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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Sonntag, 28. Oktober 2012

OSCAR-News (28.10., "Skyfall", "Der Geschmack von Rost und Knochen", Gotham Awards)

Die vergangene Woche hat zwei neue OSCAR-Kandidaten ins Licht der Öffentlichkeit gebracht:

- Man kann nicht unbedingt behaupten, daß der OSCAR und James Bond allerbeste Freunde wären. Mit 22 Filmen in 50 Jahren brachte es die populäre 007-Reihe auf nur zwei Siege bei neun Nominierungen. Und mit einer einzigen Ausnahme (Richard Kiel wurde ausgerechnet für den wohl schwächsten Bond-Film "Moonraker" für seine ikonische Rolle als "Beißer" als Bester Nebendarsteller nominiert) handelte es sich ausschließlich um für die Berichterstattung in den Medien eher zweitrangige Kategorien wie Spezialeffekte, Ton oder Filmsong. Der letzte Sieg stammt aus dem Jahr 1966 ("Thunderball"), die letzte Nominierung datiert von 1982 ("In tödlicher Mission"). Selbst das von der Kritik gefeierte Reboot "Casino Royale" mit dem neuen Bond Daniel Craig wurde von der Academy komplett ignoriert. Deshalb hatte ich den in Deutschland bereits diesen Donnerstag startenden 23. Bond-Film "Skyfall" bisher auch nicht wirklich auf der Rechnung meiner OSCAR-Favoriten, obwohl vieles dafür sprach, daß er ein außergewöhnlicher Beitrag zur Reihe werden könnte – schon wegen des hochkarätigen Regisseurs Sam Mendes ("American Beauty", "Road to Perdition", "Zeiten des Aufruhrs"). Doch nachdem letzte Woche standesgemäß in London die Weltpremiere stattfand und geradezu hymnische Reaktionen von Publikum und professionellen Kritikern nach sich zog (beim Rezensionsaggregator Rotten Tomatoes werden aktuell 59 positive und nur 4 negative Kritiken bei einer Durchschnittsbewertung von 8,3 von möglichen 10 Punkten angegeben), kann es nun wohl nur heißen: Willkommen im OSCAR-Rennen, Mr. Bond!
Zwar bleibe ich vorsichtig, ob sich die Academy wirklich ebenfalls so sehr für "Skyfall" wird begeistern können, daß es sogar für eine erstmalige "Best Picture"-Nominierung in der langen Bond-Geschichte reichen wird – weshalb ich den Film in meiner "Stand der Dinge"-Übersicht vorerst "nur" im oberen Bereich der "chancenreichen Außenseiter" einordnen werde. Aber daß es diesmal etliche Nominierungen geben wird, scheint sich kaum vermeiden zu lassen. Die besten Aussichten für eine Berücksichtigung auch außerhalb der technischen Kategorien sehe ich für das Drehbuch von Neal Purvis, Robert Wade und John Logan sowie für die Darsteller. Dame Judi Dench ("My Week with Marilyn", "Jane Eyre"), deren Rolle als Geheimdienstchefin "M" diesmal größer als sonst ausgefallen ist, halte ich für aussichtsreich (allerdings macht sie sich selbst mit "Best Exotic Marigold Hotel" Konkurrenz). Aber auch Ralph Fiennes ("Zorn der Titanen", "Harry Potter"-Reihe) und vor allem Javier Bardem ("No Country for Old Men") als Bösewicht könnten es schaffen.

- Ein Film, den etliche Experten bereits seit seiner Premiere im Mai bei den Filmfestspielen in Cannes auf der Rechnung haben, ist das französische Drama "Der Geschmack von Rost und Knochen" von Jacques Audiard ("Ein Prophet"). Ich habe mich bislang geweigert, ihn in meine Liste der OSCAR-Kandidaten aufzunehmen, weil ich schlicht und ergreifend sicher war und eigentlich immer noch bin, daß er keine Chance auf eine Nominierung als Bester Film hat. Aber da Hauptdarstellerin Marion Cotillard ("The Dark Knight Rises", "Midnight in Paris") für ihre Rolle einer Tiertrainerin, die nach einem schweren Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist, als sichere Kandidatin für eine Nominierung als Beste Hauptdarstellerin gilt, sollte ich den Film zumindest einmal erwähnen. Und da er letzte Woche auch noch beim (allerdings nicht zur A-Liga zählenden) London Film Festival als Bester Film ausgezeichnet wurde, nehme ich ihn vorsichtshalber in meiner Kandidatenliste im unteren Drittel der "Wildcards" auf.

- Die ersten Preisverleihungen bzw. Nominierungen, die den Weg für die Awards Season weisen, gibt es erst Anfang Dezember (NBR Awards, New Yorker Filmkritiker). Als Fingerzeig, der im Idealfall kleinere Filme in die richtige Spur bringen kann, lassen sich jedoch bereits die Gotham Independent Film Awards werten. Deren Aussagekraft ist schon durch die strengen Auswahlkriterien begrenzt, denn wählbar sind lediglich US-amerikanische Filme, die nicht von einem der großen Studios produziert wurden. Womit die meisten OSCAR-Favoriten aus dem Rennen sind. Dennoch schafften es in den vergangenen Jahren Filme wie "Sideways", "The Hurt Locker" oder "Winter's Bone", durch Siege bei den Gotham Awards auf sich aufmerksam zu machen, was schließlich zu mehreren OSCAR-Nominierungen und bei "The Hurt Locker" sogar zum Sieg in der Königsdisziplin "Bester Film" (immerhin gegen James Camerons "Avatar") führte.
Als "Bester Film" des Jahres 2012 wurden in der vergangenen Woche nominiert:
- "Bernie" von Richard Linklater
- "The Loneliest Planet" von Julia Loktev
- "The Master" von Paul Thomas Anderson
- "Middle of Nowhere" von Ava DuVernay
- "Moonrise Kingdom" von Wes Anderson
(die übrigen Kategorien kann man auf der Homepage der Gotham Awards nachlesenGotham Independent Film Awards)
 
Von den diesjährigen Nominierten dürften allerdings nur wenige OSCAR-Format besitzen. Die besten Aussichten hat natürlich "The Master", dazu kommen Benh Zeitlins "Beasts of the Southern Wild" (der aber überraschend "nur" für Regie und Hauptdarstellerin nominiert wurde) und "Moonrise Kingdom" (Film und Ensemble). Beim übrigen Feld wäre eine größere Ausbeute als möglicherweise die ein oder andere Nominierung in einer Nebenkategorie eine große Überraschung.
Wie üblich habe ich die beschriebenen Entwicklungen in meine OSCAR-Kandidatenübersicht eingepflegt:

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