Regie: Bryan Singer, Drehbuch: Michael Dougherty und Dan
Harris, Musik: John Ottman
Darsteller: Brandon Routh, Kevin Spacey, Kate Bosworth,
Frank Langella, James Marsden, Eva Marie Saint, Parker Posey, Sam Huntington,
Kal Penn, Tristan Lake Leabu, Peta Wilson, Sir Richard Branson, Jack Larson,
Noel Neill, Marlon Brando
Nach seinem Sieg über Lex Luthor in Richard Lesters "Superman II"
(1980) ist der kryptonische Superheld (Brandon Routh, "Scott Pilgrim gegen
den Rest der Welt", übernimmt die Rolle von Christopher Reeve) für fünf
Jahre komplett von der Bildfläche verschwunden, um im Weltall nach Überresten seines zerstörten
Heimatplaneten zu forschen. Ohne Erfolg. Bei seiner Rückkehr – und damit auch
der seines tollpatschigen Alter Egos Clark Kent – hat sich einiges geändert:
Sein Herzblatt, die Reporterin Lois Lane (Kate Bosworth, "The Warrior's Way"), hat Kind und Verlobten (James Marsden, "Hairspray"),
seine Nemesis Lex Luthor (Kevin Spacey, "Margin Call") ist aus
dem Gefängnis freigekommen, da Superman dummerweise seine Zeugenaussage bei der
Berufungsverhandlung verpaßt hat! Und ein Blick in den Fernseher offenbart ihm,
daß die Menschen sich immer noch am liebsten gegenseitig umbringen. Keine
Frage, es ist (noch immer) genau die richtige Zeit für einen Superhelden. Zumal
der umtriebige Lex Luthor wieder einmal die Vernichtung der Welt plant – nunja, streng genommen dieses Mal
"nur" die Vernichtung Nordamerikas, aber das reicht ja schon ...
Kritik:
Regisseur Bryan Singers ("Jack and the Giants")
drehte im Jahr 2005 einen Film über den weltweit wohl bekanntesten
Comic-Superhelden, der theoretisch eine sehr späte, aber direkte Fortsetzung
von Richard Donners "Superman" und Richard Lesters "Superman
II" – jeweils mit dem inzwischen verstorbenen Christopher Reeve in der
Titelrolle – ist. Die Handlung des dritten und vierten Films aus den 1980er Jahren wird dabei geflissentlich ignoriert,
was angesichts deren äußerst mäßiger Qualität sicher nicht das Schlechteste
ist. Obwohl "Superman Returns" also storymäßig eindeutig eine
Fortsetzung ist, fühlt sich Singers Film über weite Strecken eher wie ein
Remake an.
Singer ist ein bekennender Superman-Fan und ein ebenso bekennender Anhänger vor allem von Richard Donners Film aus dem Jahr 1978. Ohne Donners Einwilligung hätte Singer dieses neue Abenteuer von Superman alias Clark Kent alias Kal-El nach eigener Aussage nie gedreht. So ist letztlich kaum verwunderlich, daß "Superman Returns" alles andere als eine grundlegende Neuerfindung des Superman-Universums wurde, womit er sich deutlich von Christopher Nolans ein Jahr zuvor erschienenem "Batman Begins" abhebt. Nolans Batman-Trilogie setzte auf einen ganz neuen, düster-realistischen Stil, wohingegen "Superman Returns" eine konsequente, wenn auch innovationsarme Weiterführung von und zugleich Hommage an Donners "Superman" ist – was darin gipfelt, daß die zwei Jahre zuvor verstorbene Schauspiellegende Marlon Brando dank Archivaufnahmen vom "Superman II"-Dreh erneut kurz in der Rolle von Kal-Els leiblichem Vater Jor-El zu sehen und hören ist (selbst in der deutschen Synchronfassung vergab man diesen Sprechpart sorgfältigerweise an Rolf Schult, der normalerweise zwar vor allem Patrick Stewart synchronisiert, aber einmal auch als Brandos Stimme zu hören war: in "Superman").
Folgerichtig zeichnen Singers Film die gleichen Eigenheiten aus, die die Erzählungen über Superman stets ausgemacht haben, ob zum Guten oder zum Schlechten: Es wirkt noch immer albern, daß niemand erkennt, daß Superman und Clark Kent ein und dieselbe Person sind, es gibt Übertreibungen en masse und dazu einige Logikfehler. Selbst die Musik von John Ottman, die John Williams' ikonische, triumphale Superman-Fanfare aus den alten Filmen geschickt integriert, wirkt überlebensgroß. Lediglich Lois' neue Lebensumstände stellen eine spürbare Veränderung dar.
Die Action-Szenen sind erwartungsgemäß recht spektakulär inszeniert, auch wenn sie (zumal angesichts gewaltiger Produktionskosten von rund $250 Mio.) eigentlich überraschend sparsam eingesetzt sind. Das Erzähltempo ist entsprechend erheblich geringer als im 2013 folgenden Reboot "Man of Steel", was aber nur bedingt für eine ausgefeiltere Figurenzeichnung genutzt wird. Gerade die Nebenrollen werden sträflich vernachlässigt, weshalb der recht ereignisarme Mittelteil des satte zweieinhalb Stunden langen Werks sich ziemlich zieht. Dafür entschädigt OSCAR-Gewinner Kevin Spacey, der den Über-Bösewicht Lex Luthor mit sichtlicher Spielfreude verkörpert und damit dem eigentlichen Hauptdarsteller etwas die Schau stiehlt. Dabei weiß Newcomer Brandon Routh in der Titelrolle durchaus zu überzeugen, aber es ist ja nicht neu, daß in Superhelden-Filmen die Bösen oft deutlich besseres Material zum Glänzen bekommen (Paradebeispiel: "The Dark Knight"). Kate Bosworth in der weiblichen Hauptrolle ist zwar sehr hübsch anzuschauen, bleibt als Reporterin Lois aber ziemlich blaß und neigt auch noch dazu, dezent auf die Nerven zu gehen.
Fazit: Bryan Singers "Superman Returns" ist eine gefällige, bewußt konventionell gehaltene und traditionsbewußte Fortsetzung der Geschichte des kryptonischen Superhelden, die mit einem grandios fiesen Kevin Spacey und einem guten Titeldarsteller Brandon Routh punktet, angesichts einer Handlung von überschaubarer Komplexität aber deutlich zu lang geraten ist.
Wertung: 6,5 Punkte.
Den Film werde ich mir nächste Woche angucken und ich bin echt gespannt was ich dann letztendlich dazu sagen werde.
AntwortenLöschenVermutlich meinst du aber eher "Man of Steel" als "Superman Returns", oder?
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