Regie: David F. Sandberg, Drehbuch: Henry Gayden, Musik:
Benjamin Wallfisch
Darsteller:
Zachary Levi, Mark Strong, Djimon Hounsou, Asher Angel, Jack Dylan Grazer,
Ian Chen, Grace Fulton, Faithe Herman, Jovan Armand, Adam Brody, Michelle
Borth, Ross Butler, Meagan Good, D.J. Cotrona, Cooper Andrews, Marta Milans,
John Glover, David F. Sandberg
FSK: 12, Dauer: 132 Minuten
Seit Urzeiten wacht der Rat der Zauberer über die sieben
Todsünden und sorgt dafür, daß sie nicht für Chaos und Zerstörung auf der Erde
sorgen. Doch inzwischen ist nur noch ein Zauberer namens Shazam (Djimon
Hounsou, "Guardians of the Galaxy") am Leben; auch seine Kräfte schwinden,
weshalb er zunehmend verzweifelt nach einem würdigen Nachfolger sucht, auf den
er seine mächtigen Fähigkeiten übertragen kann. Dafür benötigt er jedoch eine
reine Seele, und die scheint gar nicht so einfach zu finden zu sein. Als der
vor Jahrzehnten selbst als Kandidat gescheiterte und seitdem davon besessene
Dr. Sivana (Mark Strong, "Kingsman") einen Weg findet, die Todsünden
zu befreien und sich untertan zu machen, muß Shazam improvisieren und
bestimmt kurzerhand das wenig heroische 14-jährige Pflegekind Billy Batson
(Asher Angel) aus Philadelphia zu seinem Erben. Nur er kann mit den neuen
Kräften – die sich manifestieren, sobald er das Wort "Shazam!" sagt,
woraufhin er sich in einen erwachsenen und kostümierten Superhelden verwandelt
–, Dr. Sivana und die Todsünden von ihrem Zerstörungszug abhalten. Doch dafür
muß Billy mit der Hilfe seines nerdigen Pflegebruders Freddy (Jack Dylan
Grazer, "Es") erst einmal herausfinden, welche Superkräfte er nun
genau besitzt …
Kritik:
Körpertausch-Komödien sind in Hollywood beliebt genug, daß
alle paar Jahre eine gedreht wird – obwohl man meinen sollte, daß sich die
Zahl der inhaltlichen Variationen dieser Prämisse in Grenzen hält. Wenngleich
es auch einige Filme gibt, in denen zwei verschiedene Personen ihre Körper
tauschen – in der Regel dann eher dramatische Werke wie die Actionthriller
"Face/Off" und "Self/Less" –, kommt es besonders oft vor,
daß ein kindlicher oder jugendlicher Protagonist plötzlich den Körper eines
Erwachsenen hat ("Big", "17 Again", "30 über
Nacht") oder Kind und Elternteil ihre Körper tauschen ("Freaky
Friday"). Was es bisher meines Wissens noch nicht gab (abgesehen von einem
12-teiligen Kinoserial in den 1940er Jahren zur gleichen Figur), war eine
Körpertausch-Komödie im Gewand eines Superhelden-Films! Genau das bekommen wir
mit "Shazam!" kredenzt, einem weiteren Teil des DC Extended Universe,
das aber trotz diverser Anspielungen auf Batman, Superman und Co. problemlos als Standalone-Film ohne inhaltliche Verbindungen zum restlichen
DCEU betrachtet werden kann. Bekanntlich versucht DC ja immer noch, irgendwie die Erfolgsformel zu finden, die halbwegs mit dem stetig Rekorde brechenden
Rivalen Marvel und dessen MCU mithalten kann; und nachdem die miteinander
verbundenen Storys wie "Batman v Superman" und "Justice League" eher schlecht als recht funktionierten, versucht man es alternativ verstärkt mit der Konzentration auf eigenständige Filme. "Aquaman" hat es äußerst erfolgreich vorgemacht und auch der zumindest für
Nicht-Comic-Kenner deutlich obskurer daherkommende "Shazam!" mit
seinem vorerst namenlosen Superhelden ist zwar bei weitem kein Meisterwerk,
bringt jedoch eine neue inhaltliche Farbe und damit frischen Wind in das DCEU.
Die Sache mit dem namenlosen Helden ist übrigens recht
clever gelöst, denn eigentlich heißt Billy Batsons Alter Ego "Captain
Marvel", was aus offensichtlichen Gründen (welche mit einem jahrzehntelangen Rechtsstreit
zwischen Marvel und DC zusammenhängen) für das Publikum ziemlich verwirrend
wäre. Deshalb zieht sich die Namenssuche als amüsanter Running Gag durch den
gesamten Film, wobei speziell Freddy mit einigen innovativen Vorschlägen
aufwartet. Keine Ahnung, wie das in einer möglichen Fortsetzung gehandhabt
werden wird, womöglich heißt Billy als Superheld fortan einfach selbst
Shazam. Jedenfalls nimmt sich der Film des schwedischen Regisseurs David F.
Sandberg ("Lights Out") Zeit, um erst einmal seinen jungen
Protagonisten zu etablieren und dann seinen Lernprozeß als Superheld wider
Willen zu zeigen. Zugegeben, allzu originell sind beide Aspekte nicht ausgestaltet,
aber dafür von Drehbuch-Autor Henry Gayden ("Earth to Echo") glaubwürdig
geschrieben sowie handwerklich gut umgesetzt und sympathisch gespielt.
Schlüssel zum Erfolg ist dabei vor allem die neue Pflegefamilie, zu der Billy –
der immer noch auf der Suche nach seiner Mutter ist, von der er als Kleinkind
auf dem Jahrmarkt getrennt wurde, ohne daß sie sich bei der Polizei gemeldet
hätte – nach einem weiteren Ausreißversuch kommt. Ehrlich gesagt erscheint mir
die große, glückliche Familie von Rosa (Marta Milans, "Das
Verschwinden der Eleanor Rigby") und Victor (Cooper Andrews, der
axtschwingende Jerry in der TV-Serie "The Walking Dead") – beide selbst frühere Pflegekinder – und ihren mit Billy sechs Schützlingen
unterschiedlichen Alters ziemlich unglaubwürdig, aber in einem Film
funktioniert das wunderbar und unterstützt sogar Billys Reifeprozeß. Denn bei so viel Gutmütigkeit und familiärer Liebe kann
selbst der mürrische Billy auf Dauer nicht anders, als sich gut aufgehoben zu
fühlen.
Tja, wenn da nur nicht die Sache mit dem brandneuen
Superhelden-Alter Ego wäre! Auch hier gilt: Billys von Freddy enthusiastisch unterstützte Versuche, seine Kräfte herauszufinden und sie sinnvoll
einzusetzen, kennt man so ähnlich aus vergleichbaren Filmen wie
"Chronicle", doch sind sie dermaßen herzerwärmend sympathisch und witzig
umgesetzt, daß man nicht anders kann, als sich bei aller Vorhersehbarkeit
und mangelndem Tiefgang gut unterhalten zu fühlen. Dazu trägt auch Zachary
Levi als Superhelden-Billy bei: Der frühere "Chuck"-Star und im MCU
gnadenlos vergeudete Thor-Gefolgsmann Fandral spielt seine Rolle mit angemessen
kindlicher Begeisterung und viel Charisma. Generell ist der Humor in
"Shazam!" durchgehend harmlos und familienfreundlich, was ihn aber
natürlich nicht weniger witzig macht; zumal die Trefferquote der Gags
erfreulich hoch ist. Einen starken Kontrast zu den Comedy-Elementen stellt
dagegen der von Mark Strong routiniert verkörperte Bösewicht Dr. Sivana dar,
denn wie er seine durch die Befreiung der Todsünden erworbenen Kräfte einsetzt,
ist bemerkenswert brutal, phasenweise regelrecht sadistisch. Seine deutsche
Altersfreigabe ab 12 Jahren hat sich "Shazam!" dadurch redlich
verdient. Bedauerlicherweise ist Dr. Sivana alles in allem aber ein ziemlich
langweiliger Oberschurke – als Einstiegsgegner für den als Held unerfahrenen
Billy geht er in Ordnung, in Erinnerung wird er mangels markanter
Persönlichkeit oder spannender Motivation nicht lange bleiben. Immerhin
begünstigt er eine Entwicklung im temporeichen, aber leider arg generischen Showdown zur leicht altmodischen, verspielten Musik von Benjamin Wallfisch ("Blade Runner 2049") in
einem Weihnachtsmarkt, welche ich nicht spoilern will, die aber viel
erzählerisches Potential für eine Fortsetzung aufweist. Ob es zu der kommt, ist
zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesichert, aber wahrscheinlich. Von den
Einspielergebnissen her ist "Shazam!" zwar der mit Abstand
unpopulärste DCEU-Film, aber dank eines vergleichsweise geringen Budgets von
etwa $100 Mio. und angesichts des immensen Popularitätsnachteils im Vergleich zu
Batman, Superman oder Wonder Woman kann DC ihn dennoch locker als Erfolg
verbuchen, auf dem man aufbauen kann. Drehbuch-Autor Henry Gayden wurde jedenfalls
bereits damit beauftragt, ein neues Skript zu erarbeiten – das bedeutet nicht,
daß ein Sequel auf jeden Fall kommen wird, ist aber natürlich ein gutes
Zeichen. Und eine zusätzliche Szene während des Abspanns von
"Shazam!" gibt Comicfans bereits einen Hinweis auf den neuen
Antagonisten (am Ende des Abspanns gibt es noch eine humorige zweite
zusätzliche Szene).
Fazit: "Shazam!" ist ein spaßiges
Körpertausch-Superheldenabenteuer, das nur wenig Neues zu erzählen hat, aber
mit viel Humor und einem ungemein sympathischen Darstellerensemble
überzeugt.
Wertung: 7 Punkte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen