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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 17. Januar 2019

JOHNNY ENGLISH – MAN LEBT NUR DREIMAL (2018)

Originaltitel: Johnny English Strikes Again
Regie: David Kerr, Drehbuch: William Davies, Musik: Howard Goodall
Darsteller: Rowan Atkinson, Ben Miller, Olga Kurylenko, Emma Thompson, Jake Lacy, Adam James, Sir Michael Gambon, Charles Dance, Edward Fox, Matthew Beard, Vicki Pepperdine
 Johnny English - Man lebt nur dreimal (2018) on IMDb Rotten Tomatoes: 37% (4,8); weltweites Einspielergebnis: $163,1 Mio.
FSK: 6, Dauer: 89 Minuten.


Der frühere MI7-Geheimagent Johnny English (Rowan Atkinson, "Tatsächlich … Liebe") arbeitet inzwischen als Erdkundelehrer an einer Privatschule, wo er die Schüler jedoch heimlich einer Art Geheimagenten-Ausbildung unterzieht. Damit hat es ein jähes Ende, als ein Hackerangriff alle aktiven Geheimagenten im Dienst Ihrer Majestät enttarnt und die Premierministerin (Emma Thompson, "Saving Mr. Banks") und ihr Geheimdienstchef Pegasus (Adam James, "Mother of Tears") sich deshalb dazu gezwungen sehen, ehemalige Agenten zu reaktivieren. Da aber die meisten davon inzwischen tot, zu alt oder anderweitig verhindert sind, bleiben nur vier übrig – und Johnny English sorgt versehentlich dafür, daß die drei anderen auch noch ausfallen. Also muß er sich mit seinem früheren Assistenten Bough (Ben Miller, TV-Serie "Death in Paradise") alleine auf den Weg machen, den Urheber der Cyberattacke ausfindig zu machen, während die Premierministerin den populären und stinkreichen IT-Visionär Jason Volta (Jake Lacy, "Carol") als Regierungsberater gewinnen will, um ähnliche Vorkommnisse in der Zukunft zu verhindern. Ein erster Hinweis führt English und Bough nach Frankreich, wo der Agent die Bekanntschaft der geheimnisvollen Schönheit Ophelia (Olga Kurylenko, "Oblivion") macht …

Kritik:
Man kann nicht wirklich behaupten, daß es der britische Komiker Rowan Atkinson übermäßig eilig hätte mit seiner "Johnny English"-Reihe: 15 Jahre sind vergangen zwischen dem ersten und dem dritten Film über den schusseligen Geheimagenten, der ursprünglich in den 1990er Jahren für Werbespots einer Kreditkartenfirma erfunden wurde. Angesichts der beträchtlichen Zeitspanne ist ein Blick auf die weltweiten Einspielergebnisse der drei Filme interessant: Teil 1 (Budget: $40 Mio.) spielte $160,6 Mio. ein, Teil 2 (Budget: $45 Mio.) $160,1 Mio. und Teil 3 (mit Produktionskosten von $25 Mio. der günstigste) bislang $158,3 Mio. – das nenne ich Konstanz! Zugegeben, wenn man die Inflation miteinberechnet, sieht es nicht mehr ganz so konstant aus, jedoch läßt sich der inflationsbereinigte Abschwung praktisch komplett durch das US-Publikum erklären – dort war schon der erste Film der sehr britischen Reihe mit $28,1 Mio. verhalten gelaufen, die beiden Fortsetzungen gingen mit $8,3 Mio. und $4,4 Mio. komplett unter. Im Rest der Welt erfreut sich Johnny English damit trotz (erneut:) konstant mittelmäßiger Kritiken einer ungebrochenen Beliebtheit (sogar die Rotten Tomatoes- und IMDb-Werte unterscheiden sich nur marginal). Dabei gibt es inhaltlich durchaus auffällige Unterschiede zwischen den einzelnen Filmen: "Johnny English", geschrieben vom Bond-Autoren-Duo Neal Purvis und Robert Wade (das an zwei Pierce Brosnan-Abenteuern und allen vier Daniel Craig-Filmen beteiligt war) sowie William Davies ("Drachenzähmen leicht gemacht") setzte auf eine hemmungslos übertriebene Verschwörungsgeschichte mit starken parodistischen Elementen, wohingegen der von Hamish McColl ("Mr. Bean macht Ferien") geschriebene "Johnny English – Jetzt erst recht!" acht Jahre später eine wesentlich seriösere Spionagehandlung erzählte, die im Kern auch ohne Humor passabel funktionieren würde. Es gibt sehr unterschiedliche Ansichten darüber, welcher Ansatz besser ist, aber mir gefällt der des zweiten Films klar besser. Und deshalb ist "Johnny English – Man lebt nur dreimal", diesmal alleine aus der Feder von William Davies, für mich eher eine Enttäuschung, denn er orientiert sich wieder eindeutig am von Davies mitverfaßten ersten Teil.

Der größte Unterschied zwischen beiden Ansätzen ist ohne Frage die Darstellung der Titelfigur: Während Johnny English im zweiten Film zwar tolpatschig ist, wird doch jederzeit klar, daß er handwerklich sehr wohl einiges auf dem Kasten hat – er ist nicht nur eine Witzfigur, sondern ein talentierter Geheimagent mit Fehlern. Im ersten und nun auch im dritten Film dagegen gibt sich English immer wieder dermaßen bescheuert, daß man ihn – Parodie hin oder her – kaum abnimmt, jemals als Geheimagent zugelassen worden zu sein (einzig als heimlicher Agenten-Lehrer in der Privatschule macht er sich erstaunlich gut). Mit der unterschiedlichen Ausprägung der Figur geht einher, daß im zweiten Film der Humor deutlich subtiler ausfiel als im ersten und im dritten. Nun will ich sicher nicht behaupten, daß "Jetzt erst recht!" ein Meisterwerk wäre – nein, er hat genügend Fehler (vor allem bei der allzu vorhersehbaren Handlung nach Schema F) und selbstredend gibt es immer noch genügend Slapstick-Einlagen, für die Atkinson mit seiner unnachahmlichen Mimik geradezu prädestiniert ist. Dennoch hält er sich in "Jetzt erst recht!" ausreichend zurück, daß English wie eine eigenständige Figur wirkt – in "Johnny English" und "Man lebt nur dreimal" hingegen könnte es ebenso gut Mr. Bean sein, dem wir zuschauen. Und tatsächlich gibt es in Teil 3 einige Sequenzen, die ganz eindeutig in diese Richtung abzielen, wenn English etwa mit einem Aufputschmittel zugedröhnt die Tanzfläche erobert oder mit einer Virtual Reality-Brille London unsicher macht. Wohlgemerkt sind diese Momente (v.a. die Tanz-Sequenz) gut umgesetzt und ziemlich witzig, nur wirken sie nicht Johnny English-spezifisch und bringen die Handlung kaum voran, sondern würden (speziell die VR-Sequenz oder auch das Finale, das English in Ritterrüstung bestreitet) als eigenständige Kurzfilme funktionieren. Hilfreich für eine in sich konsistente Handlung ist das eher nicht, wobei die zugegebenermaßen einmal mehr sowieso nicht viel hergibt. Ich werde die Identität des Bösewichts nicht spoilern, aber es ist schwer vorstellbar, daß jemand sie nicht schon früh errät. Ist aber auch egal, denn trotz Anspielungen auf eine sehr berühmte reale Person funktioniert der Antagonist bestenfalls mittelmäßig; um richtig bedrohlich zu zu wirken, agiert er einfach zu cartoonhaft.

Zu meiner überwiegenden Enttäuschung orientiert sich "Man lebt nur dreimal" übrigens nicht nur stilistisch am ersten Film, sondern auch bei den Figuren. Die hochkarätige Besetzung aus "Jetzt erst recht!" mit Rosamund Pike, Gillian Anderson und Daniel Kaluuya ist so Geschichte, was ich höchst bedauerlich finde, da dieses Ensemble wunderbar harmoniert hatte. Als ein Trostpflaster kehrt mit Englishs ebenso treuem wie leidensfähigen Sidekick Bough wenigstens die wohl beste Figur des ersten Films zurück. Eine schöne Idee ist es außerdem, mit Michael Gambon (Prof. Dumbledore in der "Harry Potter"-Reihe), Charles Dance ("The Imitation Game") und Edward Fox ("Der Schakal", "Gandhi") gleich drei Ikonen britischer Schauspielkunst in den Rollen ehemaliger Geheimagenten zu besetzen, die wie English reaktiviert werden – allerdings hätte man aus dieser schönen Idee sicher mehr herausholen können. Das gilt auch für Emma Thompson, die als Premierministerin zwar sichtlich Spaß hat, sich dabei aber fast so dämlich geben muß wie English. Mehr Glück hat Ex-Bond-Girl Olga Kurylenko ("Ein Quantum Trost"), die als undurchsichtige Ophelia die interessanteste Rolle erhielt und sich im Zusammenspiel mit Atkinson auch komödiantisch wacker schlägt. Letztlich macht "Man lebt nur dreimal" trotz wechselhafter Gag-Trefferquote immer noch leidlich Spaß, was vor allem Rowan Atkinsons hingebungsvoller Comedy-Performance ohne Scheu vor Peinlichkeiten geschuldet ist. Dennoch wünsche ich mir für einen eventuellen vierten Teil, daß man sich wieder mehr an dem etwas seriöseren Ansatz des zweiten Films orientiert.

Fazit: "Johnny English – Man lebt nur dreimal" nutzt seine einfallslose Spionage-Handlung als Vorwand, um Rowan Atkinson diverse mal mehr, mal weniger amüsante Slapstick-Nummern in altbewährter "Mr. Bean"-Manier abspulen zu lassen.

Wertung: 6,5 Punkte.


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