Regie: Daniel Espinosa, Drehbuch: Matt Sazama und Burk Sharpless,
Musik: Jon Ekstrand
Darsteller: Jared
Leto, Matt Smith, Adria Arjona, Jared Harris, Tyrese Gibson, Charlie Shotwell, Al
Madrigal, Joseph Esson, Michael Keaton
FSK: 12, Dauer: 105
Minuten.
Obwohl Dr. Michael
Morbius (Jared Leto, "Suicide Squad") angesichts einer
seltenen, bislang unheilbaren Blutkrankheit ein kurzes Leben
prophezeit wurde, gelang es ihm, als Hämatologe zu einem der besten
Ärzte und Wissenschaftler der Welt zu werden – inklusive
Nobelpreis! Den lehnt er jedoch ab, weil er aus seiner
Perspektive für zufällige Nebeneffekte seines Scheiterns prämiert werden soll, während er noch immer mit seiner Kollegin Dr.
Martine Bancroft (Adria Arjona, TV-Serie "Good Omens")
erfolglos an einer Heilung für sich selbst und seinen besten Freund
Milo (Matt Smith, "Official Secrets") forscht.
Schließlich scheint ihm ein Durchbruch zu gelingen, indem Michael
menschliches Blut mit dem von Vampirfledermäusen kombiniert. Nach
gelungenen Tierversuchen injiziert sich Michael das Serum
(illegalerweise) selbst – doch die Wirkung fällt anders aus als
erhofft. Zwar fühlt sich Michael so gesund und stark wie noch nie in
seinem Leben, entwickelt gar übermenschliche Fähigkeiten;
allerdings wird er auch extrem aggressiv, hat einen unstillbaren
Durst nach Blut und kann nur schwer die Kontrolle über sein Tun
behalten. Dummerweise stillt künstliches Blut seinen Durst nur für
ein paar Stunden und die Zeitspanne wird von Mal zu Mal kürzer.
Trotz dieser erheblichen Probleme nimmt heimlich auch Milo das Serum
zu sich – und er hat keinerlei Skrupel, sich am Blut echter
Menschen zu bedienen ...
Kritik:
Seit Sony eine
Vereinbarung mit Marvel geschlossen hat, um Spider-Man in der
Verkörperung durch Tom Holland auch im Marvel Cinematic Universe
auftreten zu lassen (Spidey ist zwar eine Marvel-Figur, die Kinorechte
hält aber seit langem Sony), will das amerikanisch-japanische Studio
aus der anhaltenden Beliebtheit der Figur und des MCU Kapital
schlagen – mit seinem eigenen "Spider-Man Universe". Das bestand
bislang allein aus den beiden "Venom"-Filmen, die immerhin
trotz nur mediokrer Kritiken große kommerzielle Hits waren.
Erweitert wird das Spidey-Universum nun durch einen
weiteren Antihelden, den mit Vampirkräften ausgestatteten Morbius.
An dieser Stelle gerät das Spider-Man Universe erstmals ins Stocken,
denn der von Daniel Espinosa ("Safe House") inszenierte
Actionfilm mit Horrorelementen fiel bei der Kritik durch und floppte
auch an den Kinokassen. Das ist einerseits nachvollziehbar,
denn "Morbius" ist einfach zu generisch und ideenlos
geraten, um wirklich zu überzeugen. Andererseits ist die
erzählerische Qualität im Vergleich zu den "Venom"-Filmen jedoch nicht wesentlich niedriger. Was macht also den Unterschied?
Höchstwahrscheinlich die Tatsache, daß die "Venom"-Filme
bei aller inhaltlichen Mittelmäßigkeit durch die amüsanten
Interaktionen zwischen Protagonist Eddie Brock und seinem
außerirdischen Symbionten Venom immer irgendwie Spaß machen. Sowas hat "Morbius" nicht zu bieten und obgleich Jared
Leto seine Sache als Hauptdarsteller solide macht, fehlt ihm die
Präsenz und das Charisma eines Tom "Venom" Hardy (wobei es
die Drehbuch-Autoren Morbius auch nicht so leicht machen, Profil zu
entwickeln). Trotzdem halte ich "Morbius" für etwas besser
als seinen Ruf, was mit einer ziemlich coolen Visualisierung von Michaels Vampirfähigkeiten und dem als Antagonist überzeugend aufspielenden ehemaligen "Doctor Who" Matt Smith
zusammenhängt.
Übermäßig
hilfreich ist es dagegen vermutlich nicht, daß einem als Marvel-Kenner
schon die Prämisse sehr bekannt vorkommt. Dabei meine ich gar
nicht mal so sehr die offensichtlichen Parallelen zu "Venom",
sondern die noch viel größere Ähnlichkeit zu "Doctor Strange"
– dort geht es um einen genialen Arzt, der beim Versuch, eine
eigentlich unheilbare Verletzung zu überwinden, übermenschliche
Fähigkeiten erwirbt; hier ist es ein genialer Wissenschaftler, der
beim Versuch, eine unheilbare Krankheit zu überwinden,
übermenschliche Fähigkeiten erwirbt. Gut, bei "Doctor Strange"
geschieht dies bewußt, während es sich bei "Morbius"
eigentlich um einen Fehlschlag mit unangenehmen Nebenwirkungen
handelt, doch letztlich unterscheiden sich beide Storys nicht allzu
sehr voneinander. Und damit wären wir wieder beim Thema "Charisma", denn während "Doctor Strange" wegen Benedict
Cumberbatchs Darstellungskunst und einer vergleichsweise originellen
Handlung mit unkonventionellem Finale gut funktioniert,
scheitert "Morbius" daran, daß man der Titelfigur nie so
richtig nahekommt und die Geschichte sich bis hin zum klassisch
actiongeladenen Showdown in sehr vorhersehbaren Bahnen bewegt. Immerhin die
Horrorelemente sorgen für etwas Abwechslung – die gab es zwar auch in "Doctor Strange" und den
"Venom"-Filmen, sie sind hier aber noch stärker ausgeprägt. Allerdings
hält sich auch das in Grenzen, weil wie bei "Venom"
allzu offensichtlich auf eine familienfreundliche Altersfreigabe
hingearbeitet wurde und deshalb mehr als Andeutungen brutaler
Kampfaktionen nicht möglich ist.
Dafür ist die Besetzung recht gut ausgewählt: Mit der Puerto-Ricanerin Adria
Arjona gibt es zur Abwechslung mal eine recht unbekannte
Hauptdarstellerin, die aber ordentlich mit Jared Leto harmoniert –
wenn ihre Rolle auch recht klischeehaft ausfällt. Mit
Jared Harris ("Allied") als Morbius' Mentor Dr. Nicholas
sowie Tyrese Gibson ("Fast & Furious"-Reihe) und dem
Komiker Al Madrigal ("Night School") als Cops zählen zudem
drei zuverlässige Nebendarsteller zum Ensemble, die auch aus wenig
Screentime noch einiges herausholen. Highlight bleibt für mich aber
Matt Smith, der seine ambivalente Rolle als Morbius' der Versuchung
erliegender bester Freund Milo mit genau der richtigen Mischung aus
Charme und Skrupellosigkeit interpretiert und damit in der Theorie
einen guten Antagonisten abgibt. Nur leider ist Milos Entwicklung von
den Drehbuch-Autoren nur bedingt nachvollziehbar gestaltet worden. Zwar gibt es bereits vorher ein paar dezente Andeutungen,
daß Milo rücksichtsloser ist als sein Kumpel, dennoch wirkt es nur
bedingt glaubwürdig, wie schnell und scheinbar ohne jeden Zweifel er gewissermaßen zur dunklen Seite der Macht wechselt (in der Tat sogar ein
wenig mit Anakin Skywalkers Wandlung in "Star Wars Episode III"
vergleichbar, die mich ebenfalls nie überzeugt hat). In technischer
Hinsicht ist "Morbius" derweil ähnlich uneben wie
inhaltlich: Die Umsetzung von Michaels Vampirfähigkeit ist
visuell ansprechend und ziemlich einfallsreich gestaltet, gleichzeitig
wirken einige Effekte (allen voran die "Vampirfratzen")
aber auch ungewohnt billig für einen Film dieser Budgetklasse. Auch der unübersichtliche Showdown ist nicht übermäßig fesselnd ausgefallen. Insgesamt ist
"Morbius" somit etwas besser als sein Ruf – gelangweilt
habe ich mich in den etwa 100 Minuten nie –,
aber doch weit davon entfernt, ein guter Film zu sein. Ob
es zu einer direkten Fortsetzung kommt, ist angesichts der
Einspielergebnisse und der sehr verhaltenen Rezension beim Publikum
sehr fraglich, aber wiedersehen werden wir Morbius wohl schon –
darauf deutet auch eine zusätzliche Szene während des Abspanns hin,
die an eine ähnliche aus "Venom 2" anschließt und ein
baldiges Aufeinandertreffen mit Spider-Man andeutet ...
Fazit:
"Morbius" ist ein mittelmäßiger Anti-Superheldenfilm mit
guter Besetzung und einigen starken Momenten, der aber wegen eines
ärgerlich generischen Drehbuchs mit oberflächlicher
Figurenzeichnung bei weitem nicht an die durchschnittliche Qualität
der meisten MCU- oder Spider-Man Universe-Vertreter heranreicht.
Wertung:
5,5 Punkte.
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