Regie: Jeffrey Walker, Drehbuch: Leon Ford, Musik: Benjamin Speed
Darsteller: Patrick
Gibson, Sophie Wilde, Christoph Waltz, Sam Neill, Miranda Otto, Jessica De Gouw, Rachel House, Damon Herriman, Chris Pang
FSK: 12, Dauer: 111
Minuten.
Der Mittzwanziger
Paul Carpenter (Patrick Gibson, "Tolkien") scheint nicht
gerade vom Glück verfolgt zu sein: Ausgerechnet an dem Tag, an dem er ein
Vorstellungsgespräch als Barista in einem Londoner Café hat,
versagt zunächst sein Wecker, dann explodiert der Toaster, beide
Schnürsenkel reißen und schließlich stiehlt noch ein Hund seinen Schal.
Als Paul den Hund verfolgt, landet er über eine Hintertür doch bei einem Vorstellungsgespräch – jedoch bei einer mysteriösen
Firma namens J.W. Wells & Co., die ihn merkwürdigerweise bereits
erwartet hat. Tatsächlich ergattert Paul trotz seiner vollkommenen
Ahnungslosigkeit, was das Unternehmen überhaupt macht, ein
Praktikum, das er gemeinsam mit Sophie Pettingel (Sophie Wilde, "Talk to Me")
beginnt. Langsam wird auch klar, was J.W. Wells & Co. macht:
Die Mitarbeiter sorgen, auch mit magischen Hilfsmitteln, dafür, daß
sehr unwahrscheinliche Zufälle Wirklichkeit werden – um so etwa Menschen miteinander zu verkuppeln oder für
Wiedersehen nach langer Zeit zu sorgen. Während Sophie, die sich als
Seherin herausstellt, von Countess Judy (Miranda Otto, Éowyn in der "Der Herr
der Ringe"-Trilogie) unter die Fittiche genommen wird, erfährt Paul, daß er ein Wünschelrutengänger ist, sprich:
Er hat ein Talent dafür, Dinge zu finden. Daher erhält er von
Unternehmenschef Humphrey Wells (Christoph Waltz, "Django
Unchained") den Auftrag, dessen verlorengegangene portable Tür
wiederzufinden, durch die man jeden Ort auf der Erde erreichen kann.
Allerdings bemerkt Paul bald, daß Humphrey wenig noble
Hintergedanken hat und sein Unternehmen in eine ganz andere, viel
einträglichere Richtung steuern möchte ...
Kritik:
Während
die großen Streamingdienste, allen voran Netflix und Amazon Prime Video, groß in ihre Film-Eigenproduktionen
investieren und damit auch immer öfter in der mit den OSCARs
kulminierenden Awards Season eine bedeutende Rolle spielen, hat der
Pay-TV-Veteran Sky in dieser Hinsicht nicht viel mitzureden. Zwar
wurden entsprechende Bemühungen in den letzten Jahren ausgedehnt,
die meisten Sky-Filme erhalten jedoch eine sehr überschaubare
öffentliche Aufmerksamkeit, was auch mit den zumeist mediokren
Kritiken zusammenhängen dürfte. Am ehesten sorgten noch der Thriller "Poker Face" mit Russell Crowe und das
weiblich geprägte Actionspektakel "Gunpowder Milkshake"
für ein paar Schlagzeilen, mehr aber auch nicht. Mit dem
familienfreundlichen australischen Fantasyfilm "The Portable
Door" – einer Koproduktion mit dem
australischen TV-Sender Stan und der durch die "Muppets"
bekannten Jim Henson Company, die in einigen Ländern auch ins Kino
kam, in Deutschland jedoch direkt bei Sky veröffentlicht wurde –
dürfte sich das kaum ändern. Dabei kommt die hier erzählte, auf einer
Romanreihe von Tom Holt basierende Geschichte sehr sympathisch
rüber und punktet mit einer hochkarätigen Besetzung. Um
ein Hit zu sein, fehlt dem Film des meist bei
australischen TV-Serien beschäftigten Regisseurs Jeffrey Walker aber das
gewisse Etwas, auch dauert es zu lange, bis die Handlung richtig in
Fahrt kommt.
Interessanterweise
erinnert "The Portable Door" ziemlich stark an phantasievolle, märchenhafte
Weihnachtsfilme wie "Mr. Magoriums Wunderladen" oder
Netflix' "Jingle Jangle Journy" – nur eben ohne
Weihnachtsthematik. Auch Disneys gefloppte Literaturverfilmung "Das
Zeiträtsel" offenbart einige Parallelen, außergewöhnlich
originell wirkt "The Portable Door" insgesamt also nicht.
Als positiv empfinde ich, daß im Gegensatz zu vielen Genrekollegen
hier nicht auf Kinder oder Jugendliche als Protagonisten gesetzt
wird, sondern auf (wenngleich junge) Erwachsene. Patrick Gibson und
Sophie Wilde spielen ihre Rollen überzeugend, sie machen – wie der
ganze Film – einen sehr sympathischen und ein wenig schrulligen Eindruck und
harmonieren zudem gut miteinander. Leider dauert es, wie erwähnt,
recht lange, bis "The Portable Door" wirklich zu sich
findet, denn die Einführung der Haupt- und wichtigen Nebenfiguren sowie
des mysteriösen Unternehmens J.W. Wells & Co. ist doch etwas zu
ausführlich geraten. Man sieht gerne dabei zu, wie der beinahe wie
ein Hitchcock-Held völlig ahnungslos ins kalte Wasser geworfene Paul
versucht, sich in seinem merkwürdigen neuen Job zurechtzufinden,
aber man wird das Gefühl nicht los, daß der Film mit angezogener
Handbremse inszeniert ist und sich nicht so recht traut, sich voll auf
seine Prämisse einzulassen. Man könnte auch sagen: Der Film plätschert lange Zeit eher so vor sich hin.
Immerhin sorgen die
Beschäftigten der Firma für Unterhaltung. Das gilt besonders
für Altstar Sam Neill, der den unberechenbaren Manager Dennis Tanner
mit großer, beinahe kindlich wirkender Spielfreude verkörpert. Auch Christoph Waltz
hat als zwielichtiger Unternehmenschef Humphrey einige gute Szenen
und selbst kleinere Nebenrollen sind mit australischen Akteuren
wie Miranda Otto, Rachel House ("Thor 3") oder Jessica De
Gouw (TV-Serie "Pennyworth") namhaft besetzt. In der
zweiten Filmhälfte nimmt die Handlung dann auch endlich Tempo auf,
sobald Paul die portable Tür gefunden hat und sie zunächst
gemeinsam mit Sophie ausgiebig ausprobiert. Dabei kommt er
zufällig einer Verschwörung auf die Spur, die u.a. mit Humphreys
seit Jahren verschwundenem Vater John (ebenfalls Christoph Waltz),
Goblins und einer "Bank der Toten" zu tun hat. Zwar drückt
"The Portable Door" auch in dieser Phase nicht voll aufs
Gaspedal, doch Paul und Sophies Abenteuer mit einigen interessanten
Wendungen machen definitiv Spaß. Das Potential der titelgebenden Tür
wird allerdings weiterhin nur angerissen und die meisten
Nebenfiguren bekommen nicht allzu viel zu tun – sollte es aber eine
Fortsetzung geben (wie gesagt, die Vorlage ist eine Romanreihe), wäre
ein stabiles Fundament gelegt. Und bleibt es doch bei einem einzigen
Film, wäre dieser ein nettes kleines Fantasyabenteuer
für die ganze Familie.
Fazit:
"The Portable Door" ist ein sympathischer, humorvoller
Familien-Fantasyfilm mit starker Besetzung, der aber erst spät in
Fahrt kommt und auch dann nichts Herausragendes zu bieten hat.
Wertung:
6,5 Punkte.
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