Regie: Cedric Nicolas-Troyan, Drehbuch: Umair Aleem, Musik: Nathan
Barr
Darsteller: Mary
Elizabeth Winstead, Woody Harrelson, Miku Martineau, Tadanobu Asano, Jun
Kunimura, Michiel Huisman, Miyavi, Mari Yamamoto, Koji Nishiyama, Gemma Brooke Allen
Trotz ihres noch recht
jungen Alters ist Kate (Mary Elizabeth Winstead, "Birds of
Prey") eine erfahrene und hochprofessionelle Auftragsmörderin –
kein Wunder, wurde das Waisenkind doch von Kindheit an von ihrem
Mentor und Vaterersatz Varrick (Woody Harrelson, "Zombieland 2")
penibel trainiert. Eine Regel hat Kate jedoch bei ihren Missionen: Es
darf kein Kind involviert sein! Als bei ihrem aktuellen Auftrag im
japanischen Osaka ihre Zielperson von einem Kind begleitet wird,
weigert sie sich deshalb zunächst, zu schießen. Doch letztlich läßt
sie sich von Varrick überreden und tötet ihr Ziel. Als Folge dieses
Bruchs ihrer eigenen Regeln will Kate nach einem letzten
Auftrag aufhören. Dummerweise läuft dieser letzte Auftrag komplett
schief und Kate muß feststellen, daß sie radioaktiv vergiftet wurde
und binnen eines Tages sterben wird! Die ihr verbleibende Zeit
will Kate nutzen, um herauszufinden, wer sie vergiftet hat – und
dafür Rache zu üben. Bei ihrer Suche stößt Kate auf die junge Ani
(Miku Martineau, "Honor Society"), Nichte des Yakuza-Bosses Kijima (Jun Kunimura, "Audition"), und realisiert, daß Ani ebenjenes Kind ist, das
Zeugin ihres letzten Mordes wurde. Da Ani nun wegen eines internen
Yakuza-Machtkampfes selbst in Lebensgefahr schwebt, nimmt sich Kate
ihrer an ...
Kritik:
Mary Elizabeth
Winstead ist eine dieser Schauspielerinnen, die sich seit Jahren beständig am Rand zum Durchbruch zum
internationalen Star befindet, ihn aber bislang doch nie geschafft
hat. Das ist sehr bedauerlich, denn Winstead ist eine talentierte,
charismatische (und auch noch attraktive) Schauspielerin, deren Filmographie sich absolut sehen
lassen kann. Erste Bekanntheit erlangte sie mit Anfang 20 als
Hauptdarstellerin des schwarzhumorigen Horrorfilms "Final
Destination 3" (2006) – nur daß der dummerweise deutlich
schwächer war als die beiden kultigen Vorgänger. So ähnlich lief
es für sie oft in dieser Zeit: Die Rolle als Tochter von Bruce
Willis in "Stirb langsam 4.0" (2007) hätte bereits ihr Weg
zum Star sein können, doch leider erreichte der Film nicht die
Qualität und Beliebtheit der ersten drei Teile. Eine bedeutende
Rolle in Quentin Tarantinos "Death Proof" im gleichen Jahr
– das müßte doch der Durchbruch sein! Stattdessen wurde es der
einzige kommerzielle Flop in Tarantinos langer, erfolgreicher
Karriere ... Dann aber: Die weibliche Hauptrolle in der gefeierten Comic-Adaption "Scott Pilgrim gegen die Welt" (2010) –
der an den Kinokassen schwer enttäuschte. Nicht viel besser lief es
2011 für das "The Thing"-Prequel mit ihr als
Hauptdarstellerin. Spätestens damit war Mary Elizabeth Winstead bei
vielen Entscheidern in Hollywood wohl als zumindest
tendentielles Kassengift abgestempelt, was erklärt, warum sie in den
folgenden Jahren überwiegend in kleineren Indie-Produktionen
auftrat. Das immerhin funktionierte gut, Filme wie "The
Spectacular Now", "Kill the Messenger" oder der exzellente "10 Cloverfield Lane" machen sich in jedem
Lebenslauf gut und ebneten ihr den Weg zurück zu Großproduktionen
wie Ang Lees "Gemini Man" oder dem durchgeknallten
Superheldinnen-Abenteuer "Birds of Prey" – die aber
wiederum kommerziell und teils auch künstlerisch enttäuschten.
Eine weitere Chance zum Weltruhm bot Winstead Netflix, denn der
Streamingdienst-Pionier machte sie zum Star des offen von Werken wie
"John Wick" oder "Tyler Rake: Extraction" inspirierten
Actionfilms "Kate". Das Resultat: Ein weiterer Film, der
sein Potential nicht ansatzweise ausschöpft und trotz einer
engagierten Leistung von Winstead im grauen Genre-Mittelmaß
versinkt. Es soll wohl einfach nicht sein …
Unter der Regie des
französischen Spezialeffekt-Experten Cedric Nicolas-Troyan – für
den es erst der zweite Langfilm als Regisseur nach dem recht ordentlichen,
aber gefloppten Fantasy-Abenteuer "The Huntsman & The Ice
Queen" ist – agiert Winstead mit vollem Körpereinsatz als titelgebende begnadete Auftragskillerin. Die Rolle ist, wie fast die
gesamte Story von "Kate", denkbar klischeehaft, aber für
einen Film dieser Art muß das nicht unbedingt ein Nachteil sein,
solange die entscheidenden Elemente funktionieren. Das ist bei
"Kate" bedauerlicherweise nur bedingt der Fall. Auf
der Habenseite verbuchen wir das interessante Japan-Yakuza-Setting,
das von Kameramann Lyle Vincent ("A Girl Walks Home Alone at
Night") schön stylish in Szene gesetzt wurde. Auch die
Actionszenen können sich sehen lassen: Winstead überzeugt im
Nahkampf ebenso wie bei Verfolgungsjagden oder Schießereien und die
Choreographie der Kämpfe ist zwar nicht herausragend, in den meisten
Fällen aber mehr als solide. Und Mary Elizabeth Winstead agiert
nicht nur als Kämpferin glaubhaft, sondern sie transportiert auch
die Verletztlichkeit und die Ambiguität ihrer Figur authentisch, die
alles andere als eine klassische Heldin ist und den Tod vor Augen hat. Das Herz des Films ist
denn auch Kates schicksalhafte Beziehung zur bedauernswerten Ani.
Winstead und die junge Ani-Darstellerin Miku Martineau offenbaren
eine bemerkenswerte Chemie, sodaß man als Zuschauer mit
ihnen mitfiebert und hofft, daß es wenigstens für Ani irgendwie gut
ausgeht.
Soweit klingt das
alles eigentlich ziemlich gut, doch leider hakt es gerade an der
wichtigsten Stelle: Das Drehbuch von Umair Aleem (der zuvor lediglich
den von der Kritik verrissenen Bruce Willis-C-Actioner "Extraction" verfaßte) strotzt nur so vor Klischees, der Handlungsverlauf
ist nicht nur für Genrekenner sehr vorhersehbar – vor allem ein
vermeintlich überraschender Twist in der Filmmitte – und Woody
Harrelsons Mentoren-Rolle ist beinahe komplett verschenkt. Dazu kommen
generell schablonenhafte Figuren, deren Einfallslosigkeit aber
zumindest durch die gute Besetzung mit einigen bekannten japanischen
Stars und dem aus "Game of Thrones" bekannten Holländer
Michiel Huisman einigermaßen wettgemacht wird. Speziell das schräge
Yakuza-Pärchen Renji (Tadanobu Asano, "Der Mongole") und
Jojima (Miyavi, "Unbroken") sticht positiv hervor,
hat aber leider nicht allzu viel zu tun. Gerade im Vergleich mit
einem anderen Netflix-Actionfilm mit Asien-Setting, "Tyler Rake:
Extraction" mit Chris Hemsworth, wird klar, was "Kate"
im direkten Vergleich fehlt. Zwar ist auch "Tyler Rake" überraschungsarm und
sehr geradlinig mit einer oberflächlichen
Charakterzeichnung, jedoch sorgt dort eine gut aufgebaute,
weniger offensichtliche Figurenkonstellation für erheblich mehr
Spannung. "Kate" kann mit so etwas nicht aufwarten und
bleibt daher ein zutiefst mittelmäßiger Genrebeitrag auf dem Niveau
anderer Heldinnen-Actionfilme wie "Code Ava" oder
"Peppermint", der wie diese nur durch die engagierte
Hauptdarstellerin leicht hervorsticht. Und damit geht das Warten auf
den richtigen Durchbruch der Mary Elizabeth Winstead weiter ...
Fazit: "Kate"
ist ein mediokrer Actionfilm mit interessantem Japan-Setting, der
handwerklich solide gemacht und gut besetzt ist, aber unter einem
ziemlich schwachen Drehbuch leidet.
Wertung:
6 Punkte.
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