Eigentlich sah es in den letzten Wochen ja nach einem ziemlich langweiligen OSCAR-Abend aus, da sich in den meisten Hauptkategorien klare Favoriten herausgeschält hatten - darunter "Nomadland" als "Bester Film" und für die beste Hauptdarstellerin (Frances McDormand). Doch die von den Schauspielern am Sonntag Abend vergebenen SAG Awards wirbeln den Status Quo erfreulicherweise doch wieder etwas durcheinander und sorgen zudem für ein historisches Novum: Erstmals gingen alle vier Einzelkategorien der Filmsparte an nicht-weiße Schauspieler! Bei Chadwick Boseman ("Ma Rainey's Black Bottom") ist dies keine Überraschung, er wird höchstwahrscheinlich auch den posthumen OSCAR für seine in der Tat sehr starke Leistung erhalten. Auch Daniel Kaluuya ("Judas and the Black Messiah") hat zuletzt fast alle wichtigen Preise für sich entscheiden können und setzt diese Erfolgsserie bei den SAG Awards fort.
Anders sieht es bei den Frauen aus: Als beste Hauptdarstellerin wurde nicht die favorisierte Frances McDormand geehrt und auch nicht die als ihre härteste Konkurrentin gehandelte Carey Mulligan ("Promising Young Woman"), sondern Chadwick Bosemans Leinwandpartnerin Viola Davis. Das ist keine Sensation, weil Davis, McDormand und Mulligan als realistische OSCAR-Gewinnerinnen gehandelt werden, jedoch lag Davis in diesem Trio bislang eher an der letzten Stelle - nun dürfte sie ob des großen Gewichts der Schauspieler innerhalb der Academy an der Spitze liegen, auch wenn definitiv nichts entschieden ist. Bei den Nebendarstellerinnen konnte sich Youn Yuh-jung aus dem Einwandererdrama "Minari" gegen die Seriensiegerin der letzten Wochen durchsetzen, Maria Bakalova aus "Borat Anschluss Moviefilm" (und auch gegen die junge Deutsche Helena Zengel, die hier im Gegensatz zu den OSCARs ebenfalls nominiert war). Damit sollte sich die OSCAR-Gewinnerin wohl zwischen Youn und Bakalova entscheiden, wobei die übrigen Nominierten Glenn Close, Olivia Colman und Amanda Seyfried auch nicht völlig aussichtslos im Rennen liegen. Die Frauen sorgen in den Schauspiel-Kategorien also für Spannung, während es bei den Männern so aussieht, als wäre alles bereits entschieden.
Bleibt noch der Preis für das beste Filmensemble, die SAG Award-Entsprechung der "Bester Film"-Kategorie. Durchsetzen konnte sich hier "The Trial of the Chicago 7", was zu erwarten war, da OSCAR-Topfavorit "Nomadland" gar nicht nominiert wurde (es ist nunmal kein wirklicher Ensemblefilm). Trotzdem eine starke Leistung, sich gegen den von den Stimmberechtigten offenbar sehr gemochten "Ma Rainey's Black Bottom" durchzusetzen. Damit bestätigt sich, daß Aaron Sorkins schwungvoller historischer Gerichtsfilm der aussichtsreichste Rivale von "Nomadland" in der Königskategorie bleibt, wenngleich seine Siegchancen eher gering sind.
Alle Gewinner inklusive der TV-Kategorien gibt es auf der SAG Awards-Homepage.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen