Regie: Zack Snyder, Drehbuch: Chris Terrio, Musik: Tom Holkenborg
Darsteller: Ben
Affleck, Gal Gadot, Jason Momoa, Ray Fisher, Ezra Miller, Henry
Cavill, Amy Adams, Ciarán Hinds (Stimme), Ray Porter (Stimme), Peter
Guinness (Stimme), Jeremy Irons, J.K. Simmons, Diane Lane, Joe
Morton, Harry Lennix, Connie Nielsen, Willem Dafoe, Amber Heard, Ryan
Zheng, Billy Crudup, Lisa Loven Kongsli, David Thewlis, Michael
McElhatton, Doutzen Kroes, Eleanor Matsuura, Samantha Jo, Ann Ogbomo,
Kiersey Clemons, Russell Crowe (Stimme), Carla Gugino (Stimme), Kevin
Costner (Stimme), Jesse Eisenberg, Jared Leto, Joe Manganiello, Robin
Wright, Marc McClure, Zack Snyder
Bruce "Batman"
Wayne (Ben Affleck, "Argo") wird bereits seit einiger Zeit von
apokalyptischen Visionen geplagt, von denen er glaubt, daß sie ihn
vor einer kommenden Bedrohung warnen wollen. Folglich setzt er nach Supermans (Henry Cavill, "Krieg der Götter") Tod verstärkt seine Bemühungen fort, ein Team von
Superhelden zusammenzustellen. Diana Prince aka Wonder Woman
(Gal Gadot, "Red Notice") kennt er ja bereits und sie
unterstützt seinen Plan. Auch der ultraschnelle Barry "The
Flash" Allen (Ezra Miller, "Vielleicht lieber morgen")
schließt sich dem Team gerne an, nach anfänglicher Skepsis stößt außerdem Victor "Cyborg" Stone (Ray Fisher, TV-Serie "True
Detective") dazu. Der eigenbrötlerische Halb-Atlanter Arthur
Curry aka Aquaman (Jason Momoa, "Dune") hingegen
hat keinerlei Interesse daran, sich mit anderen Superhelden
zusammenzutun. Das ändert sich, als ein außerirdischer
Bösewicht namens Steppenwolf (in der Originalfassung gesprochen von
Ciarán Hinds, "Elizabeth Harvest") mit seiner Armee von
Paradämonen zunächst die Amazonen und dann die Atlanter angreift,
um ihnen jeweils eine mächtige, geheimnisvolle "Mutterbox"
abzunehmen, die Menschen, Atlanter,
Amazonen und sogar Götter vor Jahrtausenden mit vereinten Kräften von Steppenwolfs
vernichtungswütigem Boß Darkseid (in der Originalfassung gesprochen von Ray Porter)
erobert hatten. Auf sich allein gestellt haben Amazonen und Atlanter Steppenwolf diesmal
wenig entgegenzusetzen, weshalb er nur noch die dritte, von
den Menschen bewachte Mutterbox benötigt, um sie zu vereinen und
damit die Erde zu erobern und Darkseid herzuholen. Batman und Co.
müssen einsehen, daß sie selbst mit vereinten Kräften nicht stark
genug sind, Steppenwolf zu besiegen. Also greifen sie zu einem
verzweifelten Plan: Mithilfe der dritten Mutterbox wollen sie
Superman wieder ins Leben zurückbringen ...
Kritik:
Am
18. März 2021 war es so weit: Nachdem Millionen Zack Snyder-Fans jahrelang mit einer schon irgendwie bewundernswerten,
für "Nicht-Gläubige" zugleich auf Dauer aber auch sehr
anstrengenden Online-Kampagne die Veröffentlichung seines Director's
Cuts des Superhelden-Team-Ups "Justice League" gefordert
hatten, gab Warner Bros. nach und veröffentlichte den vierstündigen
Film auf dem hauseigenen Streamingdienst HBO Max. Wir erinnern uns:
2017 sollte "Justice League" als Opus Magnum des
von Zack Snyder gesteuerten DC Extended Universe in die
Kinos kommen und mit dem Zusammentreffen so populärer Superhelden
wie Batman, Superman und Wonder Woman Unmengen an Geld in die Kassen
von Warner spülen. Eine gewisse Skepsis war zwar vorhanden
angesichts der doch sehr unterschiedlichen Qualität der ersten vier
DCEU-Filme – gerade der inhaltlich direkte Vorgänger "Batman
v Superman" enttäuschte ziemlich –, die sicherlich auch aus
dem verzweifelten Bemühen resultierte, im Schnellverfahren den Erfolgen des konkurrierenden Marvel Cinematic Universe
nachzueifern. Doch die Vorfreude war bei den Fans definitiv gegeben. Doch dann zog sich Zack Snyder nach Beendigung der Dreharbeiten offiziell aus
familiären Gründen vom Film zurück, Joss Whedon – als
Regisseur der beiden ersten "Avengers"-Filme von Marvel
erprobt in Sachen Superhelden-Team-Ups – sollte "Justice
League" in der Postproduktion fertigstellen. Schnell kamen jedoch Gerüchte auf, daß Warner nicht unglücklich sei, Snyder vorübergehend loszuwerden, zumal Whedon reichlich Geld für
aufwendige Nachdrehs zur Verfügung gestellt wurde. Die "Justice
League", die in die Kinos kam, hatte mit Snyders
Vision nicht mehr viel zu tun, enttäuschte die Kritiker und floppte
heftiger, als das selbst die kühnsten Pessimisten geglaubt hätten. Ende der
Geschichte. Wenn, ja wenn da nicht die äußerst loyale
Snyder-Gefolgschaft gewesen wäre, die mit Nachdruck die
Veröffentlichung seiner geplanten Version forderte, befeuert
durch Meldungen über Fehlverhalten Whedons gegenüber den Stars des
Films. Und nachdem sich Warner lange geweigert hatte, gab man dem Drängen doch nach und stellte Snyder für die Fertigstellung
inklusive weiterer Nachdrehs sogar eine mittlere zweistellige
Millionensumme zur Verfügung. Das Resultat wurde als "Zack
Snyder's Justice League" veröffentlicht und ist zweifellos
besser und vor allem ambitionierter als Whedons notdürftig
zusammengeflickte Kinofassung – ist von einem Meisterwerk aber
immer noch weit entfernt und hat mit den gleichen Problemen zu
kämpfen wie andere Snyder-Filme, allen voran "Batman v
Superman".
Wenn
Zack Snyder etwas besonders gut kann, dann Epik. Das hat er bereits
mit der antiken Greenscreen-Schlachtplatte "300" gezeigt, mit seiner ersten Superheldenadaption "Watchmen" und dann
erst recht mit "Man of Steel" und "Batman v Superman".
Bei allen Schwächen, die man diesen Filmen vorwerfen kann und muß –
und die liegen in erster Linie im Drehbuch-Bereich und bei der
Figurenzeichnung –, epische Momente schafft vielleicht kein
Hollywood-Regisseur dieser Tage so überzeugend und scheinbar mühelos
wie Zack Snyder. Das paßt theoretisch wunderbar zum Dunklen Ritter Batman
wie auch zum stets von einem gewissen Pathos umgebenen Superman,
weshalb es kein Wunder ist, daß Snyder zum Mastermind
des DCEU auserkoren wurde. Nur hat es halt leider nicht so richtig
funktioniert. Warum das so ist, kann man an "Zack Snyder's
Justice League" gut erkennen. Seine Version des
Superhelden-Universums ist zwar episch, gleichzeitig aber auch von
einer bleiernen Schwere und einer weitgehenden Humorlosigkeit
geprägt. Das kann in einzelnen Filmen oder mit herausragenden
Drehbüchern wunderbar funktionieren (Christopher Nolans "Dark
Knight"-Trilogie war auch nicht unbedingt ein
Festival der guten Laune), aber wenn man ein ganzes Film-Franchise
darauf aufbauen will, dann ist das sehr riskant. Denn für das
Funktionieren eines solchen Franchises braucht es in erster Linie
Identifikationsfiguren, die das Publikum emotional stark ansprechen.
Paradebeispiel dafür ist logischerweise das MCU, das mit
inspirierten Casting-Entscheidungen sowie viel Humor und Herz dafür
sorgt, daß die Fans mit ihren Lieblingen mitfiebern und sie anfeuern
und, sollten sie tatsächlich irgendwann den Heldentod sterben, sogar um sie weinen. Das ist Zack Synder nie gelungen.
Zwar gibt es auch hier wenig Grund, über die Besetzungen zu klagen –
Henry Cavill und Jason Momoa sind hervorragend gewählt, auch Gal
Gadot macht ihre Sache gut und selbst der zunächst kontrovers
diskutierte Ben Affleck konnte letztlich die meisten Fans hinter sich
bringen –, aber es mangelt einfach an der emotionalen Bindung. Gerade
Superman bleibt in Snyders gewollt stilisierter Inszenierung (mitsamt
betonter Erlöser-Metaphorik) immer irgendwie distanziert und Batman leidet
darunter, daß er mangels eigenen Solofilms nie genügend eigenes
Profil entwickeln konnte. Diese Problematik durchzieht auch "Zack
Snyder's Justice League". Zwar sorgt zumindest Aquaman immer
wieder mal für ein wenig Humor und der von Ezra Miller linkisch bis
an den Rand der Exzentrik verkörperte Flash ist erkennbar als
klassischer "Comic relief" gedacht. Jedoch wirkt das
alles etwas gezwungen – bei der Kinofassung funktionierte es dank Whedons Talent für spritzige Dialoge besser – und will phasenweise nicht recht zur generellen
tonalen Schwere passen, zudem macht das Team nie einen richtig
harmonischen Eindruck.
Immerhin
ist das Gezeigte im Vergleich zur enttäuschenden Kinofassung
trotzdem eine klare Verbesserung. Die düstere Musik von Tom Holkenborg ("Mad Max: Fury Road") paßt
besser als die von Danny Elfman für den Whedon-Cut und die Epik, die
Snyder nicht nur durch die Inszenierung, sondern auch durch den
zusätzlichen, erheblich bedrohlicheren Oberbösewicht Darkseid
erzeugt – als dessen Lakai Steppenwolf hier
lediglich fungiert, wobei er trotzdem glaubwürdiger wirkt als bei
Whedon –, macht die Zusammenarbeit der sonst individualistischen
mächtigsten Superhelden der Erde wesentlich glaubwürdiger. Zudem
hat Snyder seinen Film stärker ins DCEU eingebunden mit
Gastauftritten u.a. von Harry Lennix als Calvin
Swanwick, Jared Leto als Joker, Willem Dafoe als Aquaman-Mentor
Vulko oder mehreren Green Lanterns. Auch Andeutungen auf kommende
DCEU-Filme gibt es – die durch Snyders Entmachtung aber
größtenteils bis komplett hinfällig sein dürften.
Und durch zusätzliche Einführungsszenen von Flash, Cyborg und Aquaman (dessen erster Solofilm ja erst nach Whedons "Justice
League" veröffentlicht wurde) erfahren wir etwas
mehr über die Neulinge als in der Kinofassung, was durchaus
hilfreich ist – wobei Cyborgs Rolle dadurch aber keineswegs so viel
größer wird wie einige Berichte es hatten vermuten lassen. Bei
allen Verbesserungen bleiben allerdings die grundsätzlichen strukturellen
Probleme der Geschichte erhalten, nur daß sie sich nun halt
über vier Stunden erstrecken statt über zwei … So nimmt die in
sechs Kapitel unterteilte Story nie richtig Fahrt auf (was durch die
längeren Einführungen der einzelnen Justice League-Mitglieder sogar
noch deutlicher wird), die Charakterzeichnung bleibt oberflächlich
und der Film wirkt zu lange eher wie eine Ansammlung (durchaus interessanter)
Anekdoten und Einzelgeschichten als wie ein harmonisch
durchkomponierter Film. Eindeutig eine Verbesserung gegenüber der
Kinofassung, aber immer noch kein richtig guter Film. Jedoch:
Die Andeutungen auf die Zukunft des Snyder-DCEU speziell im
ausführlichen Epilog sind zweifellos spannend und wecken die
Neugier darauf, wie es nach Snyders Willen wohl weitergegangen wäre
...
Fazit:
"Zack Snyder's Justice League" ist eine Verbesserung
gegenüber der Kinofassung, die epische, vierstündige
Inszenierung kann letztlich aber nicht über die weitgehend
unverändert gebliebenen inhaltlichen Mängel hinwegtäuschen, allen voran die uninspirierte Story.
Wertung: Knapp 7 Punkte.
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