Regie: Christopher Nolan, Drehbuch: Jonathan und Christopher
Nolan, Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Christian Bale, Anne Hathaway, Tom Hardy, Gary
Oldman, Sir Michael Caine, Morgan Freeman, Joseph Gordon-Levitt, Marion Cotillard,
Matthew Modine, Nestor Carbonell, Cillian Murphy, Liam Neeson, Ben Mendelsohn, Burn Gorman,
Josh Stewart, Alon Aboutboul, William Devane, Daniel Sunjata, Juno Temple, Tomas
Arana, Glen Powell, Wade Williams, Christopher Judge
Acht Jahre nach den Geschehnissen von "The Dark
Knight": Commissioner Gordon ist es gelungen, mithilfe des
"Dent-Erlasses" die Straßen von Gotham City weitgehend von der organisierten Kriminalität zu säubern. Unterdessen ist der wegen Mordes an Staatsanwalt Dent gesuchte
Batman spurlos verschwunden und der Milliardär und Unternehmer Bruce Wayne
verschanzt sich ganz im Stil von Howard Hughes in seinem Anwesen, wo er mit
niemandem außer seinem Butler Alfred spricht. Doch dann taucht der brutale, mit
einer Art Gasmaske ausgestattete Söldner Bane (Tom Hardy,
"Inception", "Dame, König, As, Spion") in Gotham auf, eine elegante Meisterdiebin (Anne
Hathaway, "Les Misérables") hat es auf Bruce Waynes Fingerabdrücke abgesehen und Gordon wird
schwer verletzt, als er bei einem Einsatz eher zufällig über den sich in der weitverzweigten
Kanalisation verschanzenden Bane stolpert. Gordons
vorübergehender Ersatz Foley (Matthew Modine, "Full Metal Jacket") zweifelt an der Existenz dieses
"Maskenmannes", doch der junge und engagierte Polizist John Blake
(Joseph Gordon-Levitt, "Brick", "(500) Days of Summer")
erkennt den Ernst der Lage und versucht, Batman wieder ins Spiel zu bringen ...
Kritik:
Nach dem grandiosen "The Dark Knight" war
eigentlich klar, daß es für das große Finale von Christopher Nolans
Batman-Trilogie kaum noch Spielraum für eine Steigerung geben konnte. Diese Vorahnung
bestätigt sich nun, dennoch ist "The Dark Knight Rises" ohne Frage erneut ein
hochklassiges, intelligent konzipiertes Superhelden-Epos und ein exzellenter Schlußpunkt für die
Geschichte von Bruce Wayne alias Batman in der Version von Christopher Nolan.
"The Dark Knight" brachte mit dem Joker und Harvey
Dent zwei neue Figuren ins Spiel, die sich perfekt in
Nolans Batman-Universum einfügten, es sogar eindeutig bereicherten. "The Dark Knight Rises" hat gleich
vier wichtige Neuzugänge aufzubieten, die zwar ebenfalls sehr gut funktionieren,
aber nicht ganz so spektakulär ausfallen wie ihre Vorgänger. Anne Hathaway
bringt als undurchschaubare Catwoman Elan und Sexappeal in die sonst so düstere
Welt von Gotham City, während sich Marion Cotillard ("Inception") als
Geschäftspartnerin und potentielle Verbündete von Bruce Wayne die Ehre gibt. Joseph Gordon-Levitt als junger, idealistischer Polizist Blake fungiert als
klassische Identifikationsfigur für das Publikum, seine Sicht auf Batman
entspricht ziemlich genau der unseren.
Und dann ist da noch Tom Hardy, der als ebenso skrupelloser
wie gerissener Bane einen richtig guten Bösewicht abgibt, der mit seiner puren
physischen Präsenz absolut dazu taugt, die Zuschauer an einem Happy-End für
Batman zweifeln zu lassen. Zwar kann Hardy leider schon aufgrund der Maske, die einen beträchtlichen Teil seines Gesichts verdeckt, Bane nicht die schauspielerische Brillanz eines Joker oder Two-Face in "The Dark Knight" verleihen (zumal seine
deutsche Synchronstimme nicht ideal ist); dafür hat ihm das Drehbuch – das erneut von Christopher und Jonathan Nolan stammt – eine sehr
interessante Motivation beziehungsweise vorgebliche Motivation mit auf den Weg gegeben, die aus "The Dark Knight
Rises" auch eine faszinierende Allegorie auf die Wirtschafts- und
Finanzkrise seit 2007 macht (nicht zufällig startet Bane seine Mission in Gotham mit
einem Überfall auf die Börse). Natürlich in Maßen, schließlich handelt es sich
nicht um ein gesellschaftskritisches Drama, sondern um eine extrem aufwendig
produzierte und damit letztlich doch mainstream-orientierte Superhelden-Verfilmung.
Bane spielt sich als Anarchist und Revolutionär auf, er
stellt sich als Anführer eines Aufstandes der kleinen Bürger gegen die
dekadente Oberschicht und ein ungerechtes Wirtschaftssystem dar und richtet auf
diese Weise maximales Chaos an. Das ist eine äußerst effektive Methode, um den
auf den ersten Blick tumben Haudrauf Bane zu einem ähnlich spannenden und
vielschichtigen Bösewicht zu machen wie es der Joker und vor allem Two-Face waren. Man darf allerdings nicht den Fehler begehen, diesen
Handlungsverlauf als eine simple Kapitalismuskritik Nolans zu werten. Zwar
spricht "The Dark Knight Rises" sehr wohl einige Schwächen und Fehler
des Wirtschaftssystems in seiner momentanen Ausprägung an, macht aber klugerweise
unmißverständlich klar, daß dies kein Thema ist, das sich mit banaler
Schwarzweißmalerei und markigen Schlagworten angemessen abhandeln läßt. Deshalb und
vor allem angesichts der Tatsache, daß Bane natürlich keineswegs hinter seinen öffentlichen Ansagen steht, sondern in Wahrheit danach trachtet, ganz
Gotham City zu vernichten, mutet es schon höchst kurios an, daß vereinzelte
Kritiker "The Dark Knight Rises" als Nolans Abrechnung mit dem
Kapitalismus interpretieren. Eher könnte man das Gegenteil behaupten, wenn man die Folgen
von Banes "Revolution" sieht ...
(Mit "Batman Begins" und "The Dark
Knight" habe ich mich übrigens auch kurz in meinem Buch "Von 'Citizen
Kane' bis 'The Social Network': Die Darstellung der Wirtschaft im
US-amerikanischen Spielfilm" befaßt – schließlich *ist* Bruce Wayne
selbst ein höchst innovativer und gesellschaftlich verantwortungsbewußt handelnder
Unternehmer und damit aus Hollywood-Sicht eigentlich die idealtypische Ausprägung eines Kapitalisten)
Für manche Zuschauer etwas gewöhnungsbedürftig dürfte das im
Vergleich zu "The Dark Knight" deutlich niedrigere Erzähltempo sein.
Nolan läßt sich diesmal jede Menge Zeit für die Exposition (insgesamt dauert sein Film
165 Minuten und ist damit der längste der Trilogie), er führt die neuen Charaktere
geschickt und recht ausführlich ein und unterbricht die Handlung nur
gelegentlich durch Action-Einlagen. Wie bereits bei "The Dark Knight"
ist Batman keineswegs die zentrale Figur der Geschichte, er ist lediglich
einer unter vielen. Zwischenzeitlich verschwindet er sogar fast vollständig von
der Bildfläche, woraufhin vor allem Bane und Detective Blake
das Kommando auf der Leinwand übernehmen. Bemerkenswert ist zudem die selbst für
Nolans Verhältnisse ausgesprochen düstere, pessimistisch-melancholische
Grundstimmung, die fast den gesamten Film durchzieht. Grundsätzlich war das in den
beiden Vorgängern nicht anders, aber in "The Dark Knight Rises" wirkt
die Atmosphäre noch viel bedrückender. So menschenverachtend und durchgeknallt der
Joker auch war, mit seinen unberechenbaren wie irrwitzigen Aktionen hat er doch
immer wieder für so etwas wie Stimmungsaufhellungen gesorgt. Ja, es sagt viel
über das Gotham City des Christopher Nolan aus, wenn der Joker dafür
sorgen muß, die bleierne Schwere gelegentlich etwas aufzulockern. Bane hält
sich mit solchen Nichtigkeiten nicht auf, er will einfach nur völlig humorlos zerstören, zerstören,
zerstören. Und da es sich um das große Finale der Trilogie handelt und man
Nolan kaum ein echtes Happy-End zutraut, erzielt Banes perfide, gnadenlose
Zerstörungswut umso mehr Wirkung.
Wieder einmal muß also dem Drehbuch der Nolan-Brüder ganz
großes Lob gezollt werden für den Mut, den Abschluß ihrer Batman-Trilogie so
unkonventionell, so komplex, so inhaltlich anspruchsvoll auszugestalten (auch wenn in der zweiten Filmhälfte nicht alle Entwicklungen hundertprozentig logisch erscheinen) und außerdem so schlüssig an viele Handlungsstränge der beiden
vorangegangenen Filme anzuknüpfen. Auf diese Weise sind "Batman Begins", "The Dark Knight" und "The Dark Knight Rises"
eben nicht drei nacheinander gedrehte Filme über die gleichen Hauptfiguren,
sondern bilden eine echte, in sich geschlossene Trilogie (wenngleich mit
mehr als genug Anknüpfungspunkten für eventuelle Fortsetzungen von einem
anderen Team). "The Dark Knight Rises" ist die logische Konsequenz
seiner beiden Vorgänger.
Den Soundtrack verantwortet diesmal übrigens Hans Zimmer
alleine und er liefert gewohnt gute Arbeit ab. Es ist schlicht gänsehauterzeugend,
wenn Batmans erster Auftritt im Film von Zimmers triumphalen, um das zentrale
Batman-Leitmotiv aufgebauten Klängen untermalt wird. Auch sonst bleiben
vor allem die Actionszenen mit ihrer angemessen pompösen musikalischen Begleitung im Gedächnis.
Sonderlich innovativ ist die Musik insgesamt allerdings nicht ausgefallen,
Zimmer variiert vor allem die bewährten Melodien der Soundtracks zu
"Batman Begins" und "The Dark Knight". Das neue,
aggressive Bane-Motiv paßt zwar gut zu dem maskierten Söldner, reicht aber
nicht an den Ein-Ton-Geniestreich für den Joker heran. Dafür hat die
Spezialeffekte-Abteilung wieder einmal ganze Arbeit geleistet, die visuellen
Effekte sind über absolut jeden Zweifel erhaben und beeindrucken vor allem in
der deutlich actionlastigeren zweiten Filmhälfte auf der ganzen Linie. Und daß die hochkarätige Schauspielerriege ihre Sache ausnahmslos sehr überzeugend macht, muß wohl kaum eigens erwähnt werden.
Fazit: "The Dark Knight Rises" mag nicht
ganz an die schiere Brillanz seines Vorgängers heranreichen, was primär daran
liegt, daß dessen bereits ikonische Bösewichte Joker und Two-Face wohl
unersetzbar sind. Dennoch ist Christopher Nolan ein hervorragendes und
hochemotionales Finale seiner bahnbrechenden Batman-Trilogie gelungen, dessen
extrem düstere Grundstimmung und phasenweise sehr storylastige Inszenierung aber manchen Actionjunkie auf eine
harte Geduldsprobe stellen dürften.
Wertung: 8,5 Punkte.
Update vom 8. September 2012: Aufgrund einer etwas schwächer als erwartet ausgefallenen Langzeitwirkung (gerade im Vergleich zu "The Dark Knight") habe ich die Wertung von "The Dark Knight Rises" leicht von 9 auf 8,5 Punkte nach unten korrigiert.
Update vom 8. September 2012: Aufgrund einer etwas schwächer als erwartet ausgefallenen Langzeitwirkung (gerade im Vergleich zu "The Dark Knight") habe ich die Wertung von "The Dark Knight Rises" leicht von 9 auf 8,5 Punkte nach unten korrigiert.
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