Die Zeit der großen Sommer-Blockbuster ist (für dieses Jahr) endgültig vorbei, dafür kommen wieder mehr Horrorfilme in die deutschen Kinos, etliche mittelgroße Produktionen und sogar schon ein paar frühe OSCAR-Hoffnungen:
7. September:
"My Big Fat
Greek Wedding – Familientreffen":
Im Jahr 2002
entwickelte sich Joel Zwicks für schlanke $5 Mio. gedrehte
romantische Komödie "My Big Fat Greek Wedding" quasi aus
dem Nichts zu einem Welterfolg, der auch ohne Stars in der Besetzung
global beinahe $370 Mio. einspielte und in Deutschland beinahe zwei
Millionen Zuschauer in die Kinos lockte. Natürlich will so ein
Überraschungserfolg ausgeschlachtet werden, weshalb Drehbuch-Autorin
und Hauptdarstellerin Nia Vardalos eine Fortsetzung unter der Regie
von Kirk Jones schuf – allerdings erst erstaunliche 14 Jahre
später. Das war vermutlich ein Grund dafür, daß die nicht
ansatzweise so gut lief wie das Original (gut $90 Mio.
Einspielergebnis, 150.000 Kinogänger in Deutschland) – was aber
nicht verhinderte, daß weitere sieben Jahre später mit
"Familientreffen" Teil 3 die Lichtspielhäuser erobert.
Vardalos hat diesmal auch noch die Regie übernommen und spielt
weiterhin die Protagonistin Toula, die mit ihrem Gatten Ian (John
Corbett) nach einem Todesfall ein großes Familientreffen in
Griechenland arrangiert – da ist erneutes Chaos vorprogrammiert ...
"Enkel für
Fortgeschrittene":
Die Fortsetzung von
Wolfgang Groos' ("Die Vampirschwestern") 2020 mit knapp
550.000 Zuschauern recht erfolgreich in den deutschen Kinos
gelaufener Familien-Komödie "Enkel für Anfänger" über
drei kinderlose Freunde fortgeschrittenen Alters, die sich als
Leih-Großeltern anbieten. In "Enkel für Fortgeschrittene"
kehrt Karin (Maren Kroymann, "Mängelexemplar") nach einem Jahr in Neuseeland zurück
nach Hause und muß feststellen, daß sich ihr Ehemann (Günther
Maria Halmer, "Sophies Entscheidung") scheinbar in die Witwe Sigrid (Imogen Kogge, "Phoenix") verguckt
hat. Also übernimmt sie mit Philippa (Barbara Sukowa, "Lola") und Gerhard
(Heiner Lauterbach, "Wir sind die Neuen") die Leitung eines Schülerladens, um sich
abzulenken. Das stellt sich allerdings als ziemliche Herausforderung
heraus ...
"Dalíland":
Mary Harrons
("Charlie Says") leider nur mittelmäßig rezensiertes
Drama erzählt von dem jungen Kunstschulabsolventen James
(Christopher Briney, Amazon-Serie "Der Sommer, als ich schön wurde"), der im New York des Jahres 1973 den berühmten
surrealistischen Maler Salvador Dalí (Ben Kingsley, "Shang-Chi") kennenlernt und
ihm bei der Vorbereitung einer neuen Ausstellung helfen soll. Dabei
wird James immer stärker in die Welt des exzentrischen Künstlers
hineingezogen, der unter Finanznöten leidet und dessen Beziehung zu
seiner Gattin Gala (Barbara Sukowa) zu bröckeln beginnt.
"Skinamarink":
Der positiv
rezensierte, für gerade einmal $15.000 produzierte experimentelle
kanadische Horrorfilm von Langfilm-Regiedebütant Kyle Edward Ball
zeigt, wie zwei kleine Kinder – der vierjährige Kevin und seine
sechsjährige Schwester Kaylee – im Jahr 1995 nachts aufwachen und
feststellen, daß sie ganz allein im Haus sind. Während sie auf die
Rückkehr ihres Vaters warten, verschwinden merkwürdigerweise nach
und nach auch Türen, Fenster und einige Gegenstände; zudem erklingt
eine mysteriöse Stimme aus den Schatten ...
14. September:
"A Haunting
in Venice":
Sir Kenneth Branagh
gelang 2017 mit seiner Neuverfilmung des Agatha Christie-Klassikers
"Mord im Orient Express" mit ihm selbst in der Hauptrolle
des belgischen Meisterdetektivs Hercule Poirot trotz verhaltener
Kritiken ein überraschender Welterfolg. Die Fortsetzung "Tod
auf dem Nil" litt 2022 stark unter den Corona-Maßnahmen und war
auch inhaltlich etwas schwächer als der Vorgänger; die Performance
reichte aber aus, um einen dritten Fall für Poirot zu ermöglichen.
Dieser setzt sich nun gleich in mehrfacher Hinsicht von den beiden
ersten Filmen ab, denn erstens wurde "A Haunting in Venice"
zuvor noch nie fürs Kino adaptiert und zweitens bringt er gewisse
übernatürliche Facetten in die Kriminalgeschichte ein. Was sich
nicht geändert hat: Branagh führt erneut Regie und spielt natürlich
auch die Hauptrolle, dazu hat er sich wiederum ein hochkarätiges
(wenn auch diesmal etwas weniger starlastiges) Ensemble an die Seite
gestellt. "A Haunting in Venice" spielt kurz nach dem Ende
des Zweiten Weltkrieges und Poirot hat sich eigentlich in Venedig zur
Ruhe gesetzt. Doch als er dort zu einer Séance in einem
heruntergekommenen Palazzo eingeladen wird und seine Neugierde die
Skepsis besiegt, sagt er zu – und wie sollte es anders sein,
natürlich gibt es schon bald ein Mordopfer. Poirot übernimmt
selbstredend die Ermittlungen … In weiteren Hauptrollen agieren die
frischgebackene OSCAR-Gewinnerin Michelle Yeoh ("Everything
Everywhere All at Once"), Tina Fey ("Date Night") und
Jamie Dornan ("Belfast").
"Retribution":
Liam Neeson scheint
immer noch nicht genug zu haben von seiner späten Karriere als
Actionheld, obwohl seine letzten Filme nur noch selten sonderlich
sehenswert ausfielen (und dementsprechend auch meist floppten). Für
"Retribution" hat er immerhin einen interessanten Regisseur
gefunden, denn der Ungar Nimród Antal bewies vor allem mit seinem
heimischen Kinodebüt "Kontroll" aus dem Jahr 2003 seine
Klasse und zeigte auch in Hollywood mit "Motel",
"Predators" oder seiner Mitwirkung an TV-Serien wie
"Servant" und "Stranger Things", was er drauf
hat. Den allzu generischen "Retribution" kann er den
US-Kritikern zufolge allerdings auch nicht retten. Im Remake des
spanischen Thrillers "Anrufer unbekannt" aus dem Jahr 2015
– zu dem es mit Christian Alvarts "Steig. Nicht. Aus!"
von 2018 bereits ein deutsches Remake gibt – spielt Neeson den in
Berlin lebenden Banker Matt, der einen folgenschweren Anruf erhält,
als er seine beiden Kinder mit dem Auto zur Schule bringt. Der
Anrufer behauptet, im Auto sei eine Bombe versteckt, die hochgehe,
sobald einer der Passagiere aussteige ...
"Trauzeugen":
In der deutschen
Tragikomödie der beiden Regiedebütanten Finn Christoph Stroeks
(Drehbuch-Autor von "Vielmachglas") und Lena May Graf (war
am Drehbuch zur Ende August angelaufenen Thees Uhlmann-Adaption
"Sophia, der Tod und ich" beteiligt) spielt Edin Hasanović
("Im Westen nichts Neues") den Scheidungsanwalt Jakob und
Almila Bagriacik ("Nur eine Frau") die Paartherapeutin
Marie. Man könnte beide hinsichtlich ihrer Berufe durchaus als
Gegenpole bezeichnen und auch sonst haben sie charakterlich auf den
ersten Blick wenig gemeinsam. Das ist ein kleines Problem, denn beide
sollen bei der Hochzeit von Ruth (Cristina do Rego aus der TV-Serie
"Pastewka") und Tobi (László Branko Breiding) als
Trauzeugen fungieren. Dummerweise steht die Hochzeit aber kurz vor
der Absage, weswegen Jakob und Marie ihre Differenzen irgendwie
beiseitelegen müssen, um gemeinsam die Situation zu retten.
"Voll ins
Leben":
Gut 800.000
Franzosen wollten die neue Komödie von "Willkommen bei den
Sch'tis"-Regisseur, -Autor und -Hauptdarsteller Dany Boon in den
Kinos sehen. Auch bei "Voll ins Leben" ist Boon wieder in
diesen drei elementaren Funktionen tätig und spielt Tridan, der
quasi sein ganzes Leben in jenem mexikanischen Club Med verbracht
hat, in dem er geboren wurde. Als er 50 wird, kündigt er seinen
dortigen Job und macht sich auf nach Paris, um seine einstige
Jugendliebe Violette (Valérie Crouzet) zu finden. Unterschlupf
findet Tridan bei seinem davon wenig begeisterten Halbbruder Louis (Boons
"Sch'tis"-Co-Star Kad Merad), der kurzerhand seine
Ex-Freundin Roxane (Charlotte Gainsbourg, "Melancholia") anheuert, um sich als
Violette auszugeben ...
"Fallende
Blätter":
Aki Kaurismäkis
("Der Mann ohne Vergangenheit") romantische Tragikomödie
zählte zu den Highlights des diesjährigen Filmfestivals von Cannes,
wo es als Belohnung den Großen Preis der Jury gab. Im Zentrum der
Geschichte stehen die Supermarktangestellte Ansa (Alma Pöysti,
"Tove") und der Bauarbeiter Holappa (Jussi Vatanen,
"Unknown Soldier"), die beide in Helsinki trotz etlicher
Enttäuschungen immer noch die große Liebe suchen.
21. September:
"The Nun
II":
Bekanntlich gibt es
spätestens seit dem riesigen Erfolg des Marvel Cinematic Universe
diverse Versuche, eigene Kino-Universen zu schaffen, deren Filme
miteinander verbunden sind. Selbst bei theoretisch vielversprechenden
Ansätzen ging das ziemlich (DC Extended Universe) bis komplett (Dark
Universe, das nach dem ersten Film "Die Mumie" wieder
eingemottet wurde) schief. Warum es ausgerechnet bei James Wans
"Conjuring"-Filmen bislang ausgesprochen gut funktioniert,
ist schwer zu beantworten – abgesehen davon, daß sie alle recht
kostengünstig produziert wurden und damit natürlich leichter die
Gewinnschwelle überschreiten. Rein qualitativ haben eigentlich nur
die ersten beiden Teile der Hauptreihe vollauf überzeugt, dennoch
erwiesen sich trotz mittelmäßiger bis schlechter Kritiken auch die
Spin-Offs – die "Annabelle"-Trilogie und "Lloronas
Fluch" – als kommerzielle Monsterhits und das weltweit höchste
Einspielergebnis erzielte mit $365 Mio. (bei einem Budget von $22
Mio.) im Jahr 2018 "The Nun". Wenig überraschend also, daß
nun (mit pandemiebedingter Verzögerung) ein zweiter Teil ins Haus
steht, bei dem die Regie von Corin Hardy zum "La Llorona"-Macher
Michael Chaves überging. Vier Jahre nach den Geschehnissen von "The
Nun" wird Schwester Irene (Taissa Farmiga, "The Bling Ring") erneut mit dem Dämon
Valak (Bonnie Aarons) konfrontiert, der diesmal ein französisches
Internat heimsucht. In weiteren Rollen agieren Storm Reid ("The
Suicide Squad") und Anna Popplewell ("Narnia"-Reihe).
"The
Expendables 4":
Ganze neun Jahre hat
Actionikone Sylvester Stallone gebraucht, um nach dem inhaltlich und
kommerziell enttäuschenden dritten gemeinsamen Abenteuer gealterter
Actionheroen einen weiteren Teil in die Kinos zu bringen. Regie führt
der genreerfahrene Ex-Stuntman Scott Waugh ("Act of Valor")
und zum Team zählen diesmal neben Stallone die Rückkehrer Jason
Statham, Dolph Lundgren und Randy Couture sowie Neuzgänge wie Rapper
50 Cent, der thailändische Martial Arts-Spezialist Tony Jaa
("Ong-Bak") und Megan Fox. Der indonesische "The
Raid"-Star Iko Uwais spielt den Bösewicht Suarto Rahmat – ein
Terrorist, der einen Atomkrieg zwischen Russland und den USA
anzetteln will.
"Weißt du
noch":
Rainer Kaufmanns
("Stadtgespräch") Komödie erzählt von dem seit den
1970er Jahren verheirateten Ehepaar Marianne (Senta Berger, "Im Schatten des Giganten") und
Günter (Günther Maria Halmer), das sich in all der Zeit allerdings
zunehmend auseinandergelebt hat. Um ihre Beziehung zu retten, nehmen
sie an ihrem Hochzeitstag eine "Wunderpille" zu sich, die
lange verloren geglaubte Erinnerungen zurückbringen soll – und sie
damit hoffentlich auch daran erinnert, warum sie sich einst
ineinander verliebt haben ...
28. September:
"Wochenendrebellen":
In Marc Rothemunds
("Dieses bescheuerte Herz") tragikomischer Adaption des
autobiographischen Buchs "Wir Wochenendrebellen" von Mirco
und Jason Juterczenka muß sich Fatime (Aylin Tezel, "7500") größtenteils
alleine um den zehnjährigen autistischen Sohn Jason (Cecilio
Andresen) und das Baby Lucy kümmern, da ihr Gatte Mirco (Florian
David Fitz) berufsbedingt viel unterwegs ist. Als Jason auf eine
Förderschule wechseln soll, schließt Mirco einen Pakt mit ihm:
Jason wird sich Mühe geben, die Erfordernisse der "normalen"
Schule zu erfüllen, dafür hilft ihm Mirco dabei, einen
Lieblings-Fußballverein zu finden. Das ist allerdings leichter
gesagt als getan, denn Jason will sich erst entscheiden, wenn er alle
56 Vereine der ersten drei Ligen bei Heimspielen besucht hat ...
"Paw Patrol:
Der Mighty Kinofilm":
Nachdem "Paw
Patrol – Der Kinofilm" 2021 über 1,5 Millionen Eltern und
Kinder in die deutschen Kinos lockte, steht nun ein zweiter Film zur
höchst erfolgreichen kanadischen Kinder-Animationsserie ins Haus, in
dem die hilfsbereiten Welpen durch einen Meteoriten übernatürliche
Kräfte erhalten und mit deren Hilfe ihre Heimat Adventure City vor
Bösewichten beschützen wollen.
"The
Creator":
Die vielleicht
spannendste Produktion des Kinomonats September dürfte dieser
SciFi-Actionthriller von "Godzilla"-Regisseur Gareth
Edwards sein. Denn über die Handlung ist nur bekannt, aber die
Trailer sehen ziemlich imposant und kreativ aus. John David
Washington ("Tenet") spielt irgendwann in der Zukunft den
Ex-Spezialagenten Joshua, der während eines erbitterten Krieges
zwischen der Menschheit und Künstlichen Intelligenzen unter dem
ungeklärten Verschwinden seiner Frau Maya (Gemma Chan, "Eternals")
leidet. Dennoch macht er sich mit einem Team auf eine Mission, um den
"Schöpfer" zu finden, der eine mächtige Waffe erfunden
haben soll – die den Krieg beenden, aber auch die Menschheit
vernichten könnte ...
"Die
Mittagsfrau":
Die deutsche
Filmemacherin Barbara Albert ("Die Lebenden") verfilmte
Julia Francks gleichnamigen Bestseller aus dem Jahr 2007 mit Mala
Emde ("303") in der (erwachsenen) Hauptrolle der Helene.
Die wächst mit ihrer Schwester Martha (als Erwachsene: Liliane
Amuat) in Bautzen auf, zieht aber in den "Goldenen Zwanzigern"
des 20. Jahrhunderts nach Berlin, um Ärztin zu werden. An der Uni
verliebt sie sich in Karl (Thomas Prenn), der allerdings bald stirbt
– dann kommen auch noch die Nazis an die Macht (was wegen
Helenes jüdischer Mutter zusätzlich problematisch ist) und alles
ändert sich ...
"Rose –
Eine unvergeßliche Reise nach Paris":
In der für sieben
Dänische Filmpreise nominierten Tragikomödie von Niels Arden Oplev
("Der Traum") spielt Sofie Gråbøl
(TV-Serie "Kommissarin Lund") die an Schizophrenie
erkrankte Inger, die im Herbst 1997 mit ihrer Schwester Ellen (Lene
Maria Christensen) und deren Gatten Vagn (Anders W. Berthelsen) eine
ereignisreiche Busfahrt nach Paris unternimmt.