Regie: Robert Rodriguez, Drehbuch: Kyle Ward, Musik: Robert
Rodriguez und Carl Thiel
Darsteller: Danny Trejo, Mel Gibson, Amber Heard, Michelle
Rodriguez, Demián Bichir, Carlos Estevez (alias Charlie Sheen), Sofia Vergara,
Marko Zaror, Tom Savini, William Sadler, Walt Goggins, Cuba Gooding Jr., Lady
Gaga, Antonio Banderas, Vanessa Hudgens, Alexa Vega, Julio Oscar Mechoso,
Jessica Alba
FSK: 16, Dauer: 107 Minuten.
Der Ruf des hartgesottenen mexikanischen Ex-Polizisten
Machete (Danny Trejo, "Violet & Daisy") hat sich inzwischen bis
in höchste Kreise herumgesprochen, weshalb er eines Tages einen Auftrag
vom US-Präsidenten höchstpersönlich (Charlie Sheen hat erstmals für einen Film seinen Geburtsnamen Carlos Estevez gewählt) erhält: Er soll den mexikanischen Rebellen Mendez
(Demián Bichir, "Savages") stoppen, der droht, eine Atomrakete direkt
auf Washington abzufeuern, wenn die Amerikaner nicht in kürzester Zeit alle mexikanischen Drogenkartelle vernichten. Darauf können und wollen sich die USA natürlich nicht einlassen, deshalb ist
Machete gefragt. Der Weg nach Mexiko erweist sich für ihn als erwartet
beschwerlich, denn Mendez hält sich gut versteckt und Machete setzt sich schon
bald die resolute Puffmutter Desdemona (Sofia Vergara, TV-Serie "Modern
Family") mit ihren bis an die Zähne bewaffneten Mädels auf die Spur. Noch
komplizierter wird allerdings der Rückweg, denn Mendez setzt ein fürstliches Kopfgeld
auf Machete aus, das auch den mysteriösen Auftragskiller El Camaleón
auf den Plan ruft ...
Kritik:
Als Robert Rodriguez ("From Dusk till Dawn") 2010
seine Grindhouse-Hommage "Machete" in die Kinos brachte, waren die
Kritiker überraschenderweise recht angetan von der brutalen, aber hemmungslos
übertriebenen Actionkomödie – für ein großes (Kino-)Publikum war der Stoff aber
natürlich doch zu speziell. Dank Rodriguez' berühmter Fähigkeit, spektakuläre
Filme mit einem sehr überschaubaren Budget zu drehen, wurde "Machete"
trotzdem zu einem kommerziellen Erfolg, womit der zweite Teil der geplanten
Trilogie recht schnell grünes Licht bekam. Nur um dann bei den Kritikern viel
schlechter abzuschneiden und in den Lichtspielhäusern vor gähnend leeren
Zuschauerrängen zu laufen. Und diese Abstrafung durch das Publikum ist
verdient, denn "Machete Kills" ist locker zwei Klassen schlechter als
sein Vorgänger.
Wenn man sich die Beteiligten an beiden Filmen betrachtet,
dann ist der offensichtlichste Unterschied, daß das Drehbuch dieses Mal nicht
von Rodriguez selbst stammt, sondern von dem weithin unbekannten Kyle Ward. Der
Verdacht liegt nahe, daß dieser vermutlich mit Rodriguez' engem Terminplan
zusammenhängende Wechsel die Wurzel allen Übels ist. Denn es ist allzu
offensichtlich, daß sich "Machete Kills" geradezu krampfhaft bemüht,
die Stärken des Vorgängers beizubehalten, dabei aber noch stärker in Richtung
B-Movie zu gehen. Das bedauerliche Resultat dieser Anstrengungen ist, daß die
besten Oneliner ("Machete schickt keine SMS") und Gags aus
"Machete" einfallslos nachgeahmt werden (und das teilweise bis zum
Erbrechen), wobei der Autor aber offenbar nur selten begriffen hat, was genau
sie im Original so witzig gemacht hat. Um das genannte Zitat als Beispiel
herzunehmen: Der Satz "Machete schickt keine SMS" (im Original klingt das noch knackiger:
"Machete don't text") ist ja für sich genommen nicht sonderlich lustig; erst im Zusammenhang der Gesamtsituation sowie durch die Person Machete,
die keinerlei Skrupel hat, Bösewichte gleich im Dutzend zu massakrieren, sich dann aber
weigert, eine SMS zu schicken, ergibt sich die herrlich absurde Komik. Wenn
Machete in der Fortsetzung ständig und ohne besondere inhaltliche Herleitung
Variationen des gleichen Spruchs bringt ("Machete don't tweet",
"Machete don't joke" etc.), dann ist das nicht der lustige Running
Gag, den sich Ward offensichtlich erhofft hat, sondern einfach nur einfallslos
und spätestens nach dem dritten Mal schlicht langweilig. Und so ähnlich, wenn
auch nicht ganz so schlimm, geht das mit einigen anderen Anspielungen auf
"Machete" wie dem herrlich schwülstigen "Love Theme",
das immer dann eingespielt wird, sobald es "romantisch" wird (was diesmal aber wesentlich seltener vorkommt).
Wirklich neue, geschweige denn gute Ideen in Bezug auf die
Person Machete hat "Machete Kills" nicht zu bieten, weshalb der
eigentlich so coole Protagonist trotz Danny Trejos typischer
grummelig-charismatischer Darstellung deutlich lahmer wirkt. Auf der anderen
Seite hat er zwar noch mehr Kampfszenen zu bestreiten als im ersten Teil, wobei
vor allem die Duelle mit Mendez' Bodyguard Zaror (verkörpert vom chilenischen Kampfkünstler Marko
Zaror) positiv hervorstechen. Generell halte ich es aber nicht für eine gute
Idee, die Actionszenen – die in "Machete" genau die richtige Balance
zwischen Brutalität und Komik durch Übertreibung hielten – noch weiter
"over the top" zu treiben. "Machete" war letztlich immer
noch halbwegs in der Realität verankert, "Machete Kills" mutiert zu
reiner Fantasy, die wirklich niemand mehr ernstnehmen kann – selbst die FSK
nicht, die Machetes zweites Kinoabenteuer allen Ernstes trotz haufenweise
halbierter, zerrissener und sogar explodierender Körper bereits ab 16 Jahren
freigegeben hat. Ach, und auf Nacktszenen wird dieses Mal übrigens sogar
komplett verzichtet, was für eine Grindhouse-Hommage auch irgendwie komisch ist
...
Ähnlich wie bei den Actionszenen läuft es auch mit der
erwartungsgemäß dünnen Handlung ab: Anfangs ist sie noch zweckmäßig, in der
zweiten Filmhälfte, in der Mel Gibson ("Die Passion Christi") als
Waffenhändler Voz eine zentrale Rolle einnimmt, wird sie zunehmend albern bis
lächerlich. Voz ist nämlich ein großer (und größenwahnsinniger) "Star Wars"-Fan und läßt sich
davon inspirieren, weshalb der – wie der Vorgänger etwas zu lang geratene – Film in
dieser Phase immer stärker von der anfänglichen Grindhouse-Hommage zu einer
schlechten "Star Wars"-Parodie wird (wenn auch mit ein oder zwei gelungenen
Anspielungen). Mel Gibson tut zwar sein Bestes inklusive Overacting, aber bei
diesem Drehbuch kann auch er nicht mehr viel retten. Daß das deutsche Synchronbuch von eher mäßiger Qualität ist und neben einem veritablen Grammatikfehler (ein absolutes No-Go in einer synchronisierten Fassung!) diverse eigentlich auch in Deutschland etablierte englische Begriffe schlecht eindeutscht – so wird aus dem u.a. aus "Zwei glorreiche Halunken" und "Pulp Fiction" bekannten "Mexican standoff" ein banales "mexikanisches Unentschieden" –, ist natürlich auch nicht wirklich hilfreich.
Doch ich will nicht verschweigen, daß nicht alles an
"Machete Kills" schlecht ist. Abgesehen davon, daß die Actionsequenzen
wie immer bei Rodriguez handwerklich routiniert in Szene gesetzt sind,
gibt es sogar ein paar richtig gute Einfälle, angefangen mit der Besetzung des
US-Präsidenten ausgerechnet mit Charlie Sheen ("Wall Street"). Nun würde ich weißgott nicht
behaupten, daß Sheen eine schauspielerische Glanzleistung abliefert, aber das
ist auch gar nicht nötig, denn die Figur ist so angelegt, daß Sheen eigentlich
einfach nur sich selbst spielen muß. Und einen US-Präsidenten zu erleben, der
morgens mit vier "Bunnys" im Bett aufwacht, Marihuana legalisiert und
flucht wie ein Matrose – ja, doch ... das ist schon amüsant. Eine sogar noch
bessere Idee ist der Auftragskiller El Camaléon, der immer dann, wenn er meint,
daß sein Gesicht zu bekannt geworden ist, selbiges in bester "Mission: Impossible"-Manier abstreift und in neuer Gestalt weiter auf die Jagd
geht. Wenn man Logikfragen außer Acht läßt – beispielsweise hat Lady Gaga
natürlich auch mit anderer Gesichtsmaske, Make-Up und Auspolsterungen an
gewissen Stellen kaum den gleichen Körperbau wie Antonio Banderas ("Die Haut, in der ich wohne") oder Cuba Gooding Jr. ("Der Butler") –,
dann ist das ein richtig guter und auch gut ausgespielter Gag, der sogar
erfreulich konsequent zu Ende gebracht wird.
Leider bleiben das aber positive Ausnahmen, insgesamt ist
"Machete Kills" eine Enttäuschung. Würde es sich um eine
Hollywood-Produktion handeln, hätte der vor Beginn des Films sogar schon per Trailer
angekündigte Trilogie-Abschluß mit "Machete Kills Again ... In
Space!" keine Chance auf Realisierung. Rodriguez traue ich es aber
durchaus zu, die Sache jetzt bis zum Schluß durchzuziehen, zumal "Machete
Kills" mit einem ziemlich fiesen Cliffhanger endet. Im Normalfall sollte es dem
Film auch möglich sein, durch die Heimkino-Auswertung vielleicht sogar noch die
Gewinnzone zu erreichen, was die Chancen auf ein explosives, dann aber hoffentlich wieder etwas geerdeteres (auch wenn das angesichts des geplanten Handlungsorts vielleicht nicht das beste Wort ist ...) Finale von Machetes
Geschichte naturgemäß erhöhen würde.
Fazit: "Machete Kills" ist eine
enttäuschende Fortsetzung, die trotz einiger witziger Ideen die Stärken des
herrlich schrägen Vorgängers größtenteils nur einfallslos abkupfert und sich
durch die neue inhaltliche Ausrichtung selbst lächerlich macht. Absolute
Geschmackssache.
Wertung: 4 Punkte.
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