Originaltitel:
La chèvre
Regie
und Drehbuch: Francis Veber, Musik: Vladimir Cosma
Darsteller:
Gérard Depardieu, Pierre Richard, Michel Robin, André Valardy, Corynne Charbit,
Pedro Armendáriz Jr., Jorge Luke, Maritza Olivares, Sergio Calderon
Marie (Corynne Charbit),
die stets vom Pech verfolgte Tochter des französischen Konzernchefs Alexandre Bens (Michel Robin, "Leb wohl, meine Königin!"),
verschwindet während des Mexiko-Urlaubs spurlos. Als der von Bens beauftragte
Privatdetektiv Campana (Gérard Depardieu, "Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger", "Das Schmuckstück") trotz gewissenhafter Suche keinerlei
Hinweis auf ihren Verbleib findet, greift der verzweifelte Bens zum letzten Strohhalm: Auf
Anraten seines Betriebspsychologen schickt er Campana erneut nach Mexiko, nun allerdings in Begleitung des Buchhalters Perrin (Pierre Richard, "Und wenn wir alle zusammenziehen?", "Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh"). Dessen ausschließliche Qualifikation für die Aufgabe ist es, daß er ein genauso großer Pechvogel ist wie Marie. Und tatsächlich führen Perrins
ständige Unglücksfälle auf der Reise den skeptischen Campana schnell auf eine Spur, auf die er alleine
niemals hätte stoßen können ...
Kritik:
Seit
den 1970er Jahren ist Francis Veber einer der bekanntesten, erfolgreichsten und
besten französischen Drehbuch-Autoren und Regisseure im Komödienbereich. Zahlreiche
Filme, die er geschrieben ("Der große Blonde mit dem schwarzen
Schuh", "Ein Käfig voller Narren", "Die Filzlaus")
und/oder inszeniert hat ("Ein Mann sieht rosa", "Dinner für
Spinner") sind heute Klassiker des französischen Humors. "Der Hornochse und sein Zugpferd" (in Deutschland auch als "Ein Tolpatsch kommt selten allein" und "Der Pechvogel" veröffentlicht) war nach "Das Spielzeug" der zweite
Film, bei dem er Regie und Drehbuch übernahm und er reiht sich nahtlos in
Vebers Œuvre ein, was alleine in Frankreich mit mehr als sieben Millionen Kinobesuchern belohnt wurde.
Erstaunlich
genug ist es, daß ein Film, dessen Witz letztlich nur auf Variationen des
zentralen Pechvogel-Motivs basiert, als Ganzes so gut funktioniert. Das ist
einerseits Vebers Drehbuch zu verdanken, in dem er die zentrale
Entführungsgeschichte zwar einfach und im Kern wenig originell hält, aber doch
mit einer Ernsthaftigkeit vorantreibt, als ob es sich um einen ganz normalen
Krimi handeln würde. Durch diesen simplen, aber effektiven Kniff wirkt der
Kontrast der Handlung zu Perrins meist herrlich absurden und präzise getimten
Slapstick-Einlagen umso stärker. Der zweite Schlüssel zum Gelingen des Films
ist Gérard Depardieu. So gut Publikumsliebling Pierre Richard den Pechvogel
Perrin mit dessen unfreiwilligen Kapriolen auch verkörpert,
seine Rolle würde nicht einmal halb so gut funktionieren ohne Depardieus
Campana als Widerpart. Angesichts all dessen, was Perrin widerfährt, bekommt
Depardieu mehr als genug Gelegenheit, einen Großteil seines bekanntlich beeindruckenden mimischen
Repertoires einzusetzen – und diese Gelegenheit nutzt er mit sichtlichem Genuß.
Seine Reaktionen auf Perrin wechseln ständig zwischen Verärgerung, mildem
Amusement, Resignation, lakonischer Gelassenheit, Wut, Verzweiflung und
hysterischem Gelächter. Richard sorgt für den Humor, Depardieu stellt sicher,
daß er sich eins zu eins auf das Publikum überträgt. Chapeau!
Dennoch
lassen sich einige Schwächen des Films nicht leugnen. Trotz der recht kurzen Laufzeit von
rund eineinhalb Stunden nutzt sich das Konzept beinahe zwangsläufig ein wenig ab – dank
Veber, Depardieu und Richard nicht so sehr, wie es eigentlich zu befürchten wäre,
aber eben doch ein bißchen. Zudem mag die Dauerberieselung mit Panflötenmusik zwar zum
lateinamerikanischen Setting passen, wirkt aber klischeehaft und geht auf Dauer
etwas auf die Nerven. Des weiteren animiert die "Qualität" einiger in der zweiten Filmhälfte
eingestreuter "Spezialeffekte" (z.B. ein aufgrund eines allergischen
Schocks angeschwollener Richard oder ein Menschenaffe, der allzu klar erkennbar von
einem Menschen im Affenkostüm gespielt wird) auch unter Berücksichtigung des damaligen Standes der Technik zum Fremdschämen. Doch schmälert das den Spaß an "Der Hornochse und sein Zugpferd" zum
Glück nicht allzu sehr.
Erwähnenswert
ist noch, daß der Film in Deutschland im Kino mit einer sehr klamaukhaften
Synchronisation veröffentlicht wurde, die einen ziemlich schlechten Ruf
genießt. Bereits 1985 wurde deshalb eine ernsthaftere Neusynchronisation
eingesprochen, auf der diese Rezension basiert.
Fazit: "Der Hornochse und sein Zugpferd" ist eine herrliche, typisch französische Komödie, die dank gutem
Drehbuch, witziger Slapstick-Einlagen und zweier starker Hauptdarsteller aus einer
banalen Prämisse unwahrscheinlich viel herausholt.
Wertung: 8 Punkte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen