Regie und Drehbuch: Rian Johnson, Musik: Nathan Johnson
Darsteller: Adrien Brody, Mark Ruffalo, Rachel Weisz, Rinko
Kikuchi, Maximilian Schell, Robbie Coltrane, Zachary Gordon, Max Records, Andy
Nyman, Noah Segan, Nora Zehetner, Lukas Haas, Joseph Gordon-Levitt
FSK: 12, Dauer: 114 Minuten.
Bloom (Adrien Brody, "Predators") und Stephen
(Mark Ruffalo, "Die Unfaßbaren") sind Brüder, die nach dem frühen Tod
ihrer Eltern in unterschiedlichen Pflegefamilien aufwachsen. Beide ecken immer
wieder an, da sie sehr eigenwillig sind und sich schon als Kinder als geschickte Trickbetrüger
erweisen. Als die beiden erwachsen sind, können sie ihre Gauner-Fertigkeiten
unter Anweisung eines Mannes mit dem Spitznamen "Diamond Dog"
(Maximilian Schell, "Das Urteil von Nürnberg") perfektionieren und
machen sich schließlich selbständig. Bloom ist die ewigen
Betrügereien irgendwann zwar satt, aber sein älterer Bruder überredet ihn zu einem
letzten Coup: Gemeinsam mit ihrer schweigsamen Partnerin "Bang Bang"
(Rinko Kikuchi, "47 Ronin") wollen sie die schwerreiche Penelope
Stamp (Rachel Weisz, "Die fantastische Welt von Oz") ausnehmen. Doch Bloom verliebt sich in die schöne, aber einsame Millionenerbin ...
Kritik:
"Brothers Bloom" ist sicherlich das bislang
schwächste Werk des Regisseurs und Drehbuch-Autors Rian Johnson – was ihn aber keineswegs zu einem schlechten Film macht. Tatsächlich war es für Johnson
wohl sogar genau das richtige Übergangswerk zwischen seinem Low
Budget-Geniestreich "Brick" und seinem ersten "richtigen"
Hollywood-Film, der sehenswerten SF-Actiongeschichte "Looper". Denn
"Brothers Bloom" fühlt sich zweifelsohne noch wie der klassische
Independent-Film an, der er ist (wenn auch mit $20 Mio. bereits ein ziemlich
teurer) – die hochkarätige Besetzung und die etwas mainstreamigere Inszenierung
weisen aber bereits den Weg zur A-Liga der Hollywood-Regisseure. Als Verehrer von "Brick" mag man das zwar bedauern, weil es fraglich ist, ob Johnson
jetzt, wo er ganz andere finanzielle und personelle Möglichkeiten hat, jemals
wieder solch ein Liebhaberprojekt angehen wird – aber andererseits kann
Hollywood wahrlich jeden Filmemacher gebrauchen, der es versteht,
Großproduktionen neben dem obligatorischen Krachbumm mit einer gewissen Klasse und auch einem
gewissen Anspruch zu verbinden. Christopher Nolan ("Inception") kann
schließlich nicht alles machen ...
Rian Johnsons Gaunerstück erweist sich als bunte Genremischung, die ihre einzelnen Teile zwar nicht immer völlig nahtlos miteinander verbindet, insgesamt aber viel Laune macht. In der ersten Filmstunde dominieren leicht skurriler Humor und raffiniert ausgetüftelte Betrügereien im "Ocean's Eleven"-Stil, wobei vor allem Rinko Kikuchi als Sprengstoffexpertin Bang Bang für einige grandios komische Szenen sorgt – nach ihrem gefeierten und OSCAR-nominierten internationalen Debüt in Alejandro González Iñárritus "Babel" spielt sie kurioserweise erneut eine stumme Rolle, die allerdings deutlich komödiantischer angelegt ist. Und Kikuchi beweist, daß sie knochentrockene Comedy ebenso problemlos beherrscht wie die herzzerreißende Tragik ihrer "Babel"-Figur Chieko. Dennoch bleibt sie eher so etwas wie ein origineller "comedic sidekick", die Hauptrollen haben eindeutig Brody, Ruffalo und Weisz inne.
Die ständig wechselnden Konstellationen der kaum
vorhersehbaren, die (zweifelhaften) Helden durch die halbe Welt führenden Story
sorgen für zahlreiche schöne Szenen und vor Wortwitz sprühende Dialogduelle, in deren Zentrum meist das von Brody
und Weisz gespielte potentielle Liebespaar Bloom und Penelope steht. Die beide
machen ihre Sache gut, doch die beste schauspielerische Leistung zeigt Mark
Ruffalo (der damals noch bei weitem nicht so bekannt war wie er es seit seiner
Hulk-Rolle im Marvel-Blockbuster "The Avengers" ist). Als dominanter
älterer Bruder Stephen bleibt er stets noch ein Stückchen undurchschaubarer als
die anderen Figuren der Geschichte und entwickelt sich somit nach und nach zum
interessantesten Charakter. Da Stephen vor allem im sich gänzlich unerwartet
entwickelnden letzten Filmdrittel auch im Mittelpunkt erstaunlich ernster Szenen
steht, kann Ruffalo mit einer sehr nuancierten Darbietung glänzen, die seine beiden
OSCAR-gekrönten Co-Stars Brody und Weisz glatt in den Schatten stellt.
Dabei kann man durchaus darüber diskutieren, ob die
Wendungen dieser letzten halben Stunde dem Film eher nützen oder schaden.
Einerseits wird "Brothers Bloom" dadurch ein ziemlich einzigartiger
Film, andererseits wirkt die Handlungsentwicklung zunehmend konstruiert und ein wenig übertrieben. Speziell die Auftritte der von Filmlegende
Maximilian Schell in seiner letzten US-Produktion routiniert verkörperten Figur des alten
und gefährlichen Gauners Diamond Dog wirken fast immer "Deus ex machina"-mäßig –
Diamond Dog ist nie wirklich in das Ensemble integriert, er taucht fast immer dann auf, wenn die Story an einem toten Punkt anzugelangen scheint.
Wie bei "Brick" stammt auch bei "Brothers
Bloom" die Musik von Rian Johnsons Cousin Nathan und ist erneut gelungen,
wenngleich bei weitem nicht so innovativ wie in dem brillanten Highschool-Film noir (dafür sind die edlen und teils recht ausgefallenen Kostüme ein echter Hingucker). Dessen
Stars hat Johnson übrigens auch nicht vergessen und Joseph Gordon-Levitt,
Nora Zehetner, Lukas Haas und Noah Segan Minirollen verschafft, was den beinahe familiären,
warmherzigen Eindruck des Films nur noch verstärkt.
Fazit: "Brothers Bloom" ist ein
temporeicher und unterhaltsamer Genre-Mix, der als reinrassige Gauner-Komödie
beginnt und als Tragikomödie endet; die abwechslungsreiche
Handlung wirkt teilweise ein wenig überambitioniert und zu konstruiert, dafür entschädigen die liebenswerten, gut gespielten Charaktere und der
ausgeprägte Humor aber reichlich.
Wertung: 7,5 Punkte.
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