Empfohlener Beitrag

In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 16. März 2023

JURASSIC WORLD: EIN NEUES ZEITALTER (2022)

Originaltitel: Jurassic World: Dominion
Regie: Colin Trevorrow, Drehbuch: Emily Carmichael und Colin Trevorrow, Musik: Michael Giacchino
Darsteller: Bryce Dallas Howard, Chris Pratt, Laura Dern, Sam Neill, Jeff Goldblum, Isabella Sermon, Campbell Scott, DeWanda Wise, Mamoudou Athie, BD Wong, Omar Sy, Daniella Pineda, Justice Smith, Dichen Lachman, Kristoffer Polaha
Jurassic World: Dominion (2022) on IMDb Rotten Tomatoes: 29% (4,8); weltweites Einspielergebnis: $1002,0 Mio.
FSK: 12, Dauer: 147 Minuten.
Vier Jahre sind vergangen, seit die Dinosaurier aus dem Lockwood-Anwesen entkommen sind und sich nach und nach in der ganzen Welt ausgebreitet haben. Das lief insgesamt besser, als man befürchten konnte, aber natürlich kommt es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen mit Dinos wie dem Tyrannosaurus Rex. Deshalb hat es sich das Biotech-Unternehmen Biosyn mit dem Konzernchef Lewis Dodgson (Campbell Scott, "Der Exorzismus von Emily Rose") zum Ziel gesetzt, möglichst viele Dinos einzufangen und in ein sicheres Reservat in den Dolomiten zu bringen, wo sie ungestört leben können. Zumindest ist das die offizielle Mission, tatsächlich wird Dodgson aber von Gier und Größenwahn getrieben, was sich primär darin manifestiert, daß er Dr. Henry Wu (BD Wong, "Focus") genetisch manipulierte Heuschrecken entwickeln ließ, die nur Biosyn-Saatgut unangetastet lassen. Leider funktionieren die Heuschrecken etwas zu gut, weshalb nun weltweite Hungersnöte drohen. Um das zu verhindern, benötigt Dr. Wu den menschlichen Klon Maisie Lockwood (Isabella Sermon) sowie den Nachwuchs der genetisch manipulierten Velociraptorin Blue. Als es den Biosyn-Leuten gelingt, Maisie und Baby-Raptor Beta aus der Obhut von Claire Dearing (Bryce Dallas Howard, "Rocketman") und Owen Grady (Chris Pratt, "Guardians of the Galaxy") zu entführen, machen diese sich sofort auf den Weg zu den Dolomiten, um sie zurückzuholen. Parallel finden sich in der dortigen Biosyn-Zentrale die Wissenschaftler Dr. Ellie Sattler (Laura Dern, "The Tale") und Dr. Alan Grant (Sam Neill, "Daybreakers") auf Einladung ihres für Biosyn arbeitenden alten Freundes Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum, "Hotel Artemis") ein, wo sie auf das unheilvolle Heuschrecken-Projekt stoßen ...

Kritik:
2018 gelang dem spanischen Regisseur Juan Antonio Bayona etwas, von dem ich zuvor nicht dachte, dass es möglich wäre: Er brachte einen "Jurassic"-Film in die Kinos, den ich richtig schlimm fand. Als Dinosaurier-Fan von Kindheit an bin ich eigentlich ein idealer Konsument der Reihe, der Spielbergs "Jurassic Park" zu seinen absoluten Lieblingsfilmen zählt, sich von den beiden direkten Fortsetzungen trotz Schwächen gut unterhalten fühlte und auch das Reboot mit Colin Trevorrows "Jurassic World" gut fand. Aber "Jurassic World: Das gefallene Königreich" versuchte zwar Neues, indem es sich erstmals (abgesehen vom letzten Drittel von "Vergessene Welt: Jurassic Park") von dem "abgeschiedener Park"-Szenario entfernte und die Handlung aufs Festland brachte. Dabei vergaß er aber so ziemlich alle Stärken der Reihe, ließ die Dinos zugunsten einer generischen "Kapitalismus ist böse!"-Verschwörungsstory in den Hintergrund treten und versäumte es vor allem, die Faszination und Bewunderung für die majestätischen Kreaturen zu wecken, jenen "Sense of Wonder", den Spielbergs Original so perfekt generierte. Kritiker und Publikum sahen das ähnlich, dennoch war "Das gefallene Königreich" immer noch kommerziell erfolgreich genug, um den Abschluß der neuen Trilogie mit "Ein neues Zeitalter" zu garantieren. Meine Vorfreude darauf war erwartungsgemäß gedämpft, obwohl die Rückkehr der von Laura Dern und Sam Neill verkörperten alten "Jurassic Park"-Helden (zuzüglich Jeff Goldblum, der ja bereits in "Das gefallene Königreich" einen Gastauftritt hatte) nostalgische Gefühle weckt und die "Dinos haben sich überall auf der Erde verbreitet"-Prämisse durchaus interessant ist. Hoffnung weckte in mir aber vor allem, daß wieder Colin Trevorrow die Regie übernahm und am Drehbuch beteiligt war. Und tatsächlich ist "Ein neues Zeitalter" signifikant besser geworden als sein direkter Vorgänger – ohne deshalb allerdings ein guter Film zu sein. In meiner Rangliste der "Jurassic"-Filme belegt "Ein neues Zeitalter" Platz 5 – mit knappem Abstand nach oben ("Jurassic Park III"), aber großem nach unten.

Schnell wird klar, daß "Ein neues Zeitalter" die auch in den Trailern suggerierte Prämisse von Dinos in freier Wildbahn nicht so richtig umsetzt. Ja, zu Beginn ist das der Status Quo, jedoch erfahren wir davon größtenteils indirekt durch Nachrichten-Ausschnitte. Als die Handlung richtig einsetzt, ist Biosyn bereits dabei, so viele Dinosaurier wie möglich in ihr neues Reservat zu bringen – womit wir dann letztlich doch wieder so eine Art "Jurassic Park/World" haben. Die spannenden Fragen, die sich aus einer erzwungenen Koexistenz von Menschen, Dinosauriern und restlicher Flora und Fauna ergeben, werden also höchstens ganz am Rande angerissen und dann nicht weiter vertieft. Das ist sehr schade, das ist eine vergebene Chance – allerdings muß ich auch zugeben: Hätte man sich voll auf diese Prämisse eingelassen, wäre das für einen Sommer-Blockbuster für die ganze Familie wahrscheinlich etwas zu kompliziert und zu wenig unterhaltsam geworden. Mutlos bleibt die Entscheidung trotzdem. Als problematisch erweist sich in der ersten Filmhälfte zudem die Anhäufung von jeweils nur bedingt aufregenden Handlungssträngen. So sehr man sich als Fan der Reihe über die Rückkehr von Ellie Sattler und Alan Grant freut (Jeff Goldblums Ian Malcolm spielt erst gegen Ende eine größere Rolle): Ihre Nachforschungen bezüglich der Riesen-Heuschrecken verlaufen doch recht zäh, worüber die unverändert glänzende Harmonie zwischen Laura Dern und Sam Neill nur phasenweise hinwegtäuschen kann. Die Storyline rund um Claire und Owen und ihre Suche nach Maisie (und Baby-Raptor Beta) ist deutlich actionreicher in Szene gesetzt und bringt mit Omar Sy ("Ziemlich beste Freunde") als Barry – Owens Ex-Kollege aus "Jurassic World" – noch ein bekanntes Gesicht zurück, verläuft aber arg vorhersehbar.

Die erste Stunde von "Ein neues Zeitalter" zieht sich also ziemlich – langweilig wird es zwar nie, richtig aufregend aber ebenfalls nur selten. Besser wird es, sobald die Helden der ersten und der zweiten Trilogie im Reservat in den Dolomiten mit Biosyns Hauptquartier eintreffen. Und richtig gut wird es, als die neuen und die alten Helden endlich aufeinandertreffen. Zuvor müssen wir uns allerdings bedauerlicherweise mit einer weiteren Variante des "Jurassic"-Klassikers vom bösen, gierigen und skrupellosen Unternehmer als Antagonist abfinden (wie in jedem Film der Reihe – abgesehen vielleicht von "Jurassic Park III", an dessen Story erinnere ich mich nicht mehr so genau). Dabei ist die Idee gar nicht so schlecht, mit der Figur des inzwischen zum Biosyn-Chef aufgestiegenen Lewis Dodgson eine weitere Brücke zu Spielbergs "Jurassic Park" zu schlagen. Zur Erinnerung: Dodgson hatte dort nur einen kurzen Auftritt als Auftraggeber von Dennis Nedry, der für ihn Dino-Embryos aus dem Park schmuggeln sollte und damit letztlich die Katastrophe auslöste. Der weitgehend unbekannte damalige Dodgson-Darsteller Cameron Thor wird in "Ein neues Zeitalter" durch den deutlich prominenteren Campbell Scott ersetzt und darf nach außen den Wohltäter geben, ist in Wirklich aber selbstverständlich immer noch der unverbesserliche Erzkapitalist, der gemeinsam mit seinem Chef-Wissenschaftler Dr. Wu (BD Wong war ebenfalls bereits in "Jurassic Park" dabei) sogar das Schicksal der Menschheit aufs Spiel setzt. Ein klassischer Klischee-Bösewicht also, nicht mehr und nicht weniger.

Letztlich bleibt die generische Handlung aber sowieso nur ein etwas zu langer Vorlauf für den gelungenen letzten Akt des Films, in dem die neuen (ergänzt um die von DeWanda Wise verkörperte Pilotin Kayla) und die alten Helden aufeinandertreffen und gemeinsam die Flucht aus dem Reservat starten, in dem – natürlich – gerade rechtzeitig die Hölle ausbricht. Es wäre schön gewesen, hätten die menschlichen Protagonisten sich früher getroffen, denn inmitten des Chaos ringsherum bleibt nicht viel Zeit für Dialoge; aber was soll's. Auch so ist die letzte halbe Stunde aufregend und spannend und – das ist vielleicht das Beste daran – Regisseur Trevorrow gelingt es im Gegensatz zu seinem "Das gefallene Königreich"-Vorgänger Bayona auch wieder, das Publikum mit eindrucksvollen, teils spektakulär komponierten Einstellungen zum Staunen zu bringen. Zugegeben, ein bißchen übertreibt es Trevorrow auch, wenn er Owen, Claire, Maisie, Ellen, Alan und Ian beinahe an jeder Ecke mit einer neuen mindestens potentiell gefährlichen Dino-Begegnung konfrontiert (inklusive einiger netter Anspielungen auf "Jurassic Park"), aber es macht ohne Frage Spaß, dabei zuzuschauen. Das liegt logischerweise auch an den erstklassigen Spezialeffekten und der Kameraarbeit, die Musik von Michael Giacchino ("Planet der Affen: Survival") – in die immer wieder John Williams' ikonisches "Jurassic Park"-Leitmotiv eingeflochten ist – trägt ebenfalls ihren Teil bei. Somit ist "Ein neues Zeitalter" zwar kein wirklich guter Film und immer noch der zweitschwächste der Reihe, aber er liefert nach dem komplett mißratenen "Das gefallene Königreich" wenigstens ein versöhnliches, mit den vielen bekannten Gesichtern aus dem Original nostalgisches Ende der zweiten Trilogie ab. Mal sehen, wie lange es bis zum nächsten Reboot dauert ...

Fazit: "Jurassic World: Ein neues Zeitalter" ist ein etwas zu langes und etwas zu generisches Trilogie-Finale, das aber mit der nostalgisch in Szene gesetzten Rückkehr der Ur-Helden und einem aufregenden letzten Akt versöhnt.

Wertung: 6,5 Punkte.


Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen