Empfohlener Beitrag

In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 20. April 2023

THE PORTABLE DOOR (2023)

Regie: Jeffrey Walker, Drehbuch: Leon Ford, Musik: Benjamin Speed
Darsteller: Patrick Gibson, Sophie Wilde, Christoph Waltz, Sam Neill, Miranda Otto, Jessica De Gouw, Rachel House, Damon Herriman, Chris Pang
The Portable Door (2023) on IMDb Rotten Tomatoes: 81% (6,6); weltweites Einspielergebnis: $0,8 Mio.
FSK: 12, Dauer: 111 Minuten.
Der Mittzwanziger Paul Carpenter (Patrick Gibson, "Tolkien") scheint nicht gerade vom Glück verfolgt zu sein: Ausgerechnet an dem Tag, an dem er ein Vorstellungsgespräch als Barista in einem Londoner Café hat, versagt zunächst sein Wecker, dann explodiert der Toaster, beide Schnürsenkel reißen und schließlich stiehlt noch ein Hund seinen Schal. Als Paul den Hund verfolgt, landet er über eine Hintertür doch bei einem Vorstellungsgespräch – jedoch bei einer mysteriösen Firma namens J.W. Wells & Co., die ihn merkwürdigerweise bereits erwartet hat. Tatsächlich ergattert Paul trotz seiner vollkommenen Ahnungslosigkeit, was das Unternehmen überhaupt macht, ein Praktikum, das er gemeinsam mit Sophie Pettingel (Sophie Wilde, "Talk to Me") beginnt. Langsam wird auch klar, was J.W. Wells & Co. macht: Die Mitarbeiter sorgen, auch mit magischen Hilfsmitteln, dafür, daß sehr unwahrscheinliche Zufälle Wirklichkeit werden – um so etwa Menschen miteinander zu verkuppeln oder für Wiedersehen nach langer Zeit zu sorgen. Während Sophie, die sich als Seherin herausstellt, von Countess Judy (Miranda Otto, Éowyn in der "Der Herr der Ringe"-Trilogie) unter die Fittiche genommen wird, erfährt Paul, daß er ein Wünschelrutengänger ist, sprich: Er hat ein Talent dafür, Dinge zu finden. Daher erhält er von Unternehmenschef Humphrey Wells (Christoph Waltz, "Django Unchained") den Auftrag, dessen verlorengegangene portable Tür wiederzufinden, durch die man jeden Ort auf der Erde erreichen kann. Allerdings bemerkt Paul bald, daß Humphrey wenig noble Hintergedanken hat und sein Unternehmen in eine ganz andere, viel einträglichere Richtung steuern möchte ...

Kritik:
Während die großen Streamingdienste, allen voran Netflix und Amazon Prime Video, groß in ihre Film-Eigenproduktionen investieren und damit auch immer öfter in der mit den OSCARs kulminierenden Awards Season eine bedeutende Rolle spielen, hat der Pay-TV-Veteran Sky in dieser Hinsicht nicht viel mitzureden. Zwar wurden entsprechende Bemühungen in den letzten Jahren ausgedehnt, die meisten Sky-Filme erhalten jedoch eine sehr überschaubare öffentliche Aufmerksamkeit, was auch mit den zumeist mediokren Kritiken zusammenhängen dürfte. Am ehesten sorgten noch der Thriller "Poker Face" mit Russell Crowe und das weiblich geprägte Actionspektakel "Gunpowder Milkshake" für ein paar Schlagzeilen, mehr aber auch nicht. Mit dem familienfreundlichen australischen Fantasyfilm "The Portable Door" – einer Koproduktion mit dem australischen TV-Sender Stan und der durch die "Muppets" bekannten Jim Henson Company, die in einigen Ländern auch ins Kino kam, in Deutschland jedoch direkt bei Sky veröffentlicht wurde – dürfte sich das kaum ändern. Dabei kommt die hier erzählte, auf einer Romanreihe von Tom Holt basierende Geschichte sehr sympathisch rüber und punktet mit einer hochkarätigen Besetzung. Um ein Hit zu sein, fehlt dem Film des meist bei australischen TV-Serien beschäftigten Regisseurs Jeffrey Walker aber das gewisse Etwas, auch dauert es zu lange, bis die Handlung richtig in Fahrt kommt.

Interessanterweise erinnert "The Portable Door" ziemlich stark an phantasievolle, märchenhafte Weihnachtsfilme wie "Mr. Magoriums Wunderladen" oder Netflix' "Jingle Jangle Journy" – nur eben ohne Weihnachtsthematik. Auch Disneys gefloppte Literaturverfilmung "Das Zeiträtsel" offenbart einige Parallelen, außergewöhnlich originell wirkt "The Portable Door" insgesamt also nicht. Als positiv empfinde ich, daß im Gegensatz zu vielen Genrekollegen hier nicht auf Kinder oder Jugendliche als Protagonisten gesetzt wird, sondern auf (wenngleich junge) Erwachsene. Patrick Gibson und Sophie Wilde spielen ihre Rollen überzeugend, sie machen – wie der ganze Film – einen sehr sympathischen und ein wenig schrulligen Eindruck und harmonieren zudem gut miteinander. Leider dauert es, wie erwähnt, recht lange, bis "The Portable Door" wirklich zu sich findet, denn die Einführung der Haupt- und wichtigen Nebenfiguren sowie des mysteriösen Unternehmens J.W. Wells & Co. ist doch etwas zu ausführlich geraten. Man sieht gerne dabei zu, wie der beinahe wie ein Hitchcock-Held völlig ahnungslos ins kalte Wasser geworfene Paul versucht, sich in seinem merkwürdigen neuen Job zurechtzufinden, aber man wird das Gefühl nicht los, daß der Film mit angezogener Handbremse inszeniert ist und sich nicht so recht traut, sich voll auf seine Prämisse einzulassen. Man könnte auch sagen: Der Film plätschert lange Zeit eher so vor sich hin.

Immerhin sorgen die Beschäftigten der Firma für Unterhaltung. Das gilt besonders für Altstar Sam Neill, der den unberechenbaren Manager Dennis Tanner mit großer, beinahe kindlich wirkender Spielfreude verkörpert. Auch Christoph Waltz hat als zwielichtiger Unternehmenschef Humphrey einige gute Szenen und selbst kleinere Nebenrollen sind mit australischen Akteuren wie Miranda Otto, Rachel House ("Thor 3") oder Jessica De Gouw (TV-Serie "Pennyworth") namhaft besetzt. In der zweiten Filmhälfte nimmt die Handlung dann auch endlich Tempo auf, sobald Paul die portable Tür gefunden hat und sie zunächst gemeinsam mit Sophie ausgiebig ausprobiert. Dabei kommt er zufällig einer Verschwörung auf die Spur, die u.a. mit Humphreys seit Jahren verschwundenem Vater John (ebenfalls Christoph Waltz), Goblins und einer "Bank der Toten" zu tun hat. Zwar drückt "The Portable Door" auch in dieser Phase nicht voll aufs Gaspedal, doch Paul und Sophies Abenteuer mit einigen interessanten Wendungen machen definitiv Spaß. Das Potential der titelgebenden Tür wird allerdings weiterhin nur angerissen und die meisten Nebenfiguren bekommen nicht allzu viel zu tun – sollte es aber eine Fortsetzung geben (wie gesagt, die Vorlage ist eine Romanreihe), wäre ein stabiles Fundament gelegt. Und bleibt es doch bei einem einzigen Film, wäre dieser ein nettes kleines Fantasyabenteuer für die ganze Familie.

Fazit: "The Portable Door" ist ein sympathischer, humorvoller Familien-Fantasyfilm mit starker Besetzung, der aber erst spät in Fahrt kommt und auch dann nichts Herausragendes zu bieten hat.

Wertung: 6,5 Punkte.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen