Regie: Jake Schreier, Drehbuch: Christopher D. Ford, Musik:
Francis and the Lights
Darsteller: Frank Langella, Susan Sarandon, James Marsden,
Liv Tyler, Jeremy Sisto, Jeremy Strong, Bonnie Bentley, Ana Gasteyer, Peter
Sarsgaard
In der nahen Zukunft: Der ehemalige Fassadenkletterer Frank
(Frank Langella, "Frost/Nixon", "Good Night, and Good
Luck.") ist inzwischen ein alter, ziemlich einsamer Mann. Da er von seiner Frau seit 30 Jahren geschieden ist, lebt er allein in seinem recht abgelegenen Haus am Waldrand. Tochter Madison (Liv Tyler, "Der unglaubliche Hulk") reist zu karitativen
Zwecken quer durch die Welt und Sohn Hunter (James Marsden, "Hairspray")
ist ein Anwalt, der Frank zwar regelmäßig besucht, angesichts der langen
Anreise und der mäßigen Dankbarkeit seines Vaters aber nicht glücklich mit der
Situation ist. Franks einziges Vergnügen ist der Besuch der örtlichen Bücherei,
in der er mit der Bibliothekarin Jenny (Susan Sarandon, "Cloud Atlas") flirtet und über Bücher
fachsimpelt. Leider wird der ehemalige Dieb zunehmend vergeßlich, auch wenn er
selbst das partout nicht wahrhaben will. Dennoch drängt Hunter ihm eines Tages einen
humanoiden Roboter auf, der Frank im Alltag zur Seite stehen und seinen
Gesundheitszustand überwachen soll. Anfangs ist der rüstige Ex-Dieb mit dieser Maßnahme überhaupt nicht
einverstanden, doch schon bald beginnt er die Konversationen mit dem hartnäckigen Roboter zu
schätzen und als dieser ihm aus gesundheitlichen Gründen die Aufnahme eines
Hobbys vorschlägt, kommt Frank eine geniale Idee: Anstelle der vorgeschlagenen
Gartenarbeit macht er den Roboter lieber zu seinem Komplizen bei der Planung von
Einbrüchen ...
Kritik:
Humanoide Roboter waren schon immer ein beliebtes Film- und
Literaturthema, doch nun, wo deren Einsatz nicht mehr pure Science-Fiction ist,
sondern ansatzweise bereits Realität, scheinen sie verstärkt die Aufmerksamkeit
der Filmemacher zu wecken. Alex Proyas' "I, Robot", Steven Spielbergs "A.I. – Künstliche
Intelligenz" oder Chris Columbus' "Der 200 Jahre Mann" sind nur einige prominente Beispiele von Werken der jüngeren Vergangenheit, in
denen Roboter mehr oder weniger ernsthaft und realistisch thematisiert werden.
Jake Schreier, bislang vor allem als Regisseur von Kurzfilmen sowie Musik- und
Werbeclips beschäftigt, bringt mit der feinfühligen
Tragikomödie "Robot & Frank", seinem Spielfilmdebüt, den neuesten Beitrag zum Thema in
die Kinos.
Leider wirkt die Darstellung der "nahen Zukunft"
hier weniger überzeugend als zuletzt etwa in Kike Maíllos "Eva". Abgesehen von den
elegant designten und realistisch wirkenden Robotern gibt es nur wenige
sichtbare Unterschiede zu unserer Gegenwart, wohingegen "Eva" mit
etlichen subtilen Veränderungen geschickt die Illusion einer ebenfalls nicht
allzu fernen Zukunft zum Leben erweckt. Natürlich kann man argumentieren, daß
die nicht genauer spezifizierte "nahe Zukunft" in "Robot &
Frank" möglicherweise nur einen Zeitsprung um einige Jahre umfaßt, während
es in "Eva" immerhin drei Jahrzehnte sind. Dagegen spricht allerdings, daß Frank der letzte verbliebene Kunde der Bücherei ist, da alle anderen nur noch digitale Bücher lesen – ein solcher Zustand mag zwar bereits absehbar sein, ist aber doch noch ein gutes Stück entfernt. So oder so: Die Welt von
"Robot & Frank" fühlt sich trotz eines passenden, leicht futuristisch
wirkenden Elektronik-Soundtracks von der Band Francis and the Lights nicht
wirklich anders an als unsere Gegenwart.
Allzu sehr stört das allerdings nicht, denn die Stärken von
Schreiers Film liegen vor allem in der unaufgeregten, milde humorvollen
Betrachtung des Umgangs mit älteren Menschen, einem gesellschaftlichen Problem,
das angesichts der demografischen Entwicklung immer stärker in
den öffentlichen Blickpunkt rücken wird. Schreier und Drehbuch-Autor
Christopher D. Ford nehmen sich dieser Thematik angenehm zurückhaltend und mit
viel Empathie an, ohne es zu banalisieren. Frank und seine Familie wirken
absolut glaubwürdig und wie aus dem Leben gegriffen, man kann das Verhalten
aller Figuren problemlos nachvollziehen. Es gibt hier kein "gut" und
kein "böse", kein "richtig" oder "falsch". Es
gibt nur drei Menschen, die alle auf ihre Weise versuchen, mit ihrem Leben
klarzukommen. Und Frank wird dabei nun eben (zunächst ungewollt) von seinem neuen Roboter unterstützt.
Dieser sorgt dann auch dafür, daß die Handlung niemals gar zu
schwermütig wird. Franks Konversationen mit dem in der originalen Sprachfassung von Peter Sarsgaard
("An Education") gesprochenen Roboter sind stets humorvoll und die
sich sachte entwickelnde ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden geht zu
Herzen. Gelegentlich gibt es sogar ein wenig Situationskomik, was vor
allem dank Frank Langellas großer Schauspielkunst wunderbar funktioniert. Denn,
daran kann kein Zweifel bestehen, "Robot & Frank" ist Langellas
Film, für den ihm sogar Chancen auf seine zweite OSCAR-Nominierung (nach
"Frost/Nixon") eingeräumt werden. Zwar ist auch die restliche
Besetzung gut und vor allem Susan Sarandon stellt in den amüsanten Schäkereien mit
Frank erwartungsgemäß einen gleichwertigen Gegenpol dar; aber Langellas anrührende
Darstellung des griesgrämigen alten Mannes mit dem sprichwörtlichen weichen
Kern unter einer rauhen Schale dominiert den Film ganz eindeutig.
Der Erzählstrang rund um die Einbruchsplanung ist
witzig, allerdings auch recht oberflächlich, zumal das Ziel seines großen Coups
– ein arrogantes, ebenso junges wie steinreiches Yuppie-Ehepaar – in seiner
Klischeehaftigkeit gerade im Vergleich zu den übrigen Filmfiguren wie ein
Fremdkörper wirkt. Davon abgesehen kann das Drehbuch trotz weniger echter
Highlights nur gelobt werden für seine realitätsnahe und einfühlsame
Herangehensweise an die Thematik.
Fazit: "Robot & Frank" ist eine
unspektakuläre, aber sehr sympathische Tragikomödie mit einem tollen
Hauptdarsteller Frank Langella. Die Handlung ist wenig aufregend und großteils
ziemlich vorhersehbar, jedoch humor- und liebevoll erzählt. Klassisches
Arthouse-Kino.
Wertung: 7,5 Punkte.
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