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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 9. August 2022

KATE (2021)

Regie: Cedric Nicolas-Troyan, Drehbuch: Umair Aleem, Musik: Nathan Barr
Darsteller: Mary Elizabeth Winstead, Woody Harrelson, Miku Martineau, Tadanobu Asano, Jun Kunimura, Michiel Huisman, Miyavi, Mari Yamamoto, Koji Nishiyama, Gemma Brooke Allen
Kate
(2021) on IMDb Rotten Tomatoes: 45% (5,2); Altersempfehlung: 16, Dauer: 106 Minuten.
Trotz ihres noch recht jungen Alters ist Kate (Mary Elizabeth Winstead, "Birds of Prey") eine erfahrene und hochprofessionelle Auftragsmörderin – kein Wunder, wurde das Waisenkind doch von Kindheit an von ihrem Mentor und Vaterersatz Varrick (Woody Harrelson, "Zombieland 2") penibel trainiert. Eine Regel hat Kate jedoch bei ihren Missionen: Es darf kein Kind involviert sein! Als bei ihrem aktuellen Auftrag im japanischen Osaka ihre Zielperson von einem Kind begleitet wird, weigert sie sich deshalb zunächst, zu schießen. Doch letztlich läßt sie sich von Varrick überreden und tötet ihr Ziel. Als Folge dieses Bruchs ihrer eigenen Regeln will Kate nach einem letzten Auftrag aufhören. Dummerweise läuft dieser letzte Auftrag komplett schief und Kate muß feststellen, daß sie radioaktiv vergiftet wurde und binnen eines Tages sterben wird! Die ihr verbleibende Zeit will Kate nutzen, um herauszufinden, wer sie vergiftet hat – und dafür Rache zu üben. Bei ihrer Suche stößt Kate auf die junge Ani (Miku Martineau, "Honor Society"), Nichte des Yakuza-Bosses Kijima (Jun Kunimura, "Audition"), und realisiert, daß Ani ebenjenes Kind ist, das Zeugin ihres letzten Mordes wurde. Da Ani nun wegen eines internen Yakuza-Machtkampfes selbst in Lebensgefahr schwebt, nimmt sich Kate ihrer an ...

Kritik:
Mary Elizabeth Winstead ist eine dieser Schauspielerinnen, die sich seit Jahren beständig am Rand zum Durchbruch zum internationalen Star befindet, ihn aber bislang doch nie geschafft hat. Das ist sehr bedauerlich, denn Winstead ist eine talentierte, charismatische (und auch noch attraktive) Schauspielerin, deren Filmographie sich absolut sehen lassen kann. Erste Bekanntheit erlangte sie mit Anfang 20 als Hauptdarstellerin des schwarzhumorigen Horrorfilms "Final Destination 3" (2006) – nur daß der dummerweise deutlich schwächer war als die beiden kultigen Vorgänger. So ähnlich lief es für sie oft in dieser Zeit: Die Rolle als Tochter von Bruce Willis in "Stirb langsam 4.0" (2007) hätte bereits ihr Weg zum Star sein können, doch leider erreichte der Film nicht die Qualität und Beliebtheit der ersten drei Teile. Eine bedeutende Rolle in Quentin Tarantinos "Death Proof" im gleichen Jahr – das müßte doch der Durchbruch sein! Stattdessen wurde es der einzige kommerzielle Flop in Tarantinos langer, erfolgreicher Karriere ... Dann aber: Die weibliche Hauptrolle in der gefeierten Comic-Adaption "Scott Pilgrim gegen die Welt" (2010) – der an den Kinokassen schwer enttäuschte. Nicht viel besser lief es 2011 für das "The Thing"-Prequel mit ihr als Hauptdarstellerin. Spätestens damit war Mary Elizabeth Winstead bei vielen Entscheidern in Hollywood wohl als zumindest tendentielles Kassengift abgestempelt, was erklärt, warum sie in den folgenden Jahren überwiegend in kleineren Indie-Produktionen auftrat. Das immerhin funktionierte gut, Filme wie "The Spectacular Now", "Kill the Messenger" oder der exzellente "10 Cloverfield Lane" machen sich in jedem Lebenslauf gut und ebneten ihr den Weg zurück zu Großproduktionen wie Ang Lees "Gemini Man" oder dem durchgeknallten Superheldinnen-Abenteuer "Birds of Prey" – die aber wiederum kommerziell und teils auch künstlerisch enttäuschten. Eine weitere Chance zum Weltruhm bot Winstead Netflix, denn der Streamingdienst-Pionier machte sie zum Star des offen von Werken wie "John Wick" oder "Tyler Rake: Extraction" inspirierten Actionfilms "Kate". Das Resultat: Ein weiterer Film, der sein Potential nicht ansatzweise ausschöpft und trotz einer engagierten Leistung von Winstead im grauen Genre-Mittelmaß versinkt. Es soll wohl einfach nicht sein …

Unter der Regie des französischen Spezialeffekt-Experten Cedric Nicolas-Troyan – für den es erst der zweite Langfilm als Regisseur nach dem recht ordentlichen, aber gefloppten Fantasy-Abenteuer "The Huntsman & The Ice Queen" ist – agiert Winstead mit vollem Körpereinsatz als titelgebende begnadete Auftragskillerin. Die Rolle ist, wie fast die gesamte Story von "Kate", denkbar klischeehaft, aber für einen Film dieser Art muß das nicht unbedingt ein Nachteil sein, solange die entscheidenden Elemente funktionieren. Das ist bei "Kate" bedauerlicherweise nur bedingt der Fall. Auf der Habenseite verbuchen wir das interessante Japan-Yakuza-Setting, das von Kameramann Lyle Vincent ("A Girl Walks Home Alone at Night") schön stylish in Szene gesetzt wurde. Auch die Actionszenen können sich sehen lassen: Winstead überzeugt im Nahkampf ebenso wie bei Verfolgungsjagden oder Schießereien und die Choreographie der Kämpfe ist zwar nicht herausragend, in den meisten Fällen aber mehr als solide. Und Mary Elizabeth Winstead agiert nicht nur als Kämpferin glaubhaft, sondern sie transportiert auch die Verletztlichkeit und die Ambiguität ihrer Figur authentisch, die alles andere als eine klassische Heldin ist und den Tod vor Augen hat. Das Herz des Films ist denn auch Kates schicksalhafte Beziehung zur bedauernswerten Ani. Winstead und die junge Ani-Darstellerin Miku Martineau offenbaren eine bemerkenswerte Chemie, sodaß man als Zuschauer mit ihnen mitfiebert und hofft, daß es wenigstens für Ani irgendwie gut ausgeht.

Soweit klingt das alles eigentlich ziemlich gut, doch leider hakt es gerade an der wichtigsten Stelle: Das Drehbuch von Umair Aleem (der zuvor lediglich den von der Kritik verrissenen Bruce Willis-C-Actioner "Extraction" verfaßte) strotzt nur so vor Klischees, der Handlungsverlauf ist nicht nur für Genrekenner sehr vorhersehbar – vor allem ein vermeintlich überraschender Twist in der Filmmitte – und Woody Harrelsons Mentoren-Rolle ist beinahe komplett verschenkt. Dazu kommen generell schablonenhafte Figuren, deren Einfallslosigkeit aber zumindest durch die gute Besetzung mit einigen bekannten japanischen Stars und dem aus "Game of Thrones" bekannten Holländer Michiel Huisman einigermaßen wettgemacht wird. Speziell das schräge Yakuza-Pärchen Renji (Tadanobu Asano, "Der Mongole") und Jojima (Miyavi, "Unbroken") sticht positiv hervor, hat aber leider nicht allzu viel zu tun. Gerade im Vergleich mit einem anderen Netflix-Actionfilm mit Asien-Setting, "Tyler Rake: Extraction" mit Chris Hemsworth, wird klar, was "Kate" im direkten Vergleich fehlt. Zwar ist auch "Tyler Rake" überraschungsarm und sehr geradlinig mit einer oberflächlichen Charakterzeichnung, jedoch sorgt dort eine gut aufgebaute, weniger offensichtliche Figurenkonstellation für erheblich mehr Spannung. "Kate" kann mit so etwas nicht aufwarten und bleibt daher ein zutiefst mittelmäßiger Genrebeitrag auf dem Niveau anderer Heldinnen-Actionfilme wie "Code Ava" oder "Peppermint", der wie diese nur durch die engagierte Hauptdarstellerin leicht hervorsticht. Und damit geht das Warten auf den richtigen Durchbruch der Mary Elizabeth Winstead weiter ...

Fazit: "Kate" ist ein mediokrer Actionfilm mit interessantem Japan-Setting, der handwerklich solide gemacht und gut besetzt ist, aber unter einem ziemlich schwachen Drehbuch leidet.

Wertung: 6 Punkte.

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