Regie: Ben Wheatley,
Drehbuch: Amy Jump und Ben Wheatley, Musik: James Williams
Darsteller: Reece Shearsmith, Michael Smiley, Julian Barratt, Peter
Ferdinando, Ryan Pope, Richard Glover
Rotten Tomatoes: 86%
(7,1); weltweites Einspielergebnis: $0,1 Mio.
FSK: 16, Dauer: 90
Minuten.
Am Rande einer Schlacht
während des Englischen Bürgerkrieges Mitte des 17. Jahrhunderts entscheiden
fünf Männer (von beiden Seiten), daß sie vorerst genug von den Kämpfen haben. Sie
desertieren nicht, aber sie "gehen mal ein Bier holen". Der
gebildetste unter ihnen ist der Alchemist und Astrologe Whitehead (Reece
Shearsmith, "Burke & Hare"), der im Auftrag seines Herrn einen
Iren finden soll, der wichtige Dokumente gestohlen hat. Da Whiteheads Bemühungen
erfolglos waren, droht ihm eine schwere Bestrafung, der er trotz eigentlich
großer Loyalität zu seinem Herrn lieber entgehen will. Doch dann wendet sich
das Blatt, denn der offenbar in der Gegend heimische Cutler (Ryan Pope,
"Velvet Goldmine") führt die fünfköpfige Gruppe zu einem weiten Feld, auf
dem sie – nach dem Genuß bewußtseinsverändernder Pilze – ausgerechnet O'Neil
(Michael Smiley, TV-Serie "Luther") finden, jenen Iren, den Whitehead
suchen sollte. O'Neil dreht den Spieß allerdings um und zwangsverpflichtet die
Gruppe, für ihn einen Schatz zu suchen, der irgendwo in diesem Feld vergraben sein soll
...
Kritik:
Der britische Regisseur
und Drehbuch-Autor Ben Wheatley ist seit einigen Jahren Stammgast des Fantasy Filmfests. Mit seinem
harten Horrorfilm "Kill List" sorgte er 2011 für Kontroversen, die
rabenschwarze Komödie "Sightseers" wurde ein Jahr später als Eröffnungsfilm insgesamt sehr wohlwollend
aufgenommen. Doch mit dem sehr experimentellen Schwarzweißfilm
"A Field in England" – der beim Filmfestival von Karlsbad mit dem
Spezialpreis der Jury ausgezeichnet wurde – schlägt Wheatley eine ganz andere
Richtung ein. Eine Richtung, die auf ihre Weise noch viel kontroverser ist als
seinerzeit "Kill List". Nicht etwa wegen der Brutalität, die hält sich absolut in
Grenzen. Sondern deshalb, weil die erzählte Geschichte in etwa so zugänglich und verständlich
ist wie die sperrigeren Werke von David Lynch, Jean-Luc Godard oder Luis
Buñuel.
Ganz ehrlich, ich wollte
"A Field in England" mögen, ich habe mich wirklich bemüht. Und ginge
es nur um Optik und Akustik, so wäre Wheatleys Low Budget-Film ein echtes Meisterwerk.
Die Kameraführung von Laurie Rose bringt die karge Szenerie gut zur Geltung und
läuft bei der Darstellung der ungewollten Drogentrips der Protagonisten zu
kreativer, verstörender und bei manchem Zuschauer vermutlich kopfschmerzverursachender Hochform auf. Sogar noch besser ist der Ton gelungen, sowohl was die Effekte betrifft als auch die Musik von James Williams. Tatsächlich war
für mich das einsame Highlight des Films sogar ein wunderschönes, auf einer schottischen Volksweise basierendes Wiegenlied namens "Baloo my boy", das einer
der Gruppe vorträgt und das im Abspann noch einmal aufgegriffen wird. Dazu gibt
es immer wieder eingestreute und meist wirklich witzige Humorsprenkel, die vor
allem in den Dialogen unter Beteiligung des einfältigen Fassbinders
"Friend" (Richard Glover) hervorragend zum Tragen kommen. Und auch
die wunderbar verdreckt hergerichteten Darsteller liefern in ihren recht sorgfältig gezeichneten, aber merkwürdigen
Rollen eine gute Leistung ab. Doch so schön "A Field in England" auch
aussieht und klingt, mein vorherrschendes Gefühl beim Zuschauen war:
Langeweile.
Ich kann selbst nicht
so ganz genau sagen, woran das liegt (abgesehen vom sehr langsamen Erzähltempo), doch mein Verdacht ist, daß die
Drogenthematik Schuld ist. Damit konnte ich mich in Filmen noch nie so richtig
anfreunden, selbst ein Klassiker wie Terry Gilliams "Fear and Loathing in
Las Vegas" ließ mich ziemlich kalt – vielleicht liegt es ja daran, daß ich
selbst keinerlei Drogenerfahrung besitze und daher mit der cineastischen
Darstellung eines solchen "Trips" einfach wenig anfangen kann.
Vielleicht ist "A Field in England" in seiner Surrealität auch ein
Film, den man lieber zuhause auf DVD oder Blu-ray anschauen sollte, wo man in
aller Ruhe versuchen kann, der verqueren Handlungsentwicklung zu folgen; wo man
immer wieder auf "Pause" drücken kann, um das Gesehene sacken zu
lassen und zu verarbeiten, oder auch um eine besonders schwierige Stelle
mehrfach anzusehen in der Hoffnung, irgendwann die Erleuchtung zu bekommen.
Und vielleicht muß man Wheatleys Film generell mindestens zwei Mal anschauen, um
wenigstens eine kleine Chance zu haben, ihn zu verstehen. Fakt ist jedenfalls,
daß mir selten zuvor 90 Minuten im Kinosaal so lang vorkamen wie bei "A
Field in England" – und dennoch bin ich geneigt, diesem durchgeknallten und zugleich philosophischen
Drogenrausch dereinst noch eine zweite Chance zu geben. Das allein zeigt, daß
ich mich der Faszination dieses Werks nicht völlig entziehen konnte,
ähnlich dürfte es vielen ergehen. Es muß jedoch ganz klar gesagt werden, daß man
viel Geduld, Konzentration und Offenheit für Unkonventionelles mitbringen muß,
wenn man sich an "A Field in England" heranwagen will.
Fazit: "A Field in England" ist ein
einzigartiger, surrealer cineastischer Rausch im Gewand eines Historienfilms,
der in technischer Hinsicht großartig ist, aber inhaltlich zutiefst
irritiert und verstört. Das Anschauen ist dementsprechend eher Arbeit als Vergnügen und definitiv nicht für jeden geeignet ...
Wertung: 4 Punkte (vorerst).
Wertung: 4 Punkte (vorerst).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen