Regie:
Oliver Stone, Drehbuch: Don Winslow, Shane Salerno und Oliver Stone, Musik:
Adam Peters
Darsteller:
Taylor Kitsch, Aaron Johnson, Blake Lively, Salma Hayek, Benicio del Toro, John
Travolta, Demián Bichir, Emile Hirsch, Diego Cataño, Sandra Echeverría, Joaquín
Cosio, Shea Whigham, Leonard Roberts, Joel David Moore, Mía Maestro
Ben (Aaron Johnson, "Kick-Ass", "Anna Karenina") ist ein BWL- und Botanik-Absolvent und erklärter
Weltverbesserer. Chon (Taylor Kitsch) ist ein hartgesottener Ex-Soldat. Ophelia (Blake Lively, "The Town", TV-Serie "Gossip
Girl"), schlicht
"O" genannt, ist eine vernachlässigte Tochter aus wohlhabendem Hause, die bereits seit dem Besuch der 8. Klasse
drogensüchtig ist. Gemeinsam unterhalten diese so unterschiedlich erscheinenden
jungen Menschen eine erstaunlich harmonische Dreierbeziehung und lassen es sich von den
Erlösen ihres florierenden Drogengeschäfts gutgehen. Bis das mexikanische
Baja-Kartell um Elena Sanchez (Salma Hayek, "Desperado", "Frida")
und ihre beiden Handlanger Lado (Benicio del Toro) und Alex (Demián Bichir) einen Anteil am Geschäft einfordert und zur Untermauerung seiner Ansprüche O
entführt. Doch Chon und Ben nehmen diesen Affront keineswegs einfach so hin,
sondern hecken unter (nicht ganz freiwilliger) Mithilfe des korrupten
Drogenbeamten Dennis (John Travolta, "Pulp Fiction",
"Hairspray") einen Plan aus, um O unversehrt zurückzubekommen ...
Kritik:
Der kanadische Schauspieler Taylor Kitsch hatte sich das Jahr 2012
sicherlich ganz anders vorgestellt: Mit Hauptrollen in gleich drei
hochkarätigen Hollywood-Produktionen schien sein Durchbruch vorprogrammiert.
Doch dann floppte zunächst das Science Fiction-Abenteuer "John Carter" und anschließend legte das Actionspektakel "Battleship"
in den USA eine gewaltige Bruchlandung hin (international lief es deutlich
besser, aber ein großer Trost ist das auch nicht). Für Oliver Stones Thriller
"Savages" sieht es angesichts eines relativ bescheidenen
Budgets von geschätzten $45 Mio. sogar noch am besten aus, doch unterm Strich
bleibt es dabei: Statt als Shooting Star gilt Taylor Kitsch in der Branche nun
eher als Kassengift. Dumm gelaufen.
Dabei weiß "Savages", die Verfilmung eines
erfolgreichen, in Deutschland unter dem Titel "Zeit des Zorns" erschienenen Hardboiled-Kriminalromans von Don Winslow (der sich auch an der
Drehbuch-Adaption beteiligt hat) durchaus zu gefallen. Nach einer ganzen Reihe
von irgendwie gebremst wirkenden Filmen ("Alexander", "W.",
"Wall Street: Geld schläft nicht") offenbart Regisseur und Co-Autor
Oliver Stone hier endlich wieder mehr Elan und lebt seinen Spaß an der überdrehten
Geschichte mit ihren schablonenhaften, aber schillernden Charakteren aus. Wie zu
seinen besten Zeiten polarisiert er Kritiker und Publikum, auch wenn
"Savages" sicher nicht die Klasse seiner besten Filme wie
"Platoon", "Talk Radio" oder "JFK" erreicht. Viele
Zuschauer werden von dem zynischen Unterton und der tarantinoesk wirkenden
Inszenierung mit lustvoll überzeichneten Figuren und eruptiven Gewaltausbrüchen
wenig angetan sein. Wer aber mal etwas anderes als das übliche Krimi-Einerlei
sehen will, der ist bei "Savages" genau richtig.
Helden gibt es in dieser Geschichte keine, es existieren lediglich
unterschiedliche Abstufungen von Schurken. Naturgemäß übernehmen die
ultrabrutalen und skrupellosen mexikanischen Gangster die Funktion der Bösewichte, allerdings
umhüllt eigentlich alle handelnden Figuren (wie bei Tarantino) mehr als nur ein Hauch von
Coolneß – was man durchaus als Verherrlichung von Gewalt und Kriminalität
kritisieren könnte. Zumal die Gangster wesentlich interessanter und
charismatischer geschrieben sind als das Protagonisten-Trio. Taylor Kitsch,
Aaron Johnson und Blake Lively machen ihre Sache zwar gut, im Vergleich zur
Gegenseite wirken sie aber doch recht blaß. Ob nun die auch mit 45 Jahren immer
noch geradezu lachhaft schöne Salma Hayek als elegante Kartellanführerin Elena, die zwar
keineswegs gefühllos ist, aber dann, wenn es sein muß, gnadenlos durchgreift;
ob Demián Bichir, 2012 für "A Better Life" für den OSCAR nominiert, als ihre
relativ vernünftige rechte Hand; ob John Travolta als DEA-Agent, der versucht,
alle anderen gegeneinander auszuspielen; sie alle nutzen lustvoll die
Gelegenheit, ihre überlebensgroßen Rollen mit Leben zu füllen, doch am besten
gelingt dies wieder einmal OSCAR-Gewinner Benicio del Toro ("Traffic –
Macht des Kartells", "Sin City") als Lado, Elenas charismatisch-diabolischer Handlanger
mit ausgeprägtem Hang zum Sadismus.
Obwohl die Story im Mittelteil deutlich an Fahrt verliert,
ist der Verlauf insgesamt recht originell und unvorhersehbar, wodurch das
Interesse des Zuschauers auch in den langsameren, dialoglastigen Phasen nicht erlahmt – zumindest solange man nicht auf Dauer von den stilisierten, wenig
lebensechten Dialogen und der penetranten Coolneß der Figuren genervt ist.
Dafür entschädigen jedoch atmosphärische Panoramaaufnahmen der abwechslungsreichen kalifornischen Landschaft (die vor ziemlich genau 100 Jahren übrigens ein gewichtiger Grund für die Ansiedlung der großen Filmstudios in Hollywood war) und
die stimmungsvolle, wie der gesamte Film bewußt übertriebene Musik des Newcomers Adam Peters.
Fazit: Mit "Savages" hat Hollywoods
bekanntester Linksaktivist Oliver Stone einen Thriller mit unverkennbaren Tarantino-Anleihen
geschaffen, der mit seinem konsequenten "larger than life"-Ansatz
Anhänger konventioneller Kinokost eher verstören, vielleicht sogar langweilen
dürfte. Dafür gibt es speziell auf Seiten der Bösewichte sehr starke darstellerische Leistungen zu bewundern und die recht originelle Handlung
samt unkonventioneller Figurenkonstellation hält die Spannung bis zum
allerdings etwas antiklimaktischen Schluß aufrecht.
Wertung: Knapp 8 Punkte.
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