Originaltitel:
Jumanji: Welcome to the Jungle
Regie: Jake Kasdan, Drehbuch: Chris McKenna, Erik Sommers,
Scott Rosenberg, Jeff Pinkner, Musik: Henry Jackman
Darsteller: Dwayne Johnson, Karen Gillan, Kevin Hart, Jack
Black, Nick Jonas, Morgan Turner, Alex Wolff, Ser'Darius
Blain, Madison Iseman, Bobby Cannavale, Rhys Darby, Tim Matheson, Marin Hinkle, Missi Pyle
FSK: 12, Dauer: 119 Minuten.
Vier Teenager werden vom Schuldirektor zum
Nachsitzen verdonnert. Im Kellerraum, in dem sie eine simple Strafarbeit
verrichten sollen, finden sie eine alte Spielkonsole mitsamt einem Spiel namens
"Jumanji". Da Spielen immer noch besser ist als stupide Fleißarbeit,
probieren sie es aus – und werden direkt nach dem Start in das Spiel
hineingezogen! Der Clou an der Sache: Sie sind nicht mehr sie selbst, sondern
die Spielfiguren des Abenteuerspiels, die sie zuvor nur anhand der Namen und
kurzer Beschreibungen ausgewählt hatten: Nerd Spencer (Alex Wolff, "My Big Fat Greek Wedding 2") wird so zum
furchtlosen Muskelprotz-Archäologen Dr. Smolder Bravestone (Dwayne Johnson,
"Hercules"), die oberflächliche Selfie-Tussi Bethany (Madison
Iseman, "Tales of Halloween") zum vielfältig begabten Wissenschaftler Prof. Sheldon
"Shelly" Oberon (Jack Black, "King Kong"); Sportskanone
Fridge (Ser'Darius Blain, "Footloose") verliert einen halben Meter Körpergröße und findet
sich als Dr. Bravestones treuer Helfer und Zoologe "Mouse" Finbar (Kevin
Hart, "Ride Along") wieder, während Streberin Martha (Morgan Turner, "Wonderstruck") zu der spärlich bekleideten Martial Arts-Kämpferin Ruby Roundhouse
(Karen Gillan, "Guardians of the Galaxy") avanciert. Um zurück in die Realität
zu gelangen, müssen sie gemeinsam einen Fluch besiegen, der als Folge eines von
Bravestones Erzrivale Russell Van Pelt (Bobby Cannavale, "Blue Jasmine") begangenen Raubs auf dem dschungelbedeckten Land Jumanji
lastet – allerdings sind die Gefahren zahlreich und jeder von ihnen verfügt nur über drei
Leben …
Kritik:
Als kurz vor Weihnachten 1995 der familienfreundliche Fantasyfilm
"Jumanji" über ein lebendig werdendes Brettspiel in die Kinos kam, da
sorgte das nicht für allzu viel Aufregung. Ja, die für die Zeit hervorragenden
Spezialeffekte wurden gelobt und das galt auch für Robin Williams' gewohnt
charismatisch-energetische Schauspielleistung, aber insgesamt fielen die
Kritiken nur mittelmäßig aus und trotz des Feiertags-Schubs reichte es in den USA
gerade eben so zum Knacken der $100 Mio.-Blockbuster-Marke. Global lief es
besser, weshalb "Jumanji" insgesamt durchaus ein veritabler
kommerzieller Erfolg war, in Williams' Liste der erfolgreichsten Filme
knackte der Film jedoch kaum die Top 10. So gesehen war es auch nicht allzu
verwunderlich, daß eine Fortsetzung nur halbherzig verfolgt wurde und das
geplante Projekt zehn Jahre später schließlich ohne direkten Bezug zu "Jumanji"
unter dem Titel der ebenfalls von Kinderbuch-Autor Chris Van Allsburg
stammenden Vorlage "Zathura"
veröffentlicht wurde (und floppte). Man kann also nicht unbedingt
sagen, daß die Welt auf ein neues "Jumanji"-Abenteuer gewartet hätte.
Da Hollywood aber bekanntlich sehr gerne auf mehr oder weniger bewährte Marken
und Konzepte setzt, erschien beachtliche 22 Jahre nach dem Original, wiederum zu Weihnachten, mit "Jumanji:
Willkommen im Dschungel" eine Fortsetzung, die sich allerdings fast nur
mit ihrer (modernisierten) Prämisse am Vorgänger orientiert und ansonsten kaum Berührungspunkte hat. Und doch entpuppte sich das späte Sequel als ein Megahit, der in
Nordamerika und weltweit selbst inflationsbereinigt ein Vielfaches dessen
einspielte, was das Original erreichte! Dabei kann man nicht unbedingt
behaupten, daß die Fortsetzung von "Bad Teacher"-Regisseur Jake Kasdan inhaltlich wesentlich besser wäre – es ist ein
netter, sehr unterhaltsamer und jederzeit sympathischer
Familien-Fantasyfilm, dessen größte Stärke seine nahezu perfekte Besetzung rund
um Superstar Dwayne Johnson ist.
Die Modernisierung der Handlung ist amüsant umgesetzt, indem
wir gleich zu Beginn erleben, wie ein Vater das bekannte, halb an einem Strand
vergrabene Brettspiel findet und dann seinem halbwüchsigen Sohn schenkt – der
es achtlos in die Ecke wirft und sich lieber wieder seinem Videospiel widmet. Folglich macht das Brettspiel das, was jedes intelligente Brettspiel macht (oder
auch nicht; woher soll ich das denn wissen?) und verwandelt sich über Nacht
kurzerhand selbst in ein Videospiel namens "Jumanji"! Nach diesem
Prolog lernen wir erst einmal unsere jugendlichen Protagonisten kennen, was
wahrlich nicht originell abläuft, sondern auf Stereotype aufbaut. Das stimmt zunächst nicht sehr
vertrauensvoll, wird jedoch im Handlungsverlauf auf erfreulich unverkrampfte,
nicht zu oberlehrerhafte Weise ad absurdum geführt. Offensichtliche
Inspiration sind die Coming of Age-Filme der 1980er Jahre mit ihrer
typischen "Zusammen schaffen wir alles"-Botschaft – wenig einfallsreich, dafür ist das langsame Zusammenfinden der ungleichen
Schüler hochgradig sympathisch umgesetzt. Dafür sorgt schon die Transformation
der vier zum Nachsitzen verdammten Schüler in noch viel stereotypere Videospielfiguren,
die so überhaupt gar nichts mit ihrem wahren Ich zu tun haben (zumindest auf den
ersten Blick). Daß zusätzlich sogar noch Geschlechter- und Hautfarbentausch
eingesetzt werden, ist eine gute Idee, die aber nicht wirklich konsequent
verfolgt wird – "Jumanji: Willkommen im Dschungel" ist letztlich
immer noch harmlose Familienunterhaltung mit zwar vorhandenem, aber klar limitierten
Sendungsbewußtsein. Speziell Spencers Verwandlung in einen Afroamerikaner wird kaum erwähnt, was man positiv betrachtet mit gutem Willen auch
als Symbol für Gleichberechtigung interpretieren kann beziehungsweise dafür,
daß für die Jugendlichen die Hautfarbe vollkommen unerheblich
ist. Bethanys Verwandlugn in einen (in ihren Worten)
übergewichtigen alten Mann wird stärker thematisiert, zum Glück wird
ein paar (sympathisch vorgetragenen) Kalauern zum Trotz aber auf allzu
klischeehafte Gags á la Adam Sandler verzichtet.
Generell ist der Humor des zweiten "Jumanji"-Films
nicht sonderlich anspruchsvoll und recht harmlos, dabei aber oft überraschend
witzig. Das ist nicht zuletzt dem exzellenten Comedy-Timing der Schauspieler zu
verdanken, die – wie erwähnt – sowieso die wohl größte Stärke des Films
darstellen. Ex-Wrestler Dwayne Johnson ist bekanntlich nicht der beste
Schauspieler aller Zeiten, für sein Comedy-Talent ist er jedoch seit langem
bekannt und das setzt er hier gekonnt ein, wobei er besonders Bravestones vom
Spiel vorgegebene Stärke "Beeindruckende Intensität" immer wieder
höchst amüsant auf die Leinwand bringt. Jack Black ist ideal für die
"hübsche Frau im Körper eines dicken Mannes"-Rolle und Karen Gillan
demonstriert, daß ihr Rollenspektrum sowohl Badass-Charaktere
als auch Kumpeltypen und Comediennes umfaßt. Einzig Kevin Harts Rolle ist
recht austauschbar, er interpretiert sie aber ebenfalls mit sichtbarer
Spielfreude. Die Videospiel-Thematik ist insgesamt ziemlich gelungen
umgesetzt, wenngleich auch hier die mangelnde Konsequenz ins Auge sticht. Aus dieser
Prämisse hätte man definitiv mehr herausholen können, speziell die Besonderheit,
daß jede Spielfigur drei Leben hat, wird ziemlich phantasielos
verschenkt, indem man sich für die lahmste Konstellation entscheidet und
damit auf reichlich potentielle Dramatik und Spannung verzichtet. Bedauerlich
ist zudem, daß der Story in der zweiten Hälfte zunehmend die Lust und auch die
Ideen ausgehen, gegen Ende präsentiert "Jumanji: Willkommen im
Dschungel" einen generischen Hollywood-Action-Showdown, der zwar mit
sehenswerten Spezialeffekten aufwartet (obwohl das Budget mit $90 Mio. gar nicht so viel höher als beim $65 Mio. teuren 1995er-Film), bei dem Charme und Witz jedoch zu kurz kommen (ohne daß es deshalb langweilig
würde). Im Vergleich zum originalen "Jumanji" fehlt es der Fortsetzung
zudem ein wenig an der anarchischen Note, für die nicht zuletzt Robin Williams
verantwortlich zeichnete. Somit ist "Willkommen im Dschungel" eine
sehr kompetente, ungemein sympathische und stets unterhaltsame Fortsetzung, die
sich ihren großen Publikumserfolg durchaus verdient hat, letztlich aber ein
wenig zu sehr auf Nummer sicher geht. Eines ist angesichts des riesigen Erfolges allerdings klar: Auf den nächsten Teil werden wir nicht wieder 22 Jahre warten müssen ...
Fazit: "Jumanji: Willkommen im Dschungel"
ist ein grundsympathisches und sehr amüsantes Fantasyabenteuer für die ganze
Familie, das deutlich stärker auf bewährte Tugenden als auf neue Ideen setzt
und deshalb im Handlungsverlauf etwas an Reiz verliert.
Wertung: Gut 7 Punkte.
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