Ein wenig Sommerflaute herrscht in den deutschen Kinos im Juli dahingehend, daß sich nur wenige "kleinere" Filme in den Wettbewerb gegen die sündteuren Hollywood-Blockbuster trauen. Die gibt es dafür im Wochenrhythmus:
6. Juli:
"Insidious: The Red Door":
Gefühlt ist die vom
Australier Leigh Whannell geschaffene "Insidious"-Gruselreihe
immer so ein bißchen unter dem Radar geflogen – jedenfalls im
Vergleich zu ähnlichen Reihen wie dem "Conjuring"-Universum.
Dabei bestehen sogar größere Überschneidungen beim Personal beider
Reihen ("Conjuring"-Mastermind und Whannells
"Saw"-Co-Schöpfer James Wan drehte die ersten beiden
"Insidious"-Filme, Patrick Wilson ist in beiden Reihen der
männliche Hauptdarsteller) und in kommerzieller Hinsicht waren alle
vier bisherigen "Insidious"-Filme – auch dank
überschaubarer Budgets – große Erfolge. Nun steht mit "The Red
Door" endlich eine Fortsetzung zu "Insidious:
Chapter 2" ins Haus, nachdem "Chapter 3" und "The
Last Key" in erster Linie Prequels waren, die sich der
Geschichte der von Lin Shaye verkörperten Dämonologin Elise Rainier
widmeten. "The Red Door" spielt zehn Jahre nach "Chapter
2", Dalton Lambert (Ty Simpkins) ist inzwischen erwachsen und
geht aufs College. Alles schön normal also – bis die Dämonen aus
seiner Vergangenheit (buchstäblich) zurückkehren! Gemeinsam mit
seinem Vater Josh (Wilson) muß Dalton erneut die gefährliche
Zwischenwelt betreten … Rose Byrne als Daltons Mutter Renai und Lin
Shaye als eigentlich bereits verstorbene Elise werden ebenfalls
zurückkehren, wenn auch wohl in kleineren Rollen. Regie führt
erstmals Patrick Wilson, der damit sein Debüt hinter der Kamera
gibt.
"Love
Again":
Die romantische
Tragikomödie von James C. Strouse ("Die Zeit ohne Grace")
ist ein Hollywood-Remake der deutschen Bestseller-Adaption "SMS
für Dich" aus dem Jahr 2016 – bei den US-Kritikern und an der
US-Kinokasse allerdings ziemlich durchgefallen. Priyanka Chopra Jonas
(Amazon-Serie "Citadel") spielt Mira, die nach dem Tod
ihres Verlobten als eine Art Verarbeitungsmechanismus romantische
Textnachrichten an seine alte Telefonnummer schickt – die
inzwischen aber dem Journalisten Rob ("Outlander"-Star Sam
Heughan) neu zugeteilt wurde, der gerade dabei ist, ein Profil von
Céline Dion (die sich selbst spielt) zu schreiben … Karoline
Herfurths "SMS für Dich" war ein sehr sympathischer, gut
besetzter Film, das Remake leidet dagegen laut Kritikern u.a. unter
einem Mangel an Humor und einer nicht allzu sehr ausgeprägten Chemie
zwischen Priyanka Jonas und Heughan.
"Mein
fabelhaftes Verbrechen":
Die Werke des
französischen Filmemachers François
Ozon ("8 Frauen") erhalten eigentlich immer positive
Kritiken und das hat sich auch bei seinem neuesten Streich nicht
geändert. "Mein fabelhaftes Verbrechen" ist eine im Paris
der 1930er Jahre spielende Krimikomödie, in der die junge und
attraktive, aber leider untalentierte Schauspielerin Madeleine (Nadia
Tereszkiewicz) des Mordes an einem Produzenten beschuldigt wird. Ihre
beste Freundin, die Anwältin Pauline (Rebecca Marder), verschafft
ihr jedoch einen Freispruch wegen Notwehr und nach der ganzen
Geschichte ist Madeleine plötzlich ein gefragter Star. Doch dann
behauptet die in der Stummfilmära berühmte Odette (Isabelle
Huppert), in Wirklichkeit habe sie das Verbrechen begangen …
Weitere Rollen spielen Fabrice Luchini, "Willkommen bei den
Sch'tis"-Star Dany Boon und André Dussollier.
"Miraculous: Ladybug & Cat Noir – Der Film" (3D):
Die erste
Kinoadaption der auch in Deutschland bekannten französischen
Animationsserie "Miraculous – Geschichten von Ladybug und Cat
Noir" von Jeremy Zag schildert die (musikalischen) Abenteuer der
Pariser Schülerin Marinette und ihres Freundes Adrien, die von einem
magischen Wesen in das Superhelden-Duo Ladybug und Cat Noir
verwandelt werden und die Stadt vor einem auf dunkle Magie
zugreifenden Bösewicht retten müssen.
13. Juli:
"Mission:
Impossible – Dead Reckoning, Teil Eins" (3D):
Nachdem sich die auf
einer TV-Serie aus den 1960er und 1970er Jahren basierende "Mission:
Impossible"-Actionthriller-Reihe in ihren ersten vier Teilen vor
allem dadurch ausgezeichnet hat, daß jeder Film einen neuen
Regisseur hatte, der seinen ganz eigenen Stil eingebracht hat (Brian
De Palma, John Woo, J.J. Abrams und Brad Bird), wurde dieses bewußt
eingesetzte Konzept ab Teil 5 "Rogue Nation" ins Gegenteil
verkehrt. Seither hat der lange Zeit primär als Drehbuch-Autor ("Die
üblichen Verdächtigen", "Edge of Tomorrow") tätige
Christopher McQuarrie gemeinsam mit Hauptdarsteller Tom Cruise die
Verantwortung für die inhaltliche Entwicklung der Reihe – und das
funktioniert einwandfrei. Nach dem überragenden sechsten Teil
"Fallout" folgt nun mit "Dead Reckoning" der
erste Zweiteiler der Reihe (Teil 2 soll Ende Juni 2024 starten), was
McQuarrie damit begründet, daß er dem inzwischen ziemlich großen
Team rund um IMF-Agent Ethan Hunt gerecht werden will. Dazu gilt es
natürlich auch mal wieder die Welt zu retten, diesmal vor einem
fortschrittlichen, brandgefährlichen Waffensystem, das in den
falschen Händen schlimme Konsequenzen haben könnte. Aus den
früheren Filmen kehren Simon Pegg, Ving Rhames, Rebecca Ferguson,
Vanessa Kirby und Henry Czerny zurück, prominente Neuzugänge sind
u.a. Hayley Atwell (TV-Serie "Agent Carter"), "Guardians
of the Galaxy 2"-Star Pom Klementieff, Cary Elwes ("Die
Braut des Prinzen") und Indira Varma (TV-Serie "Rom"). Die US-Kritiken sind herausragend!
"Mit Liebe
und Entschlossenheit":
Der bei der
Berlinale mit dem Regiepreis ausgezeichnete französische Liebesfilm
von Claire Denis ("High Life") handelt von dem Pariser
Ehepaar Sara (Juliette Binoche) und Jean (Vincent Lindon), das seit
fast zehn Jahren liiert ist. Als Saras Ex-Partner François
(Grégoire Colin), durch den sie Jean erst kennengelernt hat, sich
nach Jahren wieder bei Jean meldet und wie früher mit ihm
zusammenarbeiten will, fragt sich Sara, wie ihr Leben wohl verlaufen
wäre, wenn sie damals bei François
geblieben wäre – und ob sie sich tatsächlich richtig entschieden
hat ...
20. Juli:
"Oppenheimer":
Christopher Nolan
ist einer der ganz wenigen Filmemacher unserer Zeit, der scheinbar
jedes Thema zu einem Welthit formen kann, auch unabhängig vom Genre.
Mit "Oppenheimer" dürfte seine Erfolgsserie allerdings
einem relativ harten Test ausgesetzt werden – nicht etwa aus
qualitativen Gründen, denn erste Vorabkritiken klingen sehr
vielversprechend. Nein, das Problem ist, daß der über drei Stunden
hinweg erzählte Biopic-Thriller über den von Cilliam Murphy ("A
Quiet Place 2") verkörperten genialen Physiker und "Vater
der Atombombe" J. Robert Oppenheimer trotz schon im Trailer
erkennbarer grandioser Bilder nicht wirklich nach
Mainstream-Unterhaltung klingt. Aber lassen wir uns einfach
überraschen und freuen uns solange auf das Staraufgebot mit u.a.
Emily Blunt, Matt Damon, Robert Downey Jr., Florence Pugh, Rami
Malek, Kenneth Branagh, Casey Affleck und Matthias Schweighöfer (als
Werner Heisenberg).
"Barbie":
Filmfans weltweit
freuen sich schon seit Monaten auf den so ungewöhnlichen Showdown
zwischen "Oppenheimer" und "Barbie" – zwei
sündteuren Hollywood-Blockbustern, die verschiedener zumindest auf
den ersten Blick kaum sein könnten. Bei "Barbie"
kommt noch die Neugierde hinzu, wie genau die aus dem Indie-Bereich
kommende "Little Women"-Regisseurin Greta Gerwig ihre
satirische Geschichte über die buchstäblich rosarote Welt der
berühmtesten Puppe der Welt gestaltet. Barbie (Margot Robbie) lebt
mit ihrem Partner Ken (Ryan Gosling) in Barbieland, einem scheinbar
perfekten Ort, an dem keine Abweichung von den strengen Normen
gestattet ist. Das muß Barbie selbst schmerzhaft erfahren, als sie
wegen zunehmend exzentrischen Verhaltens kurzerhand aus Barbieland
verbannt wird – und in unserer realen Welt landet! In weiteren
Rollen agieren u.a. John Cena, Simu "Shang-Chi" Liu, Kate
McKinnon, Issa Rae, America Ferrera, Will Ferrell und Michael Cera.
27. Juli:
"Geistervilla"
(3D):
Die
Disney-Strategie, beliebte Disneyland-Fahrgeschäfte zu großen
Sommer-Blockbustern weiterzuentwickeln, war bislang eher so
mittelmäßig erfolgreich – wobei der eine große Megaerfolg "Fluch
der Karibik" (samt Fortsetzungen) die zahlreicheren
kommerziellen wie auch qualitativen Flops wie "Mission to Mars"
oder "Tomorrowland" überstrahlt. Zumindest einigermaßen
erfolgreich an den Kinokassen – trotz der schlechtesten US-Kritiken
aller "Disneyland-Filme" – war 2003 Rob Minkoffs
Gruselkomödie "Die Geistervilla" mit Eddie Murphy, was
vielleicht auch der Grund dafür ist, daß Disney hier ein relativ
schnelles Reboot nach 20 Jahren versucht. Unter der Regie des wenig bekannten Justin Simien ("Dear White People") verschlägt
es diesmal Rosario Dawson ("Zombieland 2") als
alleinerziehende Mutter Gabbie in eine Villa in New Orleans, die sie
erstaunlich billig erwerben konnte. Für den niedrigen Preis gibt es
allerdings einen guten Grund, wie sie und ihr neunjähriger Sohn
Travis schon bald herausfinden – denn in der Villa spukt es! Ein
Priester (Owen Wilson), ein Wissenschaftler (LaKeith Stanfield), ein
Medium (Tiffany Haddish) und ein Historiker (Danny DeVito) sollen die
lästigen Gespenster aus dem Gebäude vertreiben ...
"Lassie –
Ein neues Abenteuer":
Der deutsche
Regisseur Hanno Olderdissen ("Wendy 2") erweckte 2020 die
wohl berühmteste Hündin der Filmgeschichte nach längerer
cineastischer Ruhephase wieder zum Leben. Der lose auf dem
allerersten Lassie-Film "Heimweh" aus dem Jahr 1943
basierende "Lassie – Eine abenteuerliche Reise" war zwar
mit gut 360.000 Kinogängern in Deutschland nicht gerade ein Hit,
offensichtlich reichte der Zuspruch aber, um eine Fortsetzung zu
finanzieren. In "Ein neues Abenteuer" verbringt Teenager
Flo (Nico Marischka) die Sommerferien gemeinsam mit seiner innig
geliebten Lassie auf dem Hof seiner Tante Cosima (Katharina
Schüttler) in Südtirol, die selbst eine Hündin namens Pippa
besitzt. Als auf dem Hof eingebrochen und Pippa entführt wird,
machen sich Flo und Lassie sofort auf die Suche nach ihr. In weiteren
Rollen agieren Annette Frier und Justus von Dohnányi.
"Talk To
Me":
Einen
beeindruckenden Rotten Tomatoes-Wert von 97 Prozent an positiven
Kritiken hat dieser australische Mystery-Thriller der Zwillinge und
Langfilm-Debütanten Danny und Michael Philippou (TV-Serie
"RackaRacka") vorzuweisen. Darin geht es um die 17-jährige,
in einer australischen Kleinstadt lebende Mia (Sophie Wilde, "The
Portable Door"), die davon erfährt, daß man angeblich mit
einer speziellen einbalsamierten Hand Kontakt zu den Toten aufnehmen
kann. Da ihre Mutter zwei Jahre zuvor verstorben ist, will Mia das unbedingt machen und
nimmt an einer entsprechenden Séance teil – mit (angesichts des
Genres) erwartungsgemäß schrecklichen Folgen … Die Story klingt
nicht übermäßig originell und wird auch von den Kritikern eher als
zweckmäßig eingestuft – umso mehr Lob gibt es für die
intensive Gruselatmosphäre und die beeindruckende Klangkulisse.
"Last
Contact":
Mittelmäßig
rezensierter britischer SciFi-Thriller des estnischen Regisseurs
Tanel Toom ("Wahrheit und Gerechtigkeit"), der in der fast
völlig überfluteten Welt des Jahres 2063 spielt. Nur noch zwei
geschrumpfte, miteinander verfeindete Kontinente halten sich über
Wasser und zwischen ihnen steht im Meer die frühere
Militär-Plattform Gateway 6, die seit zwei Jahren von einer kleinen
Gruppe von Soldaten (u.a. Kate Bosworth und Thomas Kretschmann) mit
einer Atombombe im Schlepptau gehalten wird. Als auch nach drei
Monaten noch immer nicht ihre geplante Ablösung angekommen ist,
fragen sich die Soldaten, was sie tun sollen ...
"Verrückt
nach Figaro":
Mit reichlich
Verspätung kommt die bereits 2020 fertiggestellte und mit
überwiegend positiven Kritiken ausgestattete australische
romantische Tragikomödie von "The Sessions"-Regisseur Ben
Lewin in die deutschen Kinos. Danielle Macdonald (TV-Serie "The
Tourist") spielt die junge Fondsmanagerin Millie, die Beruf und
Freund verläßt, um sich ihren lange gehegten Traum zu erfüllen –
Opernsängerin in Schottland zu werden! Dafür nimmt sie Unterricht
bei der früheren Operndiva Meghan (Joanna Lumley, "Der rosarote
Panther wird gejagt") und verguckt sich in deren Schüler und
Millies härtesten Konkurrenten Max (Hugh Skinner, Netflix-Serie "The
Witcher").
"L'immensità
– Meine fantastische Mutter":
OSCAR-Gewinnerin
Penélope Cruz verkörpert in Emanuele Crialeses ("Golden Door")
im Rom der 1970er Jahre spielenden italienisch-französischen Drama
Clara, die mit ihrem Gatten Felice (Vincenzo Amato) und den drei
gemeinsamen Kindern gerade in eine neue Wohnung umgezogen ist. Dabei
stimmt es zwischen den beiden schon länger nicht mehr, trennen
wollen oder können sie sich aber auch (noch) nicht. Für zusätzliche
Komplikationen sorgt, daß die mit 12 Jahren älteste Tochter Adriana
sich als Junge fühlt und auch von allen als Junge behandelt werden
will ...
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