Regie:
Steven Soderbergh, Drehbuch: Paul Attanasio, Musik: Thomas Newman
Darsteller:
George Clooney, Cate Blanchett, Tobey Maguire, Beau Bridges, Leland Orser, Tony
Curran, Robin Weigert, Jack Thompson, Ravil Isyanov, Christian Oliver, David
Willis
FSK: 12, Dauer: 108 Minuten.
Berlin, unmittelbar nach Kriegsende 1945: Der amerikanische
Journalist Jake Geismer (George Clooney, "Michael Clayton") ist soeben
angekommen, um über die Potsdamer Konferenz zu berichten. Doch das ist eigentlich nur ein
Vorwand, in Wirklichkeit will Geismer seine jüdisch-deutsche Geliebte Lena Brandt
(Cate Blanchett, "Carol") finden, die vor dem Krieg in Berlin für ihn
gearbeitet hat. Tatsächlich trifft Jake schneller als erwartet auf Lena, die nun
die Freundin seines vom US-Militär gestellten Fahrers Patrick Tully (Tobey
Maguire, "Der große Gatsby") ist. Wie sich herausstellt, ist jedoch Lenas totgeglaubter Ehemann Emil (Christian Oliver, "Speed Racer") – ein Mathematiker,
der im Krieg als SS-Offizier am Raketenprogramm der Deutschen beteiligt
war – sehr lebendig und deshalb ins Visier sowohl amerikanischer wie auch
britischer und sowjetischer Verfolger geraten. Als es auch noch zu einem
Mordfall kommt, beginnt Jake, auf eigene Faust den seltsamen Geschehnissen
nachzurecherchieren …
Kritik:
Steven Soderbergh, als Regisseur ein Grenzgänger zwischen Blockbustern ("Ocean's Eleven" samt Fortsetzungen, "Magic Mike"), OSCAR-Anwärtern ("Traffic", "Erin Brockovich", "Out of Sight"), Genrekino ("Haywire", "Contagion", "Side Effects") und auch formal anspruchsvollen Independent-Filmen ("Sex, Lügen und Video", "Kafka", "Unsane") wollte im Jahr 2006 einmal etwas für ihn Neues versuchen: Eine Hommage an die Noir-Abenteuer-Filme der 1940er Jahre á la "Casablanca", "Citizen Kane", "Der dritte Mann" oder "Die Spur des Falken" – und zwar eine Hommage, die so aussieht, als wäre sie zu dieser Zeit gedreht worden! Ein ebenso gewagtes wie anspruchsvolles Vorhaben, das ihm stilistisch im Großen und Ganzen sehr gut gelungen ist. Doch bei allem Bemühen um Authentizität haben es Soderbergh und der für zwei OSCARs nominierte Drehbuch-Autor Paul Attanasio ("Quiz Show", "Donnie Brasco") unterlassen, die Adaption von Joseph Kanons Roman "In den Ruinen von Berlin" mit den nötigen inhaltlichen Werten zu unterfüttern. So ist "The Good German" ein stilbewußter und anspielungsreicher Noir-Thriller geworden, der allerdings mit seinem gemächlichen Erzähltempo und den ziemlich flachen Charakteren phasenweise eher langweilt als fesselt.
Steven Soderbergh, als Regisseur ein Grenzgänger zwischen Blockbustern ("Ocean's Eleven" samt Fortsetzungen, "Magic Mike"), OSCAR-Anwärtern ("Traffic", "Erin Brockovich", "Out of Sight"), Genrekino ("Haywire", "Contagion", "Side Effects") und auch formal anspruchsvollen Independent-Filmen ("Sex, Lügen und Video", "Kafka", "Unsane") wollte im Jahr 2006 einmal etwas für ihn Neues versuchen: Eine Hommage an die Noir-Abenteuer-Filme der 1940er Jahre á la "Casablanca", "Citizen Kane", "Der dritte Mann" oder "Die Spur des Falken" – und zwar eine Hommage, die so aussieht, als wäre sie zu dieser Zeit gedreht worden! Ein ebenso gewagtes wie anspruchsvolles Vorhaben, das ihm stilistisch im Großen und Ganzen sehr gut gelungen ist. Doch bei allem Bemühen um Authentizität haben es Soderbergh und der für zwei OSCARs nominierte Drehbuch-Autor Paul Attanasio ("Quiz Show", "Donnie Brasco") unterlassen, die Adaption von Joseph Kanons Roman "In den Ruinen von Berlin" mit den nötigen inhaltlichen Werten zu unterfüttern. So ist "The Good German" ein stilbewußter und anspielungsreicher Noir-Thriller geworden, der allerdings mit seinem gemächlichen Erzähltempo und den ziemlich flachen Charakteren phasenweise eher langweilt als fesselt.
Außer Frage steht die handwerkliche Meisterschaft von
"The Good German". Zwar sind die von Soderbergh selbst (unter dem
Kameramann-Pseudonym Peter Andrews) eingefangenen Bilder – gerade im Vergleich
zu den gelegentlich eingefügten Archivaufnahmen des zerstörten Berlin – ein
wenig zu scharf, um mindestens 60 Jahre alt zu wirken, aber das wird dadurch
weitgehend kompensiert, daß Soderbergh mit authentischen Geräten aus dem
Jahr 1945 in den passenden Studiokulissen gedreht hat. Dazu zählen übigens auch die
damaligen Kameralinsen, weshalb es immer wieder kleine Unreinheiten wie
Kratzer im Bildmaterial gibt, die den Eindruck, einen "alten" Film zu
sehen, effektiv verstärken. Auch die Schauspieler sind gut für die Szenerie in der
Nachkriegszeit ausgewählt und ahmen das ausdrucksstarke, buchstäblich
theatralischere Agieren während der "Goldenen Ära Hollywoods" gekonnt nach.
George Clooney spielt (obwohl er dafür eigentlich zu gut aussieht) eine
typische Humphrey Bogart-Rolle, stets lässig und ein wenig zynisch, während
Cate Blanchett die kühle und majestätische Eleganz einer Marlene Dietrich oder
Greta Garbo ausstrahlt. Und Tobey Maguire zeigt bereits wenige Jahre vor seiner
Hauptrolle in Baz Luhrmanns "Der große Gatsby"-Neuverfilmung, wie exzellent er sich in ein historisches Setting in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts einfügt. Besonders gut gelungen ist außerdem Thomas Newmans für einen
OSCAR nominierter Score, der – ohne dabei seine Eigenständigkeit zu verlieren –
stilistisch gekonnt der dramatischen Orchestermusik nacheifert, mit der so legendäre Komponisten wie Max Steiner, Bernard Herrmann oder Franz
Waxman "Casablanca", "Der Malteser Falke", "Citizen
Kane" und Co. unterlegten. Interessanterweise war Newman übrigens nur
Soderberghs zweite Wahl für die Musik, ursprünglich vergab er den Job an den
Nordiren David Holmes, mit dem er bereits für "Out of Sight" und die
"Ocean's"-Reihe zusammengearbeitet hatte (und später bei
"Haywire" und "Logan Lucky"). Soderbergh konnte sich in
diesem Fall aber nicht mit seinen Kompositionen anfreunden, weshalb Newman ins
Spiel kam – zum Glück!
Daß "The Good German" bei allen Stärken trotzdem
bei Kritik und Publikum nicht allzu gut ankam, hat einen ganz einfachen Grund: die
Handlung. Auch wegen des Bemühens um eine Hommage an die genannten Filmklassiker
ist die wenig originell geraten und sie entwickelt sich trotz einiger
dramatischer Wendungen auch nicht wirklich überraschend. Ich finde sie dennoch
passend für dieses Projekt, da sie bei aller Vorhersehbarkeit eine zwar
mitunter arg langsam erzählte, aber doch über weite Strecken spannende und
glaubwürdige Geschichte erzählt. Eine Geschichte voller Zitate und
Anspielungen, von denen die meisten Zuschauer viele gar nicht erkennen
und/oder verstehen werden; insgesamt ist sie allerdings, wenngleich weit von einem
Meisterwerk entfernt, durchaus unterhaltsam und der Thematik angemessen.
Insofern halte ich (auch wenn ich damit zu einer Minderheit zähle) Steven
Soderberghs Experiment für gelungen, jedoch absolut nicht massentauglich – und wenig überraschend auch bei weitem nicht so gut wie die großen Vorbilder.
Aber wenn "The Good German" auch nur ein paar Zuschauer dazu
verleitet, sich im Anschluß den echten Klassikern des Genres zu widmen, dann
hat er seinen Zweck eigentlich schon erfüllt
Fazit: "The Good German" ist eine womöglich etwas zu genau kalkulierte Hommage auf die
Noir-Abenteuer-Klassiker der 1940er Jahre, stilvollendet eingefangen und paßgenau
besetzt, allerdings inhaltlich wenig aufregend.
Wertung: 7 Punkte.