Regie und Drehbuch: J.C. Chandor, Musik: Nathan Larson
Darsteller: Kevin Spacey, Paul Bettany, Zachary Quinto,
Stanley Tucci, Jeremy Irons, Simon Baker, Demi Moore, Mary McDonnell, Penn
Badgley, Aasif Mandvi, Ashley Williams, Al Sapienza, Susan Blackwell
Eine große Investmentbank in den USA entlässt einen Großteil ihrer Mitarbeiter im Bereich
Risikomanagement. Der ebenfalls gefeuerte Chef der Abteilung, Eric Dale
(Stanley Tucci, "Die Tribute von Panem"), gibt seinem Protegé Peter Sullivan (Zachary "Spock"
Quinto) vor seinem Abschied einen USB-Stick, den sich dieser mal näher anschauen solle. Als am Ende des
Tages alle anderen bereits das Büro verlassen haben, studiert Peter die Daten auf dem Stick,
rechnet ein wenig herum – und kommt zu dem Schluß, daß die Bank aufgrund eines folgenschweren Bewertungsfehlers kurz vor dem finanziellen Kollaps steht! In Windeseile ruft
er seinen neuen Vorgesetzten Will Emerson (Paul Bettany, "Wimbledon") zurück ins Büro und
zeigt ihm, was er entdeckt hat. Als dieser erkennt, worauf Peter gestoßen ist,
beruft er alle hohen Tiere des Unternehmens ein, um zu beraten, wie man die
Bank vielleicht noch retten kann ...
Kritik:
"Margin Call" zeigt einen fiktiven Blick auf die letzte Nacht vor dem
Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers, der die weltweite Finanz- und
Wirtschaftskrise ab 2007 so richtig ausbrechen ließ. Natürlich wird der Name im Film nicht genannt, aber jeder weiß, daß Lehman gemeint ist. Das
Interessante an der Geschichte ist offensichtlich, daß sie komplett aus der
Insider-Perspektive der Bankverantwortlichen geschildert wird. Es ist also ein aktuelles und hochbrisantes Thema, das der Regisseur
und Drehbuch-Autor J.C. Chandor in seinem Low-Budget-Leinwanddebüt angepackt
hat. Das ist sicher auch ein Grund dafür, daß er ein bemerkenswert hochkarätiges
Darstellerensemble anheuern konnte, dem neben den bereits Genannten auch noch Kevin Spacey,
Jeremy Irons, Demi Moore und Simon "The Mentalist" Baker in tragenden Rollen angehören.
Tatsächlich ist "Margin Call" vor allem in der ersten Filmhälfte ein handwerklich gut gemachtes, gut gespieltes und spannendes Kammerspiel. Wirklich erhellend ist die Handlung jedoch leider nicht. Die Charakterisierungen bleiben überwiegend an der Oberfläche, auf die tatsächlichen Hintergründe der Krise wird nur am Rande eingegangen. Zwar ist dem Film anzurechnen, daß er auf populistische klare Schuldzuweisungen großteils verzichtet (auch wenn durchaus einige typische Banker-Klischees gewälzt werden), aber als tiefgründige Analyse kann man ihn sicher nicht ansehen. Schade, da wäre deutlich mehr möglich gewesen.
Mein Hauptproblem mit "Margin Call" ist die Figur, die Jeremy Irons spielt: den Bankchef John Tuld. Einmal davon abgesehen, daß Irons in seinem Banker-Aufzug irgendwie albern aussieht, wirkt seine Rolle auch noch wie eine billige Kopie von "Wall Street"-Bösewicht Gordon Gekko und kann auf diese Weise in zweierlei Hinsicht nicht überzeugen. Erstens, weil diese extrem flache Figur nicht wirklich zu den zwar wie gesagt ebenfalls eher oberflächlichen, aber trotzdem noch einigermaßen authentischen übrigen Figuren paßt; zweitens, weil auch durch Irons' leidenschaftliches Overacting dieser John Tuld wie eine Karikatur seiner selbst wirkt (zusätzlich unterstrichen durch Sätze wie "Ich bin ganz bestimmt nicht auf diese Position gekommen, weil ich soviel weiß!").
Die entscheidende Schwäche von "Margin Call" ist, daß der Film sein Thema und seine Figuren zwar im Großen und Ganzen ernstnimmt, aber letztlich inspirationslos wirkt und keinerlei neue Ideen oder Einsichten zum Geschehen einbringt. Den Hauptverursachern der Krise wird zwar ein (fiktives) Gesicht gegeben und auch ansatzweise versucht, ihre Motivation nachzuvollziehen – unterm Strich bleibt jedoch (wenn überhaupt) ein ziemlich mickriger Erkenntnisgewinn als Ertrag.
Fazit: Als Wirtschaftsfilm kann "Der große Crash – Margin Call" wegen zu schablonenhafter Figuren und fehlender Einsichten in die komplexe Thematik nur bedingt überzeugen (zumindest diejenigen, die sich etwas mit Wirtschaftstheorie auskennen), als Kammerspiel ist er aber dank spielfreudiger Darsteller sowie einiger netter Dialoge vor allem in der ersten Hälfte durchaus unterhaltsam.
Wertung: 6,5 Punkte.
Tatsächlich ist "Margin Call" vor allem in der ersten Filmhälfte ein handwerklich gut gemachtes, gut gespieltes und spannendes Kammerspiel. Wirklich erhellend ist die Handlung jedoch leider nicht. Die Charakterisierungen bleiben überwiegend an der Oberfläche, auf die tatsächlichen Hintergründe der Krise wird nur am Rande eingegangen. Zwar ist dem Film anzurechnen, daß er auf populistische klare Schuldzuweisungen großteils verzichtet (auch wenn durchaus einige typische Banker-Klischees gewälzt werden), aber als tiefgründige Analyse kann man ihn sicher nicht ansehen. Schade, da wäre deutlich mehr möglich gewesen.
Mein Hauptproblem mit "Margin Call" ist die Figur, die Jeremy Irons spielt: den Bankchef John Tuld. Einmal davon abgesehen, daß Irons in seinem Banker-Aufzug irgendwie albern aussieht, wirkt seine Rolle auch noch wie eine billige Kopie von "Wall Street"-Bösewicht Gordon Gekko und kann auf diese Weise in zweierlei Hinsicht nicht überzeugen. Erstens, weil diese extrem flache Figur nicht wirklich zu den zwar wie gesagt ebenfalls eher oberflächlichen, aber trotzdem noch einigermaßen authentischen übrigen Figuren paßt; zweitens, weil auch durch Irons' leidenschaftliches Overacting dieser John Tuld wie eine Karikatur seiner selbst wirkt (zusätzlich unterstrichen durch Sätze wie "Ich bin ganz bestimmt nicht auf diese Position gekommen, weil ich soviel weiß!").
Die entscheidende Schwäche von "Margin Call" ist, daß der Film sein Thema und seine Figuren zwar im Großen und Ganzen ernstnimmt, aber letztlich inspirationslos wirkt und keinerlei neue Ideen oder Einsichten zum Geschehen einbringt. Den Hauptverursachern der Krise wird zwar ein (fiktives) Gesicht gegeben und auch ansatzweise versucht, ihre Motivation nachzuvollziehen – unterm Strich bleibt jedoch (wenn überhaupt) ein ziemlich mickriger Erkenntnisgewinn als Ertrag.
Fazit: Als Wirtschaftsfilm kann "Der große Crash – Margin Call" wegen zu schablonenhafter Figuren und fehlender Einsichten in die komplexe Thematik nur bedingt überzeugen (zumindest diejenigen, die sich etwas mit Wirtschaftstheorie auskennen), als Kammerspiel ist er aber dank spielfreudiger Darsteller sowie einiger netter Dialoge vor allem in der ersten Hälfte durchaus unterhaltsam.
Wertung: 6,5 Punkte.
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