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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 26. Juli 2012

THE DARK KNIGHT RISES (2012)

Regie: Christopher Nolan, Drehbuch: Jonathan und Christopher Nolan, Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Christian Bale, Anne Hathaway, Tom Hardy, Gary Oldman, Sir Michael Caine, Morgan Freeman, Joseph Gordon-Levitt, Marion Cotillard, Matthew Modine, Nestor Carbonell, Cillian Murphy, Liam Neeson, Ben Mendelsohn, Burn Gorman, Josh Stewart, Alon Aboutboul, William Devane, Daniel Sunjata, Juno Temple, Tomas Arana, Glen Powell, Wade Williams, Christopher Judge
The Dark Knight Rises
(2012) on IMDb Rotten Tomatoes: 87% (8,0); weltweites Einspielergebnis: $1085,3 Mio.
FSK: 12, Dauer: 164 Minuten.

Acht Jahre nach den Geschehnissen von "The Dark Knight": Commissioner Gordon ist es gelungen, mithilfe des "Dent-Erlasses" die Straßen von Gotham City weitgehend von der organisierten Kriminalität zu säubern. Unterdessen ist der wegen Mordes an Staatsanwalt Dent gesuchte Batman spurlos verschwunden und der Milliardär und Unternehmer Bruce Wayne verschanzt sich ganz im Stil von Howard Hughes in seinem Anwesen, wo er mit niemandem außer seinem Butler Alfred spricht. Doch dann taucht der brutale, mit einer Art Gasmaske ausgestattete Söldner Bane (Tom Hardy, "Inception", "Dame, König, As, Spion") in Gotham auf, eine elegante Meisterdiebin (Anne Hathaway, "Les Misérables") hat es auf Bruce Waynes Fingerabdrücke abgesehen und Gordon wird schwer verletzt, als er bei einem Einsatz eher zufällig über den sich in der weitverzweigten Kanalisation verschanzenden Bane stolpert. Gordons vorübergehender Ersatz Foley (Matthew Modine, "Full Metal Jacket") zweifelt an der Existenz dieses "Maskenmannes", doch der junge und engagierte Polizist John Blake (Joseph Gordon-Levitt, "Brick", "(500) Days of Summer") erkennt den Ernst der Lage und versucht, Batman wieder ins Spiel zu bringen ...

Kritik:
Nach dem grandiosen "The Dark Knight" war eigentlich klar, daß es für das große Finale von Christopher Nolans Batman-Trilogie kaum noch Spielraum für eine Steigerung geben konnte. Diese Vorahnung bestätigt sich nun, dennoch ist "The Dark Knight Rises" ohne Frage erneut ein hochklassiges, intelligent konzipiertes Superhelden-Epos und ein exzellenter Schlußpunkt für die Geschichte von Bruce Wayne alias Batman in der Version von Christopher Nolan.

"The Dark Knight" brachte mit dem Joker und Harvey Dent zwei neue Figuren ins Spiel, die sich perfekt in Nolans Batman-Universum einfügten, es sogar eindeutig bereicherten. "The Dark Knight Rises" hat gleich vier wichtige Neuzugänge aufzubieten, die zwar ebenfalls sehr gut funktionieren, aber nicht ganz so spektakulär ausfallen wie ihre Vorgänger. Anne Hathaway bringt als undurchschaubare Catwoman Elan und Sexappeal in die sonst so düstere Welt von Gotham City, während sich Marion Cotillard ("Inception") als Geschäftspartnerin und potentielle Verbündete von Bruce Wayne die Ehre gibt. Joseph Gordon-Levitt als junger, idealistischer Polizist Blake fungiert als klassische Identifikationsfigur für das Publikum, seine Sicht auf Batman entspricht ziemlich genau der unseren.

Und dann ist da noch Tom Hardy, der als ebenso skrupelloser wie gerissener Bane einen richtig guten Bösewicht abgibt, der mit seiner puren physischen Präsenz absolut dazu taugt, die Zuschauer an einem Happy-End für Batman zweifeln zu lassen. Zwar kann Hardy leider schon aufgrund der Maske, die einen beträchtlichen Teil seines Gesichts verdeckt, Bane nicht die schauspielerische Brillanz eines Joker oder Two-Face in "The Dark Knight" verleihen (zumal seine deutsche Synchronstimme nicht ideal ist); dafür hat ihm das Drehbuch – das erneut von Christopher und Jonathan Nolan stammt – eine sehr interessante Motivation beziehungsweise vorgebliche Motivation mit auf den Weg gegeben, die aus "The Dark Knight Rises" auch eine faszinierende Allegorie auf die Wirtschafts- und Finanzkrise seit 2007 macht (nicht zufällig startet Bane seine Mission in Gotham mit einem Überfall auf die Börse). Natürlich in Maßen, schließlich handelt es sich nicht um ein gesellschaftskritisches Drama, sondern um eine extrem aufwendig produzierte und damit letztlich doch mainstream-orientierte Superhelden-Verfilmung.

Bane spielt sich als Anarchist und Revolutionär auf, er stellt sich als Anführer eines Aufstandes der kleinen Bürger gegen die dekadente Oberschicht und ein ungerechtes Wirtschaftssystem dar und richtet auf diese Weise maximales Chaos an. Das ist eine äußerst effektive Methode, um den auf den ersten Blick tumben Haudrauf Bane zu einem ähnlich spannenden und vielschichtigen Bösewicht zu machen wie es der Joker und vor allem Two-Face waren. Man darf allerdings nicht den Fehler begehen, diesen Handlungsverlauf als eine simple Kapitalismuskritik Nolans zu werten. Zwar spricht "The Dark Knight Rises" sehr wohl einige Schwächen und Fehler des Wirtschaftssystems in seiner momentanen Ausprägung an, macht aber klugerweise unmißverständlich klar, daß dies kein Thema ist, das sich mit banaler Schwarzweißmalerei und markigen Schlagworten angemessen abhandeln läßt. Deshalb und vor allem angesichts der Tatsache, daß Bane natürlich keineswegs hinter seinen öffentlichen Ansagen steht, sondern in Wahrheit danach trachtet, ganz Gotham City zu vernichten, mutet es schon höchst kurios an, daß vereinzelte Kritiker "The Dark Knight Rises" als Nolans Abrechnung mit dem Kapitalismus interpretieren. Eher könnte man das Gegenteil behaupten, wenn man die Folgen von Banes "Revolution" sieht ...
(Mit "Batman Begins" und "The Dark Knight" habe ich mich übrigens auch kurz in meinem Buch "Von 'Citizen Kane' bis 'The Social Network': Die Darstellung der Wirtschaft im US-amerikanischen Spielfilm" befaßt schließlich *ist* Bruce Wayne selbst ein höchst innovativer und gesellschaftlich verantwortungsbewußt handelnder Unternehmer und damit aus Hollywood-Sicht eigentlich die idealtypische Ausprägung eines Kapitalisten)

Für manche Zuschauer etwas gewöhnungsbedürftig dürfte das im Vergleich zu "The Dark Knight" deutlich niedrigere Erzähltempo sein. Nolan läßt sich diesmal jede Menge Zeit für die Exposition (insgesamt dauert sein Film 165 Minuten und ist damit der längste der Trilogie), er führt die neuen Charaktere geschickt und recht ausführlich ein und unterbricht die Handlung nur gelegentlich durch Action-Einlagen. Wie bereits bei "The Dark Knight" ist Batman keineswegs die zentrale Figur der Geschichte, er ist lediglich einer unter vielen. Zwischenzeitlich verschwindet er sogar fast vollständig von der Bildfläche, woraufhin vor allem Bane und Detective Blake das Kommando auf der Leinwand übernehmen. Bemerkenswert ist zudem die selbst für Nolans Verhältnisse ausgesprochen düstere, pessimistisch-melancholische Grundstimmung, die fast den gesamten Film durchzieht. Grundsätzlich war das in den beiden Vorgängern nicht anders, aber in "The Dark Knight Rises" wirkt die Atmosphäre noch viel bedrückender. So menschenverachtend und durchgeknallt der Joker auch war, mit seinen unberechenbaren wie irrwitzigen Aktionen hat er doch immer wieder für so etwas wie Stimmungsaufhellungen gesorgt. Ja, es sagt viel über das Gotham City des Christopher Nolan aus, wenn der Joker dafür sorgen muß, die bleierne Schwere gelegentlich etwas aufzulockern. Bane hält sich mit solchen Nichtigkeiten nicht auf, er will einfach nur völlig humorlos zerstören, zerstören, zerstören. Und da es sich um das große Finale der Trilogie handelt und man Nolan kaum ein echtes Happy-End zutraut, erzielt Banes perfide, gnadenlose Zerstörungswut umso mehr Wirkung.

Wieder einmal muß also dem Drehbuch der Nolan-Brüder ganz großes Lob gezollt werden für den Mut, den Abschluß ihrer Batman-Trilogie so unkonventionell, so komplex, so inhaltlich anspruchsvoll auszugestalten (auch wenn in der zweiten Filmhälfte nicht alle Entwicklungen hundertprozentig logisch erscheinen) und außerdem so schlüssig an viele Handlungsstränge der beiden vorangegangenen Filme anzuknüpfen. Auf diese Weise sind "Batman Begins", "The Dark Knight" und "The Dark Knight Rises" eben nicht drei nacheinander gedrehte Filme über die gleichen Hauptfiguren, sondern bilden eine echte, in sich geschlossene Trilogie (wenngleich mit mehr als genug Anknüpfungspunkten für eventuelle Fortsetzungen von einem anderen Team). "The Dark Knight Rises" ist die logische Konsequenz seiner beiden Vorgänger.

Den Soundtrack verantwortet diesmal übrigens Hans Zimmer alleine und er liefert gewohnt gute Arbeit ab. Es ist schlicht gänsehauterzeugend, wenn Batmans erster Auftritt im Film von Zimmers triumphalen, um das zentrale Batman-Leitmotiv aufgebauten Klängen untermalt wird. Auch sonst bleiben vor allem die Actionszenen mit ihrer angemessen pompösen musikalischen Begleitung im Gedächnis. Sonderlich innovativ ist die Musik insgesamt allerdings nicht ausgefallen, Zimmer variiert vor allem die bewährten Melodien der Soundtracks zu "Batman Begins" und "The Dark Knight". Das neue, aggressive Bane-Motiv paßt zwar gut zu dem maskierten Söldner, reicht aber nicht an den Ein-Ton-Geniestreich für den Joker heran. Dafür hat die Spezialeffekte-Abteilung wieder einmal ganze Arbeit geleistet, die visuellen Effekte sind über absolut jeden Zweifel erhaben und beeindrucken vor allem in der deutlich actionlastigeren zweiten Filmhälfte auf der ganzen Linie. Und daß die hochkarätige Schauspielerriege ihre Sache ausnahmslos sehr überzeugend macht, muß wohl kaum eigens erwähnt werden.

Fazit: "The Dark Knight Rises" mag nicht ganz an die schiere Brillanz seines Vorgängers heranreichen, was primär daran liegt, daß dessen bereits ikonische Bösewichte Joker und Two-Face wohl unersetzbar sind. Dennoch ist Christopher Nolan ein hervorragendes und hochemotionales Finale seiner bahnbrechenden Batman-Trilogie gelungen, dessen extrem düstere Grundstimmung und phasenweise sehr storylastige Inszenierung aber manchen Actionjunkie auf eine harte Geduldsprobe stellen dürften.

Wertung: 8,5 Punkte. 

Update vom 8. September 2012: Aufgrund einer etwas schwächer als erwartet ausgefallenen Langzeitwirkung (gerade im Vergleich zu "The Dark Knight") habe ich die Wertung von "The Dark Knight Rises" leicht von 9 auf 8,5 Punkte nach unten korrigiert.


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