Regie: Andy Serkis, Drehbuch: Kelly Marcel, Musik: Marco Beltrami
Darsteller: Tom
Hardy, Woody Harrelson, Michelle Williams, Stephen Graham, Naomie
Harris, Reid Scott, Peggy Lu, Reece Shearsmith, Scroobius Pip, Little
Simz, J.K. Simmons, Tom Holland
FSK: 12, Dauer: 98
Minuten.
Eigentlich haben
sich der Reporter Eddie Brock (Tom Hardy, "Dunkirk") und sein
außerirdischer Symbiont Venom inzwischen ganz gut mit ihrer
Koexistenz arrangiert – Eddie beschert sie gar einen
Karrieresprung, als Venom nach einem Interview mit dem Serienmörder
Cletus Kasady (Woody Harrelson, "Zombieland 2") ein
entscheidendes Detail auffällt. Nach einem emotionalen Streit darüber, daß Eddie Venom einfach keine menschlichen
Gehirne verspeisen läßt, gehen sie dennoch getrennte Wege. Das ist denkbar
schlechtes Timing, denn kurz zuvor hatten Eddie und Venom bei einem
letzten Besuch im Todestrakt bei Cletus diesen unwissentlich
"infiziert", weshalb auch der wahnsinnige Serienkiller nun
einen Symbionten namens Carnage mit sich trägt. Dergestalt gelingt
Cletus leicht der Ausbruch aus dem Gefängnis und nachdem
er seine mit einer übernatürlichen Fähigkeit ausgestattete
Kindheitsfreundin Frances "Shriek" Barrison (Naomie Harris, "Skyfall") aus der
geheimen Ravencroft-Anstalt befreit hat, will er sich an Eddie rächen
sowie an Detective Patrick Mulligan (Stephen Graham, "The Irishman"),
der für Shrieks Gefangenschaft verantwortlich zeichnet. Mit Hilfe von Eddies Ex-Frau Anne (Michelle Williams, "Greatest
Showman") und ihrem Verlobten Dan (Reid Scott, "Late
Night") müssen sich Eddie und Brock wieder zusammenraufen, um
Cletus, Carnage und Shriek zu besiegen ...
Kritik:
Seit
Sony sich mit Disney/Marvel auf eine Einbindung seiner
"Spider-Man"-Filme in das Marvel Cinematic Universe geeinigt hat,
versucht das japanisch-amerikanische Filmstudio, aus dessen enormer
Popularität mit eigenen Spin-Offs zu Figuren aus dem Spidey-Umfeld
daraus Kapital zu schlagen. Der erste Versuch war Antiheld "Venom"
und erwies sich trotz mediokrer Kritiken als großer
kommerzieller Erfolg. Mit "Morbius" hatte Sony weniger
Glück, die Vampirstory mit Jared Leto floppte an den Kinokassen und
fiel auch inhaltlich weitgehend durch. Mit "Kraven the Hunter"
mit Aaron Johnson ist ein weiteres Spin-Off in Vorbereitung, doch
zuvor kam mit "Let There Be Carnage" ein zweites
"Venom"-Abenteuer in die Kinos (im Sommer 2024 folgt
bereits "Venom 3"). Dieses Mal übernahm Motion
Capture-Spezialist Andy "Gollum" Serkis die Regie (seine
dritte Regiearbeit nach "Solange ich atme" und "Mogli"),
am Abschneiden von "Let There Be Carnage" hat sich
gegenüber dem Vorgänger jedoch nicht viel geändert: Die Rezensionen
fielen wiederum mittelmäßig aus – wenn auch einen Tick besser – und die Einspielergebnisse gingen zwar vor allem wegen der
Auswirkungen der Corona-Pandemie recht deutlich zurück, waren aber
immer noch gut. Das dürfte in erster Linie daran
liegen, daß es unglaublich viel Spaß macht, dem ungleichen Duo
Eddie/Venom bei seinen Kabbeleien zuzuhören und -sehen. Weshalb es
umso ärgerlicher ist, daß dieser größte Pluspunkt der
"Venom"-Filme durch die zwischenzeitliche Trennung der
beiden ein Stück weit ausgehebelt wird – denn die nur wenig
einfallsreiche Story rund um Cletus Kasady kann das nicht wettmachen.
"Let
There Be Carnage" eröffnet mit einem Rückblick auf die
Vorgeschichte von Cletus Kasady und seiner großen Liebe Frances
alias "Shriek". Die ist nicht uninteressant und recht
tragisch, hebt sich aber letztlich nicht sonderlich von anderen
Bösewicht-Origins ab. Leider entpuppt sich ein wichtiger Punkt, den
man eher als Stärke von "Venom 2" erwarten würde, als
ziemlich große Schwäche: Woody Harrelson! Der dreifache
OSCAR-Nominee ist zweifellos ein toller Schauspieler und hat
eigentlich ein Händchen für die Darstellung übertriebener
"Larger than Life"-Charaktere (z.B. in "Natural Born
Killers", "7 Psychos", "Planet der Affen: Survival" oder auch den "Zombieland"-Filmen); als
Kletus Kasady übertreibt er es für meinen Geschmack mit dem
Grimassieren, weshalb man den brutal-verrückten Serienkiller mit
der tragischen Herkunft selbst in einer Comicverfilmung als
Oberbösewicht der Geschichte nie wirklich ernst nehmen kann. Shriek
funktioniert etwas besser, kommt aber erst in der zweiten Filmhälfte
zum Zug. Generell hält das Drehbuch von Kelly Marcel ("Saving
Mr. Banks") das Duell zwischen Gut und Böse recht simpel und
geradlinig, was sogar recht gut funktioniert und in der mit gut
eineinhalb Stunden für einen Film dieser Art ziemlich kurzen
Laufzeit keine Langeweile aufkommen läßt.
Die
große Stärke von "Venom 2" ist aber, wie erwähnt,
weiterhin die Kombination von Venom und Eddie Brock. Die beiden sind
ein echtes Traumpaar und sorgen mit ihren schwarzhumorig geschriebenen Dialogen immer wieder für humoristische
Highlights – weshalb es so ärgerlich ist, daß sie vom Skript zwischenzeitlich getrennt werden. Tom Hardy spielt die
(Doppel-)Rolle jedenfalls immer noch mit sichtlicher Freude und auch
Michelle Williams fügt sich wieder gut in die Handlung ein; etwas zu
kurz kommt dagegen Stephen Graham als Detective Mulligan. Der
Showdown von "Venom 2" in einer prächtigen Kathedrale
wurde von Andy Serkis sehenswert und erwartungsgemäß sehr
actionreich inszeniert, gerät mitunter aber recht
unübersichtlich und läßt abseits des Schauplatzes echte
Alleinstellungsmerkmale vermissen. Insgesamt ein passendes Ende für
einen soliden Anti-Superhelden-Film, der ordentlich unterhält, aber
wenig Erinnerungswürdiges mit sich bringt. Das wird sich hoffentlich
im nächsten Teil ändern, der möglicherweise endlich ein
Zusammentreffen mit Spider-Man mit sich bringen wird. Das deutet
jedenfalls eine zusätzliche Szene im Abspann an – wobei nicht bekannt
ist, ob die sich wirklich auf "Venom 3" oder auf einen
anderen Film aus Sonys "Spider-Man"-Universum bezieht.
Fazit:
"Venom: Let There Be Carnage" ist wie sein Vorgänger ein
solider und kurzweiliger Anti-Superhelden-Film, der erzählerisch wenig
Neues bringt, dafür aber von der spaßigen Interaktion zwischen
Protagonist Eddie und seinem titelgebenden Symbionten lebt.
Wertung:
6,5 Punkte.
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