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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 18. Dezember 2025

THE BIKERIDERS (2023)

Regie und Drehbuch: Jeff Nichols, Musik: David Wingo
Darsteller: Jodie Comer, Austin Butler, Tom Hardy, Mike Faist, Damon Herriman, Michael Shannon, Boyd Holbrook, Emory Cohen, Beau Knapp, Karl Glusman, Norman Reedus, Happy Anderson, Toby Wallace, Paul Sparks, Will Oldham
IMDb: 6,6; Rotten Tomatoes: 79%; weltweites Einspielergebnis: $36,2 Mio.
FSK: 12, Dauer: 117 Minuten.
Mittlerer Westen der USA, Mitte der 1960er Jahre: Als der Trucker und Familienvater Johnny (Tom Hardy, "Mad Max: Fury Road") im TV Marlon Brando als "Der Wilde" sieht, beschließt er spontan, selbst einen Motorradclub zu gründen. Einige Gleichgesinnte sind schnell gefunden und so wird Johnny Anführer der "Vandals", zu deren Gründungsmitgliedern auch Johnnys rechte Hand Brucie (Damon Herriman, "Once Upon a Time in ... Hollywood"), Zipco (Michael Shannon, "The Flash"), der gutmütige Cockroach (Emory Cohen, "Rebel Ridge") und der hitzköpfige Benny (Austin Butler, "Elvis") gehören. Kathy Bauer (Jodie Comer, "The Last Duel") hält eigentlich gar nichts von den raubeinigen Rockern, auf die sie überhaupt nur durch eine Freundin trifft – bis sie Benny sieht und sich Hals über Kopf in den gutaussehenden, schweigsamen jungen Mann verliebt. Keine fünf Wochen später sind sie verheiratet und in den folgenden Jahren breiten sich die Vandals durch neue lokale Gruppierungen immer weiter im Land aus. Als jedoch zunehmend traumatisierte und teils drogenabhängige Vietnam-Veteranen Teil der "Vandals" werden, wird aus der zunächst eher harmlosen Vereinigung von Motorrad-Fans, die einfach nur zusammen Spaß haben und dabei cool aussehen wollen, eine immer gefährlichere Gang, die Johnnys Griff zu entgleiten droht ...

Kritik:
László Benedeks "Der Wilde" aus dem Jahr 1953 gilt gemeinhin als Begründer des ziemlich speziellen, vorübergehend aber sehr populären Subgenres der US-amerikanischen Rockerfilme. Marlon Brando als Motorrad fahrender und dabei saumäßig cool rüberkommender jugendlicher Rebell inspirierte mindestens eine ganze Generation junger Männer und auch zahlreiche Filmemacher, die vor allem in den 1960er und 1970er Jahren Dutzende von Rockerfilmen in die (Bahnhofs-)Kinos brachten – allen voran natürlich Dennis Hoppers "Easy Rider" (1969). Spätestens in den 1970er Jahren dominierte in diesen Werken allerdings eine negative Darstellung der Biker-Subkultur, was zweifellos mit den Folgen von Vietnam und der zunehmenden Kriminalisierung der Gangs zusammenhing. Im 21. Jahrhundert waren Rockerfilme in den Kinos eine absolute Seltenheit (wobei ausgerechnet die deutschen "Werner"-Animationsfilme zu den wenigen Ausnahmen zählen), dafür gewann das Genre durch die erfolgreiche TV-Serie "Sons of Anarchy" (2008-2014) und ihr Spin-Off "Mayans M.C." (2018-2023) auf anderem Verbreitungsweg neue Popularität. Der renommierte US-Indie-Filmemacher Jeff Nichols ("Take Shelter") brachte die Theamtik 2023 zurück auf die große Leinwand mit seinem halbdokumentarisch anmutenden, lose auf einem Fotobuch des Journalisten Danny Lyon aus dem Jahr 1968 basierenden "The Bikeriders", der mit einem Hauch von Nostalgie den Übergang von den unschuldigen Anfangsjahren der Biker-Gangs hin zu gefährlichen kriminellen Organisationen zeigt. Das geht inhaltlich nicht allzu sehr in die Tiefe und ist recht gemächlich inszeniert – "Sons of Anarchy"-Fans dürften von "The Bikeriders" eher enttäuscht werden –, beeindruckt aber durch die authentisch wirkende Machart und vor allem durch die drei exzellent aufspielenden Hauptdarsteller.

Der erwähnte Journalist Danny Lyon spielt in "The Bikeriders" selbst eine Rolle und wird von "West Side Story"-Star Mike Faist verkörpert. Danny begleitet und interviewt die "Vandals" in ihren Anfangsjahren, verläßt sie später aber und kehrt schließlich in den 1970er Jahren zu Kathy zurück, um sich von ihr erzählen zu lassen, wie es mit der Gang und ihren Mitgliedern weiterging. Dadurch fungiert Kathy auch für das Publikum als (subjektive) Erzählerin, die die Geschehnisse einordnet und auch mit ihrer eigenen Meinung nicht hinter den Berg hält. Eine richtige Dramaturgie gibt es eigentlich nicht, es wird einfach überwiegend chronologisch nacherzählt, was passiert. Dadurch gibt es kaum echte erzählerische Höhepunkte und auch die Figurenzeichnung der Nebencharaktere bleibt vergleichsweise oberflächlich. Dennoch findet man schnell hinein in diesen leicht merkwürdigen Männerclub mit den zahlreichen Angebern und Posern, die oft wie Teenager in Erwachsenenkörpern wirken. Da sie aber letztlich meistens harmlos sind, das Ganze nicht zu ernst nehmen und auch die von ihnen selbst aufgestellten Regeln eher freizügig interpretieren, verbringt man gerne Zeit mit diesen Kindsköpfen. Zumindest solange, bis der Rocker-Club sich immer weiter ausbreitet und Johnny – der deutlich älter ist als die meisten Neuzugänge – zunehmend den Zugriff auf die neuen Mitglieder verliert (die die von Johnny einst eher spontan aufgestellten Regeln wie einen heiligen Gesetzestext betrachten). Deshalb will er auch Benny als seinen Nachfolger aufbauen, der sich allerdings nicht als Führungsfigur sieht und zudem von Kathy nachdrücklich dazu gedrängt wird, auszusteigen und mit ihr seßhaft zu werden.

Vor allem Jodie Comer begeistert mit ihrer energetischen Darstellung der Kathy, einer eigentlich bodenständigen jungen Frau, die nie so richtig warm wird mit der Gang und offensichtlich nur wegen Benny mitmacht. Der wiederum wird von Austin Butler die meiste Zeit über als schweigsamer Stoiker mit geheimnisvoll-charismatischer Aura interpretiert, der jedoch – wenn er ausreichend provoziert wird – zu gewalttätigen Ausbrüchen neigt. Das Trio herausragender Performances rundet Tom Hardy als sympathischer Johnny ab, dessen Schnapsidee der ganze Motorradclub entspringt, der für Benny wie eine Vaterfigur ist und dem die unkomplizierte Vereinigung von Kumpels mit ähnlichen Interessen immer stärker entgleitet, ohne dass er wüßte, wie er dagegen vorgehen soll. Dazu kommen markante Nebendarsteller wie Michael Shannon, Damon Herriman, "The Walking Dead"-Star Norman Reedus oder Happy Anderson ("Bright"), die auch mit kurzen Auftritten positiv im Gedächtnis bleiben. Jeff Nichols erzählt seine Geschichte voller Sympathie für seine Hauptfiguren, dabei betont unaufgeregt und unspektakulär – auf Schießereien und Intrigen wie in "Sons of Anarchy" braucht niemand zu warten. Dennoch wird "The Bikeriders", dieser schön gefilmte Blick auf eine vergangene US-amerikanische Subkultur mit ihren merkwürdigen Regeln und Ritualen, niemals langweilig. Und selbst wenn, dann sind da ja immer noch die famosen Schauspielerleistungen, an denen man sich ergötzen kann!

Fazit: "The Bikeriders" ist ein einnehmendes, mitunter lakonisches Bikerdrama, das nicht auf Spektakel setzt, sondern auf Authentizität und drei herausragend verkörperte Hauptfiguren.

Wertung: 8 Punkte.

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