Regie: Corin Hardy, Drehbuch: Gary Dauberman, Musik: Abel
Korzeniowski
Darsteller: Taissa Farmiga, Demián Bichir, Jonas Bloquet,
Bonnie Aarons, Ingrid Bisu, Sandra Teles, Charlotte Hope, Michael Smiley, Jonny
Coyne, Lily Taylor, Patrick Wilson, Vera Farmiga
FSK: 16, Dauer: 97 Minuten.
Als sich 1952 im abgelegenen rumänischen Kloster St. Carta
eine Nonne unter merkwürdigen Umständen das Leben nimmt – und damit eine
Todsünde begeht –, wird der "Wunderjäger" Pater Anthony Burke (Demián
Bichir, "The Hateful 8") vom Vatikan mit der Untersuchung der
Angelegenheit betraut. Begleitet von der angehenden Nonne Schwester Irene
(Taissa Farmiga, TV-Serie "American Horror Story") reist Pater Burke in die
rumänische Provinz, wo beide rasch herausfinden, daß die Landbevölkerung eine
große, vermeintlich abergläubische Furcht vor dem Kloster hat, dessen Bewohnerinnen
stets unter sich bleiben. Allein der frankokanadische Bauer
"Frenchie" (Jonas Bloquet, "Elle"), der seit zwei Jahren im
Dorf wohnt, das Kloster regelmäßig mit Nahrungsmitteln versorgt und so die
Leiche der erhängten Nonne fand, ist bereit, die beiden Neuankömmlinge zu ihrem
Ziel zu führen. Dort kommt es sogleich zu einer Reihe mysteriöser Vorkommnisse, derweil sich die Nonnen wenig hilfsbereit zeigen – nur Schwester Oana (Ingrid
Bisu, "Toni Erdmann") ist ein wenig auskunftsfreudiger und enthüllt
die Aufgabe, die die Nonnen des Klosters seit Jahrhunderten erfüllen: Sie
bewachen eine Pforte zur Hölle …
Kritik:
Mit (bislang) zwei sehr erfolgreichen und auch von den Kritikern
gelobten "Conjuring"-Filmen hat der australische Regisseur James Wan
("Aquaman") den Grundstein für ein äußerst lukratives
Horrorfilm-Franchise gelegt – keine neue Erfahrung für Wan, immerhin zeichnet
er gemeinsam mit seinem Studienfreund Leigh Whannell bereits für die
langlebigen "Saw"- und "Insidious"-Reihen verantwortlich.
Der Unterschied ist, daß man im "Conjuring"-Universum ganz gezielt
auf begleitende, bisher stets in der Vergangenheit spielende
und relativ günstig produzierte Spin-Offs von eher unbekannten
Regisseuren setzt (während sich Wan auf die zentralen
"Conjuring"-Filme konzentriert). Diese Strategie ging zumindest in
kommerzieller Hinsicht einwandfrei auf, denn trotz überschaubarer Qualität (von
den zum Zeitpunkt dieser Kritik fünf Spin-Offs wurden mit "Annabelle 2 +
3" nur zwei überwiegend positiv besprochen, wohingegen "Annabelle",
"The Nun" und "Lloronas Fluch" ziemlich verrissen wurden)
spielte jeder Beitrag zum "Conjuring"-Universum ein
Vielfaches seines Budgets ein. Damit das so bleibt, dürfte ein
nachhaltiger Qualitätsanstieg jedoch alternativlos sein, denn sonst werden
irgendwann selbst die treuesten Fans die Lust verlieren. Der stimmungsvolle,
dabei aber erschreckend einfallslose "The Nun" – hervorgegangen aus einem
Kurzauftritt der titelgebenden dämonischen Nonne in "Conjuring 2" –
dürfte jedenfalls kaum für neue Anhänger der Reihe sorgen.
Wie so viele mediokre Horrorfilme beginnt auch "The
Nun" – der übrigens von Archiv- respektive leicht umgeschnittenen
Szenen aus den beiden "Conjuring"-Filmen umrahmt wird – durchaus
vielversprechend. Der kurze Prolog ist schön gruselig und wenngleich die
Einführung der drei Hauptcharaktere arg schnell vonstatten geht und nur wenig über ihre
Hintergründe enthüllt (was sich später nicht großartig ändern wird), bleibt es
interessant. Die Ankunft in dem rumänischen Ort, in dem außer dem zugereisten
Frenchie jeder vor dem Kloster und seinen Bewohnerinnen Angst hat und niemand auch
nur in die Nähe des trutzigen mittelalterlichen Gebäudes kommen will, erweckt sicherlich
gewollte Assoziationen zu Mary Shelleys "Dracula", während Pater Burke und seine junge Helferin Schwester Irene an William von
Baskerville und Adson von Melk aus Umberto Ecos "Der Name der Rose"
erinnern. Das deutet schon an: Originalität wird von Regisseur Corin Hardy ("The
Hallow") und Drehbuch-Autor Gary Dauberman (der an beiden "Es"-Skripten
beteiligt war und alle "Annabelle"-Filme schrieb) nicht eben groß geschrieben, aber das muß für sich genommen ja
nicht schlimm sein, solange der Film auf anderen Ebenen überzeugen kann. Das trifft
auf "The Nun" zwar zu, da er mit einer guten Besetzung, einer auch dank der stimmungsvollen Musik von Abel Korzeniowski ("Nocturnal Animals") schönen
Grusel-Atmosphäre sowie handwerklich routiniert gemachten Schockmomenten
aufwartet – doch das reicht leider nicht aus, um die inhaltlichen Schwächen zu
kaschieren.
Ein Beispiel dafür: Wann immer in "The Nun" etwas
auch nur ansatzweise Ungewöhnliches erwähnt wird – beispielsweise aus der
Vergangenheit der Figuren –, kann man sein ganzes Hab und Gut darauf verwetten,
daß es später eine wichtige Rolle spielen wird. Subtil geht definitiv
anders und obwohl auch diese Vorgehensweise gerade im Horrorgenre nicht so
ungewöhnlich ist, fällt "The Nun" diesbezüglich überdurchschnittlich plakativ und einfallslos aus. Die flache Figurenzeichnung ist nicht viel besser, wird aber zumindest ein wenig durch die darstellerischen Leistungen von Demián Bichir, Taissa Farmiga (die 21 Jahre jüngere Schwester von "Conjuring"-Hauptdarstellerin Vera Farmiga) und Jonas
Bloquet abgefedert. Bloquet bringt als Frenchie ein wenig Humor in die
sonst düstere Geschichte, gleichzeitig wirkt seine Figur aber über weite
Strecken wie ein Fremdkörper, wie ein Storyelement, das erst nachträglich
eingefügt wurde, weil die Filmemacher das Gefühl hatten: Da fehlt irgendwas (eben Humor oder auch einfach ein gewisser Pep). An
Bloquets Leistung ist nichts auszusetzen und Frenchie hat ein paar gute Szenen,
trotzdem fügt er sich nicht harmonisch ins Gesamtbild ein. Die
Schockmomente sind derweil routiniert gesetzt, allerdings wenig einfallsreich und im
Allgemeinen sehr vorhersehbar. Bedauerlich ist, daß man nicht nur bei
den Protagonisten wenig über ihre Hintergründe erfährt, sondern auch beim
Antagonisten, dem Dämon Valak (Bonnie Aarons, "Plötzlich Prinzessin"). Der ist in seiner dämonischen Nonnengestalt sehr wohl furchterregend und wurde nicht
ohne Grund als Basis für dieses Spin-Off ausgesucht – umso ärgerlicher, daß man
bis auf ein paar oberflächliche Nachforschungen von Pater Burke sehr wenig über
ihn erfährt; und das, was man erfährt, ist wenig aufregend. Aus dieser optisch faszinierend gestalteten Schauerfigur hätte man so viel mehr
herausholen können. So bleibt am Ende nach einem stimmungsvollen ersten Akt
leider nicht mehr viel Positives über "The Nun" zu berichten.
Fazit: Das "Conjuring 2"-Spin-Off "The
Nun" ist ein äußerst mittelmäßiger Gruselfilm, der sein religiöses Setting
zwar schön stimmungsvoll umsetzt und mit drei engagierten Hauptdarstellern aufwartet,
inhaltlich jedoch kaum mehr als altbekannte Klischees zu bieten hat.
Wertung: 5,5 Punkte.
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