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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 16. August 2022

Kurz-Nachruf: Anne Heche (1969-2022)

In den 1990er Jahren stand die in der Kleinstadt Aurora im US-Bundesstaat Ohio geborene Anne Heche kurz vor dem Durchbruch zum internationalen Kinostar. Letztlich klappte das nicht wirklich, weshalb sie nach der Jahrtausendwende vorwiegend im TV-Bereich zu sehen war - das aber durchaus erfolgreich, bis zuletzt war sie gut beschäftigt. Vorgestern wurde Anne Heche mehr als eine Woche nach einem fatalen Autounfall offiziell für tot erklärt.

Nachdem die junge Anne Heche ab Ende der 1980er Jahre durch ihre mehrjährige Rolle in der Seifenopfer "Another World" bekannt geworden war (inklusive eines Daytime Emmy-Gewinns), eroberte sie Mitte der 1990er Jahre die große Leinwand für sich. Ersten Achtungserfolgen in Werken wie der Komödie "Taschengeld" (1994) und dem Justizthriller "Nicht schuldig" (1996) folgte Ende des Jahrzehnts ihre beste Phase. So verkörperte Heche in Mike Newells hochgelobtem Mafia-Thriller "Donnie Brasco" an der Seite von Leinwandlegende Al Pacino die Ehefrau von Johnny Depp, zählte zum Ensemble des Horrorhits "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast", spielte als Geologin die weibliche Hauptrolle im Katastrophenfilm "Volcano" und amüsierte neben Dustin Hoffman und Robert De Niro als Präsidentenberaterin in Barry Levinsons cleverer Politsatire "Wag the Dog" - alle vier Filme kamen 1997 in die US-Kinos und etablierten die attraktive Blondine mit dem unverwechselbaren Gesicht als eine Frau im Kinogeschäft, mit der für die Zukunft zu rechnen sein würde. 1998 ging es zunächst gut weiter mit der Hauptrolle an der Seite von Harrison Ford in Ivan Reitmans romantischer Abenteuerkomödie "Sechs Tage, sieben Nächte", dem Film in Heches Filmographie mit dem höchsten Einspielergebnis. Auch als Anwältin im Drama "Für das Leben eines Freundes" überzeugte Heche.

Was genau ihrer scheinbar florierenden Hollywood-Karriere ein relativ jähes Ende setzte, ist schwer zu sagen. Zum Teil mag es an ihrer Mitwirkung in Gus van Sants ebenso spannend erwartetem wie dann katastrophal gefloppten und an der Kinokasse untergangenen "Psycho"-Remake gelegen haben, in dem sie die ikonische Rolle der Marion Crane übernahm (die in Hitchcocks Original von Janet Leigh verkörpert worden war - legendäre Duschszene inklusive) und dafür mit einer (ungerechtfertigten) Nominierung für die Goldene Himbeere als schlechteste Schauspielerin "belohnt" wurde. Deutlich wahrscheinlicher ist allerdings, daß Anne Heches öffentliche Beziehung zur berühmten US-Talkshow-Moderatorin Ellen DeGeneres zu einer Zeit, als das noch alles andere als unproblematisch war, entscheidend für den Karriereknick war - das wurde ihr nach ihrer eigenen Aussage jedenfalls mehrfach gesagt. Zudem erfuhr die interessierte Öffentlichkeit durch die Veröffentlichung ihrer Memoiren im Jahr 2001 u.a. von ihrer schwierigen Kindheit mit christlich fundamentalistischen Eltern sowie von psychischen Problemen und Drogen- und Alkoholmißbrauch - schlagzeilenträchtig, aber bei den großen Hollywood-Studios ungerne gesehen ... Fakt ist, daß Heche nach der Jahrtausendwende fast nur noch im TV-Bereich und in Independent-Produktionen zu sehen war (eine der wenigen Ausnahmen war 2002 der Thriller "John Q." mit Denzel Washington, in dem sie aber nur eine Nebenrolle spielte).

Im Fernsehen gelangen Anne Heche dafür einige Erfolge, der größte war wohl die Hauptrolle einer in Alaska den Neuanfang suchenden Autorin in der recht seichten, aber ungemein sympathischen und amüsanten Serie "Men in Trees" (2006-2008). Auch in der schwarzhumorigen tragikomischen HBO-Serie "Hung" (2009-2011) spielte sie eine Hauptrolle, dazu kamen teils denkwürdige wiederkehrende Gastrollen in Serien wie "Ally McBeal" (2001), "Everwood" (2004-2005), "Nip/Tuck" (2005), "The Michael J. Fox Show" (2013-2014), "Chicago P.D." (2018-2019) und "All Rise" (2021-2022) sowie einige TV-Filme wie "Prozac Nation" (2001) und "Gracie's Choice" (2004), für den Heche ihre einzige (Primetime) Emmy-Nominierung erhielt.

Am 5. August 2022 baute Anne Heche in Los Angeles einen schweren Autounfall, der so schwere Verletzungen verursachte, daß sie wenige Tage später daran starb - nachdem sie, ihrem Wunsch entsprechend, ihre Organe gespendet hatte. Anne Heche wurde nur 53 Jahre alt. R.I.P.

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