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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 21. September 2022

DER WUNDERBARE MR. ROGERS (2019)

Originaltitel: A Beautiful Day in the Neighborhood
Regie: Marielle Heller, Drehbuch: Micah Fitzerman-Blue und Noah Harpster, Musik: Nate Heller
Darsteller: Tom Hanks, Matthew Rhys, Chris Cooper, Susan Kelechi Watson, Enrico Colantoni, Wendy Makkena, Maryann Plunkett, Christine Lahti, Tammy Blanchard, Noah Harpster, Nate Heller, Carmen Cusack, Joanne Rogers
Der wunderbare Mr. Rogers (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 95% (8,0); weltweites Einspielergebnis: $67,9 Mio.
FSK: 0, Dauer: 109 Minuten.
Als der preisgekrönte Investigativ-Journalist Lloyd Vogel (Matthew Rhys aus der TV-Serie "The Americans") im Jahr 1998 den Auftrag erhält, für eine Artikel-Reihe zum Thema "Helden" im Magazin "Esquire" ein kurzes Portrait des Kinderfernsehmoderators Fred Rogers (Tom Hanks, "Finch") zu schreiben, ist er davon alles andere als begeistert und empfindet es als unter seiner Würde. Allerdings hat Lloyd mit seinen häufig gnadenlosen Interviews offensichtlich auch viele potentielle Gesprächspartner verprellt, weshalb seine Redakteurin Ellen (Christina Lahti, TV-Serie "Chicago Hope") ihn zu diesem Auftrag verdonnert – zumal Rogers sich als einziger der auserkorenen "Helden" zu einem Treffen mit Lloyd bereiterklärte. Mißmutig geht der Zyniker Lloyd den Job an und ist zunächst irritiert, weil sich der vielbeschäftigte Rogers, der ihn am Set seiner Sendung empfängt, zwar tatsächlich sehr liebenswürdig und bemerkenswert empathisch verhält, ihm jedoch kaum genügend Stoff für ein Portrait liefert. Während Lloyd selbst immer wieder dadurch abgelenkt wird, daß sein seit langem entfremdeter Vater Jerry (Chris Cooper, "Little Women") – dem Lloyd nie verziehen hat, daß er einst seine krebskranke Frau verlassen und damit auch seine beiden Kinder im Stich gelassen hat – einen Weg zurück in sein Leben sucht, schleicht sich der immer aufrichtig freundliche und weise Mr. Rogers bei weiteren Treffen langsam, aber sicher in Lloyds Herz ...

Kritik:
Sechs Jahre, nachdem er in "Saving Mr. Banks" Walt Disney spielte, verkörpert Tom Hanks in "Der wunderbare Mr. Rogers" mit Fred Rogers erneut einen Mann, der Kindern viele wundervolle Stunden vor dem Bildschirm bescherte. Der größte Unterschied ist, daß Disney dies weltweit gelang, während Rogers außerhalb der USA doch weitestgehend unbekannt sein dürfte. In den Vereinigten Staaten jedoch sind Generationen von Kindern mit seiner Show "Mister Rogers' Neighborhood" aufgewachsen, die von 1968 bis 2001 mit sage und schreibe 895 Episoden lief und in der Rogers seinen jungen Zuschauern nicht nur viel Wissen vermittelte, sondern auch Freundlichkeit, Toleranz und Einfindungsvermögen. Dabei behandelte er die Kinder immer auf Augenhöhe und sparte auch vermeintlich erwachsene Themen wie Tod, Krankheit und Trauer nicht aus. Auf deutsche Verhältnisse übertragen könnte man Rogers also wohl am ehesten mit Peter "Löwenzahn" Lustig vergleichen. Ein weiterer Unterschied zwischen Rogers und Disney ist, daß Disney eine Persönlichkeit war, die bis heute immer wieder kontrovers diskutiert wird, während Rogers tatsächlich jener wunderbare Mensch gewesen zu sein scheint, den alle TV-Zuschauer in ihm sahen. Dementsprechend mußten die Versuche des Journalisten Tom Junod (auf dem und seinem Artikel "Can You Say … Hero?" der Film basiert), Rogers irgendwie zu entlarven, wohl zwangsläufig ins Leere laufen. Ein Mißerfolg war der Auftrag für Junod bzw. sein Film-Alter Ego Lloyd Vogel dennoch nicht im Geringsten, kam doch nicht nur ein gefeierter Artikel dabei heraus, sondern laut eigener Aussage auch noch eine veränderte Perspektive auf das Leben an sich. Wie dies geschah, zeigt Marielle Hellers ("Can You Ever Forgive Me?") warmherzige Tragikomödie so glaubwürdig wie unterhaltsam, was mit einer verdienten OSCAR-Nominierung für Hauptdarsteller Tom Hanks belohnt wurde.

Letztlich geht es in Lloyd Vogels Artikel gar nicht in erster Linie um Fred Rogers, sondern ihre gemeinsamen Treffen und Gespräche dienen als Rahmen für einen erhellenden Text, in dem Vogel sich selbst, sein Leben und seine Familie reflektiert. Das spiegelt sich in Hellers Film dahingehend wider, daß auch hier eher Vogel als Rogers im Mittelpunkt steht. Ein Nachteil dieser Herangehensweise ist es, daß wir über Rogers gar nicht so viel erfahren – dieser kleine Nachteil wird allerdings durch Hanks' charismatische Darstellung des stets leise und auffällig bedachtsam sprechenden Mr. Rogers größtenteils wettgemacht. Umso mehr erfahren wir über Vogel und sein kompliziertes Familienleben mit seiner Frau Andrea (Susan Kelechi Watson, TV-Serie "This Is Us"), dem neugeborenen gemeinsamen Sohn, Lloyds Schwester Lorraine (Tammy Blanchard, "Blue Jasmine") und dem raubeinigen Vater Jerry. Diese Geschichte ist gut und glaubwürdig geschrieben und schafft es somit, das Publikum mit auf Lloyds emotionale Achterbahnfahrt zu nehmen. Daß Lloyd zu Beginn nicht übermäßig sympathisch rüberkommt, ist nicht wirklich ein Problem – einerseits kann man ihn absolut verstehen, selbst wenn man vielleicht der Meinung ist, daß er überreagiert. Andererseits macht es ihn als Persönlichkeit nur komplexer und authentischer und verdeutlicht nebenbei umso mehr, welch großen Einfluß Fred Rogers im Verlauf der Handlung auf ihn nimmt.

Letztlich ist "Der wunderbare Mr. Rogers" eine klassische Feelgood-Tragikomödie, die nicht an dramatischen und traurigen Geschehnissen spart, aber trotzdem jederzeit so viel Gutmütigkeit und Optimismus versprüht, daß man ihr kaum jemals böse sein kann. Dazu kommt die gute Besetzung, aus der erwartungsgemäß Tom Hanks herausragt. Matthew Rhys und Chris Cooper erbringen aber ebenfalls verläßlich überzeugende Leistungen und auch die Nebenfiguren sind paßgenau besetzt. Man kann vielleicht kritisieren, daß "Der wunderbare Mr. Rogers" inhaltlich eher unspektakulär und auch nicht sonderlich originell ausfällt und Lloyds Familienzwist Mr. Rogers' Präsenz etwas überschattet, doch Marielle Heller erzählt nun einmal eine (weitgehend) wahre kleine Geschichte und hat daraus passenderweise einen sympathischen kleinen Film über die durch Mr. Rogers sanft gelenkte Reise zur Selbsterkenntnis eines ziemlich normalen Mannes gedreht. Das ergibt etwas mehr als 100 Minuten gute, vielleicht sogar inspirierende Unterhaltung, die garantiert den ein oder anderen Zuschauer zum Nachdenken bringt. Und das ist sicherlich nicht das Schlechteste, was man einem Film attestieren kann ...

Fazit: "Der wunderbare Mr. Rogers" ist eine jederzeit nett anzuschauende, auf einer wahren Geschichte basierende Feelgood-Tragikomödie mit guter Besetzung, aus der ein wieder einmal ungemein sympathischer Hauptdarsteller Tom Hanks noch hervorsticht.

Wertung: Knapp 8 Punkte.
 
 
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