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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 12. Mai 2020

THE NUN (2018)

Regie: Corin Hardy, Drehbuch: Gary Dauberman, Musik: Abel Korzeniowski
Darsteller: Taissa Farmiga, Demián Bichir, Jonas Bloquet, Bonnie Aarons, Ingrid Bisu, Sandra Teles, Charlotte Hope, Michael Smiley, Jonny Coyne, Lily Taylor, Patrick Wilson, Vera Farmiga
The Nun
(2018) on IMDb Rotten Tomatoes: 25% (4,4); weltweites Einspielergebnis: $366,1 Mio.
FSK: 16, Dauer: 97 Minuten.
Als sich 1952 im abgelegenen rumänischen Kloster St. Carta eine Nonne unter merkwürdigen Umständen das Leben nimmt – und damit eine Todsünde begeht –, wird der "Wunderjäger" Pater Anthony Burke (Demián Bichir, "The Hateful 8") vom Vatikan mit der Untersuchung der Angelegenheit betraut. Begleitet von der angehenden Nonne Schwester Irene (Taissa Farmiga, TV-Serie "American Horror Story") reist Pater Burke in die rumänische Provinz, wo beide rasch herausfinden, daß die Landbevölkerung eine große, vermeintlich abergläubische Furcht vor dem Kloster hat, dessen Bewohnerinnen stets unter sich bleiben. Allein der frankokanadische Bauer "Frenchie" (Jonas Bloquet, "Elle"), der seit zwei Jahren im Dorf wohnt, das Kloster regelmäßig mit Nahrungsmitteln versorgt und so die Leiche der erhängten Nonne fand, ist bereit, die beiden Neuankömmlinge zu ihrem Ziel zu führen. Dort kommt es sogleich zu einer Reihe mysteriöser Vorkommnisse, derweil sich die Nonnen wenig hilfsbereit zeigen – nur Schwester Oana (Ingrid Bisu, "Toni Erdmann") ist ein wenig auskunftsfreudiger und enthüllt die Aufgabe, die die Nonnen des Klosters seit Jahrhunderten erfüllen: Sie bewachen eine Pforte zur Hölle …

Kritik:
Mit (bislang) zwei sehr erfolgreichen und auch von den Kritikern gelobten "Conjuring"-Filmen hat der australische Regisseur James Wan ("Aquaman") den Grundstein für ein äußerst lukratives Horrorfilm-Franchise gelegt – keine neue Erfahrung für Wan, immerhin zeichnet er gemeinsam mit seinem Studienfreund Leigh Whannell bereits für die langlebigen "Saw"- und "Insidious"-Reihen verantwortlich. Der Unterschied ist, daß man im "Conjuring"-Universum ganz gezielt auf begleitende, bisher stets in der Vergangenheit spielende und relativ günstig produzierte Spin-Offs von eher unbekannten Regisseuren setzt (während sich Wan auf die zentralen "Conjuring"-Filme konzentriert). Diese Strategie ging zumindest in kommerzieller Hinsicht einwandfrei auf, denn trotz überschaubarer Qualität (von den zum Zeitpunkt dieser Kritik fünf Spin-Offs wurden mit "Annabelle 2 + 3" nur zwei überwiegend positiv besprochen, wohingegen "Annabelle", "The Nun" und "Lloronas Fluch" ziemlich verrissen wurden) spielte jeder Beitrag zum "Conjuring"-Universum ein Vielfaches seines Budgets ein. Damit das so bleibt, dürfte ein nachhaltiger Qualitätsanstieg jedoch alternativlos sein, denn sonst werden irgendwann selbst die treuesten Fans die Lust verlieren. Der stimmungsvolle, dabei aber erschreckend einfallslose "The Nun" – hervorgegangen aus einem Kurzauftritt der titelgebenden dämonischen Nonne in "Conjuring 2" – dürfte jedenfalls kaum für neue Anhänger der Reihe sorgen.

Wie so viele mediokre Horrorfilme beginnt auch "The Nun" – der übrigens von Archiv- respektive leicht umgeschnittenen Szenen aus den beiden "Conjuring"-Filmen umrahmt wird – durchaus vielversprechend. Der kurze Prolog ist schön gruselig und wenngleich die Einführung der drei Hauptcharaktere arg schnell vonstatten geht und nur wenig über ihre Hintergründe enthüllt (was sich später nicht großartig ändern wird), bleibt es interessant. Die Ankunft in dem rumänischen Ort, in dem außer dem zugereisten Frenchie jeder vor dem Kloster und seinen Bewohnerinnen Angst hat und niemand auch nur in die Nähe des trutzigen mittelalterlichen Gebäudes kommen will, erweckt sicherlich gewollte Assoziationen zu Mary Shelleys "Dracula", während Pater Burke und seine junge Helferin Schwester Irene an William von Baskerville und Adson von Melk aus Umberto Ecos "Der Name der Rose" erinnern. Das deutet schon an: Originalität wird von Regisseur Corin Hardy ("The Hallow") und Drehbuch-Autor Gary Dauberman (der an beiden "Es"-Skripten beteiligt war und alle "Annabelle"-Filme schrieb) nicht eben groß geschrieben, aber das muß für sich genommen ja nicht schlimm sein, solange der Film auf anderen Ebenen überzeugen kann. Das trifft auf "The Nun" zwar zu, da er mit einer guten Besetzung, einer auch dank der stimmungsvollen Musik von Abel Korzeniowski ("Nocturnal Animals") schönen Grusel-Atmosphäre sowie handwerklich routiniert gemachten Schockmomenten aufwartet – doch das reicht leider nicht aus, um die inhaltlichen Schwächen zu kaschieren.

Ein Beispiel dafür: Wann immer in "The Nun" etwas auch nur ansatzweise Ungewöhnliches erwähnt wird – beispielsweise aus der Vergangenheit der Figuren –, kann man sein ganzes Hab und Gut darauf verwetten, daß es später eine wichtige Rolle spielen wird. Subtil geht definitiv anders und obwohl auch diese Vorgehensweise gerade im Horrorgenre nicht so ungewöhnlich ist, fällt "The Nun" diesbezüglich überdurchschnittlich plakativ und einfallslos aus. Die flache Figurenzeichnung ist nicht viel besser, wird aber zumindest ein wenig durch die darstellerischen Leistungen von Demián Bichir, Taissa Farmiga (die 21 Jahre jüngere Schwester von "Conjuring"-Hauptdarstellerin Vera Farmiga) und Jonas Bloquet abgefedert. Bloquet bringt als Frenchie ein wenig Humor in die sonst düstere Geschichte, gleichzeitig wirkt seine Figur aber über weite Strecken wie ein Fremdkörper, wie ein Storyelement, das erst nachträglich eingefügt wurde, weil die Filmemacher das Gefühl hatten: Da fehlt irgendwas (eben Humor oder auch einfach ein gewisser Pep). An Bloquets Leistung ist nichts auszusetzen und Frenchie hat ein paar gute Szenen, trotzdem fügt er sich nicht harmonisch ins Gesamtbild ein. Die Schockmomente sind derweil routiniert gesetzt, allerdings wenig einfallsreich und im Allgemeinen sehr vorhersehbar. Bedauerlich ist, daß man nicht nur bei den Protagonisten wenig über ihre Hintergründe erfährt, sondern auch beim Antagonisten, dem Dämon Valak (Bonnie Aarons, "Plötzlich Prinzessin"). Der ist in seiner dämonischen Nonnengestalt sehr wohl furchterregend und wurde nicht ohne Grund als Basis für dieses Spin-Off ausgesucht – umso ärgerlicher, daß man bis auf ein paar oberflächliche Nachforschungen von Pater Burke sehr wenig über ihn erfährt; und das, was man erfährt, ist wenig aufregend. Aus dieser optisch faszinierend gestalteten Schauerfigur hätte man so viel mehr herausholen können. So bleibt am Ende nach einem stimmungsvollen ersten Akt leider nicht mehr viel Positives über "The Nun" zu berichten.

Fazit: Das "Conjuring 2"-Spin-Off "The Nun" ist ein äußerst mittelmäßiger Gruselfilm, der sein religiöses Setting zwar schön stimmungsvoll umsetzt und mit drei engagierten Hauptdarstellern aufwartet, inhaltlich jedoch kaum mehr als altbekannte Klischees zu bieten hat.

Wertung: 5,5 Punkte.


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