Daß ich auf meinem Blog häufiger Nachrufe auf bedeutende Filmschaffende veröffentliche, hat in erster Linie den Grund, daß ich gerade bei jenen, die keine ganz großen Stars waren oder deren Karrierehöhepunkte bereits länger in der Vergangenheit liegen, die vielen Filmfans, die keine ausgeprägten Cineasten sind, auf das aufmerksam möchte, was sie womöglich bisher verpaßt haben. Schließlich laufen im Free-TV - außer bei Arte, gelegentlich 3sat und manchen Dritten Programmen - nur höchst selten Filme, die vor 1980 gedreht wurden, auch die großen Streaming-Anbieter konzentrieren sich weitgehend auf neuere Werke. Daher entgehen jüngeren Film-Interessierten, sofern sie nicht aktiv danach suchen, unzählige Meisterwerke der langen Kinohistorie - da sind Nachrufe auf Personen wie Michael Lonsdale, Olivia de Havilland, Michel Piccoli, Max von Sydow, Doris Day oder Kirk Douglas ein probates Mittel, um wenigstens auf einige Highlights hinzuweisen und bei Interessierten die Neugier darauf zu wecken. Gleichzeitig dienen mir diese Nachrufe auch dazu, den Tod von Schauspielern, Regisseuren, Musikern oder Autoren zu verarbeiten, deren Schaffen mir etwas bedeutet hat und denen ich Respekt zollen möchte.
Letzteres trifft natürlich auch auf Sir Sean Connery zu, dennoch fiel es mir sehr schwer, einen richtigen Nachruf auf ihn zu verfassen. Was sollte ich auch schreiben über einen der größten Stars der Welt und seine Rollen, was nicht bereits hinlänglich bekannt ist? Über den ersten und nach Meinung vieler immer noch besten Darsteller von James Bond 007, dem Agenten im Geheimdienst ihrer Majestät, den er in sieben Kinofilmen verkörperte? Über Henry Jones, den Vater von "Indiana Jones"? Über Juan Sánchez Villa-Lobos Ramírez, Mentor des "Highlander" Connor MacLeod? Über den mittelalterlichen Mönch William von Baskerville in "Der Name der Rose"? Über den OSCAR für die Rolle des Polizisten Jim Malone in "Die Unbestechlichen"? Über den an der Seite von Audrey Hepburns Lady Marian gealterten Robin Hood in "Robin und Marian"? Über den sowjetischen U-Boot-Kapitän Marko Ramius in "Jagd auf Roter Oktober"? Oder über den britischen Abenteurer Daniel in "Der Mann, der König sein wollte"? Nicht einmal ein Hinweis auf Geheimtips ergibt wirklich Sinn, da es eigentlich keine gibt und selbst seine nicht ganz so berühmten Rollen in Filmen wie "Mord im Orient-Express" (1974), "Der Wind und der Löwe", "Der erste große Eisenbahnraub", "Time Bandits", "Der 1. Ritter", "The Rock" oder "Forrester - Gefunden" nicht gerade unbekannt sind.
Also belasse ich es dabei: Sir Sean, Ihr jungenhafter Charme, Ihr verschmitztes Lächeln, aber auch Ihre grimmige Entschlossenheit in Ihren Rollen werden mir sehr fehlen. Genau wie allen anderen Filmfans.
Am 31. Oktober 2020 verstarb der leidenschaftliche Schotte Sir Sean Connery, der seine Kino-Karriere (abgesehen von einer Sprechrolle in dem Animationsfilm "Sir Billi" aus dem Jahr 2012) 2003 mit "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" beendet hatte und anschließend vielen lukrativen Versuchen widerstand, zurückzukehren (z.B. für "Indiana Jones 4"), im Alter von 90 Jahren in seiner Wahlheimat Nassau auf den Bahamas, nachdem er jahrelang an Demenz gelitten hatte. R.I.P.
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