Regie und Drehbuch: James Gunn, Musik: John Murphy
Darsteller: Chris
Pratt, Karen Gillan, Bradley Cooper (Stimme), Vin Diesel (Stimme), Dave Bautista, Pom
Klementieff, Zoe Saldana, Chukwudi Iwuji, Sean
Gunn, Will Poulter, Elizabeth Debicki, Maria Bakalova (Stimme), Nico
Santos, Miriam Shor, Linda Cardellini (Stimme), Asim Chaudhry
(Stimme), Mikaela Hoover (Stimme), Judy Greer (Stimme), Sylvester
Stallone, Tara Strong (Stimme), Michael Rosenbaum, Nathan Fillion,
Jennifer Holland, Gregg Henry, Daniela Melchior, Elan Gale, Molly C.
Quinn, Dee Bradley Baker, Seth Green (Stimme), Christopher Fairbank, Lloyd Kaufman,
Pete Davidson, Michael Rooker, James Gunn
FSK: 12, Dauer: 151
Minuten.
Nach dem Triumph über Thanos haben die Guardians of the Galaxy ihr
Hauptquartier auf Knowhere – der früheren Heimstatt des Collectors
– aufgeschlagen und dort eine ziemlich harmonische Gemeinschaft etabliert. Ihr Anführer Peter "Star-Lord" Quill (Chris
Pratt, "Jurassic World") leidet aber noch immer unter
dem Verlust seiner großen Liebe Gamora (Zoe Saldana, "Star Trek Beyond") – die ist
zwar noch am Leben, allerdings in der Prä-Guardians-Variante und
damit ohne jede Erinnerung an Peter und die anderen (abgesehen von
ihrer Schwester Nebula). Peter ist also nicht gerade in Bestform, als
Knowhere wie aus dem Nichts von dem mächtigen, wenn auch
unerfahrenen Krieger Adam Warlock (Will Poulter, "The Revenant") – der von Ayesha (Elizabeth Debicki, "Tenet"), Hohepriesterin der Sovereign, die mit den
Guardians immer noch ein Hühnchen zu rupfen haben, erschafffen wurde – angegriffen wird. Rocket (im
Original gesprochen von Bradley Cooper, "A Star Is Born")
wird schwer verwundet und seine Kameraden haben nur 48 Stunden Zeit,
um den genmanipulierten Waschbär zu retten – wofür sie dessen
größenwahnsinnigen Schöpfer und Unternehmenschef des sinistren Orgocorp-Konzerns aufsuchen müssen, den High
Evolutionary (Chukwudi Iwuji, TV-Serie "Peacemaker"). Dafür benötigen sie die Hilfe von
Gamora, die inzwischen Mitglied der Ravager-Weltraumpiraten um Stakar Ogord
(Sylvester Stallone, "The Expendables") geworden ist ...
Kritik:
Die Guardians of the
Galaxy sind die größte Erfolgsstory innerhalb des Marvel Cinematic Universe: Als der erste Teil 2012 von MCU-Mastermind Kevin
Feige angekündigt wurde, waren die Guardians eine obskure, selbst
unter Comic-Fans wenig bekannte Außenseitertruppe und der mit
der Umsetzung betraute, aus der legendären B-Movie-Schmiede Troma
stammende James Gunn durfte sich nach einer erfolgreichen Karriere im
Independent-Bereich erstmals als Regisseur an einem Big
Budget-Mainstream-Film versuchen (als Drehbuch-Autor hatte er
aber mit "Scooby-Doo" oder Zack Snyders "Dawn of
the Dead" bereits Erfahrungen innerhalb des Studiosystems
gesammelt). Auch die Besetzung mutete auf den ersten Blick
merkwürdig an: Chris Pratt, der etwas pummelige Comedy-Spezialist aus
der TV-Serie "Parks and Recreation", sollte allen Ernstes
einen Weltraum-Actionhelden spielen? Bradley Cooper einen sprechenden
Waschbär vertonen? Und Vin Diesel ein Baumwesen, das immer nur die
drei gleichen Wörter sagt ("Ich bin Groot")? Doch als
"Guardians of the Galaxy" 2014 in die Kinos kam, wurden
alle Zweifler bekanntlich eines Besseren belehrt, denn Gunn und
seinem Team inklusive des perfekt ausgewählten Casts gelang ein
atemberaubendes Abenteuer voller schräger, aber liebenswerter Charaktere, viel
Humor und Action sowie einem nostalgischen 1980er Jahre-Soundtrack,
der sich – wie der gesamte Film – zum Bestseller entwickelte.
Drei Jahre später setzte "Guardians of the Galaxy Vol. 2"
den Erfolg in jeder Hinsicht nahtlos fort, doch dann sollte es auch
wegen der Corona-Pandemie sechs Jahre dauern, bis die Trilogie von
Gunn – der zwischenzeitlich hauptberuflich neuer kreativer Leiter
der Filmsparte des Marvel-Rivalen DC wurde – zu Ende gebracht wurde.
Und man kann zum Glück sagen: Gunn hat sie angemessen triumphal und
emotional zum Abschluß gebracht!
Es
war schnell klar, daß in "Guardians of the Galaxy Vol. 3"
der genmanipulierte sprechende Waschbär Rocket im Mittelpunkt stehen
würde. Das ist dann auch passiert und hat Vor- und Nachteile.
Vorteilhaft ist, daß wir mehr über seine ziemlich tragische
Hintergrundgeschichte erfahren – die ist zwar nicht rasend
originell und aus dem bißchen, was in den ersten beiden Teilen
enthüllt wurde, konnte man sich das meiste, was jetzt ausführlich
gezeigt wird, bereits denken. Allerdings sind die Rückblenden sehr
gut gemacht, runden Rockets Profil gekonnt ab und gehen wirklich ans
Herz. Größter Nachteil von Rockets Hauptrolle ist derweil, daß er
die meiste Zeit der knapp zweieinhalb Stunden über von den anderen
Guardians getrennt agiert. Das bringt das Publikum um die
liebgewonnenen Schäkereien innerhalb der Gruppe ultimativer
Außenseiter, zumal dafür auch Gamora weitgehend ausfällt,
weil diese aus der Vergangenheit geholte Gamora niemals Teil der
Guardians war. Andererseits bleiben natürlich immer noch genügend
Guardians übrig, um schräge Dialoge und denkwürdige Oneliner
abzusondern, da die Truppe ja seit dem ersten Teil um Nebula (Karen Gillan, "Jumanji") – die
seit ihrer Einführung als Nebenantagonistin im ersten Film mit die
beste Entwicklung aller MCU-Figuren genommen hat –, Mantis (Pom Klementieff, "Mission: Impossible – Fallout") und
Kraglin (Sean Gunn, "The Suicide Squad") angewachsen ist. Insgesamt hat James Gunn jedenfalls wieder
ein ungemein warmherziges Drehbuch geschrieben, in dem die trotz
aller Unterschiede zu einer Familie zusammengewachsenen
Charaktere klar im Mittelpunkt stehen und die Story eher Mittel zum
Zweck ist. Letzteres liegt auch daran, daß der High Evolutionary ein ziemlich mittelmäßiger Antagonist ist – zwar gut gespielt von
Chukwudi Iwuji, aber letztlich doch nur ein typischer
größenwahnsinniger Wissenschaftler, der von unseren Helden gestoppt
werden muß.
Eine
Rolle spielen zudem erneut die bereits aus "Vol. 2"
bekannten Sovereign, die sich als eine weitere Schöpfung des
High Evolutionary herausstellen. Die Hohepriesterin Ayesha will sich
der Guardians mit der Hilfe des künstlich erschaffenen
Super-Kriegers Adam Warlock entledigen, was aber nicht so richtig
funktioniert. Zwar ist Adam in der Tat sehr mächtig und stellt die
Guardians im ersten Aufeinandertreffen vor große Probleme –
allerdings ist er geistig noch ein Kind und entsprechend unerfahren,
naiv und leicht beeinflußbar. Will Poulter interpretiert die Rolle
mit der richtigen Kombination aus Selbstbewußtsein, Charisma und Unschuld und
stellt damit eine willkommene Erweiterung der Besetzung dar. Dazu
gibt es noch eine Unmenge an überwiegend toll gestalteten neuen
Kreaturen und Aliens, von denen mir rein optisch die von Judy Greer
("Halloween") gesprochene War Pig am besten gefallen hat. Trotz des mediokren Oberbösewichts entwickelt sich zudem die Handlung
ziemlich unvorhersehbar und ist von Gunn so geschickt konstruiert,
daß am Ende alle Storystränge harmonisch
zusammenlaufen. Dieses Ende fällt erwartungsgemäß actionreich aus,
aber die Action ist kreativ und humorvoll gestaltet und in Szene
gesetzt, weshalb dem Publikum niemals auch nur ansatzweise langweilig
werden kann – zumal Gunn natürlich auch wieder eine erstklassige
Songauswahl zwischen Klassikern und wenig bekannten Geheimtips
zusammengestellt hat, die von Earth, Wind & Fire über Alice Cooper, Bruce Springsteen und Radiohead bis hin zu Florence + the Machine reicht. Ohne zu viel zu verraten, kann ich auch
versichern, daß James Gunn ein äußerst gelungenes, rundes und hochgradig
emotionales Ende seiner wegweisenden Trilogie hinbekommen hat, das zwar
definitiv das Ende der Guardians in dieser Ausprägung bedeutet, aber
zugleich jede Menge Möglichkeiten für eventuelle weitere Abenteuer
der einzelnen Charaktere offenlässt. Für Drax und Gamora ist
"Guardians of the Galaxy Vol. 3" aller Voraussicht nach das
Ende, denn die Darsteller Dave Bautista ("Hotel Artemis") und Zoe Saldana haben bereits
ihren Abschied von ihren Rollen verkündet (was ich gerade bei Drax sehr bedauere). Chris Pratt und Karen
Gillan hingegen wollen erklärtermaßen als Star-Lord
respektive Nebula weitermachen. Ich hoffe sehr, daß sie auch ohne
Drehbücher von James Gunn einen neuen Platz im MCU finden.
Fazit:
"Guardians of the Galaxy Vol. 3" ist ein wunderbares, so
humorvolles wie emotionales Weltraumabenteuer und damit der erhofft
grandiose Abschluß der besten Trilogie innerhalb des Marvel
Cinematic Universe.
Wertung:
9 Punkte.
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