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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Freitag, 9. Januar 2015

Kurz-Nachruf: Rod Taylor (1930-2015)

Der Schauspieler Rod Taylor hat nie einen bedeutenden Preis gewonnen, dennoch hat er sich speziell mit einem Film einen festen Platz in der Geschichte des Kinos gesichert: "Die Vögel". Sir Alfred Hitchcocks Meisterwerk aus dem Jahr 1963 gilt bis heute (und das vollkommen zu Recht) als einer der besten und einflußreichsten Horrorfilme überhaupt. Wohl kein anderes Werk davor oder danach hat es so meisterhaft und effektiv verstanden, etwas vermeintlich völlig Harmloses – in diesem Fall eben ganz normale Vögel – ohne große Verrenkungen und mit im Kern einfachsten inszenatorischen Mitteln in ein furchterregendes Grauen zu verwandeln. Und die Idee (der berühmten Schriftstellerin Daphne du Maurier, deren Kurzgeschichte die Basis für Hitchcocks Film bildete), die Natur sich ganz gezielt gegen den Umweltzerstörer Mensch wenden zu lassen, war wegweisend, wie zahlreiche Nachahmer in den folgenden Jahrzehnten bewiesen (die aber, wie M. Night Shyamalans von der Prämisse her fast identischer "The Happening", allzu oft viel schwächer ausfielen). Rod Taylor ist in diesem Suspense-Alptraum der Hauptdarsteller, als Anwalt Mitch mimt er den (für Hitchcock so typischen) sympathischen Jedermann, der als ideale Identifikationsfigur des Publikums unverhofft in eine dramatische und scheinbar ausweglose Situation geworfen wird, die ihm wirklich alles abverlangt. Ein größeres Kompliment als folgende Feststellung kann man Rod Taylor wohl nicht machen: Ohne seine charismatische Darstellung dieses menschlichen Protagonisten, der über sich hinauswachsen muß, um zu überleben, würde "Die Vögel" nicht so hervorragend funktionieren, wie es nunmal unbestritten der Fall ist.

Als der Australier mit dem markanten Kinn in den 1950er Jahren nach Hollywood kam, mußte er sich jedoch zunächst noch mit Nebenrollen begnügen. Immerhin konnte er auf diese Weise bereits mit vielen Stars der Szene zusammenarbeiten und von ihnen lernen, etwa in dem dramatischen Öl-Epos "Giganten", in dem er 1956 an der Seite der (späteren) Leinwand-Ikonen James Dean, Elizabeth Taylor und Rock Hudson agierte. Seinen Durchbruch feierte er 1960 als Protagonist der populären H.G. Wells-Adaption "Die Zeitmaschine". Die Rolle als zeitreisender Engländer George läutete Taylors erfolgreichste Dekade ein, vor allem aber brachte sie ihm die nötige Aufmerksamkeit, die ihm zur Hauptrolle in "Die Vögel" verhalf. Weitere bemerkenswerte Filme waren das Ensemble-Drama "Hotel International" (1963), die Theater-Verfilmung "Sonntag in New York" mit Jane Fonda (1963), der Mystery-Thriller "Bezwinger des Todes" (1964), die sehr unterhaltsame Roald Dahl-Adaption "36 Stunden" (1964, in der er einen deutschen Militär-Psychiater während des Zweiten Weltkriegs verkörpert, der einem gefangenen US-Offizier die Details der Landung in der Normandie abluchsen will, indem er ihm vorgaukelt, diese wäre bereits erfolgreich gelaufen und er befände sich in einem Militärkrankenhaus der Alliierten), der Abenteuerfilm "Katanga" (1968) und Michelangelo Antonionis Drama "Zabriskie Point" (1970). Zudem agierte er als Leinwandpartner von Doris Day in den romantischen Komödien "Bitte nicht stören!" (1965) und "Spion in Spitzenhöschen" (1966) und sprach Hund Pongo in Disneys Hit-Zeichentrickfilm "101 Dalmatiner" (1961).

Ab den 1970er Jahren sank Rod Taylors Stern und nach einigen Kino-Flops tauchte er immer häufiger im TV auf, etwa in der Western-Serie "Der Weg nach Oregon", der Seifenoper "Falcon Crest" oder der Abenteuerserie "Walker, Texas Ranger" mit Chuck Norris. Als er seine lange Karriere eigentlich bereits beendet hatte, holte Quentin Tarantino Rod Taylor noch ein letztes Mal vor die Kamera: In "Inglourious Basterds" durfte er den britischen Premierminister Winston Churchill verkörpern – eine kurze, aber knackige Rolle, mit der er sich ein letztes Mal in das Gedächtnis des Kinopublikums rief.

Am 7. Januar 2015 ist Rod Taylor im Alter von 84 Jahren in Los Angeles an einem Herzinfarkt verstorben.

R.I.P.

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