Regie: Justin Lin, Drehbuch: Simon Pegg und Doug Jung,
Musik: Michael Giacchino
Darsteller: Chris Pine, Zachary Quinto, Karl Urban, Idris
Elba, Sofia Boutella, Zoe Saldana, John Cho, Anton Yelchin, Simon Pegg, Deep
Roy, Lydia Wilson, Joe Taslim, Greg
Grunberg, Shohreh Aghdashloo, Melissa Roxburgh, Jeff Bezos, Danny Pudi
FSK: 12, Dauer: 123 Minuten.
Die U.S.S. Enterprise befindet sich im Mittelteil einer
fünfjährigen Erkundungstour durch das Weltall – und Captain Kirk (Chris Pine, "Into the Woods")
fühlt sich zunehmend ausgebrannt und desillusioniert von der relativen
Ziellosigkeit ihrer Mission. Deshalb bewirbt er sich gar als Vize-Admiral auf
der brandneuen Föderations-Weltraumstation Yorktown, bei der die Enterprise zur
Auffrischung der Vorräte haltmacht. Just zu dieser Zeit landet jedoch die
außerirdische Raumschiffkapitänin Kalara (Lydia Wilson, "Alles eine Frage der Zeit") in einer Rettungskapsel
auf Yorktown und bittet inständig um Hilfe, da ihr Schiff auf einem Planeten in
einem noch nicht kartographierten Weltraumnebel abgestürzt ist. Natürlich ist
Kirk sofort Feuer und Flamme und macht sich mit der Enterprise auf den Weg –
nur um in einen ausgeklügelten Hinterhalt des skrupellosen Krall (unter der Alien-Maske kaum zu erkennen: Idris Elba, "Pacific Rim") zu geraten, der über einen gewaltigen, bienenartigen Schwarm kleiner, jedoch sehr
gefährlicher Raumschiffe verfügt, denen selbst die Enterprise nicht gewachsen
ist …
Kritik:
Nachdem "Star Trek" und "Star Trek Into Darkness", die beiden ersten und kommerziell sehr erfolgreichen, bei
Hardcore-Fans jedoch kontrovers diskutierten Filme seit dem Reboot durch J.J.
Abrams (der hier wegen seiner "Star Wars"-Verpflichtungen nur
als Produzent involviert ist), ihren Schwerpunkt auf die Erde als
Handlungsort legten, besinnt sich "Star Trek Beyond" der Wurzeln des
inzwischen 50 Jahre alten, einst von Gene Roddenberry begründeten Franchise: Endlich
geht es wieder hinaus ins All, um unbekannte Galaxien zu erforschen,
diplomatische Kontakte mit fremden Völkern zu knüpfen, Konflikte zu lösen. Ja, das
ist "Star Trek". Allerdings ist es eben auch das in einer parallelen
Zeitlinie spielende Reboot-"Star Trek" und das bedeutet unter
anderem: An der Actionlastigkeit der letzten beiden Filme hat sich (kaum
überraschend) auch unter der Leitung des mehrfachen "Fast &
Furious"-Regisseurs Justin Lin nichts geändert. Das mag für die
angesprochenen Hardcore-Trekkies eine schlechte Nachricht sein, dennoch geht
"Star Trek Beyond" meines Erachtens aus jedweder Perspektive einen
Schritt nach vorne: Wer die beiden Vorgänger mochte, der bekommt hier mehr von
dem Bekannten und Bewährten, wird aber gleichzeitig verstärkt mit dem konfrontiert, was
"Star Trek" schon immer ausgemacht hat: Science Fiction mit Herz,
Verstand und einer optimistischen Botschaft, zudem mit einer sympathischen,
markanten Raumschiff-Crew sowie viel Humor. Und die Trekkies, die mit den
Abrams-Filmen unzufrieden waren, sollten durch das größere Augenmerk auf jene Franchise-Stärken zumindest ein wenig versöhnt werden, sofern sie dem
Film eine Chance geben. Denn wengleich "Beyond" kein perfekter Film
ist (und auch kein perfekter "Star Trek"-Film), ist er doch eines
zweifellos: extrem unterhaltsam.
Daß sich "Beyond" eindeutig stärker nach
"Star Trek" anfühlt als die beiden Vorgänger, dürfte vorrangig Scotty-Darsteller Simon Pegg ("Mission: Impossible – Rogue Nation") zu verdanken sein, der als bekennender
Langzeit-Trekkie gemeinsam mit Doug Jung ("Confidence", TV-Serie
"Dark Blue") für das Drehbuch verantwortlich zeichnet und dieses mit zahlreichen liebevollen Anspielungen und Details angereichert hat. Besonders ans Herz
geht die aufrichtige Würdigung des 2015 verstorbenen Ur-Spock-Darstellers
Leonard Nimoy, der ja auch im Reboot als aus dem Original-Universum in die
neue Zeitlinie geschleuderter Botschafter Spock seinen festen Platz hatte. Der
Tod von Botschafter Spock wird dabei nicht einfach nur in einem Halbsatz
abgetan, nein, er ist besonders für die Entwicklung seines jüngeren, von Zachary
Quinto ("Der große Crash") gewohnt facettenreich verkörperten Ichs eine treibende Kraft und bleibt
somit die gesamten zwei Stunden lang im Hintergrund präsent, bis er zu einem sehr schönen finalen Abschied nicht nur von Botschafter Spock selbst führt. Alleine
dieses Vorgehen zeigt, wie sehr auch den Machern der neuen "Star
Trek"-Filme die lange, ruhmreiche Historie des Franchise am Herzen
liegt. Doch auch ansonsten fühlt sich "Beyond" in fast jeder Szene
einfach nach richtigem, echtem "Star Trek" an, und das noch deutlich
mehr als es bei den beiden direkten Vorgängern der Fall war. Gerade die Interaktion der
inzwischen seit drei Jahren durch das All düsenden Mannschaft wirkt sehr
vertraut und macht großen Spaß, zumal neben der Kerncrew auch ein paar
"unbedeutendere" Mitglieder ihre Momente erhalten – wohingegen die
eigentlich am Ende von "Into Darkness" dazugestoßene Dr. Carol Marcus
(Alice Eve) etwas überraschend nicht vorkommt und auch nicht erwähnt wird (laut
Pegg gab es einen Satz, der ihre wohl nur vorübergehende Abwesenheit erklärt hätte, der wurde jedoch
herausgeschnitten).
Eine besonders gute Drehbuch-Idee ist es, nach der ersten, folgenreichen
Konfrontation mit Krall die Enterprise-Crew auf dem Planeten Altamid zu
verstreuen und so sehr interessante, teilweise ungewohnte Paarungen zu forcieren,
die einem nebenbei die Charaktere noch deutlich näherbringen. Spock und Dr.
McCoy (Karl Urban, "Dredd") sind natürlich ein Selbstläufer, die beiden ständig
frotzelnden ungleichen Freunde waren schließlich bereits in der Ur-TV-Serie "Raumschiff
Enterprise" ein steter Quell humorvoller Dialoge und das hat sich 50 Jahre
später in neuer Besetzung zum Glück nicht geändert – wobei es übrigens dabei
bleibt, daß Karl Urban der größte Geniestreich bei der generell hervorragend
geglückten Neubesetzung der ikonischen Rollen war. Ungewöhnlicher, aber
keineswegs weniger unterhaltsam sind die Kombinationen aus Kirk und Chekov (Anton
Yelchin, "Odd Thomas"), Uhura (Zoe Saldana, "Guardians of the Galaxy") und Sulu (John Cho, "Harold & Kumar") sowie Scotty und Jaylah
(Sofia Boutella, "Kingsman"). Letztere ist eine kampfstarke
Außerirdische, deren Raumschiff schon vor langer Zeit ebenfalls von Kralls
Leuten abgeschossen wurde und die inzwischen als Einzelkämpferin nach einem
Fluchtweg von Altamid sucht. Dabei erweist es sich als glückliche Fügung, daß
sie ausgerechnet Scotty trifft (und rettet), hat sie doch ein altes Raumschiff
gefunden, mit dem sie den Planeten verlassen will – doch für die
letzten entscheidenden Schritte der Reparatur benötigt sie unbedingt einen
erfahrenen Ingenieur. Auftritt Scotty …
Natürlich ist die Handlung in diesem Fall etwas sehr
offensichtlich in die gewünschte Richtung gelenkt, auch ansonsten ist die nicht
immer logische Story – eine Parallele zu den beiden Vorgängern – nicht der
stärkste Part des Films. Vor allem Bösewicht Krall kommt über weite Strecken ziemlich klischeehaft daher, die Motivation für sein Handeln ist arg banal; durch
eine (zumindest für mich, wenngleich es rückblickend schon
Hinweise gab) unerwartete Enthüllung vor dem großen Showdown wird seine Figur
zwar doch noch etwas spannender, aber zu einem denkwürdigen Bösewicht á la Khan
oder der Borg-Königin reicht das nicht ganz – daran kann selbst ein Idris Elba
nichts ändern. Besagter Showdown fällt einmal mehr sehr actionreich aus –
glänzend untermalt von Michael Giacchincos melodischer Musik –, wobei die
Spezialeffekte zu überzeugen wissen (kein Wunder bei einem Budget von annähernd $200
Mio.) und auch der 3D-Einsatz gelungen ist. Allerdings bedient sich
"Beyond" beim Finale recht ungehemmt bei anderen SciFi-Filmen.
Optisch erinnert die finale Konfrontation von Kirk und Krall sogar etwas zu
sehr an das Ende von "Into Darkness", während die Idee, wie sich
Kralls Schwarm besiegen läßt, ziemlich schamlos von einem Film aus den 1990er
Jahren geklaut ist (von welchem, werde ich aufgrund akuter Spoilergefahr nicht verraten) – jedoch zwar schamlos, aber in der Umsetzung ziemlich genial.
Letztlich ist "Star Trek Beyond" ein Film, der zwar nicht allzu viel
Substanz hat, das aber mit hohem Tempo und einem beträchtlichen Maß an
Unterhaltsamkeit wettmacht – so darf es im bereits angekündigten vierten Teil
(hoffentlich wieder mit Jaylah) gerne weitergehen. Dann allerdings leider ohne
Anton Yelchin, der wenige Wochen vor dem Kinostart von "Star Trek
Beyond" bei einem extrem unglücklichen Unfall viel zu jung verstarb und dem der Film gewidmet ist. Er
wird vermisst werden, denn als quirliger Chekov war er ein starker Teil einer
hervorragend harmonierenden Mannschaft – daß er in seiner (wenn mich die
Erinnerung nicht trügt) letzten Szene zu Kirks Toast auf "diejenigen, die
nicht mehr unter uns sind" sein Glas hebt, wirkt wie bittere Ironie, ist
aber gleichzeitig ein passender Abschied.
Fazit: "Star Trek Beyond" ist ein sehr
unterhaltsames Weltraum-Abenteuer, das zwar nicht mit einer ausgefeilten
Handlung glänzt und einmal mehr ziemlich actionlastig geraten ist, dafür aber
mit hohem Tempo, amüsanten Dialogen, der gewohnt exzellenten Besetzung und
nicht zuletzt viel Herz und "Star Trek"-Flair punktet.
Wertung: 8,5 Punkte.
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