Regie und Drehbuch: Lars von Trier
Darsteller: Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg, Kiefer
Sutherland, Sir John
Hurt, Alexander Skarsgård, Stellan Skarsgård, Charlotte Rampling, Udo Kier, Brady Corbet, Cameron Spurr
Der neue Film des dänischen Enfant terrible Lars von
Trier besteht (nach einem wunderschönen 10-minütigen Prolog zu Musik von
Richard Wagner) aus zwei Teilen. Der erste ist "Justine" betitelt und
zeigt die Hochzeitsfeier dieser Justine (Kirsten Dunst, "Spider-Man", "Wimbledon") mit dem gutaussehenden und charmanten
Michael (Alexander Skarsgård, TV-Serie "True Blood").
Die pompöse, von einem teuren Hochzeitsplaner (Udo Kier, "Iron Sky") ausgerichtete Feier
wird auf dem mondänen Landsitz von John (Kiefer Sutherland, "Young Guns"), dem stinkreichen
Mann von Justines älterer Schwester Claire (Charlotte Gainsbourg, "Antichrist"), ausgetragen
und soll ein perfekter Tag für das Brautpaar werden. Doch von Beginn
an zeigen sich kleine Risse in der gar nicht so heilen Welt der Protagonisten, und da Justine unter Depressionen
leidet, kann letztlich auch dieser vermeintlich glücklichste Tag ihres Lebens
ihren Gemütszustand nicht dauerhaft überdecken. So endet die Hochzeitsfeier
in einem Debakel.
Kritik:
Vom "Dogma"-Prinzip, das Lars von Trier gemeinsam mit Thomas Vinterberg ("Das Fest") und einigen anderen dänischen Regisseuren Mitte der 1990er Jahre festschrieb und das unter anderem den vollständigen Verzicht auf jegliche Art von Spezialeffekten, künstlichem Licht oder Requisiten forderte, hat er sich mit seinem neuen Werk weit entfernt. Der künstlerischen Qualität des Films hat das aber keineswegs geschadet, denn "Melancholia" ist ohne jeden Zweifel ein beeindruckender Film. Ein Film, in dessen Zentrum das Thema "Depression" steht, und da sowohl Regisseur von Trier als auch Hauptdarstellerin Kirsten Dunst selbst bereits depressive Phasen durchlitten, können sie in der Darstellung dieser Krankheit von ihren eigenen Erfahrungen zehren. Das Resultat ist einer der besten und trotz der scheinbar exotischen Handlung um den potentiell zerstörerischen Planeten auch glaubwürdigsten und ehrlichsten Filme über Depressionen überhaupt (soweit sich das beurteilen läßt, ohne selbst bereits depressiv gewesen zu sein).
Gerade angesichts der "Dogma"-Vergangenheit von Triers ist die
optische Wucht des Films besonders eindrucksvoll. Die Spezialeffekte – also vor
allem der Planet Melancholia – sind größtenteils nicht spektakulär, aber überzeugend und ungemein
ästhetisch, die traumhaften Bildkompositionen und die klassische
Musikuntermalung über weite Strecken überwältigend schön. Vor allem den großartigen Prolog und die Endszene, die meiner Ansicht nach eine der schönsten der gesamten Filmgeschichte ist,
wird kein Zuschauer so schnell vergessen können.
Daß auch die Schauspieler sehr überzeugend agieren, überrascht kaum, denn Lars von Trier hat nicht ohne Grund schon lange einen Ruf als "Schauspielerinnenflüsterer", der speziell seine weiblichen Akteure zwar bis an den Rand der Erschöpfung fordert, ihnen damit aber meist zu den besten schauspielerischen Leistungen ihrer Karriere verhilft. Erinnert sei an Emily Watson in "Breaking the Waves", Björk in "Dancer in the Dark", Bryce Dallas Howard in "Manderlay", Charlotte Gainsbourg in "Antichrist" oder auch Nicole Kidman in "Dogville" (wenngleich ich persönlich sie in "The Hours" und "Moulin Rouge" noch einen Tick besser fand). Nun ist es Kirsten Dunst, bisher eher "nur" als solide Hollywood-Darstellerin bekannt, die eine höchst imposante Leistung zeigt und dafür zurecht mit dem Preis für die beste Darstellerin bei den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet wurde. Aber auch Charlotte Gainsbourg und Kiefer Sutherland überzeugen, während die Gäste der Hochzeitsfeier im ersten Teil des Films trotz hochkarätiger Besetzung (darunter Charlotte Rampling, John Hurt und Stellan Skarsgård) zwar ebenfalls gute Szenen haben, aber angesichts der nur marginalen und klischeehaften Ausgestaltung ihrer Charktere doch deutlich zurückstehen müssen.
Fazit: "Melancholia" ist trotz des (visuell und akustisch absolut grandios umgesetzten) Handlungsstrangs um den titelgebenden Planeten letztlich ein klassischer Arthouse-Film, der mit viel Empathie die Geschichte einer depressiven jungen Frau und der Auswirkungen ihrer Krankheit auf ihr Umfeld erzählt. Vergleiche mit Terrence Malicks "The Tree of Life" drängen sich auf, denn im Grunde zeigen beide Filme auf eindrucksvolle Art und Weise verschiedene Facetten des menschlichen Lebens.
Der zweite Teil namens "Claire" findet nach einem kleinen Zeitsprung statt, als Justine
bereits so von ihren Depressionen überwältigt und gelähmt ist, daß sie nicht mehr selbständig
leben kann. Deshalb wird sie von der Familie ihrer Schwester auf dem gleichen
Landsitz, auf dem die Hochzeitsfeier so grandios scheiterte, aufgenommen.
Für zusätzliche Spannungen sorgt der Planet Melancholia (die Betonung liegt
auf dem "i"), der unser Sonnensystem durchquert, aber für die Menschheit lange Zeit unsichtbar war, da hinter
der Sonne "versteckt". Auf seinem Kurs verfehlte er einige
Planeten nur knapp und soll nun auch die Erde hauchdünn passieren.
Justine ist sich aber absolut sicher, daß Melancholia die Erde treffen und
alles Leben zerstören wird. Während ihre Schwester es zunehmend mit der
Angst zu tun bekommt, als der fremde Planet am Horizont immer größer wird,
scheint Justine ihre Depression beinahe zu überwinden und immer ruhiger zu
werden ...
Kritik:
Vom "Dogma"-Prinzip, das Lars von Trier gemeinsam mit Thomas Vinterberg ("Das Fest") und einigen anderen dänischen Regisseuren Mitte der 1990er Jahre festschrieb und das unter anderem den vollständigen Verzicht auf jegliche Art von Spezialeffekten, künstlichem Licht oder Requisiten forderte, hat er sich mit seinem neuen Werk weit entfernt. Der künstlerischen Qualität des Films hat das aber keineswegs geschadet, denn "Melancholia" ist ohne jeden Zweifel ein beeindruckender Film. Ein Film, in dessen Zentrum das Thema "Depression" steht, und da sowohl Regisseur von Trier als auch Hauptdarstellerin Kirsten Dunst selbst bereits depressive Phasen durchlitten, können sie in der Darstellung dieser Krankheit von ihren eigenen Erfahrungen zehren. Das Resultat ist einer der besten und trotz der scheinbar exotischen Handlung um den potentiell zerstörerischen Planeten auch glaubwürdigsten und ehrlichsten Filme über Depressionen überhaupt (soweit sich das beurteilen läßt, ohne selbst bereits depressiv gewesen zu sein).
Dennoch ist "Melancholia" kein reines Meisterwerk. Dafür hat der Film
zu viele Schwächen, so gibt es vor allem im Mittelteil des
140-Minuten-Werks inhaltliche Längen und einige der Gäste auf der Hochzeitsfeier
wirken etwas zu klischeehaft und oberflächlich, um vollends überzeugen zu können. Davon abgesehen würde ich garantiert nicht zu behaupten wagen, daß ich alles
verstanden habe, was der Regisseur seinem Publikum mit diesem Film mitteilen will. Daß der
Planet Melancholia eine Metapher für Justines Zustand ist, scheint mir ziemlich
klar zu sein. Darüber hinausgehend bleibt aber
vieles Interpretationssache und vermutlich kann manches nur
hundertprozentig verstehen, wer selbst unter Depressionen litt. Beispielsweise halte ich auch das dumpfe Grollen des nahenden Planeten, das fast das gesamte Schlußdrittel des Films drohend unterlegt, für eine
Depressions-Metapher – aber wer weiß, ob das nicht nur meiner persönliche
Vorstellung davon entspricht, wie sich Depressionen "anfühlen"
müssen? Diese Interpretationsfreiheit ist aber natürlich nichts Schlechtes, eher sogar eine Stärke von "Melancholia",
auch wenn sie sicherlich nicht jedem Zuschauer gefallen wird.
Daß auch die Schauspieler sehr überzeugend agieren, überrascht kaum, denn Lars von Trier hat nicht ohne Grund schon lange einen Ruf als "Schauspielerinnenflüsterer", der speziell seine weiblichen Akteure zwar bis an den Rand der Erschöpfung fordert, ihnen damit aber meist zu den besten schauspielerischen Leistungen ihrer Karriere verhilft. Erinnert sei an Emily Watson in "Breaking the Waves", Björk in "Dancer in the Dark", Bryce Dallas Howard in "Manderlay", Charlotte Gainsbourg in "Antichrist" oder auch Nicole Kidman in "Dogville" (wenngleich ich persönlich sie in "The Hours" und "Moulin Rouge" noch einen Tick besser fand). Nun ist es Kirsten Dunst, bisher eher "nur" als solide Hollywood-Darstellerin bekannt, die eine höchst imposante Leistung zeigt und dafür zurecht mit dem Preis für die beste Darstellerin bei den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet wurde. Aber auch Charlotte Gainsbourg und Kiefer Sutherland überzeugen, während die Gäste der Hochzeitsfeier im ersten Teil des Films trotz hochkarätiger Besetzung (darunter Charlotte Rampling, John Hurt und Stellan Skarsgård) zwar ebenfalls gute Szenen haben, aber angesichts der nur marginalen und klischeehaften Ausgestaltung ihrer Charktere doch deutlich zurückstehen müssen.
Fazit: "Melancholia" ist trotz des (visuell und akustisch absolut grandios umgesetzten) Handlungsstrangs um den titelgebenden Planeten letztlich ein klassischer Arthouse-Film, der mit viel Empathie die Geschichte einer depressiven jungen Frau und der Auswirkungen ihrer Krankheit auf ihr Umfeld erzählt. Vergleiche mit Terrence Malicks "The Tree of Life" drängen sich auf, denn im Grunde zeigen beide Filme auf eindrucksvolle Art und Weise verschiedene Facetten des menschlichen Lebens.
Wertung: 8 Punkte (Teil 1, "Justine": 7 Punkte, Teil 2, "Claire": 9 Punkte).
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