Regie und Drehbuch: James Cameron, Musik: James Horner
Darsteller: Kate Winslet, Leonardo DiCaprio, Billy Zane,
Gloria Stuart, Kathy Bates, Frances Fisher, Victor Garber, Bernard Hill, David
Warner, Bill Paxton, Ioan Gruffudd, Jonathan Hyde, Danny Nucci, Jason Barry,
Ewan Stewart, Jonny Phillips, Lewis Abernathy, Jenette Goldstein, Suzy Amis
Am 10. April 1912 startet die Titanic, das größte Schiff der
Welt und angeblich unsinkbar, zu ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New
York. Zu den rund 1300 Passagieren zählen zahlreiche Millionäre und andere
Prominente, aber auch jede Menge ganz normale Arbeiter und sonstige wenig
wohlhabende Bürger, die sich in den USA ein neues Leben aufbauen wollen und
dafür eine Fahrkarte für die 3. Klasse erstanden haben. Zu diesen zählt der
junge Künstler Jack Dawson (Leonardo DiCaprio, "Django Unchained"), der sein Ticket erst in letzter
Minute bei einem Pokerspiel gewann. Auf dem Schiff trifft er auf die elegante, aus einer verarmten Familie mit gutem Ruf stammende Rose
(Kate Winslet, "Little Children"), die zum
Wohle der Familie den reichen Schnösel Cal (Billy Zane, "Das Phantom") heiraten soll. Schnell
entwickelt sich eine ebenso unwahrscheinliche wie zarte Romanze zwischen den
beiden Passagieren aus so unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten – sehr zum Unwillen von Cal und
Roses Mutter Ruth (Frances Fisher, "Striptease"). Doch das alles gerät auf dramatische Weise in
den Hintergrund, als die Titanic in der Nacht vom 14. auf den 15. April einen
Eisberg rammt und zu sinken beginnt ...
Kritik:
Als Regisseur und Drehbuchautor James Cameron 1995 mit den Vorbereitungen zu "Titanic" begann, konnte niemand ahnen, daß daraus der (nicht inflationsbereinigt) erfolgreichste Film aller Zeiten werden würde (bis Camerons "Avatar" diesen Titel übernahm), zudem derjenige mit den meisten OSCAR-Auszeichnungen (2004 konnte "Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs" gleichziehen). Tatsächlich wurden aufgrund ausufernder Produktionskosten (die vorgesehenen $150 Mio. wurden um rund ein Drittel überschritten) und zeitlicher Verzögerungen samt Verschiebung des Starttermins um fast ein halbes Jahr auf Dezember 1997 immer mehr Stimmen in der Branche laut, die Cameron mit seinem Mega-Projekt einen gigantischen Schiffbruch prophezeiten, der seine bis dahin so großartige Karriere schlagartig versenken würde (die Wortspiele stammen nicht von mir). Tja, weit gefehlt.
Als Regisseur und Drehbuchautor James Cameron 1995 mit den Vorbereitungen zu "Titanic" begann, konnte niemand ahnen, daß daraus der (nicht inflationsbereinigt) erfolgreichste Film aller Zeiten werden würde (bis Camerons "Avatar" diesen Titel übernahm), zudem derjenige mit den meisten OSCAR-Auszeichnungen (2004 konnte "Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs" gleichziehen). Tatsächlich wurden aufgrund ausufernder Produktionskosten (die vorgesehenen $150 Mio. wurden um rund ein Drittel überschritten) und zeitlicher Verzögerungen samt Verschiebung des Starttermins um fast ein halbes Jahr auf Dezember 1997 immer mehr Stimmen in der Branche laut, die Cameron mit seinem Mega-Projekt einen gigantischen Schiffbruch prophezeiten, der seine bis dahin so großartige Karriere schlagartig versenken würde (die Wortspiele stammen nicht von mir). Tja, weit gefehlt.
Daß "Titanic" bei allen Bevölkerungsschichten so
gut ankam und zahlreiche Zuschauer ihn sogar mehrfach im Kino sahen, liegt vor
allem an Camerons virtuoser Verknüpfung der epischen, keineswegs kitschfreien
zentralen Liebesgeschichte mit dem höchst dramatisch und actionreich inszenierten
Untergang des riesigen Passagierdampfers. Zwar lebt Cameron seine bekannte
Neigung zu einer recht klischeehaften Figurenzeichnung und Handlungsentwicklung
auch hier weidlich aus – aber durch sein dramaturgisches Gespür funktioniert das wieder einmal
einwandfrei. Mag die Schwarz-Weiß-Malerei bei den Charakteren auch noch so
ausgeprägt sein, mag so manche Wendung arg vorhersehbar und übertrieben
erscheinen – Cameron beherrscht das Spiel auf der Klaviatur der Gefühle meisterhaft
und das ist letztlich alles, was zählt. Zumal es ihm stets gelingt, selbst
kleine Nebenfiguren durch ein Auge für glaubwürdige Details sowie ein
akribisches Casting erinnerungswürdig zu machen. Ob Kathy Bates ("Midnight in Paris") als neureiche,
aber bodenständige Molly Brown, Victor Garber ("Argo")
als freundlicher Schiffsarchtitekt, Bernard Hill (König Théoden in "Der
Herr der Ringe") als letztlich überforderter Kapitän oder Gloria Stuart
("Der Unsichtbare", "Die Goldgräber von 1935") als
gealterte Rose, die als Erzählerin fungiert – man würde gerne mehr von ihnen
sehen.
Auch bei den drei Hauptdarstellern bewies Cameron ein
glückliches Händchen: Für Kate Winslet und Leonardo DiCaprio bedeutete
"Titanic" den verdienten Startschuß zu einer Weltkarriere; für Billy
Zane – der seine Bösewicht-Rolle im Liebesdreieck als arroganter und
besitzergreifender Verlobter von Rose wohlgemerkt sehr überzeugend verkörpert –
war es immerhin der Höhepunkt seiner Laufbahn als Schauspieler (zumindest
bisher, aber da er in den letzten Jahren überwiegend in B-Movies zu sehen war,
dürfte sich das kaum noch ändern). Das hatte er sich seinerzeit sicher anders
vorgestellt, aber es gibt weißgott schlimmere Schicksale als einen frühen
Karrierehöhepunkt in einem der berühmtesten und erfolgreichsten Filme überhaupt.
Alle drei spielen ihre Rollen jedenfalls hervorragend, wobei naturgemäß vor
allem Winslet und DiCaprio als die beiden tragischen Liebenden viel Raum
bekommen, um ihr Können zu zeigen. Und das tun sie auch, denn die Romanze zwischen den
beiden vor dem dramatischen Hintergrund des Untergangs der Titanic wird auch
durch ihre Ausdruckskraft und die großartige Chemie zwischen den beiden
Darstellern (die sie elf Jahre später in Sam Mendes' grandiosem Ehedrama
"Zeiten des Aufruhrs" erneut unter Beweis stellen konnten) wahrhaft
episch.
Eine weitere große Stärke von "Titanic" ist die
handwerkliche Machart. Nicht umsonst konnte der Film bei der OSCAR-Verleihung
1998 alle der im weitesten Sinne technischen Kategorien bis auf eine (Makeup)
für sich entscheiden. Die Spezialeffekte, die vor allem beim Untergang des
Schiffes zum Tragen kommen, sind noch 15 Jahre später beeindruckend, Russell Carpenters Kameraführung sorgt immer wieder für großartige Momente,
Schnitt und Ton unterstreichen die Dramatik und Hektik des Geschehens,
die Kostüme und das Szenenbild lassen das frühe 20. Jahrhundert glaubhaft
vor den Augen des Publikums wiederauferstehen. Und Komponist James Horner hat
mit seiner Mischung aus spielerischen und dramatischen Melodien, gelegentlich unterbrochen von
irischen Klängen, eine perfekte Untermalung der Szenerie und vor allem des
Untergangs geschaffen.
Die nachträglich 3D-Konvertierung zum 100. Jahrestag des
Schiffbruchs der Titanic ist zudem richtig gut geworden. Das ist einerseits
eine positive Überraschung, da es in den letzten Jahren etliche Beispiele für
ziemlich mißglückte 3D-Konvertierungen gab ("Kampf der Titanen",
"Alice im Wunderland", auch "Thor"). Andererseits verwundert es doch nicht so sehr, da James Cameron speziell in technischer Hinsicht nunmal keine halben
Sachen macht. Mit der Brillanz von "Avatar" kann die erneuerte, dreidimensionale
"Titanic" erwartungsgemäß nicht mithalten, dennoch ist die
Tiefenwirkung vieler Szenen beeindruckend. An der Qualität des eigentlichen
Films ändert die dritte Dimension allerdings nicht wirklich etwas.
Witziges Kuriosum am Rande: Eines Tages erhielt James Cameron eine E-Mail von einem Astronomen, in der dieser kritisierte, daß der Sternenhimmel im Film nicht dem tatsächlichen des 15. April 1912 entspreche. Daraufhin antwortete der Regisseur, er werde das für die 3D-Version gerne ändern, wenn der Astronom ihm die korrekte Sternenkonstellation mitteile. Und so geschah es dann auch (angeblich, überprüfen läßt sich das natürlich schlecht) ...
Witziges Kuriosum am Rande: Eines Tages erhielt James Cameron eine E-Mail von einem Astronomen, in der dieser kritisierte, daß der Sternenhimmel im Film nicht dem tatsächlichen des 15. April 1912 entspreche. Daraufhin antwortete der Regisseur, er werde das für die 3D-Version gerne ändern, wenn der Astronom ihm die korrekte Sternenkonstellation mitteile. Und so geschah es dann auch (angeblich, überprüfen läßt sich das natürlich schlecht) ...
Fazit: "Titanic" ist eine hochemotionale
Kombination aus tragischem Liebesdrama und spektakulärem Action-Kino, die dank
herausragender inszenatorischer und technischer sowie starker
schauspielerischer Leistungen zurecht in die Filmgeschichte einging. Die kleinen
Schwächen, die sich größtenteils auf die Verwendung einiger Klischees und ein
paar Längen während der über dreistündigen Laufzeit beschränken, sind nur
kleine Schönheitsfehler – allerdings gefällt Camerons altmodische und
melodramatische Inszenierung des zentralen Liebesdreiecks sicherlich nicht
jedem Zuschauer (vor allem nicht jedem männlichen).
Wertung: 9 Punkte.
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