Regie und Drehbuch: Phil Lord und Christopher Miller, Musik:
Mark Mothersbaugh
Sprecher
der Originalversion: Chris Pratt, Elizabeth Banks, Will Ferrell, Morgan
Freeman, Will Arnett, Liam Neeson, Alison Bree, Charlie Day, Channing Tatum,
Jonah Hill, Cobie Smulders, Jake Johnson, Dave Franco, Will Forte, Anthony
Daniels, Billy Dee Williams, Shaquille O'Neal
FSK: 0, Dauer: 100 Minuten.
Bauarbeiter Emmet (im Original gesprochen von Chris Pratt,
"Guardians of the Galaxy") ist so ziemlich die durchschnittlichste
Person, die man sich in den Lego-Welten vorstellen kann: Er scheint keinerlei
prägende Eigenschaft zu haben, stattdessen findet er einfach alles super, was
die anderen auch super finden. Damit entspricht er genau President Business'
(Will Ferrell, "Anchorman") Wunschvorstellung einer Lego-Figur, denn dieser liebt Ordnung
und haßt Chaos – und damit sind die kreativen "Meisterbauer" der verschiedenen
Lego-Welten seine Erzfeinde, die er ein für allemal vernichten will. Seinem
Ziel ist er bereits erschreckend nahe gekommen, als ausgerechnet der
langweilige Emmet durch einen dummen Zufall das sagenumwobene "Stück des
Widerstands" findet und berührt. Damit wird Emmet unverhofft zum Zentrum
einer alten Prophezeiung, die besagt, daß der Finder des "Stücks des
Widerstands" die Welt retten wird. Während President Business' Schergen,
angeführt vom fiesen "Bad Cop" (Liam Neeson, "The Grey"), Emmet verfolgen, reist unser Held wider Willen gemeinsam mit der
energischen Rebellin Wyldstyle (Elizabeth Banks, "Die Tribute von Panem – Catching Fire"), dem
blinden ältesten Meisterbauer Vitruvius (Morgan Freeman,
"Oblivion") und Batman (Will Arnett, "When in Rome") durch die Lego-Welten, um den
Widerstand zu organisieren …
Kritik:
So ziemlich jeder in der westlichen Welt wird wohl in seiner
Kindheit entweder mit Lego oder mit Playmobil gespielt haben – ich war ein
klassisches "Lego-Kind", wobei mir die Ritterburgen stets am meisten
Spaß gemacht haben. Damals, in den 1980er Jahren, war aber natürlich die
Auswahl noch bei weitem nicht so groß. Heute haben Kinder (und ihre Eltern) die
Auswahl aus zahllosen Lego-Welten und es existieren weltweit sechs
Legoland-Freizeitparks, darunter eines im bayerischen Günzburg. Zusätzlich gibt
es Dutzende Computer- bzw. Videospiele, von denen vor allem die seit 2005
regelmäßig veröffentlichten Blockbuster-Parodien (z.B. "Lego Star
Wars", "Lego Harry Potter" oder "Lego Der Herr der
Ringe") die Popularität des Franchises auf ein ganz neues Level gehoben
haben. Der Erfolg dieser ebenso simplen wie humorvollen Spiele dürfte auch der
ausschlaggebende Faktor für die Produktion dieses allerersten Lego-Kinofilms gewesen
sein, der im Handlungsverlauf zahlreiche bereits in den Spielen aufgetauchte
Figuren involviert (meist in Kurzauftritten). Und die Kalkulation ging auf: Vor
allem in den USA wurde "The LEGO Movie" zu einem Riesenhit mit erstklassiger Mundpropaganda und grandiosen Kritiken; im Rest der Welt lief er
zwar nicht ganz so sensationell – was der recht amerikanisch anmutenden
Superhelden-Story geschuldet sein könnte –, erwies sich aber ebenfalls als sehr
lukrativ. Eine für 2017 geplante Fortsetzung wurde bereits angekündigt.
Der globale Erfolg ist durchaus gerechtfertigt, auch
wenn ich ehrlich gesagt die Lobeshymnen von wegen "bester Animationsfilm
seit Jahren" nicht so ganz nachvollziehen kann. Natürlich, alleine die
perfekt nachvollzogene Lego-Optik (in ordentlichem 3D), die konsequent bis hin zur
Darstellung von Rauch oder Wasser in Bausteinform durchgezogen wird, ist beeindruckend, die Detailverliebtheit – wenn etwa eine aufrüttelnde TV-Ansprache
Wyldstyles in der Ritter-Welt passenderweise von einem Ausrufer
von einer Pergamentrolle verlesen wird – bewundernswert. Die Figuren sind
sympathisch und witzig, die Sprecher (auch der deutschen Synchronfassung)
machen ihren Job gut und die unzähligen popkulturellen Anspielungen und Zitate
sorgen dafür, daß sich auch Erwachsene bei diesem Film gut amüsieren. Dennoch
hakt es für meine Begriffe – wie so oft in Hollywood – an einem entscheidenden
Punkt: der Handlung.
Die Story vom unwahrscheinlichen Helden wider Willen, der
mit ein paar Freunden die Welt retten muß, ist einfach zu abgedroschen und wird
in "The LEGO Movie" auch nicht genügend variiert, um ernsthaft fesseln zu können. Natürlich ist es keine leichte Aufgabe, eine
Handlung zu ersinnen, die einerseits kindgerecht und nicht zu komplex ist
und andererseits intelligent und spannend genug, um die erwachsenen Zuschauer bei der Stange zu halten. Das "Wolkig mit Aussichten auf Fleischbällchen"-Duo
Phil Lord und Christopher Miller meistert sie in seiner Doppelfunktion als
Drehbuch-Autoren und Regisseure absolut zufriedenstellend; nicht mehr und nicht weniger. Die kreativitätsfreundliche Botschaft der Geschichte ist etwas zu
aufdringlich präsentiert, vor allem der Beginn wird zu stark von
hollywood-typischen Actionszenen dominiert (in denen halbe Lego-Welten in ihre
Einzel-Bauteile zerlegt werden), echte handlungsrelevante Überraschungen bleiben
bis auf einen gelungenen finalen Kniff weitgehend aus. Aber das ist wohlgemerkt
Jammern auf hohem Niveau, denn Spaß macht "The LEGO Movie" allemal,
und das liegt vor allem an den liebevoll gezeichneten Charakteren.
Der unbedarfte, durchschnittliche Emmet funktioniert als
Protagonist prima, die Nebenfiguren stehlen ihm allerdings immer wieder die
Schau. Vor allem der Bösewicht Bad Cop und der heldenhafte, aber selbstgefällige
Batman sorgen für zahlreiche Lacher, der enthusiastische 1980er
Jahre-Raumfahrer Benny (Charlie Day, "Pacific Rim") und Prinzessin
Einhorn-Kitty (Alison Brie aus der Comedy-Serie "Community") stehen ihnen
kaum nach. Die ständigen Kabbeleien zwischen Superman (Channing Tatum,
"Side Effects") und seinem Groupie Green Lantern (Jonah Hill,
"Moneyball") ergeben zudem einen wunderbaren Running Gag – und für
besonders laute Lacher sorgt ein kultiger Gastauftritt, den ich beim besten
Willen nicht spoilern will. Es ist schade, daß "The LEGO Movie" nicht
noch mehr auf die Stärken dieser Figuren und des Dialogwitzes des Drehbuchs gesetzt
hat, sondern sie immer wieder durch arg in die Länge gezogene – wenn auch meist phantasievoll choreographierte – Verfolgungsjagden unterbricht.
Fazit: "The LEGO Movie" ist ein spaßiges,
nostalgisches 3D-Animationsabenteuer für jung und alt, das mit seiner
detailverliebten Baustein-Optik und knuffigen Figuren punktet, aber
zulasten der Story etwas zu viel Gewicht auf die (stets kindgerechten) Actionsequenzen
legt.
Wertung: 7,5 Punkte.
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