Dieses Mal gibt es nicht allzu viel Konkretes zu berichten, da die
entsprechenden Filme noch einige Zeit von ihrem jeweiligen Drehbeginn entfernt
sind. Dafür gehe ich etwas stärker auf die Hintergründe ein:
- Wer sich ein bißchen mit dem asiatischen Kino auskennt,
dem sagt der Name Takashi Miike ("Audition", "Ichi the
Killer", "13 Assassins") bestimmt etwas. Der 52-jährige Regisseur ist ein wahres
Arbeitstier und dreht jährlich mehrere Filme. Darunter leidet manchmal
zweifellos die Qualität, doch mit seinem extravaganten, im Zweifelsfall vor
keiner Albernheit oder Grausamkeit zurückschreckenden Stil schafft es
Miike dennoch, immer wieder nachhaltig zu beeindrucken. Zumal er sich bereits
in so ziemlich jedem Genre versucht hat, das man sich nur vorstellen kann (in
meiner letztjährigen Rezension zu Miikes Videospielverfilmung "Ace Attorney" habe ich etliche Beispiele für seine thematische Vielfalt
aufgeführt). Entsprechend gespannt darf man auf Miikes nun anstehendes
englischsprachiges Regiedebüt sein – zwar hat er vor einigen Jahren bereits
eine Folge der amerikanischen TV-Anthologie "Masters of Horror"
gedreht, bis auf Hauptdarsteller Billy Drago sprachen darin aber alle
japanisch. Auch für "The Outsider" wird Miike seine Komfortzone
zumindest nicht vollständig verlassen müssen, denn in dem von dem Newcomer Andrew Baldwin
geschriebenen Drehbuch, das auf einer Storyidee des "Sons of
Anarchy"-Produzenten John Linson aufbaut, geht es um einen ehemaligen
US-Soldaten (Tom Hardy, "The Dark Knight Rises"), der kurz nach dem
Ende des Zweiten Weltkrieges Karriere bei den Yakuza, der "japanischen Mafia", macht. Die Dreharbeiten in Japan sind erst für Anfang 2014 angesetzt, in
die Kinos dürfte der unabhängig produzierte "The Outsider" damit
frühestens Ende 2014 kommen.
- Nach seinem zweiten OSCAR für "Django Unchained"
kann sich der Österreicher Christoph Waltz vor Rollenangeboten kaum noch
retten. Neben unter anderem einem Gastauftritt in der "Muppets"-Fortsetzung
und einer Rolle als Michail Gorbatschow in "Rejkjavik" hat er nun
auch noch die Hauptrolle in dem düsteren Thriller "True Crimes"
ergattert. Basierend auf einer Reportage von David Grann in dem Magazin
"The New Yorker" geht es um den polnischen Schriftsteller Krystian
Bala, der 2007 wegen Mordes verurteilt wurde. Das Ungewöhnliche daran: Der
entsprechende Mordfall an einem Geschäftsmann im Jahr 2000 war eigentlich
bereits als ungelöst zu den Akten gelegt, doch dann veröffentlichte Bala einen
Roman, in dem er einen Mord beschreibt, der deutlich an den ungeklärten Fall
erinnert und vermeintliches Insiderwissen beinhaltet, das von der Polizei
nicht öffentlich gemacht worden war. Da zudem einige Indizien gefunden wurden,
die Bala in Zusammenhang mit dem Opfer brachten, wurde er verhaftet und
schließlich zu 25 Jahren Haft verurteilt. Christoph Waltz wird – vielleicht
etwas überraschend, da er ja gerne als Bösewicht besetzt wird – nicht den
Schriftsteller verkörpern, sondern den Polizisten, der Bala auf die Spur kam.
Ein Regisseur steht noch nicht fest, Roman Polanski (der mit Waltz bereits
"Der Gott des Gemetzels" drehte) gilt aber als Kandidat. Da sich das
Projekt in einem frühen Stadium befindet, ist ein Drehstart noch
nicht abzusehen.
- Ähnlich begehrt wie Christoph Waltz ist – trotz noch
fehlenden OSCARs – der Brite Benedict Cumberbatch. Wenn man bedenkt, daß dieser
so richtig erst mit seiner wichtigen Nebenrolle in dem grandiosen Spionagethriller
"Dame, König, As, Spion" die internationale Bühne betrat, ist es
wahrlich bemerkenswert, in welchem Tempo sich die Karriere des Benedict
Cumberbatch entwickelt hat. Weltweit gefeiert als spleeniger "Sherlock"
in der gleichnamigen britischen TV-Reihe, beeindruckend als prinzipienfester
Gentleman zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Miniserie "Parade's
End", leidenschaftlich als Bösewicht in "Star Trek Into Darkness" und demnächst aller Voraussicht nach furchteinflößend als
Totenbeschwörer sowie als Stimme des Drachen Smaug in Peter Jacksons "Der
Hobbit"-Filmen (im ersten hatte er lediglich einen Miniauftritt). Eines seiner zahlreichen bereits in Vorbereitung befindlichen kommenden Projekte ist das Drama "The Imitation Game", in dem es um
die tragische Geschichte des brillanten britischen Mathematikers Alan Turing
geht. Dieser dürfte Science Fiction-Fans vor allem als Erfinder des
"Turing-Tests" bekannt sein, den Turing 1950 entwickelte, um zu überprüfen,
ob eine Maschine ein dem Menschen ebenbürtiges Denkvermögen hat (und der
SF-Autoren wie Philip K. Dick als Inspiration diente). Vor dieser wissenschaftlichen Glanzleistung hatte
Turing während des Zweiten Weltkrieges zur Rettung zahlloser Menschenleben
beigetragen, indem er maßgeblich zur Entzifferung der komplexen
Nazi-Verschlüsselungsmaschine "Enigma" beitrug. Während Enigma
bereits im Zentrum mehrerer Spielfilme stand (u.a. Michael Apteds "Enigma
– Das Geheimnis" aus dem Jahr 2001 mit Kate Winslet), wird sich "The
Imitation Game" – wie bereits 1996 der TV-Film "Der codierte
Mann" mit Sir Derek Jacobi – auf das Leben von Alan Turing konzentrieren.
Dieser war nämlich nicht nur ein Genie, sondern bekannte sich 1952 auch
öffentlich zu seiner Homosexualität. Zu dieser Zeit war das natürlich ein
Skandal und außerdem verboten. Dementsprechend wurde Turing, der so viel für
Großbritannien und die Wissenschaft geleistet hatte, angeklagt und verurteilt
und mußte sich zwischen Gefängnis und Psychiatrie (schließlich galt Homosexualität
damals als heilbare Krankheit) entscheiden. Eine anspruchsvolle Rolle also für Benedict
Cumberbatch, der übrigens bereits 2004 in einem britischen TV-Film einen
anderen brillanten Wissenschaftler überzeugend verkörperte: Stephen Hawking.
Das Drehbuch zu "The Imitation Game" stammt von Graham Moore, basiert
auf der Biographie "Alan Turing: The Enigma" von Andrew Hodges
und wurde von Brancheninsidern in die renommierte "Black List"
der besten (damals) noch nicht produzierten Drehbücher des Jahres 2011 gewählt. Keira Knightley
("Anna Karenina") ist in Gesprächen über die weibliche Hauptrolle,
Regie wird der Norweger Morten Tyldum führen, der mit seinem grimmigen Thriller
"Headhunters" (nach einem Roman von Jo Nesbø) internationale
Bekanntheit erlangte. Auch bei diesem Film ist noch nicht bekannt, wann die
Dreharbeiten beginnen sollen.
- Abschließend noch eine kurze Ergänzung zu meiner letztwöchigen Meldung
über die neue Marvel-Comicverfilmung "Guardians of the Galaxy":
Benicio Del Toro ("Savages") hat eine Hauptrolle ergattert und gesellt
sich damit zu Chris Pratt, Zoe Saldana, Michael Rooker, Glenn Close, Dave
Bautista, Lee Pace und Karen Gillan. Welche Rolle genau Del Toro übernimmt,
wird noch geheimgehalten, er hat aber einen Vertrag über mehrere Filme
unterschrieben (was möglicherweise darauf hindeuten könnte, daß er den
Bösewicht Thanos spielen wird, der auch für "The Avengers 2" vorgesehen
ist).
Quellen:
Deadline Hollywood ("The Outsider")
Hollywood Reporter ("True Crimes")
Variety ("The Imitation Game")
Deadline Hollywood ("Guardians of the Galaxy")
Werbung:
Der Trailer zu Marc Forsters apokalyptischem Actionthriller "World War Z" mit Brad Pitt, in den deutschen Kinos ab 27. Juni 2013:
Quellen:
Deadline Hollywood ("The Outsider")
Hollywood Reporter ("True Crimes")
Variety ("The Imitation Game")
Deadline Hollywood ("Guardians of the Galaxy")
Werbung:
Der Trailer zu Marc Forsters apokalyptischem Actionthriller "World War Z" mit Brad Pitt, in den deutschen Kinos ab 27. Juni 2013:
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