Originaltitel:
Walk of Shame
Regie und Drehbuch: Steven Brill, Musik: John Debney
Darsteller: Elizabeth Banks, James Marsden, Gillian Jacobs,
Sarah Wright Olsen, Bill Burr, Ethan Suplee, Willie Garson, Kevin Nealon, Lawrence Gilliard
Jr., Alphonso McAuley, Da'Vone McDonald, Ken Davitian, Oliver
Hudson, Niecy Nash, P.J. Byrne, Vic Chao, Steven Brill
FSK: 12, Dauer: 95 Minuten.
Als die lokale Nachrichtensprecherin Meghan Miles (Elizabeth
Banks, "Die Tribute von Panem – Catching Fire") von ihrem Manager Dan Karlin
(Willie Garson aus der TV-Serie "White Collar") erfährt, daß sie
ihren fast sicher geglaubten Traumjob bei einem größeren Sender doch nicht bekommt, überreden sie ihre Freundinnen Rose (Gillian Jacbos, TV-Serie
"Community") und Denise (Sarah Wright Olsen, "21 &
Over") zwecks Frustabbau zu einer wilden Partynacht. Am nächsten
Morgen erwacht Meghan nackt und verkatert im Bett neben dem netten Barkeeper
Gordon (James Marsden, "Hairspray"), der eigentlich Schriftsteller
ist. Als sie auf dem Handy ihre Nachrichten abhört, folgt ein echter Schock:
Ihr Manager teilt ihr mit, daß sie den Job nun doch bekommen könne, sie müsse
nur rechtzeitig zu ihrer Sendung da sein, da sie von den Verantwortlichen noch
einmal unter Live-Bedingungen in Augenschein genommen werden soll. Sofort
verschwindet sie aus Gordons Wohnung, muß aber feststellen, daß ihr im
Halteverbot geparktes Auto soeben abgeschleppt wird – und zwar aus einer
richtig üblen Gegend, in der Gordon offensichtlich wohnt. Ihr Handy hat sie in
dessen Wohnung vergessen, ihre Handtasche mit dem Geld liegt im Auto, und
zurück zu Gordon kann sie auch nicht, weil die Türklingeln in dessen
Wohnkomplex nicht mit Namen, sondern nur mit Nummern beschriftet sind. So
macht sich Meghan zu Fuß auf den Weg, in ihrem hautengen, knallgelben Marc
Jacobs-Kleidchen, dessentwegen sie alle, die sie um Hilfe bittet, für eine
Prostituierte halten …
Kritik:
Anläßlich des Kinostarts der im deutschsprachigen Raum
eher unpassend betitelten Komödie "Mädelsabend" beklagte sich der
Kritiker Robert Abele von der "Los Angeles Times" darüber, daß sich
talentierte Hollywood-Schauspielerinnen, die nicht zur allerersten Garde
zählen, für Machwerke wie dieses hergeben müssten, um überhaupt die Chance
auf eine Hauptrolle zu haben. Dem ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen.
Abgesehen vielleicht von der Frage, wie es eigentlich möglich sein kann, daß
ein derart altbackenes Drehbuch, dessen dünne Story und müde Gags bereits in
den 1980er Jahren nicht mehr als ansatzweise originell durchgegangen wären,
überhaupt verfilmt wird, und das auch noch mit halbwegs prominenter Besetzung.
Dabei ist "Mädelsabend" gar nicht mal grottenschlecht, sondern
einfach erschreckend einfallsloses unteres Mittelmaß.
In Hollywood nennt man eine Story wie die von
"Mädelsabend" übrigens "high-concept". Das klingt
erstmal positiv, bedeutet aber tatsächlich nur, daß sich die Prämisse
verlustfrei in einem Satz zusammenfassen läßt. Eben sowas wie: "Hübsche
Reporterin muß ohne Geld, Telefon oder sonstige Hilfsmittel rechtzeitig zu
ihrer Arbeitsstelle kommen." Daraus können durchaus sehr unterhaltsame,
sogar richtig gute Filme werden, die meisten Sommer-Blockbuster fallen ebenfalls
in die "high-concept"-Kategorie (Wikipedia nennt als Beispiel "Jurassic Park",
dessen Prämisse lautet: "Was, wenn wir Dionsaurier klonen könnten?"), speziell im Komödienbereich kommt dabei aber häufig eher so etwas wie eine
typische Adam Sandler-Klamotte heraus. Ganz so schlimm ist es bei
"Mädelsabend" nicht, der trotz diverser Peinlichkeiten noch auf
einen vergleichsweise harmlosen Humor setzt, aber von einem guten Film ist das
Werk von Steven Brill – der passenderweise bereits die Sandler-Klamotten "Little
Nicky" und "Mr. Deeds" verantwortete – weit entfernt. Ich hatte
ja zumindest auf so etwas wie "Bad Teacher" gehofft, also eine
mediokre Komödie, die durch ein Bravura-Performance der Hauptdarstellerin vor
der Belanglosigkeit gerettet wird. Das komödiantische und schauspielerische
Format dafür hätte Elizabeth Banks, die als eine der sympathischsten und unkompliziertesten
Hollywood-Aktricen überhaupt gilt, allemal, allein: Das Drehbuch gibt ihr kaum
einmal die Möglichkeit zu glänzen.
Dennoch ist Banks fraglos eine der wenigen Stärken von
"Mädelsabend". Zwar übertreibt sie es mitunter etwas mit dem
Overacting (was ihr angesichts des Storyverlaufs jedoch kaum zum Vorwurf
gemacht werden kann), generell weiß sie aber mit ihrer unverschämt
sympathischen Ausstrahlung, ihrer ungezügelten Energie und einem ausgeprägten
Mut zur Peinlichkeit zu punkten. Zumindest für mich etwas problematisch ist lediglich, daß Banks dieses Mal von Bianca Krahl synchronisiert wird und nicht
von ihrer Hauptsprecherin der letzten Jahre (u.a. in den "Die Tribute von Panem"-Filmen, "Pitch Perfect", "72 Stunden" oder
"Movie 43") Cathlen Gawlich. Nicht, daß Krahl ihre Sache schlecht
machen würde, aber wenn ich Elizabeth Banks sehe und dazu die deutsche Stimme
von Rachel Bilson höre, dann ist das irgendwie irritierend – zumal die
beiden Schauspielerinnen bis auf ihr gutes Aussehen nicht wirklich viel
gemeinsam haben. Aber den meisten Zuschauern wird das wahrscheinlich gar nicht
auffallen, insofern ist das vorrangig mein Problem. Neben Banks sorgen
speziell ihre beiden besten Freundinnen Rose und Denise für Vergnügen, wobei vor allem
die mit einer ausgeprägten Begriffsstutzigkeit "gesegnete" Denise an den meisten der nicht allzu vielen
gelungenen Gags beteiligt ist.
Mehr als eine bloße Charakter-Schablone ist zwar keine dieser
drei Frauen (oder irgendeine andere Figur des Films), aber für eine Komödie
dieser Art reicht das aus. Und wenn Brill mehr gute, absurde Ideen wie jene
Szene, in der drei Crack-Dealer Meghan eine ausführliche Kritik ihrer Auftritte
als Nachrichtensprecherin liefern, eingefallen wären, dann hätte
"Mädelsabend" sogar richtig unterhaltsam werden können. Stattdessen
wird die Prämisse gnadenlos und weit jenseits jeglicher
Glaubwürdigkeit ausgewalzt, was zwar immer wieder mal für ein paar nette Szenen
sorgt, insgesamt aber einfach zu wenig ist.
Fazit: "Mädelsabend" ist eine belanglose
Komödie, die das Talent ihrer engagiert aufspielenden Hauptdarstellerin Elizabeth Banks nur
in wenigen Momenten zu nutzen weiß und ansonsten trotz hübsch skurriler
Nebenfiguren müde ein Klischee aus der Mottenkiste nach dem anderen abklappert.
Wertung: 4 Punkte.
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