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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 18. Juli 2018

THE PRODUCERS (2005)

Regie: Susan Stroman, Drehbuch: Thomas Meehan und Mel Brooks, Musik: Gen Kelly
Darsteller: Nathan Lane, Matthew Broderick, Uma Thurman, Will Ferrell, Roger Bart, Jon Lovitz, Gary Beach, Richard Kind, Michael McKean, Debra Monk, Eileen Essell, Andrea Martin, David Huddleston, John Barrowman, Mel Brooks
 The Producers
(2005) on IMDb Rotten Tomatoes: 50% (5,7); weltweites Einspielergebnis: $38,1 Mio.
FSK: 6, Dauer: 134 Minuten.

New York, Ende der 1950er Jahre: Der glücklose Broadway-Produzent Max Bialystock (Nathan Lane, "Spieglein Spieglein") kommt durch den scheuen Buchprüfer Leopold Bloom (Matthew Broderick, "Aushilfsgangster") auf eine vermeintlich grandiose Idee, um seine höchst prekäre Finanzlage zu retten: Er muß einfach einen garantierten Flop produzieren! Denn dann würde niemand bemerken, daß Max nur einen Bruchteil der gegen eine großzügige Gewinnbeteiligung eingesammelten Investorengelder tatsächlich für die Produktion des Stückes verwendet hat. So könnten Max und Leo – der schon immer davon geträumt hat, ein Broadway-Produzent zu sein – mit dem restlichen Geld unauffällig verschwinden. Die Schwierigkeit an der Sache: Wie nur bekomme ich einen garantierten Flop? Max' Lösung ist durchaus vielversprechend: Er engagiert den schlechtesten Regisseur, die schlechtesten Schauspieler und vor allem das mit Abstand schlechteste Drehbuch, das die Welt je gesehen hat! An dieser Stelle kommt der Alt-Nazi und passionierte Taubenzüchter Franz Liebkind (Will Ferrell, "The LEGO Movie") ins Spiel, dessen Drehbuch "Frühling für Hitler" unfaßbar schlecht ist. Und so nehmen die Dinge ihren Lauf ...

Kritik:
So etwas ist selbst in Hollywood nicht alltäglich: "The Producers", eine von Comedy-Altmeister Mel Brooks gemeinsam mit Thomas Meehan verfaßte Musical-Komödie, basiert auf einem gleichnamigen Broadway-Musical (auch von Brooks und Meehan), das wiederum auf Brooks' im englischsprachigen Originaltitel gleichnamigem Regiedebüt aus dem Jahr 1967 basiert (dessen deutscher Titel "Frühling für Hitler" lautet). Der Grund für diese Entwicklungsgeschichte ist logischerweise, daß die in der Verwertungsstufe vorangegangenen Werke mit großem Erfolg gesegnet waren. Die mit dem Drehbuch-OSCAR ausgezeichnete Satire "Frühling für Hitler" mit Gene Wilder und Zero Mostel begründete (trotz anfänglich gemischt ausgefallener Kritiken) den Ruf des späteren "Frankenstein Junior"- und "Spaceballs"-Schöpfers Brooks als begnadeter Komödiant; die Theateradaption knapp 35 Jahre später erwies sich gar als Smash-Hit und hält bis heute den Rekord für die meisten Tony-Auszeichnungen (12) aller Zeiten. So gesehen kaum verwunderlich, daß der Kreis geschlossen werden sollte durch eine Kinoadaption des Bühnen-Musicals. Unglücklicherweise konnte die aber trotz starker Besetzung und vier Golden Globe-Nominierungen die Erfolge in keiner Weise wiederholen, stattdessen wurden nicht einmal die Produktionskosten von $45 Mio. komplett eingespielt. Verdient ist der Flop meines Erachtens nicht, denn obwohl "The Producers" sicher etwas oberflächlicher und deutlich weniger subversiv ist als "Frühling für Hitler" und außerdem eine gewisse Theaterhaftigkeit der Szenerie nicht geleugnet werden kann, habe ich mich damit kaum weniger gut amüsiert als mit Mel Brooks' Original.

Natürlich ist es ziemlich klar, wie die immer noch wunderbar absurde Story der Möchtegern-Pleitiers enden wird (selbst wenn man weder das Original noch das Broadway-Stück kennt), doch darum geht es ja auch gar nicht. Dies ist im Kern schließlich immer noch ein Film von Mel Brooks, auch wenn er die Regie Susan Stroman überlassen hat, die das Stück bereits am Broadway erfolgreich inszenierte. Anders gesagt: Es geht hier in erster Linie um Gags, Gags und noch mehr Gags – garniert mit jeder Menge pompöser Musical-Einlagen im Stil der 1950er Jahre. Während Brooks' Original betont satirisch angelegt war und keine allzu hohe Gagdichte aufwies, legt das Musical ein deutlich höheres Tempo vor und gibt sich dabei selbstbewußt albern. Das dürfte ein wichtiger Grund für die mediokren Kritiken sein, echte Brooks-Anhänger sollte es jedoch kaum stören. Die beiden Hauptdarsteller Nathan Lane und Matthew Broderick haben bereits beim Bühnenstück die gleichen Rollen gespielt und sind dementsprechend ein eingespieltes Team. Wie alle anderen Schauspieler übertreiben sie ihre Performance maßlos (sie agieren buchstäblich theatralisch) und gemäß dem Drehbuch wird von den Figuren kein noch so offensichtlicher Gag ausgelassen – das führt zwangsläufig zu ein paar Rohrkrepierern, die angesichts zahlreicher echter Brüller allerdings mehr als verschmerzbar sind – zumal die grandiose Mimik und Gestik speziell von Lane und Broderick selbst schwächere Gags oft noch rettet.

Die Musical-Einlagen sind ebenfalls sehr gelungen und dabei wunderbar übertrieben glamourös in Szene gesetzt, auch wenn sie manchmal ein wenig zu sehr das Tempo aus der Geschichte herausnehmen und jene gewisse "abgefilmtes Theater"-Atmosphäre unterstreichen, die nicht jedem gefällt. Glücklicherweise sind die meisten Songs (die in der deutschen Synchronfassung dankenswerterweise im Original belassen und mit deutschen Untertiteln versehen wurden) sehr hörenswert und machen übrigens auch von den bewußt übertriebenen Akzenten einiger Figuren effektvoll Gebrauch. Alleine Will Ferrells harte pseudo-deutsche Aussprache oder der Akzent von Uma Thurman ("Gefährliche Liebschaften"), die die verführerische schwedische Sekretärin Ulla Inga Hansen Benson Yansen Tallen Hallen Svaden Swanson (yep, klassischer Mel Brooks-Humor ...) spielt, sind so umwerfend komisch, daß man sich daran kaum satthören kann. Für Freude sorgen auch einige äußerst skurrile Gastauftritte bekanner Komiker, Mel Brooks selbst absolviert ebenfalls ein Cameo (eigentlich sogar drei, aber zwei davon sind auf seine Stimme beschränkt) und die Tauben muß man einfach selbst erlebt haben. Selbstredend ist Brooks' Humor nicht jedermanns Sache und meist nicht gerade hintersinnig, zudem merkt man immer wieder (etwa anhand zahlreicher Schwulen-Witze, die aber dermaßen übertrieben dargebracht werden, daß man ihm kaum böse sein kann – ein wenig vergleichbar mit Bullys "(T)Raumschiff Surprise – Periode 1"), wie viel Brooks von Political Correctness hält (nämlich sehr wenig). Mit einer gewissen Derbheit sollte man schon zurechtkommen, wenn man sich "The Producers" anschaut, aber letztlich ist das Musical vor allem: witzig. Oder wie es im Film so schön heißt: "Wir erklären den Angeklagten für unvorstellbar schuldig!"

Fazit: "The Producers" ist eine absurd überdrehte Musical-Komödie, die mit Sicherheit nichts für die Anhänger feinen Humors ist, aber mit ihrer liebenswert albernen und politisch höchst unkorrekten Fröhlichkeit trotzdem viel gute Laune versprüht.

Wertung: 8 Punkte.

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