Originaltitel: It's a Wonderful Life
Regie: Frank Capra, Drehbuch: Frances Goodrich, Albert Hackett und Frank Capra, Musik: Dimitri Tiomkin
Regie: Frank Capra, Drehbuch: Frances Goodrich, Albert Hackett und Frank Capra, Musik: Dimitri Tiomkin
Darsteller: James Stewart, Donna Reed, Lionel Barrymore,
Henry Travers, Thomas Mitchell, Beulah Bondi, Todd Karns, Ward Bond, Frank
Faylen, H.B. Warner, Gloria Grahame, Samuel S. Hinds, Frank Albertson, Virginia
Patton, Mary Treen
George Bailey (James Stewart, "Das Fenster zum Hof", "Der Mann, der zuviel wußte"), weithin angesehener
Bausparkassendirektor und allseits beliebter Bürger der Kleinstadt Bedford
Falls, will sich am Weihnachtsabend vor Verzweiflung das Leben nehmen, da er
überzeugt ist, daß alle Menschen, die ihm etwas bedeuten, ohne ihn besser dran
wären. Das von ihm geleitete Geldinstitut steht aufgrund eines unglücklichen
Fehlers von Georges gutmütigem Onkel Billy (Thomas Mitchell, "Vom Winde verweht") und der Mißgunst seines
habgierigen Konkurrenten Mr. Potter (Lionel Barrymore, "David Copperfield") vor dem Ruin, die
Einlagen der braven Bürger, die ihm blind vertraut haben, vor einem massiven
Wertverlust, und George selbst droht das Gefängnis. Doch im letzten Moment
greift Georges Schutzengel Clarence (Henry Travers, "Mrs. Miniver") ein und verhindert den
Suizid. Indem er ihm zeigt, wie das Leben seiner Verwandten und Freunde sowie
der ganzen Stadt verlaufen wäre, hätte George niemals existiert, will er diesem
seine Bedeutung für seine Umwelt aufzeigen und ihm die Lebenslust zurückgeben
...
Kritik:
Die große Spezialität des amerikanischen Meisterregisseurs
Frank Capra war es stets, in seinen Filmen einen hohen
Unterhaltungswert mit inhaltlichem Anspruch zu verbinden. Dies hat
er in Klassikern wie "Es geschah in einer Nacht", "Mr. Deeds
geht in die Stadt", "Mr. Smith geht nach Washington", "Lebenskünstler" oder
"Arsen und Spitzenhäubchen" mehr als zur Genüge nachgewiesen. Wichtig
war es ihm erklärtermaßen auch, viele seiner Werke mit einer
"Botschaft" zu verbinden und damit eine Art Vorbildfunktion für die
Zuschauer auszuüben. Das ideale Beispiel hierfür ist zweifelsohne der
Weihnachtsklassiker "Ist das Leben nicht schön?", mit dem Capra 1946
die vom Krieg und zuvor von der Weltwirtschaftskrise geschundenen Amerikaner
verwöhnte – und der in einer Umfrage des American Film Institute aus dem Jahr
2006 unter rund 1500 Filmschaffenden, Kritikern und Filmhistorikern zum
"inspirierendsten amerikanischen Film aller Zeiten" gewählt wurde.
Daß Capra eine solche Wirkung auf das Publikum erzielen kann,
liegt vor allem daran, daß er keineswegs einfach nur einen typischen
Weihnachtsfilm geschaffen hat, sondern die inhaltlich eigentlich sogar im
Hintergrund bleibende festliche Thematik mit einem ernsten, authentischen
Wirtschaftsfilm verbunden hat. Bereits 1932 hatte Capra mit "Der Tag, an
dem die Bank gestürmt wurde" eine unmittelbare Reaktion auf die
Weltwirtschaftskrise ab 1929 abgedreht, deren Handlungsgerüst dem von "Ist das Leben
nicht schön?" bereits stark ähnelt, allerdings jegliche übernatürliche Elemente
ausspart. Nun, nach dem gerade überstandenen Zweiten Weltkrieg, wollte er sich abermals diesem Thema widmen, dabei aber seine "Botschaft" stärker in den
Vordergrund stellen. Zu diesem Zweck setzt er auf eine eigentlich verpönte, in
diesem märchenhaften Kontext aber
tadellos funktionierende extreme Schwarz-Weiß-Zeichnung: George Bailey ist das
Idealbild eines gesellschaftlich verantwortlich handelnden und dennoch
erfolgreichen Unternehmers, wohingegen der sinistre Mr. Potter so ziemlich alle Vorurteile
gegen egozentrische, geld- und machtgierige Geschäftsmänner in sich vereint.
Die Botschaft ist unübersehbar, ohne je aufdringlich zu wirken: George Bailey
soll jedem, der sich in der Realität in einer ähnlichen Position befindet, als
Vorbild dienen, dann profitieren alle davon (auf diesen Aspekt des Films gehe ich übrigens in meinem Buch "Von 'Citizen Kane' bis 'The Social Network': Die Darstellung der Wirtschaft im US-amerikanischen Spielfilm" ausführlich ein).
Damit solche streng genommen wenig lebensechten Symbolfiguren
innerhalb der Handlung funktionieren, ist eine hervorragende und facettenreiche
Darstellung unabdingbar. Diese leisten sowohl James Stewart, der mit seinem unwiderstehlichen Charme wieder einmal
aufzeigt, warum er zeit seines Lebens einer der beliebtesten Amerikaner überhaupt
war, als auch der große, theatergestählte Charaktermime Lionel Barrymore (Großonkel von Drew Barrymore). Stewart gelingt es spielerisch, den Filmhelden
George Bailey glaubwürdig darzustellen mit all seiner Lebensfreude, seiner
Verliebtheit gegenüber Gattin Mary (Donna Reed, "Verdammt in alle Ewigkeit") und seiner großherzigen
Nächstenliebe; aber auch mit seiner abgrundtiefen Abneigung gegen alles, was er
als ungerecht empfindet, und mit seinem tiefen Kummer, als sein Lebenswerk in
Trümmern zu liegen scheint. Barrymore auf der anderen Seite hat vielleicht
sogar noch eine schwierigere Aufgabe, da er einen puren Bösewicht verkörpert,
der keine wirklich spektakulären Szenen in der Art eines durchgeknallten
Größenwahnsinnigen hat, sondern alleine aufgrund seiner bedrohlichen Präsenz
und seiner scharfen Zunge zu einem der meistgehassten Charaktere der
Filmgeschichte wurde – und das erstaunlicherweise, ohne diesen so klischeehaft
angelegten Mr. Potter zu einer Karikatur verkommen zu lassen. Das ist wahre
Schauspielkunst.
Inhaltlich setzt Capra neben den wunderbaren, ebenso humorvollen wie
emotionalen Dialogen auf eine durchaus rührselige Handlung, wie man sie aus Hollywoods "Goldener Ära" (die sich in etwa von 1930 bis 1960 erstreckte) kennt, indem er den Lebensweg
von George Bailey sorgfältig nachskizziert und dessen Auswirkungen auf Bedford
Falls mit den von Schutzengel Clarence präsentierten Alternativ-Versionen ohne
Georges Existenz kontrastiert. Dabei geht er nicht allzu subtil vor und
manches wirkt arg übertrieben – von der sentimentalen Familienidylle bis hin zu
der Lasterhöhle, zu der Bedford Falls in der durch Mr. Potter geprägten
Alternativ-Version verkommt –, dennoch wirkt letztlich alles logisch und in
sich schlüssig.
Fazit: Mit seiner meisterhaft konstruierten
Kombination aus Familienfilm, Liebesgeschichte, Wirtschaftsparabel und
Weihnachtsmärchen hat sich "Ist das Leben nicht schön?" längst und
vollkommen zurecht als Klassiker der jährlichen Festivitäten etabliert.
Wertung: 9 Punkte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen