Regie: Baz Luhrmann, Drehbuch: Baz Luhrmann, Sam Bromell, Craig
Pearce, Jeremy Doner, Musik: Elliott Wheeler
Darsteller: Austin
Butler, Tom Hanks, Olivia DeJonge, Richard Roxburgh, Kelvin Harrison Jr., Helen Thomson,
David Wenham, Kodi Smit-McPhee, Luke Bracey,
Dacre Montgomery, Leon Ford, Yola, Gary Clark Jr., Alton Mason,
Xavier Samuel
FSK: 6, Dauer: 160
Minuten.
Als der Musikmanager
Colonel Tom Parker (Tom Hanks, "Der wunderbare Mr. Rogers")
in den 1960er Jahren mit dem bekannten Country-Sänger Hank Snow
(David Wenham, "300") durch die USA tourt, stößt er durch
Zufall in Memphis auf einen unbekannten lokalen Sänger namens Elvis
Presley (Austin Butler, "The Dead Don't Die"), nach dessen
Musik die jungen Leute in der Stadt ganz wild sind. Presley, der mit
seiner finanzschwachen Familie in einem Schwarzen-Viertel
aufgewachsen ist, mischt die bei den meisten (speziell älteren) Weißen verpönte
Rock- und Bluesmusik von afroamerikanischen Künstlern wie B.B. King (Kelvin
Harrison Jr., "The Trial of the Chicago 7") mit
Countryklängen und hat zudem bei seinen Auftritten einen ganz
eigenen Stil – sein gewagter Hüftschwung treibt das weibliche
Publikum fast in den Wahnsinn! Parker erkennt die Möglichkeiten
dieses jungen Rebellen und nimmt sich seiner an. Schon bald wird
Elvis zum Star, allerdings vom konservativen weißen Establishment
auch als Gefahr begriffen, die bekämpft werden muß. Es tun sich
fortan immer größere Konflikte auf zwischen dem aus Profitgründen um
Kompromisse ringenden Parker und seinem Schützling, der integer
bleiben und sich nicht verstellen will ...
Kritik:
Für den
australischen Filmemacher Baz Luhrmann ist Musik ganz offensichtlich
ein großer Teil seines Lebens, der auch seine Karriere stark prägt.
So debütierte Luhrmann im Jahr 1992 mit dem gefeierten Tanzfilm "Strictly
Ballroom", erreichte 2001 mit dem OSCAR-gekrönten Musical
"Moulin Rouge!" (einem meiner Lieblingsfilme) einen phantastischen künstlerischen Höhepunkt und ließ
sich 2016 vom Streamingdienst Netflix fürstlich für seine (dann
aber nach zwei Staffeln abgesetzte) Musical-Drama-Serie
"The Get Down" bezahlen. "William Shakespeares
Romeo + Julia" (1996) und die Fitzgerald-Adaption "Der
große Gatsby" (2013) haben zwar nicht in erster Linie mit Musik zu tun, werden aber (speziell "Der große Gatsby") deutlich von ihr geprägt. So bleibt im Grunde genommen allein das Abenteuer-Epos
"Australia" übrig als Film, in dem die Musik lediglich
eine Nebenrolle spielt. Damit paßt es also hervorragend, daß
Luhrmanns neuer Film "Elvis" sich dem "King of Rock
'n' Roll" höchstpersönlich widmet, Elvis Presley. Wie die
meisten Luhrmann-Filme ist auch "Elvis" trotz acht
OSCAR-Nominierungen kein ganz großer Kritikerliebling geworden,
kommt beim Publikum dafür aber umso besser an. Kein Wunder, denn Baz
Luhrmann bleibt seinem bewährten Stil treu: Die Story und die Charaktere
sind zwar keineswegs unwichtig, müssen sich aber den aufwendig,
voller Energie und gerne ein wenig überkandidelt in Szene gesetzten
Musiknummern unterordnen. Das funktioniert, weil Luhrmann ein glänzendes Händchen für die Besetzung der Rollen hat und die Musikszenen so schmissig sind, daß man sie einer
tiefgreifenden Handlung sowieso vorzieht …
Der Großteil der
Kritik, die an "Elvis" geübt wird, bezieht sich
ungewöhnlicherweise auf Tom Hanks – und ich kann das nicht
wirklich nachvollziehen. Ja, seine überspitzte Darstellung von
Elvis' – auch in der Realität als überlebensgroße
Persönlichkeit aufgetretenem – schillernden Manager Colonel Tom
Parker (der im übrigen kein echter Offizier war; "Colonel"
war ein vom Gouverneur von Louisiana als Dank für Parkers Hilfe im
Wahlkampf verliehener Ehrentitel) ist etwas gewöhnungsbedürftig,
zumal man zunächst von der zwar gut gemachten, aber dennoch
auffälligen Latex-Maske abgelenkt wird. Der von Luhrmann als Erzähler verwendete Colonel verkommt dank Hanks'
Schauspielkunst trotzdem nicht zur reinen Karikatur, sondern wird als
eine zutiefst ambivalente Persönlichkeit gezeigt, der es mit großem Redetalent und Charisma gelang, Elvis beinahe abhängig
von sich zu machen. Zudem paßt das Zusammenspiel mit dem jungen
Elvis-Darsteller Austin Butler, der seinerseits voll in der Rolle
aufgeht und dafür verdient u.a. den Golden Globe gewann – durchaus erstaunlich bei einem Schauspieler, der bis dahin primär aus wenig anspruchsvollen TV-Serien wie "Shannara"
oder "The Carrie Diaries" bekannt war (aber auch schon für
Quentin Tarantino und Jim Jarmusch in Nebenrollen vor der Kamera
stand). Doch es scheint beinahe, als wäre Butler für die Rolle des
Elvis Presley geboren, was vor allem bei den vielen Konzertauftritten
zu sehen ist, in denen Butler in der Tat wie ein echter Rockstar
wirkt und stimmlich nahe an das Original herankommt. Aber auch
in den ruhigeren Momenten überzeugt er, wenn er Elvis'
Verletztlichkeit und Unsicherheit (die die Abhängigkeit vom
Colonel noch verstärkt, umgekehrt aber auch durch diese gespeist
wird) durchscheinen läßt, jedoch ebenso seine Entschlossenheit und
seinen Gerechtigkeitssinn.
Dieser kommt vor
allem bezüglich der Behandlung der schwarzen Bevölkerung zum Tragen, denn
"Elvis" betont den Einfluß, den afroamerikanische Künstler
wie sein Freund B.B. King, Mahalia Jackson (Cle Morgan) oder Big Mama Thornton (Shonka Dukureh) auf Elvis' Musik
hatten. Und genau deshalb und wegen seines selbstverständlichen
Umgangs mit Schwarzen war Elvis auch so vielen konservativen
Politikern und Unternehmern gerade in den Südstaaten ein Dorn im
Auge (wobei natürlich auch sein Sex-Appeal und sein legendärer
Hüftschwung eine Rolle spielten). All das thematisiert "Elvis",
ohne jedoch seinen Protagonisten zum unfehlbaren Helden zu
überzeichnen. Austin Butlers Elvis ist ein aufrechter junger Mann
mit einem starken Gerechtigkeitssinn, der aber sehr wohl seine Schwächen
und Fehler hat – die von Colonel Tom Parker konsequent ausgenutzt
werden. Während das zwar ein wichtiger Aspekt von "Elvis"
ist, ist aber auch klar, daß am Ende immer die Musik im Vordergrund
steht. Und genau die ist neben der Besetzung der Grund dafür, daß
"Elvis" so glänzend funktioniert. Elvis' Songs sind unsterbliche
Klassiker, die auch heute noch mitreißen – zumal wenn sie so
energetisch und leidenschaftlich vorgetragen werden wie von
Austin Butler und den ihn begleitenden Musikern. Letztlich ist
"Elvis" daher trotz aller Grautöne und einiger typischer
Biopic-Klischees ein Gute-Laune-Film, der sein Publikum mit
toller Musik und starken Schauspieler-Leistungen mitreißt und gerade jungen Zuschauern in Erinnerung ruft, wie ein echter Rockstar
des 20. Jahrhunderts aussah und klang ...
Fazit:
"Elvis" ist ein mitreißendes Musiker-Biopic, das
inhaltlich recht gewöhnlich daherkommt, aber mit starken
Musik-Sequenzen und einem überzeugenden Hauptdarsteller für
Begeisterung sorgt.
Wertung:
8 Punkte.
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