Originaltitel: The Hunger Games
Regie: Gary Ross, Drehbuch: Suzanne Collins, Billy Ray und Gary Ross,
Musik: James Newton Howard
Darsteller: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Donald Sutherland, Woody
Harrelson, Wes Bentley, Stanley Tucci, Toby Jones, Elizabeth Banks, Lenny
Kravitz, Amandla Stenberg, Liam Hemsworth, Alexander Ludwig, Isabelle Fuhrman,
Leven Rambin, Paula Malcomson, Willow Shields, Dayo Okeniyi, Jack Quaid
Irgendwann in der Zukunft: Seit vor
74 Jahren die äußeren Bezirke des diktatorisch geführten Staates Panem die
Rebellion wagten und blutig niedergeschlagen wurden, muß jedes Jahr jeder der
12 Bezirke je zwei Jugendliche als Tribute zu den sogenannten
"Hungerspielen" schicken. Diese bestehen im
Wesentlichen daraus, daß sich die 24 Tribute gegenseitig bekämpfen müssen, bis
nur noch einer am Leben ist. Für den äußersten und ärmsten Distrikt 12 treten
bei den 74. Hungerspielen Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence, "Silver Linings", "X-Men: Erste Entscheidung"), eine versierte
Bogenschützin, und der kräftige Peeta Mellark (Josh Hutcherson, "Die Reise zur geheimnisvollen
Insel") an. Doch die Konkurrenz vor allem aus den Distrikten 1 und 2, deren Tribute jahrelang in Akademien gezielt trainiert werden, um sich dann freiwillig zu melden, scheint
übermächtig ...
Kritik:
Vor allem vor dem Kinostart von "Die Tribute von Panem" wurden in der Öffentlichkeit immer wieder Vergleiche mit den "Twilight"-Filmen mit Kristen Stewart und Robert Pattinson bemüht. In Wirklichkeit ist das ziemlich hanebüchen, denn abgesehen von der Tatsache, daß es sich bei beiden Projekten um Verfilmungen höchst erfolgreicher Buchreihen mit einer jugendlichen Hauptzielgruppe handelt, gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Was aber nicht heißen soll, daß die Adaption von "Die Tribute von Panem" (Suzanne Collins, die Autorin der Romanvorlage, war übrigens am Drehbuch beteiligt) ein Ausbund an Originalität wäre. Tatsächlich hat mich als Nichtleser der Buchvorlage der Film wiederholt an den Spruch "besser gut geklaut als schlecht erfunden" erinnert. "Gladiator" meets "Battle Royale" meets "Spartacus", so könnte man "Die Tribute von Panem" auch beschreiben.
Vor allem vor dem Kinostart von "Die Tribute von Panem" wurden in der Öffentlichkeit immer wieder Vergleiche mit den "Twilight"-Filmen mit Kristen Stewart und Robert Pattinson bemüht. In Wirklichkeit ist das ziemlich hanebüchen, denn abgesehen von der Tatsache, daß es sich bei beiden Projekten um Verfilmungen höchst erfolgreicher Buchreihen mit einer jugendlichen Hauptzielgruppe handelt, gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Was aber nicht heißen soll, daß die Adaption von "Die Tribute von Panem" (Suzanne Collins, die Autorin der Romanvorlage, war übrigens am Drehbuch beteiligt) ein Ausbund an Originalität wäre. Tatsächlich hat mich als Nichtleser der Buchvorlage der Film wiederholt an den Spruch "besser gut geklaut als schlecht erfunden" erinnert. "Gladiator" meets "Battle Royale" meets "Spartacus", so könnte man "Die Tribute von Panem" auch beschreiben.
Die Ähnlichkeiten zu
"Gladiator" sind vor allem in der (besseren) ersten Filmhälfte kaum zu übersehen. Zum einen trifft das auf das Hintergrundszenario zu, denn Panem
ist ganz offen an das späte Römische Reich angelehnt: Der
Regierungssitz von Panem ist das Kapitol, dessen Bewohner tragen fast
ausnahmslos römische Namen wie Cato, Caesar oder Seneca und die Hungerspiele
entsprechen den Gladiatorenkämpfen, die das dekadente Volk ergötzen sollen. Zum
anderen gibt es auch in der Handlung viele Parallelen, denn hier wie dort wird
viel Zeit der Ausbildung der Gladiatoren bzw. Tribute gewidmet, die hier vor
allem durch den früheren Sieger der Hungerspiele Haymitch (Woody
Harrelson, "Die Unfaßbaren") und den charismatischen Stylisten Cinna (Rockstar Lenny Kravitz, "Precious") –
der Katniss und Peeta beibringt, das überlebenswichtige Wohlwollen der Massen zu
gewinnen – vonstatten geht.
Die zweite Filmhälfte widmet sich
dann den eigentlichen Hungerspielen und deren Konzept erinnert stark an
den japanischen Kultfilm "Battle Royale" von Kinji Fukasaku. Gut, in
letzterem handelt es sich um eine völlig unvorbereitete schwer erziehbare
Schulklasse, die unvermittelt in den Kampf um Leben und Tod geworfen wird,
während "Die Tribute von Panem" quasi von Geburt an wissen, welches
Schicksal auf sie zukommen kann. Dennoch ist das Resultat sehr ähnlich, zumal
es in beiden Filmen besonders gut vorbereitete und skrupellose
Freiwillige gibt, die den "normalen" Kämpfern den Sieg fast unmöglich
machen. Leider erreicht "Die Tribute von Panem" in dieser zweiten
Filmhälfte nicht die Spannung und Intensität von "Battle Royale". Dafür gibt es
mehrere Gründe, beispielsweise geht der japanische Film fast unmittelbar in
medias res und hat damit rund 100 Minuten Zeit für die Darstellung der Kämpfe, wohingegen "Die Tribute von Panem" darauf nur etwa eine Stunde
verwendet. So ist es unvermeidlich, daß sich Regisseur Ross
("Seabiscuit", "Pleasantville") auf nur wenige der Tribute
konzentriert, während der Großteil der jugendlichen Kämpfer mehr oder weniger
gesichtslos bleibt. Das wiederum hat zur Folge, daß der Verlauf der
Hungerspiele kaum überraschen kann. Und da der Film unbedingt eine
teenagergerechte Altersfreigabe erhalten sollte, sind selbst die Todesfälle
während der "Spiele" vergleichsweise zahm inszeniert – wohingegen
"Battle Royale" ob der teilweise ausgesprochen brutalen und blutigen Darstellung in
der ungeschnittenen Version in Deutschland bis heute indiziert ist. Zwar muß
Regisseur Ross zugutegehalten werden, daß es ihm auch mit einem weitgehenden
Blut-Verzicht gelingt, zumindest einige Todesfälle erfreulich effektiv in
Szene zu setzen (Gänsehaut-Momente inklusive) und die sinnlose Grausamkeit dieses Vergnügens der Massen herauszustellen; auch die gefühlvolle Musik von James
Newton Howard erweist sich dabei als hilfreich. Dennoch: Die Hungerspiele
selbst sind im Vergleich zu den Vorbereitungen eindeutig die schwächere
Filmhälfte.
Die Parallelen zu
"Spartacus" beschränken sich in diesem Film noch auf eher
Grundsätzliches, so sind die Bewohner der äußeren Bezirke eine Entsprechung der
"Barbaren"-Stämme der Römerzeit, die massenweise als
Sklaven nach Rom gebracht wurden, bis Spartacus den Funken der Rebellion in
ihnen entzündete. Da ich die Buchvorlagen nicht kenne, ist das genau
genommen reine Spekulation, aber ich hege kaum Zweifel daran, daß in den
Fortsetzungen von "Die Tribute von Panem" ähnliches geschehen wird –
Andeutungen in diese Richtung gibt es jedenfalls bereits.
Aber wie gesagt: Die vielen
Parallelen zu früheren Werken (und da könnten noch weit mehr genannt werden als
die obigen drei) sind nicht wirklich ein Problem, da "Die Tribute von
Panem" insgesamt gut funktioniert. Regisseur Ross hat die drastischen gesellschaftlichen Gegensätze in Panem, das Elend der
äußeren Bezirke auf der einen Seite und die Opulenz der Bewohner des Kapitols auf der anderen, überzeugend und
atmosphärisch auf die Leinwand gebannt, wenngleich die exzentrischen modischen Trends im Regierungsbezirk arg gewöhnungsbedürftig sind. Angesichts des für
Hollywood-Blockbuster-Verhältnisse fast schon gering zu nennenden Budgets von geschätzt
$78 Mio. ist die geringe Anzahl spektakulärer Spezialeffekte wenig überraschend. Diejenigen, die es gibt, werden sparsam dosiert und damit ziemlich
geschickt eingesetzt, ansonsten gelingt es dem Filmteam, die Budget-Beschränkungen durch großen Aufwand bei Kostümen, Ausstattung, Szenenbild etc. recht gut zu kompensieren.
Schauspielerisch kann "Die
Tribute von Panem" auf der ganzen Linie überzeugen. OSCAR-Nominee Jennifer
Lawrence und Josh Hutcherson zeigen in den Hauptrollen starke Leistungen und
harmonieren auf der Leinwand hervorragend. Da die beiden klar im Zentrum der
Handlung stehen und ihre Figuren sogar eine glaubwürdige Entwicklung
durchlaufen, geraten die übrigen Schauspieler naturgemäß ziemlich in den Hintergrund.
Dennoch gelingt es den Stars, ihre Rollen mit Leben zu erfüllen, allen voran
Woody Harrelson als desillusionierter Hungerspiele-Veteran, Donald Sutherland ("Der Adler der neunten Legion")
als gerissener Präsident Snow, Stanley Tucci ("Captain America") als redegewandter Gastgeber der
Hungerspiele und auch Lenny Kravitz haben einige schöne Szenen. Und auch die überwiegend unbekannten Darsteller der Tribute sind ausnehmend gut besetzt.
Die Fortsetzung "Catching Fire" wird übrigens mit einem neuen Regisseur und zwei neuen Drehbuch-Autoren auskommen müssen. Da Gary Ross der Ansicht war, daß der ehrgeizige Terminplan des Studios ("Catching Fire" soll im November 2013 in die Kinos kommen) ohne Qualitätseinbußen nicht einzuhalten sei, zog er sich konsequenterweise zurück. Eine mutige, grundsätzlich lobenswerte Entscheidung, aber als Zuschauer kann man nur hoffen, daß er mit seiner Einschätzung falsch liegt. Als Nachfolger wurde jedenfalls der genreerfahrene Francis Lawrence ("Constantine", "I Am Legend") engagiert, der auch den zweigeteilten Abschluß mit "Mockingjay, Teil 1" und "Mockingjay, Teil 2" dreht.
Die Fortsetzung "Catching Fire" wird übrigens mit einem neuen Regisseur und zwei neuen Drehbuch-Autoren auskommen müssen. Da Gary Ross der Ansicht war, daß der ehrgeizige Terminplan des Studios ("Catching Fire" soll im November 2013 in die Kinos kommen) ohne Qualitätseinbußen nicht einzuhalten sei, zog er sich konsequenterweise zurück. Eine mutige, grundsätzlich lobenswerte Entscheidung, aber als Zuschauer kann man nur hoffen, daß er mit seiner Einschätzung falsch liegt. Als Nachfolger wurde jedenfalls der genreerfahrene Francis Lawrence ("Constantine", "I Am Legend") engagiert, der auch den zweigeteilten Abschluß mit "Mockingjay, Teil 1" und "Mockingjay, Teil 2" dreht.
Fazit: "Die Tribute von
Panem" ist ein handwerklich gut gemachtes dystopisches Action-Abenteuer
mit zwei starken Hauptdarstellern, das den Mangel an inhaltlicher Originalität
durch eine solide Inszenierung und eine interessante (wenngleich nur am Rande
angeschnittene) Hintergrundstory wettmacht. Kein Meisterwerk, aber ein recht
vielversprechender Auftakt für die Reihe.
Wertung: 7,5 Punkte.
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