Originaltitel:
Four Daughters
Regie: Michael Curtiz, Drehbuch: Julius J. Epstein und
Lenore Coffee, Musik: Max Steiner
Darsteller: Claude Rains, Gale Page, Priscilla Lane, Rosemary
Lane, Lola Lane, John Garfield, Jeffrey Lynn, Frank McHugh, Dick Foran, May
Robson, Vera Lewis, Eddie Albert
Der Musikprofessor Adam Lemp (der vierfache OSCAR-Nominee
Claude Rains aus Klassikern wie "Der Unsichtbare", "Casablanca" oder
"Phantom der Oper") führt mit seinen vier ebenso musikalischen wie
hübschen Töchtern im heiratsfähigen Alter ein glückliches Familienleben.
Naturgemäß dauert es nicht lange, bis die jungen Damen mit heiratswilligen
Verehrern wie dem stets fröhlichen Komponisten Felix (Jeffrey Lynn) oder dem
wohlhabenden Geschäftsmann Ben (Frank McHugh) konfrontiert werden. Doch als
eines Tages Felix' alter Freund Mickey (John Garfield, "Humoreske",
"Der Seewolf", "Wenn der Postmann zweimal klingelt"), ein
mürrischer, mittelloser Pianist, die Bildfläche betritt, kommt der heitere
Liebesreigen aus dem Tritt ...
Kritik:
"Vater dirigiert" ist in mehrfacher Hinsicht ein filmhistorisch bedeutsamer Film – und das hat nur am Rande mit dem Inhalt zu tun. Zwar ist die Tragikomödie von "Casablanca"-Regisseur Michael Curtiz zweifellos ein sehenswertes Stück Kino aus der "Goldenen Ära" Hollywoods, das mit viel Dialogwitz und einer aus heutiger Sicht geradezu anrührend altmodischen heilen Welt hohen Unterhaltungswert besitzt. Dies umso mehr, da diese "heile Welt" bei genauerer Betrachtung gar nicht ganz so heil ist, sondern – eine logische Konsequenz der damals noch immer nicht überstandenen Weltwirtschaftskrise ab 1929, die selbst Hollywood in seinen Werken nicht komplett ignorieren konnte – durchaus Risse offenbart. Und personifiziert werden diese Risse zuvörderst durch John Garfield in seiner Rolle als Mickey.
"Vater dirigiert" ist in mehrfacher Hinsicht ein filmhistorisch bedeutsamer Film – und das hat nur am Rande mit dem Inhalt zu tun. Zwar ist die Tragikomödie von "Casablanca"-Regisseur Michael Curtiz zweifellos ein sehenswertes Stück Kino aus der "Goldenen Ära" Hollywoods, das mit viel Dialogwitz und einer aus heutiger Sicht geradezu anrührend altmodischen heilen Welt hohen Unterhaltungswert besitzt. Dies umso mehr, da diese "heile Welt" bei genauerer Betrachtung gar nicht ganz so heil ist, sondern – eine logische Konsequenz der damals noch immer nicht überstandenen Weltwirtschaftskrise ab 1929, die selbst Hollywood in seinen Werken nicht komplett ignorieren konnte – durchaus Risse offenbart. Und personifiziert werden diese Risse zuvörderst durch John Garfield in seiner Rolle als Mickey.
Bereits mit dem ersten, bemerkenswert ruppigen Auftritt
in diesem seinem Leinwanddebüt macht Garfield mächtig Eindruck und stellt
vor allem klar, warum er filmhistorisch als Vorgänger von
für ihre eindrucksvolle Darstellung von rebellischen jungen Männern berühmt gewordenen schauspielerischen Schwergewichten wie
Marlon Brando ("Endstation Sehnsucht", "Die Faust im Nacken") oder James Dean ("... denn sie wissen nicht, was sie tun", "Jenseits von Eden") gilt. Garfields Leinwandpräsenz in "Vater dirigiert" ist schlicht
atemberaubend, und deshalb ist es für das Publikum auch absolut glaubwürdig,
daß er die gesamte Familie Lemp mächtig durcheinanderbringt. Obwohl seine Rolle
verhältnismäßig klein ist, spielt sie doch eine entscheidende Rolle innerhalb
der Handlung. Sie transformiert eine
naiv-heitere Komödie in eine glaubwürdige Tragikomödie; sie stellt die Weichen
für die Lebensläufe gleich mehrerer Hauptfiguren und verleiht ihnen indirekt Tiefe;
sie steht für die grimmige Realität neben der heilen Hollywood-Welt der Lemps.
Kein Wunder, daß Garfield gleich für sein Debüt die erste von zwei
OSCAR-Nominierungen erhielt. Schade, daß er anschließend meist ähnliche Rollen spielen mußte und deshalb nur selten seine
schauspielerische Bandbreite aufzeigen konnte. Eine Schande,
daß er Ende der 1940er Jahre eines der vielen Opfer der Kommunistenhatz in den
USA wurde und wohl auch deshalb im Alter von nur 39 Jahren an Herzversagen
verstarb, ehe seine so vielversprechend gestartete Karriere ihren nach "Vater dirigiert" scheinbar
vorgezeichneten Höhepunkt erreichen konnte.
Doch obgleich Garfields denkwürdiges Debüt diesen Film
schauspielerisch dominiert, muß sich doch der restliche Cast keineswegs
verstecken. Claude Rains spielt den gutmütigen Vater (entgegen des deutschen Titels übrigens eher eine Nebenrolle) routiniert, Gale Page
("Nachts unterwegs") gewinnt als älteste Tochter Emma schnell die
Sympathien des Publikums. Und – womit wir wieder bei der filmhistorischen
Bedeutsamkeit von "Vater dirigiert" wären – es war das erste Mal, daß drei der vier vom Broadway als Schauspielerinnen, Tänzerinnen und
Sängerinnen bekannten Lane-Schwestern gemeinsam in einem Film auftraten. Eigentlich sollten
es sogar alle vier werden, doch das produzierende Studio war mit Leota, der Ältesten, nicht zufrieden und ersetzte sie durch Gale Page. Diese
fügt sich im Film jedoch wunderbar in das Schwestern-Quartett ein, das auch mit der "Ersatzfrau" ausgesprochen harmonisch agiert. Vor allem Nesthäkchen Priscilla Lane deutet echte
Starqualitäten an, folgerichtig entwickelte sie sich mit Hauptrollen in Meisterwerken wie "Arsen und Spitzenhäubchen" oder "Die wilden
Zwanziger" zur erfolgreichsten der vier Schwestern, die allerdings
allesamt bereits in den 1940er Jahren ihre Filmkarrieren beendeten.
Inhaltlich kann man geteilter Meinung sein, ob die
durch Garfield verkörperte Wende zum Dramatischen dem Film wirklich gut tut –
Regisseur Michael Curtiz wäre es sicherlich ebenso gelungen, ihn als reine, harmlose
Komödie zu einem Erfolg zu machen. Doch auch als Tragikomödie funktioniert
"Vater dirigiert" einwandfrei. Und durch die Miteinbeziehung von
Garfield als Mickey gewinnen die Hauptfiguren, gewinnt der ganze Film
eben zweifellos an emotionaler und dramaturgischer Tiefe, an Profil. Angesichts des
großen Erfolges an den Kinokassen wie auch bei der Kritik (samt fünf
OSCAR-Nominierungen) wurden übrigens rasch zwei direkte Fortsetzungen
("Four Wives" und "Four Mothers") sowie ein eigenständiger
Film ("Vier Töchter räumen auf") mit jeweils identischer
Haupt-Besetzung gedreht.
Achja, und eine letzte Bemerkung zur filmhistorischen
Relevanz von "Vater dirigiert": Nicht nur John Garfield gibt hier sein Leinwanddebüt, sondern in einer
Minirolle als Arzt (die er in "Four Wives" in deutlich größerer Form
noch einmal übernahm) auch Eddie Albert, später OSCAR-nominiert für "Ein
Herz und eine Krone" und "Der Herzensbrecher".
Fazit: "Vater dirigiert" ist eine beschwingte,
hochkarätig besetzte und gut geschriebene sowie von Star-Regisseur Curtiz sehr
solide inszenierte Tragikomödie, die über weite Strecken gute, wenngleich recht harmlose Familienunterhaltung bietet, durch John Garfields erste Filmrolle
aber das gewisse Extra erhält.
Wertung: 8 Punkte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen