Originaltitel:
Bakjwi
Regie und Drehbuch: Park Chan-wook, Musik: Jo Yeong-wook
Darsteller: Song Kang-ho, Kim Ok-bin, Shin Ha-kyun, Eriq
Ebouaney, Mercedes Cabral, Kim Hae-sook, Song Young-chang, Ra Mi-ran, Oh
Dal-su, Park In-hwan
Sang-Hyeon (Song Kang-ho, "The Host", "Memories of Murder")
ist ein katholischer Priester in Südkorea, der insgeheim an seiner Berufung zweifelt.
Durch die folgenreiche Teilnahme an einem mißglückten medizinischen Experiment – bei dem er einziger
Überlebender im weiteren Sinne ist – wird er zu einer Art Vampir. Fortan
bemüht er sich verzweifelt, seine veränderten Gefühle und das Verlangen nach Blut, das der
Vampirismus in ihm weckt, mit seiner Tätigkeit als Priester in Einklang zu
bringen. Anfangs gelingt ihm dies mit Müh' und Not, doch dann trifft er
zufällig auf die unglücklich mit einem Jugendfreund Sang-Hyeons verheiratete Tae-joo (Kim
Ok-bin), die er schließlich in sein dunkles Geheimnis einweiht. Sie zeigt sich
ausgesprochen fasziniert und will die mit Sang-Hyeons Zustand einhergehenden
unnatürlichen Fähigkeiten des leidgeprüften Geistlichen zu ihrem Vorteil nutzen
– mit fatalen Folgen ...
Kritik:
Wer mit der Arbeit des (neben dem erklärten Arthouse-Spezialisten Kim
Ki-duk) international bekanntesten südkoreanischen Regisseurs Park Chan-wook
vertraut ist, zu der seine Rache-Trilogie rund um das Meisterwerk
"Oldboy", aber auch die schräge Science Fiction-Romanze "I'm a
Cyborg, but that's OK" zählt, der weiß, daß man von diesem Mann keinen
Film erwarten darf, der in irgendeiner Art und Weise "normal" ist.
Das gilt auch und vielleicht sogar ganz besonders für "Durst", eine
unkonventionelle Kombination aus blutigem Horrorfilm, einfühlsamer Romanze und
moralphilosophischer Parabel (gewürzt mit einem guten Schuß Humor), die als Vampirfilm so ziemlich das Gegenteil der
teenagerzentrierten "Twilight"-Reihe darstellt.
Wenn ein für seine ebenso extremen wie exzentrischen Einfälle
berühmter Regisseur wie Park Chan-wook einen mehr als zweistündigen Vampirfilm
dreht, dann erwartet man selbstredend, jede Menge Action und genial-verrückte
Drehbuch-Wendungen dargeboten zu bekommen. Von letzteren gibt es in der Tat so
einige, übergroße Vorhersehbarkeit kann man "Durst" sicher nicht
unterstellen. Der Horror-/Actionanteil dagegen fällt gerade im Vergleich zu seiner
Rache-Trilogie überraschend gering aus. Park nutzt die Vampir-Storyline vor allem als Metapher, weshalb sein Film über weite Strecken eher wie ein schräges, aber überraschend
humorvolles Beziehungsdrama denn wie ein Vampirfilm wirkt. Das läßt sich auch
damit erklären, daß Park im Abspann Émile Zolas dramatischen Roman
"Thérèse Raquin" als Inspirationsquelle für die in der Tat
strukturell recht ähnlich aufgebaute Handlung nennt.
Leider ist dieser Beziehungskram im Mittelteil der
Geschichte sehr lang und mitunter auch arg übertrieben, beinahe slapstickartig
geraten, was über kurz oder lang doch zu einer gewissen Übersättigung führt. Die spannenden moralischen Betrachtungen, speziell der wirklich fiese innere
Konflikt von Sang-Hyeon, der als katholischer Priester und (Quasi-)Vampir
gezwungen ist, zwei "Wesenheiten" in sich zu vereinen, wie sie
unvereinbarer eigentlich nicht sein könnten und der deshalb
von einer wahren Seelenpein geplagt wird, flicht Park zwar geschickt in die Liebesgeschichte
ein. Für meinen Geschmack geschieht dies aber doch etwas zu subtil und somit zieht dieser Erzählstrang
gegenüber den dominierenden Beziehungselementen deutlich den Kürzeren.
Glücklicherweise schließt Park seinen Film in der letzten
halben Stunde jedoch mit einem famosen finalen Akt ab, in dem das Tempo
deutlich angezogen wird. Das Vampir-Leitmotiv kommt nun endlich voll zum Tragen und wird
schließlich zu einem höchst poetischen und wunderschön bebilderten Abschluß
gebracht. Generell verdient die einige sehr unkonventionelle
Einstellungen beinhaltende Arbeit von Parks Stamm-Kameramann Jeong Jeong-hun
großes Lob, was ebenso für den melodischen Soundtrack von Jo Yeong-wook
("J.S.A.: Joint Security Area") gilt. Song Kang-ho liefert als
schwermütiger, innerlich entzweigerissener Gottesmann wie gewohnt eine ausgesprochen charismatische Vorstellung ab
und die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten erst 22 Jahre alte relative Newcomerin
Kim Ok-bin überzeugt in der emotionalen weiblichen Hauptrolle nicht nur durch
ihre außerordentliche Schönheit, sondern erweist sich als gleichwertige Leinwandpartnerin
Songs.
Fazit: "Durst – Thirst" ist eine kuriose und auch ziemlich unrunde, aber nichtsdestoweniger faszinierende und elegant inszenierte Mischung aus Horror- und anspruchsvollem Kunstfilm mit dramaturgischen Höhen und Tiefen. Der etwas zu lange Mittelteil plätschert phasenweise recht ziellos vor sich hin, dafür bleibt das poetisch-dramatische Finale positiv im Gedächtnis.
Fazit: "Durst – Thirst" ist eine kuriose und auch ziemlich unrunde, aber nichtsdestoweniger faszinierende und elegant inszenierte Mischung aus Horror- und anspruchsvollem Kunstfilm mit dramaturgischen Höhen und Tiefen. Der etwas zu lange Mittelteil plätschert phasenweise recht ziellos vor sich hin, dafür bleibt das poetisch-dramatische Finale positiv im Gedächtnis.
Wertung: 7,5 Punkte.
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