Originaltitel:
OSS 117: Le Caire, nid d'espions
Regie:
Michel Hazanavicius, Drehbuch: Jean-François Halin und Michel Hazanavicius,
Musik: Ludovic Bource
Darsteller:
Jean Dujardin, Bérénice Bejo, Aure Atika, Philippe Lefebvre, Richard Sammel, Said Amadis, Claude Brosset,
Constantin Alexandrov, Michael Hofland, Laurent
Bateau
Hubert Bonisseur de la Bath (Jean Dujardin) ist
ein französischer Geheimagent, Codename OSS 117. 1955 erhält er den Auftrag, nach
Kairo zu reisen und dort das Verschwinden eines anderen Geheimagenten sowie
eines sowjetischen Schiffes zu untersuchen. Doch Kairo ist voll von Spionen. Neben den Franzosen und den Russen mischen
natürlich auch die Engländer und die Deutschen mit, dazu eine islamistische
Rebellenorganisation, eine leibhaftige Prinzessin und eine eher undurchsichtige Femme fatale (Bérénice Bejo, "Ritter aus Leidenschaft"). Doch für
einen selbsternannten Superagenten wie OSS 117 ist das natürlich ein leichtes Spiel – zumindest
theoretisch, denn in der Praxis erweist es sich doch als leicht hinderlich, daß
er die wohl hohlste Nuß in der Geschichte der Spionage-Filme ist (nein, nicht mal
"Johnny English" oder "Austin Powers" können da mithalten) ...
Kritik:
Ehe Regisseur Hazanavicius (Gewinn), Komponist Bource (Gewinn) und die beiden Hauptdarsteller Dujardin (Gewinn) und Bejo (Nominierung) mit ihrer Stummfilm-Hommage "The Artist" die großen Abräumer der OSCAR-Verleihung 2012 wurden, fanden sie sich zu dieser betont albernen Spionage-Parodie über den ignoranten französischen Geheimagenten OSS 117 zusammen.
Ehe Regisseur Hazanavicius (Gewinn), Komponist Bource (Gewinn) und die beiden Hauptdarsteller Dujardin (Gewinn) und Bejo (Nominierung) mit ihrer Stummfilm-Hommage "The Artist" die großen Abräumer der OSCAR-Verleihung 2012 wurden, fanden sie sich zu dieser betont albernen Spionage-Parodie über den ignoranten französischen Geheimagenten OSS 117 zusammen.
Die OSS 117-Romane von Jean Bruce wurden in etwa zur gleichen Zeit geschrieben wie
Ian Flemings James Bond-Bücher und waren ebenso ernsthaft gemeint (es gibt auch
etliche heutzutage vergessene französische Verfilmungen aus den 1950er und 1960er Jahren). Doch
unter der Regie von Michel Hazanavicius entstand mit diesem neuen Film eine weitgehend gelungene
Parodie sowohl auf die Bond-Filme (wobei Dujardin mit seiner Verkörperung des
OSS 117 speziell Sean Connery gelungen auf die Schippe nimmt) als auch auf die klassischen
Spionage-Abenteuer aus den 1940er Jahren wie "Casablanca" und Konsorten.
Dabei ist vor allem das "Drumherum" hervorragend gelungen - nicht nur
beim in Schwarz-weiß gedrehten und überzeugend auf alt getrimmten Prolog vergißt man
immer wieder, einen Film aus dem 21. Jahrhundert zu sehen (anders als beispielsweise bei Steven Soderberghs kurz zuvor gedrehten Hollywood-Versuch "The Good German", der einfach zu
klinisch wirkte, um seine Modernität wirklich verschleiern zu können). Kostüme,
Ausstattung u.ä. wirken authentisch, die
Schauspieler agieren ähnlich übertrieben wie in der damaligen Zeit und auch die melodramatische Musik paßt hervorragend. Alles gewissermaßen bereits ein Vorgriff auf den fünf Jahre später folgenden "The Artist". Selbst die Rollen könnten direkt aus den alten Klassikern übernommen sein, der
Kenner entdeckt problemlos die typischen Figuren, die seinerzeit regelmäßig von
Darstellern wie Peter Lorre oder Sydney Greenstreet verkörpert wurden. Nur
Humphrey Bogart wurde eben durch eine durchgeknallte Bond-Parodie ersetzt.
Leider krankt "OSS 117" wie so viele Parodien vor allem an der
Handlung. Die ist zwar ebenfalls durchaus klassisch gehalten und insgesamt
zweckmäßig, wirkt aber gerade deshalb altbekannt und wenig aufregend. Zudem läßt sich der ach so geheimnisvolle Bösewicht bereits nach wenigen Minuten erahnen. Die Gags bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn. Die meisten funktionieren glücklicherweise, ab und an gibt es jedoch
einige Szenen, die etwas zu sehr ins Alberne abdriften. Vor
allem die zahlreichen hübsch selbstironischen Anspielungen auf das französische
Kolonialmachtdenken sorgen für Lacher ebenso wie die mitunter ziemlich boshaften
Verweise auf die heutige Weltsituation: So verkündet OSS 117 beispielsweise nach der Lösung des Falls, daß der Nahe
Osten von nun an eine lange Friedenszeit erleben werde. Und ganz am Ende erfährt OSS 117, daß ihn sein nächster Auftrag in den Iran
führen werde, ein Land, in dem, gemäß der Worten seines Vorgesetzten, westliche
Ausländer mit offenen Armen willkommen geheißen werden ...
Fazit: "OSS 117 – Der Spion, der sich liebte" ist eine
amüsante, detailverliebte und stilvolle Geheimagenten-Parodie, die trotz einer mittelmäßigen Handlung gut zu unterhalten weiß.
Wertung: Die französische Originalversion mit deutschen Untertiteln erhält 7,5 Punkte. Die deutsche Synchronisation mit Oliver Kalkofe (der auch das Drehbuch für die Synchronfassung schrieb) als OSS 117 ist zwar nicht schlecht, verliert aber doch gegenüber dem Original (6,5 Punkte).
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