erwartungsgemäß überzeugend auf die Leinwand transportieren (auch wenn Kidmans Leistung gegenüber ihrer schlicht sensationellen Performance in "Moulin Rouge!" vergleichsweise blaß wirkt), fällt von der restlichen Besetzung vor allem Brandon Walters ins Auge. Der damals 12-jährige, der das Mischlingskind Nullah spielt, für das Lady Ashley sehr bald mütterliche Gefühle entwickelt, ist mit seiner Natürlichkeit und Spielfreude eine echte Entdeckung, zudem nimmt er als Erzähler des Films eine wichtige Rolle ein.
Fazit: "Australia" ist ein nostalgisches, handwerklich etwas mehr als inhaltlich überzeugendes Abenteuerepos, das ein älteres und angesichts der romantischen Kernthematik eher weibliches Publikum anspricht als die meisten Hollywood-Großproduktionen.
Wertung: 7,5 Punkte.
Erfreulich ist dagegen, daß Baz Luhrmann die lange Laufzeit des Films ansonsten sinnvoll nutzt, um geschickt glaubwürdige und (soweit vorgesehen) sympathische Nebencharaktere zu etablieren, die man in den meisten stark hauptrollenzentrierten Hollywood-Blockbustern der heutigen Zeit lange suchen kann, ohne Erfolg zu haben (in einer dieser Nebenrollen ist übrigens Jacek Koman, der "narkoleptische Argentinier" aus "Moulin Rouge!", zu sehen). Während Jackman als Macho-Viehtreiber mit dem Herz am rechten Fleck und Kidman als steife, aber mutige Adlige die unvermeidlich aufkeimende Romanze erwartungsgemäß überzeugend auf die Leinwand transportieren (auch wenn Kidmans Leistung gegenüber ihrer schlicht sensationellen Performance in "Moulin Rouge!" vergleichsweise blaß wirkt), fällt von der restlichen Besetzung vor allem Brandon Walters ins Auge. Der damals 12-jährige, der das Mischlingskind Nullah spielt, für das Lady Ashley sehr bald mütterliche Gefühle entwickelt, ist mit seiner Natürlichkeit und Spielfreude eine echte Entdeckung, zudem nimmt er als Erzähler des Films eine wichtige Rolle ein.
Fazit: "Australia" ist ein nostalgisches, handwerklich etwas mehr als inhaltlich überzeugendes Abenteuerepos, das ein älteres und angesichts der romantischen Kernthematik eher weibliches Publikum anspricht als die meisten Hollywood-Großproduktionen.
Wertung: 7,5 Punkte.
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