Originaltitel: Jurassic World: Dominion
Regie: Colin
Trevorrow, Drehbuch: Emily Carmichael und Colin Trevorrow, Musik:
Michael Giacchino
Darsteller: Bryce
Dallas Howard, Chris Pratt, Laura Dern, Sam Neill,
Jeff Goldblum, Isabella Sermon, Campbell Scott, DeWanda Wise, Mamoudou Athie, BD Wong,
Omar Sy, Daniella Pineda, Justice Smith, Dichen Lachman, Kristoffer
Polaha
FSK: 12, Dauer: 147
Minuten.
Vier Jahre sind
vergangen, seit die Dinosaurier aus dem Lockwood-Anwesen entkommen
sind und sich nach und nach in der ganzen Welt ausgebreitet haben.
Das lief insgesamt besser, als man befürchten konnte, aber natürlich
kommt es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen mit Dinos wie dem
Tyrannosaurus Rex. Deshalb hat es sich das Biotech-Unternehmen Biosyn
mit dem Konzernchef Lewis Dodgson (Campbell Scott, "Der Exorzismus von Emily Rose") zum Ziel gesetzt,
möglichst viele Dinos einzufangen und in ein sicheres Reservat
in den Dolomiten zu bringen, wo sie ungestört leben können.
Zumindest ist das die offizielle Mission, tatsächlich wird
Dodgson aber von Gier und Größenwahn getrieben, was sich primär darin manifestiert, daß er Dr.
Henry Wu (BD Wong, "Focus") genetisch manipulierte Heuschrecken entwickeln
ließ, die nur Biosyn-Saatgut unangetastet lassen. Leider
funktionieren die Heuschrecken etwas zu gut, weshalb nun weltweite
Hungersnöte drohen. Um das zu verhindern, benötigt Dr. Wu den
menschlichen Klon Maisie Lockwood (Isabella Sermon) sowie den Nachwuchs der
genetisch manipulierten Velociraptorin Blue. Als es den Biosyn-Leuten
gelingt, Maisie und Baby-Raptor Beta aus der Obhut von Claire Dearing
(Bryce Dallas Howard, "Rocketman") und Owen Grady (Chris Pratt, "Guardians of the Galaxy") zu entführen,
machen diese sich sofort auf den Weg zu den Dolomiten, um sie
zurückzuholen. Parallel finden sich in der dortigen
Biosyn-Zentrale die Wissenschaftler Dr. Ellie Sattler (Laura Dern, "The Tale")
und Dr. Alan Grant (Sam Neill, "Daybreakers") auf Einladung ihres für Biosyn
arbeitenden alten Freundes Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum, "Hotel Artemis") ein, wo
sie auf das unheilvolle Heuschrecken-Projekt stoßen ...
Kritik:
2018 gelang
dem spanischen Regisseur Juan Antonio Bayona etwas, von dem ich zuvor nicht
dachte, dass es möglich wäre: Er brachte einen "Jurassic"-Film
in die Kinos, den ich richtig schlimm fand. Als
Dinosaurier-Fan von Kindheit an bin ich eigentlich ein idealer
Konsument der Reihe, der Spielbergs "Jurassic Park" zu
seinen absoluten Lieblingsfilmen zählt, sich von den beiden direkten
Fortsetzungen trotz Schwächen gut unterhalten
fühlte und auch das Reboot mit Colin Trevorrows "Jurassic World" gut fand. Aber "Jurassic World: Das gefallene Königreich"
versuchte zwar Neues, indem es sich erstmals (abgesehen vom
letzten Drittel von "Vergessene Welt: Jurassic Park") von dem
"abgeschiedener Park"-Szenario entfernte und die Handlung aufs Festland
brachte. Dabei vergaß er aber so ziemlich alle Stärken der Reihe,
ließ die Dinos zugunsten einer generischen "Kapitalismus ist
böse!"-Verschwörungsstory in den Hintergrund treten und
versäumte es vor allem, die Faszination und Bewunderung
für die majestätischen Kreaturen zu wecken, jenen "Sense of
Wonder", den Spielbergs Original so perfekt generierte.
Kritiker und Publikum sahen das ähnlich, dennoch war "Das
gefallene Königreich" immer noch kommerziell erfolgreich genug,
um den Abschluß der neuen Trilogie mit "Ein neues Zeitalter"
zu garantieren. Meine Vorfreude darauf war erwartungsgemäß
gedämpft, obwohl die Rückkehr der von Laura Dern und Sam Neill
verkörperten alten "Jurassic Park"-Helden (zuzüglich Jeff
Goldblum, der ja bereits in "Das gefallene Königreich" einen
Gastauftritt hatte) nostalgische Gefühle weckt und die "Dinos haben sich überall auf der
Erde verbreitet"-Prämisse durchaus interessant ist. Hoffnung
weckte in mir aber vor allem, daß wieder Colin Trevorrow die Regie
übernahm und am Drehbuch beteiligt war. Und tatsächlich ist "Ein
neues Zeitalter" signifikant besser geworden als sein direkter
Vorgänger – ohne deshalb allerdings ein guter Film zu sein. In
meiner Rangliste der "Jurassic"-Filme belegt "Ein
neues Zeitalter" Platz 5 – mit knappem Abstand nach oben ("Jurassic Park III"), aber großem nach
unten.
Schnell
wird klar, daß "Ein neues Zeitalter" die auch in den
Trailern suggerierte Prämisse von Dinos in freier Wildbahn nicht so
richtig umsetzt. Ja, zu Beginn ist das der Status Quo, jedoch
erfahren wir davon größtenteils indirekt durch
Nachrichten-Ausschnitte. Als die Handlung richtig einsetzt, ist
Biosyn bereits dabei, so viele Dinosaurier wie möglich in ihr neues
Reservat zu bringen – womit wir dann letztlich doch wieder so eine
Art "Jurassic Park/World" haben. Die spannenden Fragen, die
sich aus einer erzwungenen Koexistenz von Menschen, Dinosauriern und
restlicher Flora und Fauna ergeben, werden also höchstens ganz am
Rande angerissen und dann nicht weiter vertieft. Das ist sehr schade,
das ist eine vergebene Chance – allerdings muß ich auch zugeben:
Hätte man sich voll auf diese Prämisse eingelassen, wäre das für
einen Sommer-Blockbuster für die ganze Familie wahrscheinlich etwas
zu kompliziert und zu wenig unterhaltsam geworden. Mutlos bleibt die
Entscheidung trotzdem. Als problematisch erweist sich in der ersten
Filmhälfte zudem die Anhäufung von jeweils nur bedingt aufregenden
Handlungssträngen. So sehr man sich als Fan der Reihe über die Rückkehr von
Ellie Sattler und Alan Grant freut (Jeff Goldblums Ian Malcolm
spielt erst gegen Ende eine größere Rolle): Ihre Nachforschungen
bezüglich der Riesen-Heuschrecken verlaufen doch recht
zäh, worüber die unverändert glänzende Harmonie zwischen Laura
Dern und Sam Neill nur phasenweise hinwegtäuschen kann. Die Storyline
rund um Claire und Owen und ihre Suche nach Maisie
(und Baby-Raptor Beta) ist deutlich actionreicher in Szene gesetzt
und bringt mit Omar Sy ("Ziemlich beste Freunde") als Barry – Owens Ex-Kollege aus "Jurassic
World" – noch ein bekanntes Gesicht zurück, verläuft aber
arg vorhersehbar.
Die
erste Stunde von "Ein neues Zeitalter" zieht sich also
ziemlich – langweilig wird es zwar nie, richtig aufregend aber
ebenfalls nur selten. Besser wird es, sobald die Helden der ersten
und der zweiten Trilogie im Reservat in den Dolomiten mit
Biosyns Hauptquartier eintreffen. Und richtig gut wird es, als die
neuen und die alten Helden endlich aufeinandertreffen. Zuvor müssen
wir uns allerdings bedauerlicherweise mit einer weiteren Variante des
"Jurassic"-Klassikers vom bösen, gierigen und skrupellosen
Unternehmer als Antagonist abfinden (wie in jedem Film der Reihe –
abgesehen vielleicht von "Jurassic Park III", an dessen
Story erinnere ich mich nicht mehr so genau). Dabei ist die Idee
gar nicht so schlecht, mit der Figur des inzwischen zum Biosyn-Chef
aufgestiegenen Lewis Dodgson eine weitere Brücke zu
Spielbergs "Jurassic Park" zu schlagen. Zur Erinnerung:
Dodgson hatte dort nur einen kurzen Auftritt als Auftraggeber von
Dennis Nedry, der für ihn Dino-Embryos aus dem Park schmuggeln
sollte und damit letztlich die Katastrophe auslöste. Der weitgehend
unbekannte damalige Dodgson-Darsteller Cameron Thor wird in "Ein
neues Zeitalter" durch den deutlich prominenteren Campbell Scott
ersetzt und darf nach außen den Wohltäter geben, ist in Wirklich
aber selbstverständlich immer noch der unverbesserliche
Erzkapitalist, der gemeinsam mit seinem Chef-Wissenschaftler Dr. Wu
(BD Wong war ebenfalls bereits in "Jurassic Park" dabei) sogar
das Schicksal der Menschheit aufs Spiel setzt. Ein klassischer
Klischee-Bösewicht also, nicht mehr und nicht weniger.
Letztlich
bleibt die generische Handlung aber sowieso nur ein etwas zu langer
Vorlauf für den gelungenen letzten Akt des Films, in dem die neuen
(ergänzt um die von DeWanda Wise verkörperte Pilotin Kayla) und die alten Helden aufeinandertreffen und gemeinsam die Flucht aus
dem Reservat starten, in dem – natürlich – gerade rechtzeitig
die Hölle ausbricht. Es wäre schön gewesen, hätten die
menschlichen Protagonisten sich früher getroffen, denn
inmitten des Chaos ringsherum bleibt nicht viel Zeit für Dialoge;
aber was soll's. Auch so ist die letzte halbe Stunde aufregend und
spannend und – das ist vielleicht das Beste daran – Regisseur
Trevorrow gelingt es im Gegensatz zu seinem "Das gefallene
Königreich"-Vorgänger Bayona auch wieder, das Publikum mit
eindrucksvollen, teils spektakulär komponierten Einstellungen zum
Staunen zu bringen. Zugegeben, ein bißchen übertreibt es Trevorrow
auch, wenn er Owen, Claire, Maisie, Ellen, Alan und Ian beinahe an
jeder Ecke mit einer neuen mindestens potentiell gefährlichen
Dino-Begegnung konfrontiert (inklusive einiger netter Anspielungen
auf "Jurassic Park"), aber es macht ohne Frage Spaß, dabei
zuzuschauen. Das liegt logischerweise auch an den erstklassigen
Spezialeffekten und der Kameraarbeit, die Musik von Michael
Giacchino ("Planet der Affen: Survival") – in die immer wieder John Williams' ikonisches "Jurassic
Park"-Leitmotiv eingeflochten ist – trägt ebenfalls ihren
Teil bei. Somit ist "Ein neues Zeitalter" zwar
kein wirklich guter Film und immer noch der zweitschwächste der
Reihe, aber er liefert nach dem komplett mißratenen "Das
gefallene Königreich" wenigstens ein versöhnliches, mit den
vielen bekannten Gesichtern aus dem Original nostalgisches Ende der
zweiten Trilogie ab. Mal sehen, wie lange es bis zum nächsten Reboot
dauert ...
Fazit:
"Jurassic World: Ein neues Zeitalter" ist ein etwas zu
langes und etwas zu generisches Trilogie-Finale, das aber mit der
nostalgisch in Szene gesetzten Rückkehr der Ur-Helden und einem
aufregenden letzten Akt versöhnt.
Wertung:
6,5 Punkte.
Bei
Gefallen an meinem
Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger"
mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den
Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der
rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen