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Mittwoch, 28. November 2012

OSCAR-News: "Moonrise Kingdom" ruft sich mit Sieg bei Gotham Awards und fünf Nominierungen bei den Spirit Awards in Erinnerung

Die Aussagekraft der Independent-Filmpreise, die den Beginn der Awards Season markieren, für die großen Preisverleihungen bei den Golden Globes und den Academy Awards hält sich naturgemäß in engen Grenzen. Zu restriktiv sind die Qualifikationskriterien, wodurch ein Großteil der OSCAR-Favoriten von vornherein ausgeschlossen ist. Diese Preise können allerdings im Idealfall kleine Produktionen und/oder jene Filme, die aufgrund eines frühen Kinostarts im Jahr angesichts der herbstlichen Konkurrenz in Vergessenheit zu geraten drohen, den Weg für eine erfolgreiche Awards Season ebnen. Umgekehrt können sie aber auch Filmen (oder Regisseuren oder Schauspielern) schaden, die trotz großer Favoritenstellung und relativ kleiner Konkurrenz leer ausgehen. Bei der Verleihung der Gotham Independent Film Awards sowie den Nominierungen für die Independent Spirit Awards in dieser Woche ist beides geschehen.
 
Als großer Gewinner darf sich Wes Andersons bereits im Mai in Cannes vorgestellte skurrile Außenseiterballade "Moonrise Kingdom" fühlen, die bei den Gotham Awards den Hauptpreis des Besten Films gewann und bei den Spirit Awards gemeinsam mit David O. Russells Tragikomödie "Silver Linings Playbook" die meisten Nominierungen erringen konnte. Besonders bedeutsam ist der Sieg bei den Gotham Awards, weil er gegen den großen Favoriten "The Master" gelang womit wir auch gleich beim großen Verlierer wären, denn wenn Paul Thomas Andersons von den Kritikern gefeiertes, vom US-Kinopublikum allerdings eher ignoriertes Sektendrama sich noch nicht einmal gegen eine solche Konkurrenz durchsetzen kann, wie es soll dann bei den "großen" Awards gegen Hochkaräter wie "Les Misérables", "Lincoln" oder "Argo" bestehen? Gleichzeitig Gewinner und Verlierer der Gotham Awards ist dagegen Benh Zeitlins poetisches Sozialdrama "Beasts of the Southern Wild", das einerseits den Preis für den besten neuen Regisseur gewann, andererseits aber in Person der jungen Quvenzhané Wallis in der Darstellerkategorie überraschend leer ausging.
 
Alle Gewinner und Nominierten gibt es bei Wikipedia (auf der offiziellen Homepage der Gotham Awards sind die Gewinner noch nicht eingetragen).

Etwas aussagekräftiger als die Gotham Awards sind die Spirit Awards, da sie wesentlich mehr Kategorien umfassen und mehr Filme zur Konkurrenz zulassen (alle, die unabhängig produziert wurden und nicht mehr als $20 Mio. gekostet haben). Als Bester Film wurden in diesem Jahr nominiert:
- Beasts of the Southern Wild
- Bernie
- Keep the Lights On
- Moonrise Kingdom
- Silver Linings Playbook

Mit "Beasts", "Moonrise Kingdom" und "Silver Linings Playbook" sind somit immerhin drei ernsthafte Anwärter auf eine OSCAR-Nominierung als Bester Film des Jahres im Rennen, die den Sieg auch unter sich ausmachen sollten. "Silver Linings Playbook" muß hier als Favorit gelten und kann insofern nicht viel gewinnen – sollte dagegen "Moonrise Kingdom" auch hier triumphieren, wäre das ein sehr gutes Zeichen für diesen Film.
 
Beste Regie:
- Wes Anderson, "Moonrise Kingdom"
- Julia Loktev, "The Loneliest Planet"
- David O. Russell, "Silver Linings Playbook"
- Ira Sachs, "Keep the Lights On"
- Benh Zeitlin, "Beasts of the Southern Wild"
 
Keine Überraschungen, ähnliche Ausgangslage wie in der Kategorie "Bester Film".
 
Bester Schauspieler:
- Jack Black, "Bernie"
- Bradley Cooper, "Silver Linings Playbook"
- John Hawkes, "The Sessions"
- Thure Lindhardt, "Keep the Lights On"
- Matthew McConaughey, "Killer Joe"
- Wendell Pierce, "Four"
 
Favorit ist hier Bradley Cooper, im OSCAR-Rennen könnte auch John Hawkes eine Rolle spielen. Erfreulich ist die verdiente Nominierung McConaugheys – sollte er sie in den nächsten Wochen bei weiteren Awards bestätigen können, darf er vielleicht sogar ganz leicht gen OSCAR-Nominierung schielen. Jack Black wiederum dürfte eine Golden Globe-Nominierung in der Komödien-Sparte sicher haben, bei den Academy Awards ist er jedoch chancenlos. Genau wie höchstwahrscheinlich auch Lindhardt und Pierce.
 
Beste Schauspielerin:
- Linda Cardellini, "Return"
- Emayatzy Corinealdi, "Middle of Nowhere"
- Jennifer Lawrence, "Silver Linings Playbook"
- Quvenzhané Wallis, "Beasts of the Southern Wild"
- Mary Elizabeth Winstead, "Smashed"
 
Lawrence ist haushoch favorisiert, Wallis hat ebenfalls (trotz der Niederlage bei den Gotham Awards) reelle Chancen auf eine OSCAR-Nominierung. Als potentielle Anwärterin könnte sich auch die bislang unbekannte Corinealdi entpuppen, die bereits die Darstellerkategorie bei den Gotham Awards für sich entscheiden konnte. Winstead wiederum hat für ihre Verkörperung einer Alkoholikerin ebenfalls glänzende Kritiken bekommen und darf nicht ganz außer Acht gelassen werden. Überraschungs-Nominee Cardellini sollte dagegen chancenlos sein. 
 
Bester Nebendarsteller:
- Matthew McConaughey, "Magic Mike"
- David Oyelowo, "Middle of Nowhere"
- Michael Peña, "End of Watch"
- Sam Rockwell, "7 Psychos"
- Bruce Willis, "Moonrise Kingdom"

Es scheint schwer vorstellbar, daß es eine von diesen fünf Leistungen tatsächlich bis zu einer OSCAR-Nominierung schafft. Die Favoriten in dieser Kategorie entstammen fast alle größeren Produktionen, lediglich McConaughey haben manche auf der Rechnung. Umso überraschender und alles andere als positiv für seine OSCAR-Aussichten ist es, daß Robert De Niro für seine Nebenrolle in "Silver Linings Playbook" hier nicht nominiert wurde. Gleiches gilt für "Beasts of the Southern Wild"-Nebendarsteller Dwight Henry (den ich allerdings für die Academy Awards sowieso nicht auf der Rechnung habe). Ein Favorit ist in dieser Kategorie der Spirit Awards daher schwer auszumachen. Ich tippe auf Oyelowo.

Beste Nebendarstellerin:
- Rosemarie DeWitt, "Your Sister's Sister"
- Ann Dowd, "Compliance"
- Helen Hunt, "The Sessions"
- Brit Marling, "Sound of My Voice"
- Lorraine Toussaint, "Middle of Nowhere"

Haushohe Favoritin ist Helen Hunt, die neben Anne Hathaway ("Les Misérables") auch als aussichtsreichste OSCAR-Anwärterin gilt. Toussaint und Dowd haben Außenseiterchancen auf eine Nominierung bei den Academy Awards, DeWitt und Marling wären große Überraschungen.
 
Alle Nominierungen gibt es auf der Homepage der Spirit Awards nachzulesen. 

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