Originaltitel:
Star Wars Episode VIII: The Last Jedi
Regie und Drehbuch: Rian Johnson, Musik: John Williams
Darsteller: Mark Hamill, Carrie Fisher, Daisy Ridley, Oscar
Isaac, John Boyega, Adam Driver, Kelly Marie Tran, Peter Mayhew, Joonas
Suotamo, Andy Serkis, Domhnall Gleeson, Benicio del Toro, Laura Dern, Billie
Lourd, Gwendoline Christie, Mark Lewis Jones, Anthony Daniels,
Lupita Nyong'o, Jimmy Vee, Frank Oz, Mike Quinn, Timothy D. Rose, Veronica Ngô, Warwick Davis,
Noah Segan, Simon Pegg, Justin Theroux, Lily Cole, Joseph Gordon-Levitt, Tom Hardy, Gareth Edwards, Gary
Barlow, Edgar Wright, Joe Cornish
FSK: 12, Dauer: 152 Minuten.
Die Erste Ordnung unter der Führung von Supreme Commander
Snoke (Andy Serkis, "Planet der Affen: Survival") steht kurz davor,
das zu vollbringen, woran viele Jahre zuvor der Imperator noch kläglich
gescheitert war: den Widerstand um General Leia Organa (Carrie Fisher, "Blues
Brothers") zu vernichten. Dessen letzter Rückzugsort wurde nun aufgespürt und noch
während der verzweifelten Evakuierungsbemühungen taucht eine große Flotte der
Ersten Ordnung auf, angeführt von General Hux (Domhnall Gleeson, "Ex Machina"). Dank einer Harakiri-Aktion von X-Wing-Pilot Poe Dameron (Oscar Isaac,
"Inside Llewyn Davis") und einigen Getreuen kann sich der Großteil
der verbliebenen Rebellen zunächst retten, doch die Erste Ordnung,
verstärkt um Leias abtrünnigen Sohn Kylo Ren (Adam Driver, "Logan Lucky") ist ihnen dicht auf der Spur. Nur ein verzweifelter Plan kann
vielleicht noch die Rettung bringen, dafür müssen allerdings Ex-Sturmtruppler Finn
(John Boyega, "Attack the Block") und die Mechanikerin Rose Tico
(Kelly Marie Tran) in der Spielerstadt Canto Bight einen brillanten Hacker
ausfindig machen. Derweil hat Rey (Daisy Ridley, "Mord im Orient
Express") auf dem abgelegenen Wasserplaneten Ahch-To endlich den verschollenen
Jedimeister Luke Skywalker (Mark Hamill, "Kingsman: The Secret Service") aufgestöbert und
will ihn davon überzeugen, zu den Rebellen zurückzukehren oder zumindest ihre
eigenen Jedikräfte zu trainieren. Doch der desillusionierte Luke hat eigentlich abgeschlossen mit
seinem Leben als Kämpfer oder als Jedi …
Kritik:
Daß professionelle Filmkritiker und "normale"
Zuschauer nicht immer den gleichen Geschmack haben und noch nicht einmal
unbedingt die gleichen Anforderungen an einen guten Film stellen, ist wahrlich
keine neue Erkenntnis. Häufig kommen spektakuläre, jedoch inhaltlich eher dünne
Hollywood-Blockbuster bei den Kinogängern besser an als bei den
Kritikern, umgekehrt wissen diese anspruchsvolle, aber nischige
Arthouse-Produktionen häufig mehr zu schätzen als der durchschnittliche
Kinobesucher (sofern der sich überhaupt einmal in solche Filme verirrt). Eine eher
ungewöhnliche Konstellation ist es, wenn Profi-Rezensenten ein
aufwendiges Hollywood-Spektakel, das auch noch Teil eines langlebigen Franchise
ist, fast ausnahmslos feiern, dieses bei den erklärten Fans selbiger Reihe hingegen höchst kontrovers diskutiert wird. Genau das scheint bei "Star Wars
Episode VIII: Die letzten Jedi" der Fall zu sein – zumindest, wenn man den
sozialen Netzwerken oder den Nutzerbewertungen bei Rotten Tomatoes glaubt. In
Wahrheit dürfte es sich um eine vergleichsweise kleine, aber lautstarke Minderheit von (selbsternannten) Hardcore-Fans handeln, denn weder
die Entwicklung der Zuschauerzahlen noch die gängigen Methoden, das Urteil der
Kinogänger abzufragen, weisen auf eine negative Mundpropaganda hin:
So gab es etwa in den USA von den Zuschauern am Starttag den zweitbesten möglichen
Cinemascore "A", der aktuelle IMDb-Wert wird oben angezeigt (ist
allerdings wirklich etwas niedriger als erwartet, was an mehreren Tausend
Niedrigstbewertungen liegt). Trotzdem sind die Kontroversen natürlich sehr
interessant und haben bereits Analysen von Branchenkennern nach sich gezogen, wobei sich die meisten
Experten einig sind, daß vor allem eine Nichterfüllung persönlicher Erwartungen
hinsichtlich Story- und Figurenentwicklung Grund der Unzufriedenheit sein dürfte. Die These ergibt Sinn, denn Regisseur und
Drehbuch-Autor Rian Johnson ("Brick", "Looper") trifft in
der Tat mutige Entscheidungen, von denen zumindest einige mit Sicherheit
nicht dem entsprechen, was Fans sich nach dem Ende von "Episode VI: Die
Rückkehr der Jedi-Ritter" so für ihre Helden vorgestellt hatten (oder auch
dem, was in Romanen und Comics in den folgenden Jahrzehnten präsentiert wurde –
jetzt wissen wir auch, warum die seit der Lucasfilm-Übernahme durch Disney
offiziell nicht mehr gültig sind …). Auch ich bin nicht mit jeder von Johnsons
Entscheidungen restlos glücklich, aber das ändert nichts daran, daß "Die
letzten Jedi" für sich genommen ein höchst unterhaltsamer "Star
Wars"-Film ist, der sowohl für alte als auch für neue Fans sehr viel zu
bieten hat.
Der Hauptkritikpunkt an der insgesamt sehr positiv
aufgenommenen Episode VII namens "Das Erwachen der Macht" war bekanntlich,
daß sich die Handlung allzu stark an der des allerersten "Star
Wars"-Films "Eine neue Hoffnung" orientierte. Ein Stück weit
folgt auch "Die letzten Jedi" noch den Fußspuren von "Das
Imperium schlägt zurück", sogar ein paar Elemente von "Die Rückkehr
der Jedi-Ritter" fließen in die Story ein. Am auffälligsten sind die
Parallelen wohl am Anfang, der wie in "Episode V" eine verzweifelte
Flucht der Rebellen vor dem mit aller Macht anrückenden Imperium respektive der
Ersten Ordnung zeigt, sowie bei Reys Handlungsstrang, der strukturell stark an
Lukes Ausflug zu Meister Yoda in die Sümpfe von Dagobah ähnelt. Im Gegensatz zu
"Das Erwachen der Macht" löst sich "Die letzten Jedi"
jedoch in vielerlei Hinsicht von den Vorbildern und schlägt neue, unerwartete
Wege ein, spielt teilweise sogar regelrecht mit den Erwartungen, um sie sodann
raffiniert zu hinterlaufen. Das ist sehr erfrischend, da mit Sicherheit für jeden
Zuschauer ein paar große Überraschungen enthalten sind, gleichzeitig
wird man als Fan aber aus seiner Komfortszene gerissen – was
vielleicht den Unmut gerade unter Hardcore-Anhängern erklärt. Besonders
Lukes Darstellung sorgt für Aufregung, da der einstige strahlende Held und
Bezwinger des Bösen nun ein verbitterter, schrulliger alter Mann ist, der am
liebsten alleingelassen werden will und sich von all dem, was ihm einst etwas
bedeutete, abgewandt hat. Wie gesagt, Rian Johnson (der nach eigenen Angaben
keinerlei Vorgaben oder Restriktionen seitens der Produzenten hatte) geht
mutige Wege, dieser spezielle war selbst für Luke-Darsteller Mark Hamill
erklärtermaßen gewöhnungsbedürftig. Jedoch: Angesichts dessen, was wir
über Luke und die Geschehnisse rund um seinen ehemaligen Schüler Ben Solo alias
Kylo Ren erfahren, wirkt seine Entwicklung auf mich psychologisch absolut schlüssig; zugleich
scheint aber immer noch genügend vom alten Luke durch, daß man nicht behaupten
kann, es würde sich um eine völlig neue Figur handeln. Verständlicherweise ist
die Naivität des jungen Jedi-Ritters verflogen, doch seine Verschmitztheit und
sogar ein gewisser Übermut sind speziell im späteren Handlungsverlauf immer noch
erkennbar. Hilfreich ist es natürlich, daß Mark Hamill bei der langerwarteten
Rückkehr in seine Paraderolle die stärkste schauspielerische Leistung seines
Lebens abruft – sein Luke Skywalker ist das emotionale Zentrum von "Die
letzten Jedi", gerade weil er sich (anders als Han Solo in "Das
Erwachen der Macht") so sehr verändert hat. Man leidet mit Luke, man
wünscht ihm, daß er sein Selbstvertrauen und sein Vertrauen in die Macht und
die Rebellion wiederfindet und sich erneut dem Bösen entgegenstellt –
gleichzeitig kann man dank Hamills leidenschaftlicher Darstellung des innerlich
Zerrissenen aber auch gut nachvollziehen, warum er das eigentlich nicht will.
Gerade weil Hamill als desillusionierter Luke so grandios
ist, ist es bedauerlich, daß er nicht eine noch größere Rolle spielt
und zudem in seiner Interaktion großteils auf Rey beschränkt ist
– auch wenn man dafür gegen Ende mit einige phantastischen Luke-Sequenzen entschädigt
wird. Ähnlich sieht es übrigens bei Leia aus, die dem Vernehmen nach in Episode
IX ihren ganz großen Auftritt haben sollte – was nach dem tragischen
Herzinfarkt-Tod von Carrie Fisher kurz nach Abschluß der Dreharbeiten zu
"Die letzten Jedi" natürlich nicht mehr geht. Hier ist ihre Rolle
ein wenig größer als in "Das Erwachen der Macht",
zwischenzeitlich verschwindet sie jedoch sogar komplett von der Bildfläche.
Dabei zeigt auch Carrie Fisher eine starke Leistung und bekommt von Rian
Johnson immerhin sogar einen ganz eigenen "Superwoman"-Moment
spendiert … Daß sie nicht mehr zu tun bekommt, liegt daran, daß der
Handlungsstrang rund um die aussichtslos erscheinende Flucht des Widerstands
vor der Ersten Ordnung action- und temporeich inszeniert ist. Tatsächlich war ich überrascht,
welch kurzen Zeitraum "Die letzten Jedi" nur abdeckt, denn die
Verfolgungsjagd im All ist – abgesehen vom Rey / Luke-Strang – letztlich die
gesamte Handlung. Nachvollziehbarerweise ist die Storytiefe daher überschaubar, was während des Anschauens nicht wirklich stört, da ständig etwas
passiert und man kaum zum Nachdenken kommt. Rückblickend wären mehr
Hintergründe jedoch schon nett gewesen. So bleibt es beispielsweise ziemlich
unklar, wie groß genau der Widerstand überhaupt noch ist, gleichzeitig erfahren
wir über die Erste Ordnung sogar noch weniger. Speziell der erneute Verzicht
auf eine Hintergrundgeschichte für Supreme Commander Snoke ist sehr schade –
wer und was genau ist er? Wie ist er überhaupt an die Macht gekommen? Wie konnte er Ben Solo
korrumpieren? Auch dieses Element von "Die letzten Jedi" ist
sicherlich Teil des Grummelns in der Fanschar, denn seit "Das Erwachen der
Macht" wurden dort in mühevoller Kleinstarbeit zahlreiche Theorien rund um
Snoke entwickelt, selbst wenn einige vermutlich oder hoffentlich nicht ganz ernst
gemeint waren und dem durchschnittlichen Zuschauer lächerlich
erscheinen mögen (Snoke soll in Wirklichkeit Mace Windu sein? Oder Boba Fett?
Oder gar Jar Jar Binks? Echt jetzt?).
Generell wird die Lüftung etlicher Geheimnisse wie auch die Erklärung wichtiger vergangener Geschehnisse auf Episode IX
verschoben – zumindest hoffentlich, denn ein Ignorieren wäre selbstredend nicht
wünschenswert. In "Die letzten Jedi" ist das vollständige Fehlen etwa der "Knights of Ren" angesichts der kurzen behandelten
Zeitspanne entschuldbar, das sollte aber schon nachgeholt werden.
Immerhin: Zeit genug dafür sollte sein, denn das Figurenensemble wird in
"Die letzten Jedi" ganz schön ausgedünnt – wobei es Haupt- wie Nebenfiguren
erwischt, Gute und Böse, liebgewonnene Veteranen wie auch frisch dazugestoßene
Neulinge. Wobei es Rian Johnsons Talent als Autor zu verdanken ist, daß einem selbst
eine Figur wie der Erste Ordnung-Schlachtschiff-Captain Canady, herrlich
knorrig gespielt von dem Waliser Mark Lewis Jones ("Königin der Wüste"), innerhalb weniger Minuten ans
Herz wächst. Erst Recht gilt das natürlich für die Neuzugänge auf Seiten der
Rebellion, also die undurchschaubare Vizeadmiralin Amilyn Holdo (Lauren Dern, "Jurassic Park") – die des öfteren mit Poe aneinandergerät – und Mechanikerin Rose Tico.
Deren Nebenhandlungsstrang mit Finn, der auch zum Treffen mit dem zwielichtigen
Hacker DJ (Benicio del Toro, "Sicario") führt, ist zwar in
dramaturgischer Hinsicht eher überflüssig, macht aber trotzdem viel Laune und
etabliert die herzensgute, mutige Rose in Windeseile als neuen Publikumsliebling.
Außerdem hätte Finn ansonsten kaum etwas zu tun, und das hätte der frühere
Sturmtruppler nicht verdient gehabt – so kann er seine charakterliche
Entwicklung (zumindest vorerst) abschließen, was auch einem unverhofften
Wiedersehen mit seiner früheren Kommandantin Captain Phasma (Gwendoline
Christie, "Game of Thrones") zu verdanken ist, deren Auftritt für
meinen Geschmack aber definitiv zu kurz geraten ist.
Der einzige Punkt, an dem sich die Handlung in "Die
letzten Jedi" entscheidend entwickelt, ist bei der weiterhin
mysteriösen Beziehung zwischen Rey und Kylo Ren. Wie sich herausstellt, sind
die beiden nämlich durch die Macht verbunden, was beide für den Versuch ausnutzen, den jeweils anderen auf die eigene Seite zu ziehen – obwohl sie selbst nicht hundertprozentig in der eigenen Seite verwurzelt sind. Die
intensiven, von stetem Hin und Her geprägten Zwiegespräche zwischen
diesen beiden sind das Herz des Films, sie verbinden die Handlungsstränge (denn
Kylo befindet sich ja körperlich auf der Jagd nach der Rebellenflotte, während
Rey in Ahch-To ausgebildet werden will) und sie sorgen für die wenigen (vermutlich) gelüfteten Geheimnisse in "Die letzten Jedi".
Denn wir erfahren nun – allerdings aus zwei einigermaßen unterschiedlichen
Perspektiven –, warum Kylo wirklich zur dunklen Seite der Macht überlief, und
wenngleich die Erklärung nicht restlos befriedigend sein mag, ist sie doch gut
genug und vor allem von Adam Driver und Mark Hamill überzeugend genug gespielt,
daß man sie soweit akzeptiert. Vielleicht folgen in Episode IX ja noch
zusätzliche Informationen, was übrigens auch bei der Enthüllung über Reys
Familie möglich ist. Wobei ich in diesem Fall hoffe, daß das tatsächlich alles
war, denn für meine Begriffe handelt es sich um die bestmögliche Auflösung des
Rätsels über Reys Herkunft, in das sich etliche Fans arg reingesteigert hatten
(und jetzt entsprechend enttäuscht sind, wenn sie sich geirrt haben). Abgesehen
von Kylo bekommt die dunkle Seite der Macht diesmal leider nicht allzu viel
zusätzliche Konturen. Über Snoke erfahren wir, wie gesagt, kaum Neues, der
ehrgeizige General Hux wird weiterhin eher als Lachnummer dargestellt, die
selbst innerhalb der Ersten Ordnung wenig Respekt genießt. Dabei macht er in
strategischer Hinsicht gar nicht viel falsch – ihm fehlt es sicherlich
an Innovationskraft und Phantasie, aber unfähig ist er definitiv nicht.
Generell setzt sich der Trend aus "Das Erwachen der Macht" fort, daß
die Truppen der Ersten Ordnung durchaus gefährlicher und fähiger wirken als die grundsätzlich danebenschießenden Sturmtruppler der Originaltrilogie, die nur durch
schiere Masse erfolgreich waren. Gleichzeitig fehlt aber ein zweiter
wirklich ernstzunehmender Gegenspieler neben Kylo, jemand wie Grand Moff Tarkin – Snoke, Captain Phasma oder
der erwähnte Captain Canady haben dafür zu wenig Screentime, Hux fällt aus den
genannten Gründen ebenso aus. Immerhin kommt aber Snokes sehr cool
aussehende, in eine rote Rüstung gekleidete Prätorianer-Garde endlich mal zum
Einsatz, was eine eindrucksvolle, martial arts-lastige Kampfsequenz zur Folge
hat.
Obwohl die Handlung mit dem stetigen Überlebenskampf der
Rebellen und Lukes Verbitterung im Grundsatz sehr düster ist, entpuppt
sich "Die letzten Jedi" überraschenderweise gleichzeitig als der vermutlich
witzigste "Star Wars"-Film bislang. Bemerkenswerterweise gelingt
Johnson die Gratwanderung zwischen dramatischen und lustigen Szenen ausgesprochen gut. Na gut, ein so regelrecht parodistischer Gag wie der mit dem Bügeleisen
ist grenzwertig, aber das meiste funktioniert ausgezeichnet. Vor allem Poe
Dameron – der zunehmend in eine Han Solo-artige Rolle schlüpft, allerdings
inzwischen etwas zu sehr von sich selbst überzeugt wirkt (naja, wobei das bei
Han Solo auch nicht wirklich anders war) – und sein Droide BB-8 sorgen für
viele Lacher, ebenso das ungleiche Duo Finn und Rose. Für die Highlights sorgt aber die Interaktion von Wookie Chewbacca (Joonas Suotamo / Peter Mayhew) mit den
Porgs, kleinen pelzigen Vogelwesen auf Ahch-To, die seit ihrem Auftauchen im
ersten Trailer bereits Kultstatus erlangt haben. Und das völlig zurecht,
denn im Vergleich zu früheren witzig gemeinten "Star Wars"-Kreaturen
wie den Ewoks oder Gungans sind sie erstens mit einem schier unwiderstehlichen
Niedlichkeitsbonus ausgestattet (dem sich in der witzigsten, wenn auch genau genommen
recht schwarzhumorigen Szene des Films selbst Chewie nicht entziehen kann) und
werden von Johnson zweitens genau so dosiert eingesetzt, daß sie gar nicht erst
die Chance bekommen, zu nerven. Auch Luke hat übrigens erstaunlich viele
humorvolle Szenen, die aber ganz anders, oft eher sarkastisch gestaltet sind
und den sowieso schon hohen Coolneß-Faktor Lukes noch erhöhen. An dieser Stelle
muß ich mich wiederholen: Was Hamill aus der Figur herausholt, ist einfach
phänomenal (Stichwort "Staub von der Schulter wischen"), zudem sieht er (wie auch Carrie Fisher) sensationell gut aus, in
einzelnen Szenen – speziell Nahaufnahmen – sieht man tatsächlich unverkennbar
die jungen Luke und Leia durchscheinen. Übrigens an dieser Stelle ein Lob
an die Verantwortlichen für die deutsche Synchronfassung, die Hans-Georg
Panczak als Lukes Sprecher zurückgeholt haben, obwohl der seit der
Original-Trilogie Hamill nur noch sporadisch synchronisierte. Seine Stimme erkennt
man sofort wieder und sie paßt noch immer perfekt!
In technischer Hinsicht gibt es wie erwartet wenig zu beanstanden. Die Raumschlacht ganz zu Beginn ist spektakulär in Szene gesetzt, auch die zahlreichen intimeren
Kampfsequenzen mit TIE Fightern, X-Wings oder AT-ATs überzeugen wieder einmal
auf der ganzen Linie. Die neuen Kreaturen sind ebenfalls ausnehmend schön gestaltet, neben
den Porgs sind das vor allem die faszinierenden (und selbsterklärenden)
"Funkelfüchse" und die pferdeähnlichen Fathiers (oder Fathiere?) in
Canto Bight, wo es übrigens auch etliche, teils nur stimmliche Cameos bekannter Namen gibt. Zudem hat John Williams bei der Musik noch einmal eine Schippe
draufgelegt und erinnert an seine besten Zeiten – klar, es finden wiederum
Leitmotive aus den früheren Filmen Verwendung, aber meinem Eindruck
nach ist die musikalische Begleitung im Vergleich zu "Das Erwachen der
Macht" variantenreicher und phantasievoller ausgefallen. Insgesamt bin ich
mit "Die letzten Jedi" ziemlich glücklich, auch wenn ich nicht jede
Storyentscheidung perfekt finde und der (wirklich endgültige?) Abschied manch einer
Figur nicht jenen emotionalen Eindruck hinterläßt, der möglich und verdient
gewesen wäre (ähnlich einem anderen Disney-Erfolgsfilm des
Jahres 2017, "Thor: Tag der Entscheidung"). Aber Johnson hat das
"Star Wars"-Universum mit diesem bislang längsten Film der Reihe
gekonnt weiterentwickelt, dabei – passend zu dem, was Kylo Ren fordert, womit
ich aber (wohl im Gegensatz zu einigen unzufriedenen Hardcore-Fans) nicht
behaupten will, daß Johnson der dunklen Seite der Macht dient … – einige alte
Zöpfe abgeschnitten, jedoch viel erzählerisches Potential für den wieder von
"Das Erwachen der Macht"-Regisseur J.J. Abrams inszenierten
Trilogie-Abschluß im Jahr 2019 offengelegt. Was dann passieren wird, ist nach den
vielen unerwarteten Wendungen in "Die letzten Jedi" in der Tat
weitgehend unvorhersehbar; das mag nicht jedem gefallen, ich finde es aber
toll. Traurig ist selbstredend das Fehlen von Leia, jedenfalls haben die
Produzenten gesagt, daß man Carrie Fisher nicht via CGI integrieren werde
(wobei ich trotzdem eine kurze Abschiedsszene nicht für ganz ausgeschlossen halte).
Fishers Tod führte zwangsläufig dazu, daß das Skript komplett umgeschrieben
werden mußte; es wird interessant zu sehen sein, ob man Leias Rolle mehr oder
weniger komplett auf eine andere Person überträgt (die von Fishers Tochter
Billie Lourd verkörperte und bereits diesmal mit einer etwas größeren Rolle
gesegnete Rebellen-Offizierin Lieutenant Connix würde sich dafür anbieten) oder
sich etwas ganz anderes ausdenkt. So oder so: Es wird spannend und ich
freue mich darauf!
Fazit: "Star Wars Episode VIII: Die letzten
Jedi" ist ein spektakuläres, atemloses Weltraum-Spektakel, das zwar die Story nicht sehr voranbringt, aber mit reichlich Dramatik,
überraschend viel Humor und zahlreichen unerwarteten und mutigen Wendungen extrem
gut unterhält – auch wenn einige storytechnischen Fan-Erwartungen enttäuscht
werden mögen.
Wertung: 9 Punkte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld oder das jpc-Banner in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld oder das jpc-Banner in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen