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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 27. August 2013

VICKY CRISTINA BARCELONA (2008)

Regie und Drehbuch: Woody Allen
Darsteller: Scarlett Johansson, Rebecca Hall, Javier Bardem, Penélope Cruz, Chris Messina, Patricia Clarkson, Kevin Dunn, Carrie Preston
 Vicky Cristina Barcelona
(2008) on IMDb Rotten Tomatoes: 81% (6,9); weltweites Einspielergebnis: $96,4 Mio.
FSK: 6, Dauer: 96 Minuten.

Die beiden jungen Amerikanerinnen Vicky (Rebecca Hall, "Iron Man 3") und Cristina (Scarlett Johansson, "The Avengers") verbringen den Sommer in Barcelona. Eines Abends taucht in einem Restaurant der spanische Maler Juan Antonio (Javier Bardem, "Skyfall") an ihrem Tisch auf und bietet den beiden attraktiven Damen unverblümt an, mit ihm das Wochenende in Oviedo zu verbringen – Sex inklusive, gerne auch zu dritt. Während die bodenständige und glücklich verlobte Vicky entrüstet ablehnt, ist Cristina sofort fasziniert von dem unverfrorenen spanischen Freigeist. Sie nimmt das Angebot an, woraufhin Vicky ebenfalls mitkommt, um darauf zu achten, daß Cristina keine Dummheiten anstellt. Doch alles entwickelt sich ganz anders als erwartet, und als schließlich auch noch Juan Antonios hitzköpfige und ziemlich durchgeknallte Ex-Frau Maria Elena (Penélope Cruz, "To Rome with Love") auftaucht, nehmen die amourösen Komplikationen weiter zu ...

Kritik:
Auf seiner Europa-Tour ist Regie-Altmeister Woody Allen nach drei mal mehr, mal weniger gelungenen London-Filmen ("Match Point", "Scoop" und "Cassandras Traum") in Spanien angelangt. Und der erneute Ortswechsel hat ihm wieder einmal gut getan, denn "Vicky Cristina Barcelona" ist meiner Ansicht nach der lustigste Woody-Film seit dem unterschätzten "Im Bann des Jade Skorpions" aus dem Jahr 2001.

Dabei dreht sich, wie so oft in Allens Filmen, alles nur um die Liebe in ihren verschiedensten Spielarten, aus dem Off kommentiert wird das Ganze hin und wieder von einem betont sachlichen Erzähler. So gut wie alle Figuren in diesem fröhlichen Reigen – selbst jene, bei denen es zu Beginn gar nicht danach aussieht – scheinen stets auf der Suche nach der für sie richtigen Form der Liebe zu sein. So gesehen bildet "Vicky Cristina Barcelona" ein schönes Double Feature mit Allens folgender, wieder in seiner Heimat New York gedrehten Komödie "Whatever Works", die genau die gleiche Grundthematik behandelt. Dies allerdings auf eine deutlich andere Weise, denn wo "Whatever Works" vor allem auf die amüsante Wirkung von auf den ersten Blick komplett gegensätzlichen Paarungen setzt, ist "Vicky Cristina Barcelona" nicht zuletzt aufgrund des spanischen Settings viel stärker auf die erotische Komponente der Liebe und die körperliche Anziehungskraft ausgerichtet.

Glücklicherweise ist diese ewige Suche der Protagonisten nach Liebe verpackt in clevere, überwiegend sehr amüsante Dialoge, dargeboten von begnadeten Schauspielern und begleitet von landestypischer Gitarrenmusik. Vor allem Bardem und Cruz – deren spanischsprachige Dialoge fast komplett improvisiert sind – ist die Spielfreude überdeutlich anzusehen, sie leben ihre im Grunde genommen ziemlich übertrieben gezeichneten Charaktere als Obermacho respektive hysterische Sirene im Wortsinn leidenschaftlich aus. Penélope Cruz bescherte diese hochemotionale Darbietung so ganz nebenbei sogar ihren ersten OSCAR. Allerdings als Nebendarstellerin, denn die eigentlichen Hauptrollen des Films haben Scarlett Johansson und die damals noch weitgehend unbekannte Rebecca Hall inne.

Theoretisch sind die beiden Frauen gleichberechtigt und zeigen ähnlich gute schauspielerische Leistungen, dennoch bleibt Hall auch aufgrund ihrer etwas biederen Rolle vergleichsweise blaß, wohingegen Johansson immer wieder im Zentrum steht. Gar nicht immer im Zentrum der Handlung, wohlgemerkt, aber dafür umso öfter im Zentrum der Kamera. Denn es ist nicht zu übersehen, daß Woody Allen, der alte Schwerenöter, die sinnliche Ausstrahlung der blonden Aktrice aufrichtig bewundert (was man ihm wohl kaum zum Vorwurf machen kann). Die Kamera liebkost regelrecht ihr Gesicht, ihren Körper ... selbst wenn Scarlett Johansson unbeteiligt im Zimmer steht, während andere Figuren reden, bekommt das Publikum häufig nur ihr Gesicht präsentiert. Tja, in Bezug auf Frauen kann es Woody wohl auch im fortgeschrittenen Alter einfach nicht lassen. Eigentlich ist es erstaunlich, daß er sich selbst in den immerhin drei Filmen, die er mit Johansson gedreht hat (von denen er allerdings nur in "Scoop" auch vor der Kamera stand), noch keine einzige Liebesszene mit ihr ins Skript geschrieben hat ...

Fazit: "Vicky Cristina Barcelona" ist eine sinnliche romantische Sommerkomödie, deren hohe Gagdichte der ersten 20 Minuten zwar leider nicht durchgängig gehalten wird, die aber dank gewitzter, häufig ironischer Dialoge, glänzend aufgelegter Darsteller und der Schönheit der spanischen Drehorte bis zum (etwas abrupten) Ende Spaß macht.

Wertung: 8 Punkte.


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