Bereits am Wochenende gab es in Hollywood drei Preisverleihungen, die ein paar weitere Fingerzeige auf die OSCAR-Nacht am 2. März gaben: Die Annie Awards für Animationsfilme, die von der Gewerkschaft der Drehbuch-Autoren verliehenen WGA Awards und die ASC Awards für herausragende Leistungen hinter der Kamera. In allen Fällen wurden einige Favoriten weiter gestärkt, allerdings gibt es speziell bei den WGA Awards auch Umstände, die das etwas relativieren. Und zwar sind das die viel strikteren Qualifikationsregeln, der jedes Jahr zahlreiche OSCAR-Kandidaten im Vorfeld zum Opfer fallen, dieses Mal u.a. "12 Years a Slave". John Ridleys hervorragendes Skript zu Steve McQueens Sklaverei-Drama gilt sogar als OSCAR-Favorit in der Kategorie "adaptiertes Drehbuch", durch das Fehlen bei den WGA Awards wissen wir nun wenigstens, wer wohl Ridleys größter Konkurrent sein wird: Billy Rays Drehbuch zu Paul Greengrass' Thriller-Drama "Captain Phillips" wurde von seinen Kollegen ausgezeichnet. Besonders spannend ist die Verleihung des Preises in diesem Jahr bei den Originaldrehbüchern, bei denen nämlich die fünf Kandidaten komplett mit den OSCAR-Nominierungen übereinstimmen. Gute Nachrichten also für Spike Jonze, dessen Drehbuch zur von ihm selbst inszenierten futuristischen Romanze "Her" die Auszeichnung gewinnen konnte. In der Dokumentarfilm-Sparte gewann Sarah Polley für "Stories We Tell", der aber als Mitfavorit überraschend nicht für den Doku-OSCAR nominiert wurde. Alle Preise inklusive der zahlreichen TV- (und Radio-)Kategorien kann man auf der WGA Awards-Homepage nachlesen.
Bei den Annie Awards wurde Topfavorit "Die Eiskönigin" als bester Animationsfilm des Jahres ausgezeichnet und konnte sich damit gegen alle seine OSCAR-Konkurrenten durchsetzen. Auch insgesamt konnte das Disney-Musical die meisten Preise einheimsen. Alle Kategorien mit Nominierten und Siegern gibt es auf der Homepage der Annie Awards. Auch bei der Gewerkschaft der Kameraleute gab es einen Favoritensieg, an dem aber kaum jemand gezweifelt hatte; denn daß Emmanuel Lubezki für seine Kameraarbeit bei Alfonso Cuaróns Weltraum-Thriller "Gravity" so ziemlich alle Preise abräumen würde, die es gibt, war seit der Premiere des Films klar. Auch hier gibt es natürlich alle Preisträger auf der Homepage der American Society of Cinematographers nachzulesen.
Abschließend muß ich noch kurz auf eine Disqualifikation hinweisen, die bereits letzte Woche erfolgte (und von mir bereits bei den OSCAR-Nominierungen eingepflegt wurde) und seitdem für kontroverse Diskussionen in der Branche sorgt: Der Filmsong "Alone Yet Not Alone" aus dem gleichnamigen obskuren, an ein sehr gläubiges christliches Publikum gerichteten und deshalb fast nur in Sondervorführungen gezeigten Film war DIE Sensation der OSCAR-Nominierungen 2014 (noch vor der Ausbootung von Tom Hanks und Emma Thompson). Nun wurde der durchaus hörenswerte Song jedoch disqualifiziert, weil der (einst selbst dem Musikzweig der Academy angehörende) Komponist Bruce Broughton gegen die Fairneß-Regeln verstieß, indem er in E-Mails an aktuelle Academy-Mitglieder für sein Werk warb (wie die Academy in einer Pressemitteilung erläutert). Klingt eigentlich nach einer recht klaren Sache, dennoch löste die strenge Reaktion der Academy Diskussionen aus, die sich vor allem darum drehen, daß die großen Studios millionenschwere PR-Kampagnen für ihre Filme starten dürfen (und das auch regelmäßig tun), während ein kleiner Independent-Film ohne entsprechende Geldmittel für eine, positiv ausgedrückt, kreative Form der Wahlwerbung sofort vom Wettbewerb ausgeschlossen wird. Beide Seiten haben sicherlich gute Argumente für ihren Standpunkt, aber Fakt ist: Es gibt nur noch vier Anwärter auf den "Besten Filmsong", denn ein Nachrücker wurde nicht benannt. Aber wie ich bereits in meinem Artikel über die OSCAR-Nominierungen schrieb: Eigentlich ist es egal, da den Sieg aller Voraussicht nach sowieso "Let It Go" aus "Die Eiskönigin" und "Ordinary Love" aus "Mandela" unter sich ausmachen werden. Und "Alone Yet Not Alone" kann sich auch ohne OSCAR-Nominierung über mehr mediale Aufmerksamkeit freuen, als es sich die Macher des Films jemals hätten träumen lassen ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen